Dornenreich

15 Jahre Dornenreich, zurück zu den Black Metal Wurzeln mit dem neuen Album Flammentriebe und eine kurze Tour durch den deutschsprachigen Raum, das sind natürlich einige Gründe um sich mit Sänger und Gitarristen Jochen „Eviga“ Stock vor dem Konzert im Volxhaus in Klagenfurt zu unterhalten.

Danke für die Zeit so kurz vor der Show – die Tour hat ja gestern angefangen, kann man, wenn man das kleine Problem mit dem Ausfall des Tourbusses außen vor lässt, von einem erfolgreichen Start reden? Wie war der Besuch so?

Ja, es war sehr erfolgreich, man kann von einem guten Start reden. Die Halle war wirklich voll und es war wirklich ein tolles Publikum. Die waren voll bei der Sache und haben gewusst warum sie da waren – wegen der Musik und der Leidenschaft.

Was erwartet ihr euch denn so von der Tour im Allgemeinen?

Wir wollen unsere Botschaft wieder gut rüberbringen. Zudem ist es schön, wenn man die Leute wieder sieht, die das Ganze schon von Anfang an verfolgen. Das war auch gestern in München schon so, da waren Leute in den ersten Reihen, die schon bei unserem ersten Konzert vor 11 Jahren in Innsbruck waren. Das ist dann schon schön, wenn der Langzeiteffekt da ist. Dann kommt dieses Mal noch dazu, dass wir beide Seiten, also Akustik und Metal, zeigen, da ist vielleicht die Wirkung eine noch bessere. Und es war auch gestern bereits fantastisch, dass neben den langjährigen Wegbegleitern auch viele, viele neue Gesichter zu sehen waren.

Ist das Doppel-Set mit Akustik- und Metalshow eigentlich was Spezielles für das Jubiläum oder war das sowieso schon länger geplant?

Es war schon länger geplant, es war nur Zufall, dass es jetzt mit dem Jubiläum zusammen fällt. Wir wollten es echt schon länger wieder machen, weil es doch sehr wichtig ist und uns auch auszeichnet, nämlich dass wir beide Seiten beherrschen und dass man beide Seiten zu etwas besonders Lebendigem und Vielseitigem verbinden kann.

Heute ist ja auch der Releasetermin für euer neues Album – Flammentriebe – wie ist denn die Resonanz so bisher?

Könnten wir uns echt nicht besser wünschen, muss ich sagen. Nicht mal zu Her von welken Nächten Zeiten haben wir so viel an äußerst guter Resonanz bekommen, vor allem auch aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland haben wir sehr viele positive Kritiken bekommen.

Es geht ja wieder mehr in die Richtung von Her von welken Nächten, wann ist da die Entscheidung gefallen, dass es wieder ein Black Metal Album wird?

Das war recht schnell, schon parallel zu In Luft geritzt habe ich immer wieder zur E-Gitarre gegriffen. Es war auch klar, dass wir nach einem Akustik-Album genau ein solches Album wie das jetzt aufnehmen wollten, weil da meiner Meinung nach beide Alben sehr viel gewinnen. Wenn man das Akustik-Album hört und dann die Flammentriebe, da tun sich dann noch mehr Dimensionen auf und es wird einem dann noch mehr bewusst, wie viel wir in Musik an sich sehen. Auch wenn man denkt, dass wir Jagd mittlerweile ja nur mehr als Metal-Stück spielen, merkt man auch, dass es uns nur um die Musik und nicht um die Instrumentierung geht.

Die Songs sind dann also parallel zu In Luft geritzt entstanden?

Ja es hat damals angefangen. Ich habe auch schon den Titel und das Konzept parallel zu In Luft geritzt gehabt. Es sind aber auch einige ältere Ideen dabei, die bis ins Jahr 2001 zurückreichen, also kurz nach Her von welken Nächten. Die meisten Lieder sind aber zwischen 2007 und 2010 entstanden.

Was kann man jetzt eigentlich unter Flammentriebe verstehen? Was willst du uns mit dem Titel aussagen?

Im Grunde ist es symbolisch, metaphorisch, wie bei mir eigentlich immer und im Titel sind ja auch schon viele Polaritäten versammelt, der Trieb kann ja von einer Pflanze sein, dann aber auch der menschliche Trieb. Dort gibt es auch wieder die zwei Seiten Lebenstrieb und Todestrieb. Es geht immer um die Suche nach einer gewissen Balance zwischen all den Ebenen. Der Flammenmensch, der in den Texten oft auftaucht, ist dann mehr ein Mensch der sich dem Todestrieb verpflichtet hat. Die Flamme ist für mich ein Zeichen von Leidenschaft und Potenzial, dass man in sich trägt als Mensch. Das kann aber auch kippen, so wie Feuer gleichzeitig einen wärmen aber auch verbrennen kann. Das ist zwar ein oft bemühtes Bild, aber es funktioniert sehr gut. Dadurch, dass wir immer wieder ein Konzept verfolgt haben, in dem die Elemente immer wieder vorkommen, hat das auch gut gepasst und es soll ja auch etwas Zivilisationskritik sein. Eben, der Flammenmensch will immer mehr und immer mehr und das Ganze ist dann nicht mehr zyklisch, aber die Flamme, die brennt nieder, zerstört sogar einiges, und dann bleibt Asche übrig und aus Asche wird zyklisch wieder was Neues. Bei uns Menschen kann man sich ja jedoch nicht mehr sicher sein, was wir aufgeben bzw. was uns „Asche“ meint. Unzählige LKW fahren auf der Straße, egal ob Winter oder Sommer ist. Wir Menschen ziehen unseren Lebensstil durch, egal was in dem großen Naturzyklus, von dem wir ja nur ein kleiner Teil sind, so abgeht. Ich will da aber nicht moralisieren, ich nehme mich da auch nicht raus, ich habe ja selber genügend Züge dieses Flammenmenschen in mir, ich wollte aber das Thema einfach mal ansprechen. Diese Nicht-Balance zwischen Menschheit und dem gesamten Lebenskreis ist doch sehr dramatisch worden – und all das wollte ich thematisieren, nicht ohne eine gewisse Reintegration des menschlichen Individuums ins Lebens- bzw. Naturganze zu beschwören.

Das Artwork stammt ja von deinem Vater – war es von Anfang an klar, dass er es beisteuert?

Es war relativ schnell klar, ja, allerdings ist dieses Bild nicht – wie früher oft der Fall – speziell für das Album gemalt worden. Es ist ein altes Bild aus der Zeit von Bitter ist‘s dem Tod zu dienen, deutet aber vieles von dem an, um was es in „Flammentriebe“ geht.

Produzent Markus Stock – war sicher auch wieder klar?

Manche Bands wollen immer mal wieder einen neuen Produzenten ausprobieren – wir haben ja auch die In Luft geritzt mit einem anderen Produzenten aufgenommen – aber diese Loyalität oder Treue die man mitunter entwickelt, wenn man öfter mit dem gleichen Produzenten arbeitet – es war ja schon die fünfte Produktion mit Markus Stock – hat sich für uns wirklich ausgezahlt. Man kennt so ja die Stärken und Schwächen des jeweils anderen, die Kommunikation ist dementsprechend einfach und wir haben auch sehr konzentriert gearbeitet, da die Studiozeit – bewusst – recht knapp bemessen war für die Komplexität des Albums. Da ist es dann ja auch wichtig, dass die Chemie zwischen den Leuten, die zusammen arbeiten, stimmt.

Vor einigen Wochen war ja mal die Meldung zu hören, dass es möglicherweise das letzte Album von Dornenreich in Metal Besetzung sein wird – die Leute haben da ja das möglicherweise nicht so richtig berücksichtigt – wie ist da der heutige Stand?

Eine gute Frage, wir haben ja wirklich von Anfang an immer gesagt, möglicherweise ist es das letzte Album, ich meine wir haben jetzt das siebte Album veröffentlicht in 15 Jahren Bandgeschichte, und es ist ja nicht selbstverständlich, dass eine Band überhaupt so lange gibt und dass wir einfach immer so weitermachen. Wir wollen uns das alles offen halten und nichts kategorisch ausschließen, das wäre bei uns ja sowieso lächerlich, da wir ja sowieso unberechenbar sind und immer dem folgen, was wir gerade für richtig halten.

Dann reden wir mal ein bisschen über die Geschichte und die letzten 15 Jahre. Wie gern erinnerst du dich denn an die Anfangszeiten mit der Veröffentlichung von Nicht um zu sterben?

Es ist unglaublich. Wenn man älter wird, entwickelt man so ein gewisses Gespür für Zeitspannen. Mittlerweile weiß man, wie lang sich 10 Jahre anfühlen können oder noch mehr. Ja ich hatte damals eine ganz andere Wahrnehmung, als ich 16 war und das erste Mal ins Studio ging. Dann haben wir ja auch gleich einen Vertrag unterschrieben und es war einfach das Größte, wir gehen ins Studio und nehmen ein Album auf – wo darf ich unterschreiben – wem darf ich meine Seele verkaufen? Nein, im Ernst: unser erster Vertrag mit CCP war wirklich nicht gut für uns, aber generell war es eine schöne Zeit, damals auch noch in anderer Besetzung. Es freut mich da natürlich sehr, dass Gilvan wieder mit dabei ist, jetzt schon länger auch als Manager bzw. Booker. Früher waren die Aufgaben ja nicht so genau verteilt, aber heute funktioniert das mit uns 3 doch sehr gut, da jeder etwas andere Talente mitbringt und in Summe tut das Dornenreich wirklich gut.

Mit Her von welken Nächten und Bitter ist’s dem Tod zu dienen seid ihr dann doch sehr schnell zu einer der größten Metalhoffnungen in Österreich aufgestiegen – wie kann man da mit dem schnellen Aufstieg leben? Wie sehr verändert der Erfolg einen?

Ja das war früher gar nicht so leicht. Wir haben die Her von welken Nächten aufgenommen als wir 19 waren, und da weiß man einfach noch nicht so genau wie es in der Welt zugeht, man meint es, aber man tut es nicht. Ja und spätestens als Gilvan ausgestiegen ist, haben wir gemerkt, dass wir noch nicht alles kapiert haben. Damals ist auch der Altersunterschied zwischen mir und Gilvan mehr ins Gewicht gefallen als es heute der Fall ist, ich meine wir waren 16 und er war fast 20 und das ist in dem Alter doch ein großer Unterschied.

Durch den Traum war ja dann nach dem nächsten Ausstieg wie dein Soloalbum. War es da klar, dass du nach dem Ausstieg von Valnes weiter machst, oder hattest du schon mal die Gedanken Dornenreich zu begraben?

Die ersten Wochen und Monate waren nicht so lustig, wenn mal plötzlich alleine in der Band ist. Ich habe mich aber dann doch schnell wieder geöffnet und Kontakte geknüpft, eben zu Gilvan und auch zu Inve. Da habe ich dann auch gemerkt, dass in dieser Konstellation noch vieles möglich wäre. Ich habe in dieser Zeit auch schon die ersten Stücke von In Luft geritzt geschrieben, Meer oder Drang z. B. Allerdings habe ich auch überlegt, ob ich es nicht lassen soll, so ehrlich war ich zu mir, ich hätte es aber wahrscheinlich nicht lassen können. Die Leidenschaft für Musik bzw. künstlerischen Ausdruck war und ist sehr stark in mir.

Auf In Luft geritzt ist dann Inve zum ersten Mal als vollwertiges Mitglied dabei – war es gleich klar, dass er bei Dornenreich einsteigt?

Naja, wir haben uns einmal auf einem Konzert getroffen und gesagt, dass wir mal wieder gemeinsam spielen könnten; der eigentliche Aufhänger war aber die Prophecy-Konzertnacht zum 10-jährigen Jubiläum des Labels im Jahr 2006, dann haben wir geprobt und auch Lieder zusammen geschrieben. Wir haben dann sofort gemerkt, dass es passt, da es auch mit den Stücken sehr schnell voran ging, dann wurden mehr Konzerte geplant und irgendwann wurde das Album aufgenommen. All das hat sich ganz natürlich entwickelt bzw. sich so ergeben.

Dann kam die erste DVD mit dem Titel Nachtreisen wo ja unter anderem der Headliner Auftritt am Summer Breeze enthalten ist. Damals war ja auch euer Produzent als Bassist auf der Bühne. Könntest du dir vorstellen, dass ihr mal wieder mit Gastmusikern auftreten werdet oder gar auf Tour gehen werdet?

Es war ja damals schon eine sehr spezielle Situation. Markus Stock und Thomas Helm hatten beide Zeit und dann kam das Angebot vom Summer Breeze, dort als Headliner zu spiele. Da dann auch noch Roax Films, die für uns die DVD gemacht haben, am Summer Breeze mitschneiden und sich die Gelegenheit ergab, mit 10 Kameras zu arbeiten, war das natürlich sehr reizvoll. Es wäre schon wieder schön, einen solchen Auftritt zu haben. Sollten wir mal wieder eine DVD aufnehmen, so wird das Konzert wohl wieder in größerer Besetzung stattfinden. Wir wollen aber doch das festigen, was wir mit 3 Musikern machen können. Es wird ja dann immer schwieriger wenn man immer Session-Musiker benötigt – und zwar in jeder Hinsicht.

Wird es auch ein Special geben zum 15 jährigen Jubiläum?

Wahrscheinlich schon, ja. Am schönsten wäre es ja in der Heimat in Tirol. Es ist aber noch nichts spruchreif.

Ja dann wären wir am Ende, du darfst dann noch ein paar letzte Worte loswerden.

Danke an alle da draußen für euer Interesse und eure Leidenschaftlichkeit!

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