Agonize – Interview mit Sänger Marc

Mehr Chaos bitte!

 

Während die Welt lieber übertourte Megaacts abfeiert, legte die dresdener Melodic Death Metal Band Agonize abseits der Öffentlichkeit im Februar ein Debüt nach Maß vor und bringt frischen Wind in die Szene.
CHAOS REBORN nennt sich die Scheibe und ist Anlass genug, Euch die Band vorzustellen.
Für eine Fragestunde stellte sich Frontmann Marc gerne zu Verfügung und offenbarte sich als bodenständiger und netter Zeitgenosse, der aber auch ein Freund der deutlichen Wortes ist.

 

Moin Marc. Erst einmal vielen Dank für die Gelegenheit, dir ein paar Fragen stellen zu dürfen. Kommen wir gleich zu den ersten:
Wie alt seid ihr eigentlich und seit wann gibt es Agonize?

Servus Daniel und danke für das Interesse.
Agonize besteht in der jetzigen Besetzung seit Mai 2014. Wir sind zwischen Anfang 20 und Anfang 30.
Genaue Zahlen kenn ich nicht, da ich die alle nicht mag. Ich mache nur Musik mit denen.

Aha. Das mit dem „nicht leiden“ werte ich mal als Verarsche.

Ist es ja auch. Ich mag meine Ronnys

Humor hast Du… und mein Konzept zerstört auch. Tun wir so als wäre nichts passiert und fangen noch einmal an:
Wenn ich „CHAOS REBORN“ höre, muss ich dem Album ein sehr hohes Maß an Eigenständigkeit bescheinigen, aber natürlich auch an verschiedene Bands denken. Einflüsse von Kataklysm und At The Gates sind da genauso präsent wie vereinzelte Old School Death Metal – und Black Metal Elemente.
Welche Bands haben letzendlich dafür gesorgt, das Agonize so klingen wie sie klingen?

Der Großteil der Songs und der Arrangements kommen aus der Feder von André (Gitarre), jedoch haben auch Steven (Gitarre) und Basti (Drums) einen großen Teil beigesteuert beziehungsweise wurden viele Ideen im Proberaum ausgearbeitet.
Die Sache mit den Einflüssen ist eine schwierige Nummer, da wir teilweise sehr unterschiedliche musikalische Backgrounds haben.
Alles in allem haben aber alle schon seit Jahren ihr Wurzeln im Metal, auch wenn beim einen oder anderen privat auch mal andere Musik läuft. Durch diese verschiedenen Einflüsse sind dann die Songs entstanden die jetzt auf CHAOS REBORN geboten werden.

 

„Nachdem ich an Schlagzeug und Bass grandios gescheitert bin, hab ich irgendwann mal ins Mikro gebrüllt und jemand meinte, dass das garnicht so schlecht klingt.“

 

Kommen wir, bevor ich gerne auf ein paar Songs eingehen möchte, zum Sound. Im Review habe ich es in meiner zurückhaltenden Art durchblicken lassen:
CHAOS REBORN klingt sehr modern, hat aber mit diesen unsäglichen Videospiele-Produktionen, bei denen die Drums nach Nähmaschine und die Gitarren nach YouTube-Qualität klingen nichts gemein. Wenn ich da besonders an die letzten Alben von Kataklysm denke, schwillt mir der Kamm.

Wer hat CHAOS REBORN diesen Sound verpasst?

Schlicht und einfach André. Er hat angeboten, dass wir das ganze Ding bei ihm aufnehmen können und er sich auch um Mix und Mastering kümmert. Und das hat er verdammt nochmal auch gemacht!
Er hat der Platte einen gigantischen Sound verpasst und sie so klingen lassen wie sie klingen muss. Er hat vor kurzem auch begonnen andere Bands aufzunehmen und hat mit CHAOS REBORN ein großes Ausrufezeichen für sein „Agordas Studio“ gesetzt.
Bei Interesse einfach ne Mail an contact@agordas.com .

Herzliche Grüße nach Kanada von mir, hehe.
Eine gute Produktion nützt allerdings nichts, wenn die Tracks auf dem Album minderwertig sind.
Bei Agonize sind nicht nur Produktion, sondern auch die Tracks auf international gehobenen Niveau. Dabei kann man allen Protagonisten ein Höchstmaß an handwerklicher Klasse bescheinigen, vor allem dir.
Bestes Beispiel ist Salvation Through Agony. Besagter Song ist ohnehin unantastbar, aber deine Leistung hat vor allem hier ohne Untertreibung Weltklasseniveau.
Naturtalent oder professioneller Unterricht?

Haha. Sagen wir mal so:
Nachdem ich an Schlagzeug und Bass grandios gescheitert bin, hab ich irgendwann mal ins Mikro gebrüllt und jemand meinte, dass das garnicht so schlecht klingt. Von da an war das Mic mein Instrument und über die Jahre habe ich mich wohl auch etwas verbessert.
Unterricht hatte ich bisher noch nie. Abgeneigt bin ich der Sache aber nicht, da es durchaus helfen kann bei mehreren Gigs am Stück, zumal ich mich auch stimmlich nicht warm mache sondern einfach auf die Bühne gehe und Vollgas gebe.

Kann ich auf Dauer nur von abraten! Kommen zum Titeltrack, der perfekt Härte und Melodie vereint.
Die Tempowechsel von Midtempo hinzu schleppenden Passagen und High Speed sind entgegen des Namens absolut nicht chaotisch. Worum geht es in dem Lied?

Das kommt ganz darauf an wer den Song hört. Es geht hier nicht um Dinge die ich persönlich erlebt habe sondern eher um die Szene an sich.
Meiner Ansicht nach muss sich der Metal ein wenig mehr in Richtung seiner Ursprünge bewegen ohne damit den Blick in die Zukunft zu verlieren. Viele Dinge waren damals einfach chaotischer und man hat viele Dinge einfach gemacht ohne sich darüber Gedanken zu machen.
Das Chaos sollte also zu einem gewissen Maße wieder Einzug in den Metal und seine Szene halten. Daher der Titel Chaos Reborn.

Euer Debüt ist sehr homogen und dennoch abwechslungsreich geraten. Erzähle doch bitte einmal, anhand der zwei folgenden Beispiele, wie ein Agonize – Song entsteht und wie lange die Prozess dauert:
Rotten Saints ist ein Vorschlaghammer par excellence, der neben leichten US – Referenzen vor allem der Göteborg-Schule huldigt.
Threnodie hat mit solchen Einflüssen eher nichts zu tun und ist musikalisch eher im Viking Black Metal zu verorten, erinnert durch die deutschen Lyriks auch an frühe Menhir und alte Eisregen.

Diese beiden Songs gehören zu den ersten die wir überhaupt geschrieben haben. Rotten Saints hat André geschrieben und wir haben eigentlich nur noch an ein paar Feinheiten geschraubt. Threnodie hat Basti geschrieben und wurde auch nur minimal angepasst.
Alles in allem ist es sehr unterschiedlich wie lange wir für einen Song brauchen. Die Songs werden meist in Guitar Pro geschrieben und jeder schreibt sich seinen Teil dazu. Im Proberaum kann man also oftmals schon fast einen kompletten Song spielen. Durchschnittlich würde ich aber sagen, dass wir von der ersten Idee bis zum fertigen Song nicht mehr als 2 – 3 Proben benötigen.
An den beiden Songs hört man auch ganz gut die unterschiedlichen musikalischen Einflüsse heraus.
Textlich dauert es dann meist am längsten, da ich in einer bestimmten Stimmung sein muss und Lust darauf haben muss. Da ich im Regelfall aber meist keine Lust habe dauert es halt…

Kommen wir vom Album zu den Konzerten. Als Übergangsfrage möchte ich vorher aber eine eher unbequeme stellen, da mir aufgefallen ist das CHAOS REBORN zwar bei beinahe jedem Review Noten und Bewertungen im hohen Bereich einfährt, aber ich kaum welche finde. Wenn es also an der Klasse der Scheibe nicht liegen kann, woran dann?

Nach meiner ganz persönlichen Meinung liegt es besonders an einer Übersättigung des Marktes. Es gibt tausende Bands welche unter der Genrebezeichnung Melodic Death/Black Metal agieren. Wir haben bisher auch noch keinen richtigen Zugang in den Markt gefunden, versuchen aber derzeit alles um das zu ändern. Aus diesem Grund werden wir zukünftig auch vermehrt versuchen die Werbetrommel zu rühren.

 

„Wer im Nachgang dann aber die Hand aufhält kann sich gern verpissen!“

 

Womit der Sinn unseres Gespräches begründet wäre.
Ich weiß von anderen Bands das sie es schwer haben, überhaupt Gigs zu finden. Oder sie sollen noch dafür bezahlen, um ihre Dienstleistung erbringen zu können. Ihr spielt für eine kleine Band, zumindest was ich so mitbekomme, relativ häufig Live.
Vornehmlich natürlich in der Heimatregion, also Dresden und Umgebung. Beim letzjährigen In Flammen Open Air war das Zelt randvoll, die vielen kleineren Gigs haben also gefruchtet. Wer Euch noch nicht kannte, hat das mit der höchst möglichen Aufmerksamkeitsspanne nachholen können.
Wie geht es dieses Jahr weiter? Kann man Agonize dieses Jahr noch außerhalb Eures Einzugsgebietes zu sehen bekommen?

Geplant ist derzeit noch nicht wirklich viel. Wir sind momentan auch sehr stark wieder am Songwriting dran. Für das nächste Jahr gibt es bereits eine Anfrage eines Festivals aber wir arbeiten daran, dass das noch etwas mehr wird.
Zum Thema für eine Dienstleistung bezahlen:

Wir werden definitiv nie Geld für ein Review zahlen oder an einer pay-to-play-Veranstaltung teilnehmen. Das mag für viele vielleicht blauäugig klingen, aber wir haben nicht vor mit dieser Band reich und berühmt zu werden. Und aus diesem Grund stopfen wir niemandem Geld in den Rachen. Wer ein Review schreiben möchte kann das sehr gern tun.
Für Interviews nehmen wir uns ebenfalls sehr gern Zeit. Wer im Nachgang dann aber die Hand aufhält kann sich gern verpissen!

Da ich auch schon erleben durfte, was so mancher Veranstalter so veranstaltet, kann ich diese Einstellung nachvollziehen. Auch wenn man so manche „Magazine“ betrachtet und vor allem sogenannte „Kollegen“, die sich gerne einmal zu Herrenrasse erklären, wünsche ich mir mehr Leute mit dieser Einstellung. Marc, ich danke für das Gespräch und wünsche alles Gute für die Zukunft!

Vielen Dank nochmal für das Interesse an unserer Kapelle. Wir werden noch ein paar Jahre aktiv sein und sicherlich auch in diversen Regionen Deutschlands / Europas und vielleicht auch der Welt unterwegs sein. Die Szene ist derzeit etwas lahmarschig und faul aber wir sind zuversichtlich, dass die Zukunft Besserung bringt. Viel Erfolg mit eurem Magazin. Haut rein!

Abschließend sei noch erwähnt:
Wer am Album Interesse hat oder die Band buchen möchte, der kann sich über deren Facebookseite mit der Band Kontakt aufnehmen.

 

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