Edenbridge – Lanvall

Quelle: edenbridge.org

Seit gut 15 Jahren sind sie nun schon unterwegs und gelten als einer der wichtigsten Vertreter der österreichischen Metalszene. Die Rede ist von den Linzern Edenbridge. Im Zuge ihres Auftrittes im Salzburger Rockhouse schnappten wir uns Mastermind Lanvall um mit ihm über Live-Auftritte in österreichischen Landeshauptstädten, Crowdfunding und sein neues Projekt Voiciano zu sprechen.

Ihr habt ja gestern mit dem zweiten Teil eurer The Bonding Tour in Graz begonnen, kann man von einem erfolgreichen Start sprechen?

Ja, erfolgreicher Start ist natürlich immer relativ. Es ist natürlich während der Woche immer schwer dass man Leute anzieht, wir haben den Club leider am Samstag nicht mehr bekommen und da Salzburg bereits für Freitag bestätigt war mussten wir auf Donnerstag ausweichen. Aber in Anbetracht dessen war es wirklich okay, auch von den Leuten und spielerisch glaub ich auch. Momentan hat uns halt einfach der Krankheitsteufel erwischt. Nach der England-Tour sind wir alle krank geworden, Sabine besonders, und es war jetzt auch nicht ganz klar ob Dominik bei diesen zwei Gigs dabei sein kann da dieser bis gestern früh noch im Bett gelegen ist. Es ist dann doch ganz gut gegangen und er konnte doch spielen.

Ich hab ein wenig in eurem Tour-Archiv gestöbert und dabei ist mir aufgefallen, dass da kein Termin in Salzburg dabei war. Hab ich da nun schlecht recherchiert oder wart ihr wirklich noch nie hier?

Wir waren auch noch nie in Graz und ja Salzburg waren wir wirklich noch nie. Es ist seltsam aber wir haben in Österreich eigentlich immer Linz und Wien gemacht, ich meine Linz ist klar da wir ja von dort kommen und Wien war immer sehr gut in der Szene aber dieses Mal hat es endlich mal geklappt, dass wir wirklich die 5 großen Städte bekommen. Es hat vielleicht auch damit zusammengehängt dass die Promo für das letzte Album in Österreich doch sehr gut war.

Wie würdest du denn die Tour jetzt mit der vor ein paar Wochen in England vergleichen?

Ich kann zu Österreich natürlich noch nicht viel sagen, nächste Woche haben wir natürlich Heimspiel da schaut es schon gut aus, auch von den Leuten her. Man merkt natürlich, dass wir vor der England-Tour doch eine längere Live-Abstinenz hatten und da dauert es schon mal 2-3 Konzerte bis du wieder soweit drinnen bist, dass du auch selbst zufrieden bist. Wenn man ständig spielt dann ist das natürlich was anderes.

Ihr habt ja heuer bisher noch nicht so viele Festivals bestätigt. Liegt es daran, dass ihr nicht so gerne Festivals spielt oder hat sich einfach die Gelegenheit nicht ergeben?

Eher im Gegenteil, mittlerweile kommen ja die Anfragen oft von Festivals, es haben sich aber nur die paar ergeben. Es ist momentan einfach sehr schwierig für diesen Female Fronted Metal auf Festivals, das ist nicht die Richtung die gebucht wird, außer du bist jetzt natürlich eine Größe wie Within Temptation, Nightwish, eventuell noch Epica. Man sieht es aber auch bei anderen Bands, auch welchen die knapp über uns sind wie Xandria oder diese Liga.

Kommen wir mal zu eurem letzten Album The Bonding, das ja doch schon eine Zeit auf dem Markt ist. Wenn du es jetzt noch einmal angehen würdest, würdest du etwas anders machen?

Ich würde nichts ändern, das Album ist für mich so perfekt wie es ist. Es ist für mich allgemein so wenn man ein Album macht und alles was man anders machen will versucht man dann eh beim nächsten Album so abzubilden. Das sind einfach die Zeichen der Zeit und man entwickelt sich ja auch weiter, als Mensch, als Komponist als Musiker und das fließt dann auch beim Songwriting für das nächste Album mit ein.

Ihr habt auch wieder mit einem echten Orchester zusammengearbeitet, wie kam da die Idee es wieder so zu versuchen?

Es war relativ schnell klar, dass wir es wieder mit einem echten Orchester versuchen wollen, nur hatten wir das Problem, dass wir nicht wussten wie wir es finanzieren sollen. Wir haben zu der Zeit ja nicht mal einen Plattenvertrag gehabt. Wir wollten bei Napalm nicht mehr verlängern und waren auf der Suche und dann auch relativ schnell mit SPV in Kontakt, die hatten dann aber auch eine Umstrukturierung gehabt, waren ja insolvent und haben neue Investoren bekommen. Dadurch hat sich das Ganze auch gezogen und gezogen und dementsprechend hat sich das auch entwickelt. Aber zurück zum Orchester, ja da ist dann ein riesen Fan von uns eingesprungen und hat uns eben gesagt er würde ein Drittel der Orchesterkosten sponsern und da war dann auch klar, dass wir den Rest über die Fans machen wollen und das haben wir dann auch komplett hereinbekommen, das ist schon fantastisch.

Musikalisch fällt für mich der Titelsong The Bonding doch relativ stark auf, ich meine 15 Minuten, extrem komplex, wie gehst du denn an so einen Song heran?

Man fängt eigentlich an wie bei jedem Song, man hat eine Idee und das waren in dem Fall die ersten 9 Minuten, also bis zum ruhigen Teil. Dann ist es einige Monate liegen geblieben und ich hatte keine Idee wie der Song weitergehen soll, mir war nur klar, er muss weitergehen, das kann nicht das Ende sein weil es einfach vom Aufbau nicht passt. Dann kamen der zweite Teil und wieder eine Pause und auch der dritte Teil hat sich ergeben und hat sich auch super eingefügt und das war dann der Punkt. Man muss einfach manchmal eine Pause machen um frische Ideen zu sammeln um nicht zu verkrampft an die Sache heranzugehen, nur damit es unbedingt fertig wird.

Wie würdest du denn prinzipiell den Unterschied zwischen The Bonding und Solitaire sehen, wenn du so auf das Songwriting oder die Herangehensweise schaust. Hast du da etwas anders gemacht?

Ja es war dieses Mal schon anders, insofern dass ich die Songs dieses Mal alle parallel entwickelt habe. Ich habe mit den Songs parallel angefangen und die Ideen verbraten und bin dann so weiter gegangen, dass ich wenn mir die Ideen ausgegangen sind den Song wieder zurückgestellt habe und an einem anderen Song weitergearbeitet habe. So sind dann die Songs gewachsten und das war auch das Spannende am Prozess für das letzte Album.

Ihr seid ja schon sehr lange unterwegs, hattet auch einige Besetzungswechsel. Neu dabei ist jetzt auch der Wolfgang, der ja eigentlich aus einer ganz anderen musikalischen Ecke kommt. Wie kam es denn dazu, dass er bei euch einsteigt?

Ist ja beim Max eigentlich auch nichts anderes, die kommen ja beide doch aus dem Death Metal Bereich. Der springende Punkt ist aber eigentlich, dass es in Österreich relativ schwierig ist geeignete Musiker zu finden. Die die wir in der Band haben sind so ziemlich die Top-Musiker im Metal-Bereich, die wir in Linz haben. Es ist auch super, dass es das erste Mal in der Bandgeschichte ist, dass alle aus derselben Stadt kommen. Sabine und ich wohnen zwar ein wenig außerhalb, aber das ist auch nur eine viertel Stunde. Das ist dann doch auch einfach, wenn man sich schnell einmal eine Probe ausmachen kann.

Ihr hattet ja, wenn man das Jahr 1998 als Gründungsjahr nimmt, letztes Jahr euer 15-jähriges Jubiläum. Wenn du jetzt so auf all die Jahre zurückblickst, hättest du etwas anders machen sollen?

Das ist eine gute Frage, ich würde mal sagen ja und nein. Nein weil es einfach so gelaufen ist wie es gelaufen ist und man muss einfach immer nach vorne schauen. Andererseits würde man aus gewissen Erfahrungswerten natürlich etwas anders machen. Man hätte natürlich alles mehr ausreizen können. Wir waren ja Mitinitiatoren von diesem Stil mit Bands wie Within Temptation, Nightwish und After Forever, noch lang vor Xandria oder Epica, und sind da schon ein wenig ins Hintertreffen gelangt. Es ist einfach so gelaufen wie es ist. Letztendlich haben wir uns immer der Musik verpflichtet gefühlt und sind nie irgendwelchen Trends nachgegangen, zum Beispiel das letzte Nightwish Album war so super wir müssen jetzt unseren Stil auch so anpassen. Wir sind einfach unseren Weg gegangen und das war auch der Weg mit dem du auch auf lange Sicht überlebst. Wenn ich sehe welche Einbrüche andere Bands in den Verkaufszahlen haben ist das bei uns doch eher wieder gewachsen und da weiß man einfach dass man auch eine Menge richtig gemacht hat in dem man sich selber treu bleibt.

Du arbeitest ja derzeit mit Sabine an einem Akustikprojekt namens Voiciano. Wie ist denn die Idee entstanden einmal etwas Ruhigeres anzugehen?

Es war im Prinzip der Prozess des letzten Albums der sehr schwer und anstrengend war. So ein Album zu produzieren und auch der Mix, die zwei Wochen in England, das war schon hart da alles einzubinden, das war teilweise schon ein Kampf. Du kannst zum Beispiel nicht jeden beliebigen Gitarrensound wählen da dieser dann mit anderen Details wieder nicht funktioniert, das kollidiert dann zum Beispiel wieder mit dem Orchester. So muss man sich dann Schritt für Schritt vorarbeiten. Es sind dann auch Erfahrungen die wir gemacht haben, als wir zum Beispiel in Vietnam gespielt haben, nur zu zweit nur mit Klavier und Gesang und ich dann auch noch viele Ideen in der Hinterhand hatte, die sich genau für so ein Projekt eignen war es naheliegend einmal etwas komplett anderes zu machen und dafür einmal die Iden zu sichten und zu verarbeiten und das hat mich dann auch gleich inspiriert neue Songs zu schreiben. Der Prozess ist dann auch super, ich spiele zum Beispiel bei Voiciano den ganzen Song Live am Klavier durch ein, und das ohne festgelegten Timing-Bezug. Da ist dann einfach zusätzliches Leben im Song. In einer Metal-Band bist du einfach auf exaktes Timing angewiesen und das ist hier nicht der Fall. Das darf auch einmal variieren. Was dann aber umso schwieriger ist ist ein anderes Instrument zum Klavier dazu zu spielen. Das war ein spannender Prozess. Ich habe auch neue Instrumente gelernt, Hackbrett zum Beispiel was total genial klingt.

Finanziert wird das Album über Crowdfunding, da habt ihr euch ja einiges überlegt wie zum Beispiel einen gemeinsamen Skiausflug mit euch beiden. Wie kam die Idee, dass ihr euch da kein Label sucht und ihr es über diesen Weg versucht?

Die Idee kommt eigentlich daher, dass du zwar als Musiker von einer anderen Band bekannt bist, die Plattenfirmen aber Bands signen und keine Musiker. Es wird Edenbridge gesignt und nicht ich oder Sabine. Daher ist es umso schwieriger, gerade weil es ja auch kein Metal ist. Natürlich hätten wir eine Plattenfirma finden können nur kriegst du defacto keinen Vorschuss. Daher haben wir gleich beschlossen es selber zu machen, da wir ja auch gute Erfahrungen gemacht haben, mit unserem Live-Album und zuletzt auch mit dem Orchester. Es war wieder toll. Die allererste Bestellung die hereingekommen ist, ca. 20 Sekunden nachdem wir es gepostet hatten, war schon das gemeinsame Treffen mit jemanden aus der Schweiz. Es ist aber schon schwierig ein neues Projekt zu etablieren, die Leute sind da wirklich vorsichtig, auch unsere Fans. Daher machen wir jetzt auch diese Webisodes wo wir das Projekt vorstellen.

Als Gastmusiker habt ihr bisher ja Jim Peterik und Arjen Lucassen verpflichtet, außerdem arbeitet ihr ja mit der jungen Philharmonie Freistadt zusammen. Wie kommt es da eigentlich zur Zusammenarbeit?

Grundsätzlich kennen wir alle Leute die hier mitmachen schon relativ lang. Jim Peterik zum Beispiel kenne ich auch schon 10 Jahre, wir haben uns einmal in Ludwigsburg getroffen wo er mit Pride Of Lions gespielt hat und waren auch immer wieder im Kontakt, ich hab ihm auch immer die Edenbridge Alben geschickt, und da war er sehr begeistert. Das ist schon toll, wenn ein Musiker von dem Format, der immerhin eine so unbedeutende Nummer wie Eye Of The Tiger geschrieben hat, sich deine Musik anhört und sagt, dass ihn die Musik berührt und er gerne dabei ist. Arjen Lucassen war ziemlich ähnlich, den haben wir vor 10 Jahren in Belgien getroffen und waren immer wieder in Kontakt und haben auch Alben ausgetauscht. Ja und so war es auch mit den anderen Musikern die noch zu hören sein werden. Es ist noch ein ganz großes Gesangskaliber dabei, das ist aber noch nicht ganz fix, da hoffen wir noch dass es für ein Duett was wird. Er hat zumindest Interesse bekundet.

Wird es Voiciano dann auch Live zu bewundern geben?

Absolut, das Schöne an dem Projekt ist, dass wir es zu zweit nur mit Klavier performen können. Es lässt sich dann zwar auch in einer vollen Besetzung mit den anderen Instrumenten auch umsetzen, aber theoretisch reicht es mit Klavier und Gesang, da dies ja die Basis ist.

Viele Bands veranstalten ja derzeit Konzerte mit Orchestern, Rage, Dream Theater oder auch Dimmu Borgir. Kannst du dir vorstellen dass ihr das auch einmal macht?

Ja, aber das ist natürlich eine Frage der Finanzierung. Es war sogar einmal im Gespräch, dass wir das in Asien machen, in Indonesien, aber so etwas scheitert normalerweise an der Finanzierung. Das ist in Österreich fast nicht durchführbar. Du brauchst für sowas auch die geeignete Location. Ich glaube wir haben dafür auch nicht die Größe vom Publikum her. Vielleicht gibt es aber einmal jemanden der so etwas mit uns machen will, da wir ja doch bekannt dafür sind vieles mit Orchester zu machen, das wäre auch mit uns nicht so schwer, da die Partituren für die letzten 3 Alben alle existieren.

Dann wäre ich mit meinen Fragen schon am Ende, die letzten Worte überlasse ich natürlich dir.

Ja, unser Album ist immer noch frisch obwohl es schon ein Jahr am Markt ist und hört rein in Voiciano.

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