Interview mit Ferdy Doernberg

Ferdy Doernberg ist seit Jahren ein wahrer Tausendsassa in der nationalen und internationalen Musikszene. Völlig egal ob es dabei um die akustische Gitarre / die Slideguitar, das Piano / die Keyboards, Hammondorgel, Synthesizer, Mandoline oder um das Akkordeon geht: Ferdy ist dabei. Kennen tun ihn wohl die wenigsten als Singer / Songwriter auf Solopfaden die nicht oft mit Rock´n´Roll, bzw. Metal zu tun haben, aber ihr kennt alle seine Werke mit Axel Rudi Pell & Rough Silk, zudem wirkte er u.a. auf Alben von Holy Moses, Matt „Gonzo“ Roehr, Roland Grapow, Destruction, Freedom Call, Metalium, Tom Angelripper, Eden´s Curse, Masterplan, Autumn Leaves, uvm., mit.

Auch teilte er die Bühne bereits mit allen erdenklichen „Helden“ des Rock und Metal und hat ein Faible für (auch deutschsprachigen!) Streetpunk. Sein musikalisches Engagement reicht vom Songwriting bis zur Produktion denn in seinem eigenen „Droehnwerk“-Studio ließen sich u.a. Mike Terrana, Brainstorm, Masterplan, und, und, und…bereits Songs und Alben von ihm veredeln. Auch Instrumentenunterricht wird von Ferdy angeboten. Sein musikalisches Verständnis ist weit gefächert und er schaut nicht explizit auf´s Genre sondern macht das, was er will sonst wären da bestimmt auch nicht die Engagements für Pop- und Schlagerstars wie zum Beispiel Roy Black, Howard Carpendale,  & Herbert Grönemeyer…

Ferdy Doernberg feiert in 2 Jahren ein rundes Geburtstagsjubiläum, ist englisch-deutscher Nationalität und (noch) verheiratet mit Anke Doernberg, ihres Zeichens Ex-Bassistin bei NIKKI PUPPET und nun für Rough Silk tätig. Außerdem ist er auf beinahe jedem Konzert im Umfeld anzutreffen, wenn er nicht selbst unterwegs ist, kurzum:

Dieser Mann ist durch und durch Musik und lebt Musik.

Grund genug für uns mal nachzuhaken, wie sein Resümee rückblickend auf seinen Werdegang, bzw. seiner Entwicklung und Karriere aussieht…und ob er bereits handfeste Pläne für die Zukunft im Hinterkopf hat!

(Quelle: F.Doernberg´s Homepage, Wikipedia, eigener Magazin- und CD Fundus)

Ich las, dass Dein Musikerleben mit sechs Jahren recht früh begann. Lag das eher an deinem komponierenden Vater, den manchmal damit verbundenen Zwängen der Eltern oder…

Seit dem ich ein kleines Kind bin, mache ich Musik. Ich bin schon sehr früh in die Musik reingewachsen und hatte viel Spaß am Klavier und im Musikunterricht.

Wann hast du mit welchem Album / mit welcher Band angefangen professionell Musik zu machen?

Professionell heißt ja prinzipiell, dass man davon leben kann… das war mit ROUGH SILK  natürlich. Während meines Abiturs haben wir den Plattenvertrag bekommen und zwischen 2 Gigs in Bielefeld und Karlsruhe habe ich meine mündliche Prüfung in Hannover gemacht. Das ging so ganz gut los und lief bis zur Grunge-Zeit ganz ordentlich, in der niemand solche Musik mehr hören wollte, bzw. nur noch sehr wenige Menschen auf die Musik ansprangen. Ich ging der Arbeit als Studiomusiker nach und war nebenbei beim Roten Kreuz als Musiktherapeut beschäftigt. Ein paar Jahre später, ging es dann ja auch wieder musikalisch aufwärts.

Was ist dir eigentlich lieber, dein Soloprogramm oder das Spielen in einer gefestigten Band?

Das ist mir ziemlich egal, solange es gut ist. Ich spiele gern laut und ich spiele auch gern leise, am liebsten mit guten Leuten. 

Mit ROUGH SILK hast du ja bereits so einiges erlebt, ihr konntet Dank eurem Stil mit ziemlich vielen verschiedenen Bands touren weil euer Sound immer irgendwie gepasst hat…Egal ob Helloween, Kingdom Come, Tankard,…

Nee, mit Tankard und Kingdom Come haben wir nur mal ein paar Festivals gespielt, mit Helloween hatten wir ´ne gesamte Tour. Wir sind ja live auch ein bisschen härter, deswegen hat das immer auch ganz gut gepasst. Es gab bei ROUGH SILK ja auch immer solche Phasen…da haben wir mal etwas härter gespielt was gut zur Tour mit Sick Of It All gepasst hat und andererseits gab es auch Phasen, in denen es gemäßigter zur Sache ging. Auch bedingt durch Line-Up Wechsel änderte sich der Sound hier und da. Nun haben wir knapp 3 Jahre nicht mehr gespielt, wollen grade anfangen mehr live zu spielen. Herbert (Hartmann), der Original-Drummer ist wieder dabei und es sollte wieder rockiger werden, nicht mehr ganz so metallisch.

Was lief denn bei ROUGH SILK über die Jahre schief?

Die „große“ Zeit war ja bis 1996. 1998 ging auch noch, da hatten wir die Tour mit Savatage. Dann war die Luft irgendwie raus… Anfangs lief alles bestens, mit Chart-Eintritten in Japan, alles angenehm, alles lief…bis zum Grunge, als Plattenfirmen ihre Bands droppten und so weiter…

Wir Musiker waren in einem Alter, in denen uns noch andere Möglichkeiten vorlagen wie z.B. Familiengründung, nicht musikalische Berufswünsche verwirklichen, Lehrer werden, etc,…und dadurch ist die Band halt irgendwann auseinander gefallen…

Weil ich die Band unbedingt weiterführen wollte, kamen neue Musiker an Bord und gingen auch wieder, weil der „Rockstar-Sprungbrett-Effekt“ ausblieb…und für diese Art Musik gab es keine wirklich Interessierten. Wir hatten zu dem Zeitpunkt in Deutschland nicht denselben Erfolg wie z.B. Axxis, die während der grungigen Durststrecke einen weitaus höheren Status hier hatten, als ROUGH SILK. Sie hatten genug Fans, mit denen die Band auf dieser Durststrecke arbeiten konnte. Im Ausland sah das damals noch etwas anders aus, aber wir blieben hier mehr so etwas wie ein Geheimtipp. Ein weiteres Problem war, das man uns nicht wirklich kategorisieren konnte. Den Metal-Fans war es zu melodisch, den Melodic-Fans war es zu heavy, den Prog-Fans war es zu straight, den anderen war es zu proggig,…und wir waren immer irgendwo dazwischen.

ICH fand das geil…

Ja, ich auch, aber vom kommerziellen Gesichtspunkt her, war das nicht so eindeutig…

Wir waren nicht einfach zu beschreiben und dann kamen noch weitere Instrumente aus dem Singer/Songwriterbereich dazu und wurde immer mehr Kunst. Ich habe uns immer eher als Prog-Rock gesehen doch das Problem ist, das heutzutage Dream Theater als Progrock / Sportmusik angesehen wird, zig Breaks in den wenigsten Taktzeiten unterbringen und nur noch Technik vorherrscht. Für mich ist Musik progressiv, wenn es sie davor in dieser Art noch nicht gab. Dream Theater sind ´ne originelle Band, ich finde die auch gut. Aber die 700 Nachfolgebands bringen es einfach nicht denn progressiv heißt ja auch fortschrittlich und wenn ich eine bestehende Band inklusive ihrer Schemen kopiere, ist das nicht fortschrittlich…die können auch toll spielen und Weltmeistern, aber das ist aus meiner Sicht nicht progressiv. Progressiv bedeutet auch eigenständig und ich finde, ROUGH SILK waren in dem Punkt schon sehr eigenständig. Das gab es bis zu dem Zeitpunkt noch nicht, was es uns auch sehr schwer gemacht hat denn es gab keine „Schublade“ für uns. Schon gar nicht, wenn eine obskure Metalband mit „Billy Joel-Parts“ arbeitet…oder auf einmal ´ne Trompete zu hören ist…!

Gab es besondere Momente, Zeiten, Erlebnisse mit ROUGH SILK die dir heute noch ´ne Gänsehaut bereiten oder für ein fettes Grinsen im Gesicht sorgen?

Ja ohne Ende…Das war die Band mit der ich „groß“ geworden bin, also groß war ich schon, ich meine „erwachsen“…das war die Band, mit der ich im Musikbereich professioneller wurde…logisch, die ersten Touren waren etwas Besonderes…vergleichbar mit dem ersten Kuss, das vergisst du nicht. Die 30. Tour vielleicht schon…

Das erste Mal in einem Studio, in diesem großen Dierks-Studio wo die Scorpions und Accept ihre Alben aufnahmen…das war für uns großes Kino, das vergisst man einfach nicht.

Nur schöne oder auch traurige Erinnerungen?

Natürlich gab es auch traurige Momente…als die Erstbesetzung auseinander fiel war das sehr schade weil wir inzwischen eine eingeschworene Mannschaft waren und als Hilmar (Staacke, 1.Gitarrist) aus wirklich gesundheitlichen Gründen die Band verließ (er hatte zu dem Zeitpunkt schon sehr mit seinem starken Asthma zu tun), weil es auch mit dem Touren, etc. nicht mehr klappte, haben wir, wie man so schön sagt: unsere Unschuld verloren…wenn halt ein Originalmitglied weg ist…Dieses „Wir sind 5 gegen die Welt“-Ding war halt weg, und die Zeiten in denen man neue Gitarristen checkte, waren auch nicht immer schön…

Am traurigsten ist halt, dass Hilmar dann 2006 seiner Krankheit erlag. Wir hatten noch Kontakt, aber bandmäßig lief nichts mehr …

Einer der Gründe warum es niemals eine Re-Union mit Originalmitglieder geben wird, weil es die gar nicht mehr gibt…ohne Hilmar wäre das sinnlos und mit dem ehemaligen Sänger würde ich das jetzt auch nicht so gut finden…das war auch alles sehr speziell!

Und nun wird ein neues Kapitel ROUGH SILK aufgeschlagen? Wieder mal…

Na gut…wieder mal…eigentliche Auflösung war dann 2004 als dann der Rest der Originalband gesagt hat: Jetzt reicht´s auch mal; 2009 ging es eher zufällig mit „In The Beginning“ weiter da ich schon wieder einige Songs zusammen hatte, die eher Metal waren…und dachte mir: „gründeste eben ´ne Metalband“ und habe Alex (Wenn), Mike (Mandel) und Andre (Hort) kennengelernt. Aber eigentlich klang das Zeug so sehr nach ROUGH SILK das wir es unter dem Namen weiterführten. Nach der 2. Platte in der Besetzung ist es irgendwie eingeschlafen aus Mangel an Interesse. Andre wollte eher in die Richtung Power Metal und ist nun bei Human Fortress. Wir anderen 3 haben uns aber eher vom Metal weg entwickelt, was nicht heißen soll, das ich das nicht höre. Aber ich stehe auf die härteren Thrash / Death Metal und Hardcore Geschichten. Ich finde an dem Powermetal den es heute gibt, nichts Besonderes…ist für mich wie Kinderlieder mit Fahrrad fahren. Das ist doch kein Metal und viel zu kommerziell und viel Playback…

Der alte amerikanische Powermetal, Bands wie Armored Saint, Overkill, usw. spricht mich an, macht mir Spaß. Der Grund warum ich damals Metal hören wollte war die Rebellion, ehrliche handgemachte Musik zu hören und da sollte es keine Playbacks geben. Inzwischen kommen so unzählig viele Passagen, ja sogar komplette Gitarrensoli vom Band, die Chöre, usw,…das spielt doch heute keiner mehr komplett auf der Bühne. Ich habe da auf meinen Touren in den letzten Jahren viel erlebt und gesehen, besonders im Powermetal-Sektor…

Aber letztendlich ist es wohl den Fans egal ob knapp 60% der Show vom Band kommt solange sie in der 1.Reihe stehen und feiern…früher hatte man noch ´nen Keyboarder mit auf Tour genommen, heute funktioniert das aus Kostengründen nicht mehr, also: Programmieren, und hier und da…

Es gibt wirklich nicht viele Bands, die vollkommen LIVE spielen. Und das finde ich schade, das hat doch wirklich nichts mehr mit Metal zu tun. Nicht mit dem Metal, den ich mag. Dann gehe ich lieber weiterhin zu Slayer & Annihilator, wo auch wirklich live gespielt wird! Ist auch sowieso mehr mein Ding. Ich meine, Metal hat ja auch etwas mit einer gewissen Aggressivität zu tun, oder Aggression…einer positiven Aggression…man kann ja auch Aggressionen abbauen und bei den alten, und auch melodischen Bands, war ja die Ernsthaftigkeit und Aggression da.

Neulich war ich bei Raven und das war ein großartiges Konzert. Ist zwar eine harte Rock´n´Roll Band (wie Motörhead auch), aber sie hatten diese Aggression, die es in deutschen Powermetalbands gar nicht mehr gibt. Helloween waren damals originell, die „Keepers“ Alben waren auch bahnbrechend, doch das Problem ist, dass diese Blaupause von 700 anderen Bands kopiert wird. Vom Image bis zu den Texten ist das alles auch sehr nichtssagend, sehr un-künstlerisch. Das ist überhaupt nicht meine Welt und nicht mein Verständnis von Metal. Von diesem „Euro-Metal“ verstehe ich nichts, ich bin da raus…das ist mir zu unglaubwürdig, das hat doch keine Credibility wie z.B. Journey: Wenn der auf der Bühne von der Liebe singt, nehme ich ihm das ab, der meint das ernst. Aber sind das alles wirklich Drachentöter im deutschen Powermetal? Das wirkt doch eher wie eine Parodie…das ist mir zu viel Kaspertheater! Während bei Journey auch nix vom Band kommt, die können noch spielen…

Mit Helloween hast du doch einiges zusammen gemacht, oder?

Mit Roland Grapow habe ich viel gemacht, mit Weiki habe ich auch mal was aufgenommen, mit Markus habe ich die „Shockmachine“ gemacht (1 Song geschrieben und Orgel gespielt) und ein ursprünglicher Song für Roland´s Soloalbum landete auf ´nem Helloween Album.

Bei AXEL RUDI PELL bist du jetzt schon eine sehr lange Zeit, obwohl der Keyboarderposten dort anfangs sehr vakant war…

Ja,  seit 17 Jahren. Und wenn es davor halt nicht so harmoniert hat…die Keyboarderin war die Freundin von Jeff Scott Soto, die ist dann mit ihm zusammen raus. Dann war der Mensch von Rage und später auch Sub7even für´ne Platte dabei und dann hat er mich kennengelernt. Wir harmonieren sehr gut, ich spiele ja auch Hammond-Orgel die ja zu seiner Musik bestens passt, anstatt nur diese „Kleister-Keyboards“. Wir sind zu 90% auf einer Linie was die Arbeit im Studio um vieles erleichtert. Ich biete ihm ja keine „Stevie Wonder Keyboards“ an, durch die lange Zeit haben wir uns auch kennengelernt und wissen ungefähr, was der eine vom anderen will und auch Axel braucht natürlich Input von seinen Musikern. Inwieweit er darauf eingeht, bleibt letztendlich ihm überlassen aber er ist in dem Punkt kein Diktator. Es sollte halt nur alles professionell passen!

Wir sind jetzt 17 Jahre lang in dieser Besetzung unterwegs, da hat es dann natürlich auch einen gewissen Bandsound den man verfolgt…Nun ist Mike (Terrana) raus und Bobby Rondinelli sitzt hinter den Kesseln. Dadurch klingt alles wieder ein bissl oldschooliger…wobei Mike einer meiner besten Freunde ist, aber es ist nun mal ein sehr modernes Drumming was er macht. Und Bobby ist halt wirklich so 70er Jahre Oldschool! Das gibt zu Axels Kompositionen noch mehr von diesem Rainbow-Flar, das ist Classic Rock Drumming.

Und Mike Terrana ist mehr der Techniker…

Natürlich…aber hör´ Dir meine Platte an, er spielt auch normale und ruhige Bluesnummern. Er weiß schon, wo er spielen kann und wo nicht…er ist ein „Feeling-Drummer“, ein richtig musikalischer Mensch der aus meiner Sicht auch unterschätzt wird.

Er kommt aber mehr wie der alles zermalmende, beherrschende Metal-Technikdrummer rüber…

Er kommt aber aus einer ganz anderen Musikrichtung her…Chicago, Journey,…er hatte zuerst Billy Joel´s Drummer Liberty DeVitto gehört, bevor Dave Lombardo in sein Leben trat… Als ich ihn kennenlernte, hatte er grade seine 1. Soloplatte am Start, Jazz-Rock mit Saxophon und Steve Lukather von Toto an der Gitarre…seine 2. Soloplatte hatte er bei mir im Studio aufgenommen, Instrumental-Fusion-Jazz…er ist auch großer Jazzfan und für Jazz ist Technik auch ein MUSS! Aber er muss da nicht die ganze Zeit lang Doublebass Alarm machen. Technisch ja, aber nicht Metal. Und letztendlich kommt Kunst vor Können.

Wenn Musiker ihr Handwerk beherrschen, egal welche Musikrichtung es ist, ist das erstmal eine gute Sache.

Beispiel: Wir haben neulich mit ´ner Oi-Band aus Prag gespielt, und dort ist es so, dass die meisten Musiker eine klassische Musikschule genossen haben. In dieser Band waren 2 Jazz-Studenten und die haben uns dermaßen weggeblasen…Das funktioniert auch beim Oi-Punk, hat schlussendlich also nichts mit der Musikrichtung zu tun, wenn du gut bist.

Spielst Du selbst auch Oi-Punk?

Ja kommt drauf an…in den letzten Jahren habe ich sehr viel in diese Richtung gemacht, weil ich ja auch mit Matthias „Gonzo“ Roehr zusammenarbeite und mit ihm auf der Bühne stehe, habe ich natürlich eine Menge Leute kennengelernt. Mir persönlich gefällt das Zeug auch ganz gut, stehe auf Bands wie Cock Sparrer oder Cockney Rejects und so…

Da gab es doch auch mal diese seltsame Geschichte, in der dich jemand ziemlich anpaulte, weil du „gemeinsame Sache mit Philipp Burger“ (Sänger Frei.Wild) machst?

Ja, bei denen habe ich auf 2 Platten gespielt…aber an dem ganzen Blödsinn ist nix dran. Ich wäre als Halbjude schön blöd, wenn ich mit Nazis zusammenarbeiten würde. Frei.Wild sind keine Nazis und ich wäre der Letzte der mit ´ner Naziband zusammenarbeiten würde.

Und was meinst du zu dem Gebaren von EMP Frei.Wild gegenüber?

Ich weiß nicht…total albern…die haben sich jahrelang ´ne goldene Nase dran verdient und jetzt ist es grad Mode…haben die nicht auch soeben das Management gewechselt?

Vor allem: Wenn ich sage das es Nazis sind und ich das Zeug aus meinem Sortiment haben will, WAS SIE DEFINITIV NICHT SIND, ich möchte das auch noch mal betonen, ich kenne die alle persönlich, da ist alles gut…

Dann will ich das doch auch nicht mehr verkaufen und nicht melden: Wir verkaufen noch alles ab!

Was da wirklich schief lief, wissen wir nicht aber Fakt ist und bleibt: Frei.Wild sind keine Nazis!

Wie kam es zum Kontakt mit Gonzo von den Böhsen Onkelz?

Matthias habe ich schon Jahre bevor wir gemeinsam Musik machten, kennengelernt. Wir stehen auf den ziemlich selben Gitarrensound und er zählt auch zu meinen besten Freunden.

Du hast dich neulich über die (wirklich sehr seltsamen) Machenschaften von Printmedien ausgelassen. Was ist passiert?

Es betrifft nicht nur die Printmedien…und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Natürlich musste man hier und das mal buchen oder Anzeigen schalten um Interviews zu bekommen…inzwischen ist es aber so weit, dass du mehr oder weniger über Anzeigenbuchungen ein CD Review zugesagt bekommst, welches nicht mal gut sein muss, hahaha…

Online läuft das mit Buchungen von Bannern…

Und das Spiel mache ich nicht mehr mit, das widerstrebt mir und die Kohle dafür habe ich sowieso nicht. Ich finde Presse / Musiker leben in einer Art Co-Existenz. Die eine Seite lebt von der anderen Seite und das betrifft auch die Verhältnisse Musiker zu Veranstalter und Musiker zu Plattenfirma denn dort sitzen in den meisten Fällen nur BWL Studenten die theoretisch auch Waschmaschinen verkaufen könnten. Das war früher mal besser, als da noch Menschen mit fundierter Ahnung saßen. Bei Printmedien ist jetzt das Problem, diese Hefte kauft keiner mehr, dadurch wird versucht, Geld durch Anzeigenverkauf reinzuholen. In einem Heft, was eigentlich gar keiner mehr liest.

Da beißt sich der Hund selbst in den Schwanz, das ist doch obskur: Warum soll ich Anzeigen schalten für eine Kritik in einem Heft, was keiner mehr liest?

Warum sollten sich Bands mit 10 von 10 Punkten brüsten, wenn das Heft doch keiner mehr liest? Zumal 10 von 10 Punkte schon eine echt große Anzeige bedeuten…

Und aktuellere, unabhängigere Kritiken zuhauf durch das Netz gehen…

Natürlich gibt es auf allen Seiten auch Ausnahmen, keine Frage…aber wie soll sich das eine junge Band leisten können, wenn sie doch einfach nur eine fachkundige Meinung zu ihrem Album wünscht? Und das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange…

Ohne Musiker haben die Reporter auch nichts zu schreiben und wenn sie versuchen die Musik komplett zu zerstören, dann führt das alles ad absurdum. Wie soll dann eine kleine Band ohne Sponsor für Anzeigen wenigstens noch eine Kritik bekommen, egal ob sie gut oder schlecht ausfällt solange sie berechtigt und konstruktiv ist? Es gibt keine Erwähnung, nirgendwo. MIR ist das egal, ich brauche die Typen auch nicht. Ich verkaufe mein Zeug sowieso jedes Wochenende von der Bühne runter, aber für Neulinge ist das schlimm! Es gibt Bands, die wirklich privat Kohle zusammenkratzen, um irgendwie, irgendwo in Erscheinung, in Erwähnung zu treten. Es ist doch krank wenn ich als Musiker einen Kredit aufnehmen muss, damit mein Album in der eigentlichen Fachpresse vorgestellt wird, aber das gibt es…

Nur mit mir nicht. Ich muss das auch nicht tun, ich muss keinem Onlinemagazin Geld für ein 2-monatiges Banner-Abo in den Rachen schmeißen, damit vielleicht noch auf der letzten Site irgendwo Ferdy Doernberg aufblitzt…

Da reicht mir diese Social Media Geschichte, Facebook ist da schon eine Hilfe.

Rough Silk – A New BeginningWirst du kommende ROUGH SILK Geschichten auch über dieses kleine Label laufen lassen?

Ja…nachdem ROUGH SILK in den letzten Jahren eher ein Dasein als Karteileiche fristete, wollen wir jetzt erstmal so viel wie möglich im „neuen“ Line-Up spielen zu dem auch „my soon-to-be-ex-wife“ Anke Doernberg (bei Nikki Puppet raus!) gehört. Wir wollen einfach nur spielen, Musik machen, ego-frei,…nicht um Top Of The Pops zu werden, sondern einfach nur aus Spaß spielen. Es gibt auch schon neues Songmaterial…

Und sei versichert: Es gibt mit mir kein Playback und kein „Pay To Play“ oder ähnliches. Zu zahlen, damit ich spielen darf geht ja überhaupt nicht. Muss man auch nicht und wenn sich mehr Musiker dazu entschlossen hätten das zu boykottieren, wäre das auch nie so hochgekommen…aber die Leute sind so von der Erfolgsgeilheit geblendet und dann hörst du Sprüche wie:

„…das ist aber voll die geile Medienstadt, da kommen die ganzen A&R´s hin…“ oder

„…der Laden hat ´nen guten Namen in der Szene und ist bei Labels gut bekannt…“ u.v.m.

Wenn die Bands das Spiel nicht mitgemacht hätten, gäbe es das „Pay To Play“-Problem nicht. Aber, der (vermeintliche) Aussicht auf Erfolg…hat schon so einige tiefe Löcher in Bandkassen gerissen, ohne etwas bewegt zu haben!

Wie ist denn deine Sicht auf die Dinge die sich überall im Musikgeschäft verändert haben? Seien es nun die illegalen Downloads, überteure Konzerttickets, Multi-Plattenlabel die alles andere gnadenlos aufkaufen, usw.…

So ist das Leben, alles verändert sich. So war das bei der LP die durch die CD ersetzt wurde…Cassettenkopien klangen immer etwas schlechter als das Original weshalb man sich auch das Original gekauft hat, aber heute kannst du dir die Musik 1:1 runterladen…das ist natürlich nicht so schön.

Dadurch hat bei der Jugend die Entwertung der Musik angefangen, denn ein Song ist plötzlich nur noch ein File. Was alles dahinter steckt, ist aber bei den jüngeren Menschen nicht angekommen…wer den Song schrieb, komponierte, usw.…! Ich habe den Vorteil, dass meine Musik eher von Menschen gehört wird, für die Musik noch ein Gut ist, keine Dauerkonsumentenware und sich meine CD kaufen. Physische Tonträger werden in der Zukunft bestimmt auch nur noch Liebhaberobjekte sein. Mach die Augen auf und sieh´, wie in allen Märkten die Musikregale immer kleiner werden. Ein Teil davon verschiebt sich bestimmt auf Amazon und Konsorten aber ein nicht unerheblicher Teil bricht mit jedem weiteren Tag, mit jedem weiteren Download, komplett weg.

Aber es hat halt auch alles irgendwo seinen Vorteil…es wird für einige Bands nicht mehr so einfach sein…wenn sich der Markt in allen Bereichen etwas gesundschrumpft…es gibt 700 Bands mit CDs die Popstars werden wollen…und wenn einige von den hochrossigen bis arroganten Plattenfirmen pleitegehen, schafft auch das neue Möglichkeiten, das schadet gar nichts. Auf dem Livesektor geht es auch öfter zurück in die Kneipen & Clubs in denen die Playbackmusiker wirklich zeigen müssen, was sie können,…irgendwie ist gesundschrumpfen nicht immer nur schlecht, denn hier und da trennt es ja auch die Spreu vom Weizen.

Kaufst du selbst noch Musik oder lädst du schon bei iTunes & Co runter?

Ja, ich kaufe noch CD´s. Vinyl nicht, weil ich unterwegs im Auto gern CD höre. Bin jetzt auch nicht der große Vinyl-Liebhaber…

Läuft zuhause auch Musik oder nur das, was aufgenommen wird oder werden soll…?

Nein, zuhause läuft auch Musik. Bei mir ist´s so: Wenn ich im Studio mit Metal zu tun habe, läuft als Ausgleich daheim vielleicht Jazz, und wenn Jazz im Studio läuft, höre ich zuhause Metal, so immer als Ausgleich. Das machen auch viele der Deathmetaller und Co. nach dem Gig im Bus: Erstmal chillig Johnny Cash hören…

Du bist Multi-Instrumentalist und vor allem, beherrschst du wohl auch nicht ganz so alltägliche…

Ja klar, das hat sich so mit der Zeit so ergeben. Ich habe halt mit der klassischen Musik begonnen, die Trompete habe ich mit 8 Jahren angefangen, die Gitarre mit 13 Jahren…

War aber von Anfang an ein Fan der Slide-Gitarre und habe mich darauf „spezialisiert“.

Irgendwann traten die Hooters in mein Leben und ich wollte auch das Akkordeon in Rocksongs einbauen und habe mich da irgendwie reingefuchst. Der Vorteil ist, das es nicht viele Menschen gibt, die Akkordeon spielen, denn gute Gitarristen gibt es wie Sand am Meer, da hat man nicht viele Chancen.

Es gibt auch nicht viele Slide-Gitarristen und die werden bei Studiojobs oft gebraucht! Es gibt in Deutschland viele Akkordeonspieler, die aber eher in der Volksmusik zu finden sind. Ich habe versucht es im Rock einzubringen. Es gibt auch nicht allzu viele Hammond-Orgelspieler…die modernen „Computer-Keyboarder“ können das ja gar nicht mehr…und das sind halt Instrumente, mit denen man noch gute Studiojobs bekommt. Mit der hilfreichen klassischen Klavierausbildung, konnte ich auch die Hammond-Orgel erlernen, man muss sich halt nur damit auseinandersetzen. Das Klavier als Basis ist sehr hilfreich beim Erlernen anderer Instrumente, denn man kennt dann die Grundbegriffe der Musik die man nicht neu erlernen muss. Man muss nur die handwerkliche Sicherheit des Instruments erlernen und wenn man wirklich Interesse reinlegt, kann man das auch sehr schnell auf die Reihe bekommen.

Sammelst du Gitarren bewusst oder sammeln die sich halt irgendwie so an…?

Die sammeln sich so an. Wobei ich sagen muss: Ich habe zwar viele Gitarren, das stimmt, aber die Hälfte davon sind wirklich nur Gitarren.

Es sind dann eher die selteneren Instrumente die sich wirklich ansammeln…für die Slide-Gitarre braucht´s ja schon verschiedene Modelle, dadurch sind es halt ein paar Gitarren mehr…!

Ich las, du trinkst keinen Alkohol. Schon immer oder seit einem bestimmten Zeitpunkt?

Na ja, ich bin jetzt auch kein trockener Alkoholiker der nicht trinken darf, ich stoße zu Silvester auch mit ´nem Glas Sekt an…das mache ich auch. Oder wenn ich in Schottland bin, trinke ich auch mal einen Bodensatz von ´nem guten schottischen Whiskey. Aber ich besaufe mich nicht! Grundsätzlich halte ich mich gern unter Kontrolle, ist in meinem Job auch besser so! Es gibt genug andere Leute die…

Lebst du auch sonst eher den gesunden Weg, Stichworte „Vegan“, „straight edge“?

Ja, ich esse auch kein Fleisch und nehme keine Drogen. Bin ein bissl langweilig!

Das erspart dir unter anderem ´ne Menge Ärger…

Auf jeden Fall und ich finde das auch cool…ich komme prinzipiell aus dieser Hardcore-Szene von der Mentalität her und als ich im Metal begann, war ich auch noch ziemlich jung und diese Glamrock-Welle war nicht so mein Ding. Ich komme eher aus der Beatles / Billy Joel / Bruce Springsteen-Ecke…dann kam früher noch der Punkrock aber dieser Glamkram war nicht so mein Ding…Männer die sich schminkten und aussahen wie Frauen, das war halt nicht so meine Welt. Und dann begann diese Thrash-Bewegung und eben Hardcore.

Das hat mir besser gefallen, so ‘n bissl Jeans und T-Shirt…

Viele vergessen auch, das der Hardcore / Metalcore seine Wurzeln ja im Punk hat und dort fühle ich mich auch einfach wohler durch den irgendwie vorhandenen Ehrenkodex der viel mit Respekt, etc. zu tun hat. Die Jungs von Agnostic Front oder Sick Of It All zählen zu meinem Freundeskreis, die mag ich nicht nur musikalisch. Kleines Beispiel, damit du auch ordentlich was zum Schreiben hast:

Wir haben mit Rough Silk mal auf einem Festival gespielt, da waren Volbeat (zu dem Zeitpunkt noch recht klein und unbekannt), die grade angefangen haben und waren aber schon extrem im Zeitverzug. Es waren 2 Bühnen: Volbeat auf der einen und auf der anderen sollte Sick Of It All spielen.

Sick Of It All sollten ihren Soundcheck machen und sagten eiskalt:

„Nee, das machen wir nicht, dann machen wir deren Show kaputt.“

Dem Veranstalter machte Druck: „Ja, müsst ihr aber…!“

Dann hat der Drummer gesagt:

„Dann macht mir mal die Plane auf, damit ich deren Drummer sehe…“!

Dann hat der tatsächlich den Volbeat-Drummer 1:1 „gedoppelt“ und kam es zu einem Break, hat er aufgehört zu spielen, um nicht in deren Show zu fallen.

So hat der seinen Soundcheck gemacht und du hast es nicht gehört. Es war total tight zu dem anderen Drummer. Und das ist Respekt! Heute erlebst du Metalcore-Bands, denen das scheißegal ist, die trotzdem auf ihren Soundcheck pochen, usw.! Das ist der Unterschied zwischen alten Hardcore-Bands und den neueren!

Mit dem modernen Metalcore kann ich bis auf ganz wenige Ausnahmen auch nichts anfangen…

Grundsätzlich finde ich die Verbindung aus Metal und Hardcore gut, doch fehlt den meisten Bands einfach dieser Spirit, das was dahinter steht. Parkway Drive finde ich zum Beispiel richtig gut. Doch die meisten Kids verstehen einfach nicht, woher diese Musik kommt, die kleiden sich zwar komplett hardcoremäßig…

…und lassen sich ALLES tätowieren und piercen um wenigstens vom Äußeren her zu glänzen,…

…Aber wissen nicht, woher diese Musik ursprünglich kommt, was sie bedeutet, was sie aussagt, kennen die Roots dieser Szene nicht. Es ist auch inzwischen eine Technikmusik geworden…

Und sehr wohl auch eine Modeerscheinung…

Natürlich und dann hörst du diese Kids rum tönen: „Ja, ich bin hardcore, fuck, ich bin voll hardcore…“ ohne zu wissen, was die da eigentlich von sich geben. Und das ist das eigentliche Problem, von dem auch dieser Volxsturmsong „Never Trust A Hardcore Kid That Has Not listened To Punk“ handelt. Auch Freunde von mir, die ich auf ihrer Release-Tour begleitet habe. Ich finde es schon sehr wichtig, dass man die Roots kennt und sich darauf besinnt und nicht nur der Modeerscheinung hinterherrennt und seine neuen Hardcore-Klamotten präsentiert.

Lass uns doch mal ´ne Runde über dein aktuelles Album „Apetitanregende Songs für übersättigte Menschen“ sprechen.

Verwirrender Titel…

Warum, der Titel sagt doch alles aus…

Ursprünglich sollte das Album „Positive Songs For Negative People“ heißen…

Aber den gab es bereits…

Ja, und dann was Adäquates finden…aber das ging recht fix und letztlich gefiel mir „Orexigenic Songs For Overfed People“ bedeutend besser.

Es sind 19 Songs auf dem Album…

Ja, wobei ein Song ein Instrumental ist, ein Song ist ein sehr kurzes Akustikding was eigentlich gar kein richtiger Song ist und der letzte Song ist eigentlich eher eine gesungene „Thanks-List“. Der ist ca 80 Sekunden lang. Ich wollte mal keine „Thanks-List“ in dem Booklet, in der man sowieso irgendwen vergisst, also dachte ich mir, ich singe das jetzt einfach mal.

Deine Soloalben platzen fast aus allen Nähten, wie kommt es zu der Menge an Songs, Ideen…sprudelt es einfach nur so aus dir heraus?

Hmmm…Songs habe ich eigentlich genug geschrieben, bzw., schreibe ich immer noch…ich habe auch bereits genug Material fürs nächste Album am Start. Ich habe lediglich das Problem, das ich nicht die Zeit habe, die alle aufzunehmen. Ich mache einfach zu viele andere Sachen, und da sammelt sich halt immer ordentlich was an.

Es blieben jetzt auch wieder genug Songs über, die nicht richtig in den „Flow“ des Albums passten. Die nicht qualitativ schlechter sind aber einfach nicht zu den anderen Songs auf dem Album passten. Kommen die halt aufs nächste Album, egal!

Wie gehst du ans Songwriting ran?

Ich beginne meist mit den Texten, die Musik ergibt sich daraus.

Ist das nicht meist umgekehrt?

Ich bin ja Singer/Songwriter, da geht es um´s Wort.

Worüber singst du? Woher kommen deine Texte?

Lass uns doch einfach Song für Song durchgehen, das ist doch viel leichter…

Ok, starten wir mit „No Respect“…

Kein Respekt vor der Natur, nur darum geht es in diesem Song. Ich muss auch dazu sagen, meine Texte sind eigentlich immer recht humorvoll, ironisch…

Doch prinzipiell geht es um die Natur und um das übelste Tier: den Menschen, bzw. was sie daraus machen…

Bevor ich es an dieser Stelle wieder vergesse:

Dein voriges Album hieß „A Bridge To Dobroland“. Klär uns doch mal bitte kurz auf: Dobro ist ein bestimmter Sound oder eine bestimmte Gitarre?

Kennt nicht jeder Musikfreund die verschiedensten Begriffe…

Dobro ist eine bestimmte Slide-Gitarre, so eine Metallgitarre. Wie ich sie auf dem Cover auch in der Hand halte. Oder kennst du von den Dire Straits das Album „Brothers In Arms“?

JA!

Genau das Titelbild…das ist eine Dobro.

Ok, Dankscheen. Machen wir weiter mit „Sometimes My Penis Is A Little Bit Cleverer Than My Brain“…

Ja der Name sagt es ja schon…das ist ein sehr ironische Text über Beziehungen…etwas abstrakt und nicht ganz so leicht zu deuten. Hat jetzt nix wirklich mit Sex zu tun, basiert auf diese Redensart, das das Gehirn doch cleverer als der Penis ist; bei mir im Song ist es anders rum. Man muss sich das schon durchlesen um es letztendlich auch verstehen zu können. Eine sehr humorvolle Geschichte.

„My Soon-To-Be-Ex-Wife Says“…

Ich lebe ja nun grade in Trennung und dieser Song handelt davon, verarbeitet das alles. Aber sie hat auch Humor denn sie spielt den Bass auf dem Song. Im ersten Teil des Songs geht es direkt um die Beziehung und dann gibt es ´nen kleinen Schwenk in dem ich Beziehungen mit Bands vergleiche um letztendlich doch wieder zur Trennung zu kommen. Eigentlich auch sehr humorvoll.

„Leave The Rest For The Crows“…

Auch eine etwas abstrakte Story, ganz so eindeutig sind meine Texte auch nicht immer…

Sagen wir mal so: Wenn du den Text liest…Wenn ihr Christen seid, dann hoffe ich, das Gott auch einen Sinn für Humor hat…wenn es ihn gibt.

Oh, da bin ich den „Punkrock-Valentine´s Day“ übergangen..

Gut, das ist so ziemlich der eindeutigste, einfachste Text auf meiner Platte…

Das war wirklich so. Da spielte ich am Valentinstag auf dem „Son Of A Bastard“ Festival in Oberhausen und es war wirklich sau-cool. Ich bin dann nach Hause gefahren, nachdem ich mit Rotz und Wasser dort spielte und einige Helden traf wie z.B. The Crack (einer der bekanntesten Songs: „My World“) aus der Slade Zeit…ich muss dazu auch sagen, dass ich ein Riesen-Slade-Fan bin. Glamrock ist eigentlich gar nicht so mein Ding aber Slade waren für mich auch nie Glam sondern kommen ja eher aus der Punkecke und haben großartige Songs geschrieben. Und The Crack waren irgendwie Weggefährten von denen. Die gibt es halt noch, sind inzwischen auch 60-65 Jahre alt und die haben da auch gespielt…

Die sind echt auch noch aktiv? Kenne deren Zeug wirklich nur von Platte…

Ja, und die sind auch noch richtig gut…und es haben auch noch andere coole Bands gespielt, u.a. Volxsturm, mit denen dann einige Absprachen getroffen wurden, gemeinsam etwas zu machen…

Und dann bin ich halt nach Hause gefahren und lese in meinen E-Mails, warum ich noch keinen Valentinstag-Song gemacht habe. Ich muss dazu sagen, dass ich mehr oder weniger als Joke zu Weihnachten ein paar Clips drehte, in denen ich ein paar Weihnachtslieder zum Advent zum Besten gab, natürlich in MEINER Version. Sollte nur ein Spaß werden doch den Leuten hat das so gut gefallen, so habe ich es dann zu jedem Adventstag gemacht.

Und durch diese Mail-Anfrage nach einem Valentinstag-Song, musste ich etwas improvisieren, denn Trennung / Valentinstag passen ja nicht wirklich zusammen…

Also schreibe ich doch einfach was ich an meinem Valentinstag gemacht habe…Festival und so…während ich sang, habe ich mir den Text komplett einfallen lassen, HipHopper nennen es „Free-Style“, und das kam gut an. Im Nachhinein habe ich nur wenige Stellen im Text geändert und so landete der Song von meinem Handy mit Mike Terrana an den Drums auf der Platte.

Der Song ist einfach nur witzig, mal ganz ohne Ironie.

„A Sad Little Song In G“…

Da bin ich sehr froh, das mir Matthias Gonzo Roehr von den Böhsen Onkelz ein wunderschönes Gastsolo geschenkt hat, ist witziger Weise eine Country-Reggae-Nummer und textlich würde ich sagen, handelt er eher von Undankbarkeit, auch etwas ironisch geschrieben.

„When The Northwind Is Calling Your Name“ klingt etwas traurig, episch…

Handelt aber von Rastlosigkeit…wenn man doch immer weitergehen muss, wenn der Nordwind ruft…

„Clown Without A Circus“ klingt auch irgendwie traurig…

Zum Teil ist er etwas traurig, andererseits wird es auch hier Tom Waits-mäßig sehr abstrakt, sehr obskur. Text lesen hilft an der Stelle definitiv weiter. Zu meinem Glück habe ich ein paar echt talentierte Freunde in meinem Umfeld, die mir bei dieser Nummer halfen, die Circus-Crew zu spielen. Da wäre Christof Stein-Schneider von Fury In The Slaughterhouse, Sebi Stomper von Stomper 98, Chris Zeller von Rotz Und Wasser sowie Stefan Putnik von Wien No 1, die die Stimmen zu Trapezkünstler, Zirkusdirektor, usw., übernahmen.

Eine doch auch witzige Nummer in der Tuba und Bläser vorkommen…sehr abgefahren, sehr lustig.

Was kannst du zu „Bad Decisions Make Good Stories“ sagen?

Der Song hat fast ein bissl mediterranes Flair durch Mandolinen…Anfangs noch ein Orchesterstück wird es mehr zum Walzer -übrigens auch von Mike Terrana eingetrommelt- der hier auch wieder beweist, dass er nicht nur metaltechnisch trommeln kann.

Er wohnt ja auch in Pisa…und mir gefällt besonders, dass es dabei dieses Mittelmeer-Flair gibt. Worum es geht, sagt ja mehr oder weniger bereits der Titel. Das ist so gesehen der zweite „Ende-einer-Ehe-Aufbereitungsong“, mit dem Untertitel:

Yes, When I Should Have Said No“, so geht das!

Kommen wir zum Albumtitel-Song…

Das ist ganz einfach eine Zivilisationskritik, also handelt von Leuten die sich durch Medien überstimulieren lassen, gar nicht mehr wirklich leben, sich nur noch Fastfood reinstopfen, sich alles über´s Internet bestellen, nicht mehr Landschaften sehen weil ihnen Computerlandschaften reichen und so was alles…!

Definitiv Gesellschaftskritik!

Was ist das „Dating-Dilemma“?

Das ist das, wo ich grad wieder drin bin, seit dem ich wieder Single bin…

Das kennt, glaube ich, jeder der Single ist und was für Freaks und Mutanten man dabei kennen lernt…

Für den Song hat mir Chris Laut von Ohrenfeindt ein schönes Mundharmonika-Intro spendiert, gefolgt von einem fast Pink Floyd-artigen Part. Dann geht es beinahe Monty Python-mäßig gesprochen weiter…etwas absurd, aber feinste Comedy, basierend auf ehrliche Erlebnisse und Begegnungen…

„Back Where I Belong“, wo gehörst du nun hin?

In die Musik…

Das ist der Akustikschnipsel von dem ich bereits sprach. Meine Frau hat sich im November von mir getrennt und ich habe dann mit der Gonzo-Band in Holland gespielt. Auf der alleinigen Rückfahrt (ich musste noch woanders hin!) hielt ich auf ´nem gut befahrenen Rastplatz und wollte nur etwas für mich festhalten, was ich dann auf Platte einspielen kann doch im Nachhinein war diese Aufnahme durch die Verkehrsgeräusche so charmant, das ich sie direkt übernahm.

Auf ´nem Parkplatz mit Handy aufgenommen und aufs Album gepackt. Ich finde, das ist total cool geworden.

Eigentlich nur, damit ich die Idee nicht vergesse…

Beim Autofahren eine Idee gehabt, die ich nicht vergessen wollte. Also rauf auf ´nen Parkplatz, aufgenommen und das war es dann…

Ich sehe zu, das ich meine Ideen schnell ins Handy singe / spiele, bevor sie ´ne Stunde später wieder weg ist. Mit Matthias´ Band mache ich so vielschichtige Musik, das ich immer (u.a.) ´ne Akustikgitarre dabei habe und so hat alles gestimmt.

„Rearviewmirror“?

Der handelt direkt von mir, meinem Leben. Lange bevor dieser Pegida-Kram begann, hatte ich bereits den Song geschrieben und ich finde, dass er ein gutes, wichtiges Statement geworden ist.

„I Hate Drunk People“?

Ja das spricht doch für sich selbst.

Auch ein Statement?

Ja, das kennt doch jeder…auf ´nem Konzert oder einer Party…wo einem besoffen ins Ohr gespuckt wird…also doch ziemlich eindeutig der Song.

„Why Can´t You Be Just A Little Bit More Like Your Picture“?

Ursprünglich sollte der Song „Of Cars And Pictures“ heißen in dem es um Autos und deren Besitzer geht, was Satan wohl für ein Auto fährt, oder Elvis,…und Jesus fährt halt Fahrrad…irgendwie so und später wird es so ´ne New Orleans Nummer…und ich in meinem uralten Ford voll mit Gitarren gepackt…

Es geht halt schon darum, wie es in dem Titel heißt. Nettes Bild aber in der Realität…ist das Bild dann doch angenehmer…

„The Boogie“, featuring Chris Caffery! Wie kam es dazu?

Chris ist ein alter Freund von mir. Ich habe mehrere Platten mit ihm gemacht, mit Savatage gemeinsam getourt, auf seiner vorletzten Platte habe ich Keyboard gespielt, zu Metalium habe ich was auf der Platte zu beigetragen und auch mit ihm live gespielt, in Amerika habe ich ihn auch besucht,…als ich mit Axel Rudi Pell auf Tour mit Heaven And Hell war, spielte er als Opener bei Ripper Owens in der Band mit und vieles mehr…wir haben nie den Kontakt verloren.

Mal habe ich bei ihm mitgespielt, mal er bei mir, bzw. mit mir,…und so ergab sich das auch diesmal…wir sind halt Freunde. So wie die vielen anderen die bei mir mitspielen. Wir sind Freunde.

„Thank You“?

Das ist die gesungene Thanks-List von der ich sprach.

„I Wonder What Jesus Would Have Said“…

Der Bonustrack, ein Weihnachtslied. Beziehungsweise ein „Anti-Weihnachtslied“, gegen den kompletten Kommerz. Hier in Hameln wurde vom Roten Kreuz / der Kinderkrebshilfe ein Benefizsampler auf die Beine gestellt auf dem natürlich Weihnachtslieder zum Besten gegeben wurden und ich als Nicht-Christ fand, das kann ich ja eigentlich nicht machen. Dann habe ich halt diesen „Anti-Kommerz-Song“ geschrieben, weil u.a. die Weihnachtsmänner in den Lebensmittelläden schon im Juli auftauchen…im Refrain heißt es:

„…Merry Christmas everybody,

merry christmas everyone,

buy your wife a brandnew face,

buy your child another gun…“

Der passt halt nicht ins ganze Jahr…deswegen als Bonustrack.

Wie kamen die vielen Kontakte zustande? Und auf einem Song spielt auch dein Bruder mit?

Das sind alles Freunde von mir. Und in „My Personal Superhero“ spielt auch mein Bruder mit. Den Song haben wir nicht besprochen, bist du ihn einfach übergangen?

Ohja, sorry…

Das ist eine Hommage an meinen vor 2 Jahren verstorbenen 93-jährigen Vater aus jüdisch-deutscher Familie, der mit seinem Bruder vor den Nazis als Jugendlicher nach England flüchtete und sich dort auch als Musiker profilieren konnte.

Das besondere war, das er nie rachsüchtig war. Er war stets für den Dialog, anders als die Menschen, die heute noch Nazi-Enkel verfolgen…

Und weil das eine sehr persönliche Nummer ist, trommelte mein Bruder Curt Doernberg (Treibhaus) statt Mike Terrana die Nummer ein. Gegen Ende des Songs, ist mein Vater zu hören, wir haben ein Stück Geige von ihm einbauen können.

Gibt es denn Musiker (lebend oder nicht mehr unter uns weilend) mit denen du gern mal was auf die Beine stellen möchtest, ob nun auf Solotouren, metallische Pfade…

Dazu möchte ich nix sagen denn es gibt genug gute Musiker und Talente um mich herum, die ich dabei vielleicht ausgrenzen würde und das möchte ich nicht. Klar gibt es auch viele bereits verstorbene Musiker die ich toll finde, aber Musik möchte ich auch weiterhin mit den Menschen machen, die um mich herum sind.

Es sind auch einfach zu viele, ich habe in dem Sinne auch viele Hundert „Idole“, aber so wie es jetzt läuft, läuft es sehr gut, das ist zu schwierig mich für jemanden als Idol, oder einen bestimmten Einfluss nennen zu können. Dann würden wir hier noch viele weitere Stunden sitzen. Ob nun Bob Dylan, Billy Joel, diverse Death Metal Acts, usw…ich bin da einfach zu breit gefächert. Zu Techno hatte ich nicht wirklich Zugang.

Nitzer Ebb geht noch rein, aber das ist ja eher Elektro-Punk. Doch dieses „bumbumbumbum“ gibt mir nichts, habe ich auch nie verstanden.

Im HipHop gibt es einige Sachen die ich großartig finde. Wenn jemand mit Sprache umgehen kann, dann finde ich das cool. Aber diese modernen deutschen Gangsterrapper finde ich Großteiles auch scheiße, weil die ohne Musik auch keinen fertigen Satz sprechen können, das hört man dann auch den „fertigen Songs“ an.

Mit dem Oldschooligem Kram wie House Of Pain oder Wu-Tang-Clan kann ich dann wenigstens noch was anfangen. Everlast finde ich auch super. Und im deutschen Bereich finde ich die Fantastischen Vier große klasse, die können großartig mit der Sprache umgehen. Aber bei Aggro Berlin ist bei mir dann vorbei…

Ich habe Snoop Dog gesehen, der in seiner Liveband ja die Jungs von Suicidal Tendencies um sich herum schart, und die haben alles weggegroovt.

In Bulgarien waren wir mit Axel Rudi Pell unterwegs und ich sah mir mit Mike Terrana Busta Rhymes an. Wir wollten mal reinschauen, haben dann aber den kompletten Gig verfolgt, weil auch der Scratcher klang, wie ein Drummer und uns beide regelrecht überwältigt hat. Da hat alles gepasst, die Maschinengewehr-Vocals, der Flow…das war richtig gut. Der Unterschied zwischen deutschem und US HipHop ist schon echt gravierend. Hier sind es die älteren, die bei mir punkten können, Max Herre zum Beispiel. Ansonsten geht es hier besonders bei den jungen, nur um das Image, Können spielt hier eher die untergeordnete Rolle.

Was mir dabei auch einfällt: Frei.Wild und den Onkelz wird ständig rechter Scheiß nachgesagt, wobei die am allerwenigsten damit zu tun haben. Ich war bei all den Jungs daheim, kenne alle persönlich sehr gut und KEINER von denen ist Nazi.

Bei den modernen HipHoppern sind aber textlich definitiv antisemitische Äußerungen zu hören, die von der Gefolgschaft auch noch gefeiert werden, da wird nix gesagt. Da ist schon eine Menge sehr fragwürdig…

Aber auch im Metal gibt es Tendenzen, die mir nicht gefallen…

Oh Oh…was weißt du mehr als ich?

Es folgte ein langes Gespräch über rechte Tendenzen im Metal allgemeinen, die zum Teil auf Mutmaßungen basieren und hier überhaupt nichts zu suchen haben!

Gibt es denn sonst weitere Neuigkeiten zu vermelden?

Was läuft im Hause Axel Rudi Pell aktuell?

Wir haben gerade die neue Platte aufgenommen, sie wurde schon fertig abgemischt und erscheint Anfang nächsten Jahres, gefolgt von einer Tour.

Mich interessiert noch deine Meinung zu Deutschland 2015! Einer Zeit, in der in einer ausländerlosen Gegend mit Fackelläufen ordentlich mobil gegen Flüchtlinge und Ausländer gehetzt wird und wieder geplante Flüchtlingsunterkünfte brennen wie Zunder…

Zum einen kann das ja nicht nur auf den Osten der Republik gemünzt werden, im Westen gibt es auch diese seltsame Pegida-Bewegung-Begegnungsdummheit. Zum anderen muss man ja auch sagen, dass nicht alle zig Tausende Mitläufer in Dresden Nazis sind, sondern diese „besorgten Bürger“ einfach nur dumm, unwissend sind. Es sind immer die Menschen im Hintergrund, welche die hetzenden Vorlagen bieten. Mit den Mitläufern sollte man in den Dialog treten anstatt sie genauso hassend abzuwerten.

Auch wenn das teilweise sehr schwierig ist. Es bringt halt nichts, wenn man diese Menschen ausgrenzt, anfeindet, denn man treibt diese Menschen nur weiter in die rechte Ecke.

Mal ein Beispiel: Wenn in Dresden wieder Tausende auf die Straßen gehen, teilweise auch ihre Kinder mitnehmen und die Antifa da Leuchtraketen, etc., in die Menge ballert und es trifft ein Kind…und es erblindet…dessen Vater auch nur ein neugieriger Mitläufer war (vielleicht wegen Arbeitslosigkeit, Hartz-4 oder sonstige Unzufriedenheit über das eigene Leben die man bequem Fremden in die Schuhe schieben kann)…und nun ein durch die Antifa erblindetes Kind hat, ist es doch klar, dass dieser Mensch ein beinharter Nazi wird.

Ich denke, das ist nicht der Weg! Es muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, Stammtischthesen müssen beiseite geräumt werden. Auch diese Lügengeschichten in den Medien sollten endlich aufhören. Vergewaltigungen durch Asylbewerber, Menschen müssen wg. Asylbewerber ihre Wohnungen räumen, usw….

Das ist doch alles Quatsch, erfundener Blödsinn der nur aus der rechten Ecke kommt. Damit muss endlich aufgeräumt werden. Wenn jemand uralt ist, seine Wohnung nicht mehr pflegen kann dann kommt der halt ins Pflegeheim und wenn der Vermieter dann seine leere Wohnung Flüchtlingen zur Verfügung stellt, dann ist das so! Aber niemand wird wg. Flüchtlingen seine Wohnung aufgeben müssen.

Alles beste Propaganda für die Lemminge, die das wirklich für bare Münze halten und sich weiter durch seltsame gefakte Bilder im Netz regelrecht in ihrem Denken bestätigt werden. Dieser Rechtspopulismus basiert auf Stammtischparolen. Das bringt keine Lösungen sondern nur Hetze.

Und wir sind nicht das einzige Land, welches mit diesen Problemen zu tun hat. Unser angesparter Wohlstand löst sich langsam auf, Deutschland lebt auf Pump und niemand will teilen. Persönlich finde ich, dass das Jammern auf extrem hohem Niveau ist, weil es uns immer noch besser geht, als vielen Menschen in anderen Ländern. Auch wenn ein Patient etwas zu seinem Medikament dazu zahlen muss…es gibt dieses Medikament!

In vielen anderen Ländern ist es so, dass du vor dem Krankenhaus mit deinem durchgebrochenen Blinddarm verreckst, wenn du nicht die passende Versicherungskarte dabei hast, oder genug Bargeld in der Tasche hast. So ist es aber bei uns nicht! Es gab und gibt immer Grund zum Jammern, andere Leute für die eigenen Missstände verantwortlich zu machen…oder Jammern, weil uns Ausländer die Jobs wegnehmen! Meistens sind es dann Jobs, die Deutsche gar nicht machen wollen!

Hier fehlt auch oft die Kompromissbereitschaft, einer anderen Arbeit nachzugehen, die vielleicht nicht so schön ist, wie ggf. der erlernte Beruf. Es gibt auch natürlich auch genug Fälle, wo die Menschen aus Altersgründen ihre Jobs nicht mehr machen können und in die Sozialhilfefalle tappen oder wo es erst gar keine Arbeit mehr gibt. Aber ist daran der syrische Flüchtling schuld, der viel Geld, Kraft investierte, ggf. seine Familie zurücklassen musste, um sein Überleben sichern zu können und um später natürlich auch seine Familie nachholen zu können, oder gar zurück in die befriedete Heimat fährt?

Aber es ist natürlich viel einfacher, sich in seinen Sessel zu pflanzen, die alltäglichen Nachmittag-Talkshows anzusehen, aus den Medien zu erfahren was hier und da (nicht) passiert und allen anderen die Schuld zu geben. Ich finde, teilweise kann man das schon ganz gut mit der Weimarer Republik vergleichen:

Ziemlich hohe Arbeitslosigkeit, eine hohe Politikverdrossenheit weil auch in der Politik klare Linien fehlen, es gibt auch keine politischen Charismatiker mehr sondern nur noch Menschen die sich mit hunderten faulen Kompromissen von einer Wiederwahl zur nächsten durchhangeln und alles führt dazu, das keiner mehr wählen geht. Mit der Meinung, dass man sowieso nix verändert.

In anderen Ländern sterben heute noch viele Menschen für diese Demokratie, wählen ist aus meiner Sicht Pflicht. Jeder der nicht wählen geht, schenkt seine Stimme u.a. der NPD denn deren Anhänger gehen wählen!

Diese Politikverdrossenheit ist für mich bis zu einem gewissen Grad auch verständlich, doch das schafft Nährboden für Thesen die in keinster Weise haltbar sind, aber von den Rechten gut instrumentiert werden. Nepper, Schlepper, Bauernfängerei…

Die politischen Ziele dieser Parteien sind gar nicht umzusetzen, das sollte ja wohl jedem klar sein. Aber erst mal werden diese Leute alle ins rechte Boot geholt! Dazu kommt Rassismus / Fremdenhass der von Leuten ausgeht, die das sogenannte „Fremde“ meist gar nicht kennen weil sie entweder nie einem Fremden begegneten und / oder gereist sind. Und ich rede jetzt nicht vom Pauschaltourismus / Cluburlaub in einer „isolierten“ Hotelanlage, wo es mit Bändchen um den Arm das bereits im Preis enthaltene Essen gibt…sondern um die Menschen die wirklich gereist sind, Menschen in verschiedenen Ländern kennengelernt haben…diese Menschen haben auch keine Angst vor dem „Fremden“.

Für mich persönlich gibt es auch nicht wirklich keinen Grund, auf sein Geburtsland stolz zu sein denn ich vertrete die Meinung, dass wir sowieso nur zufällig in diesem oder jenem Land geboren wurden.

Kleines Beispiel: Vor 100 Jahren wurdest du östlich der polnischen Grenze geboren. Nun verschoben sich aber die Grenzen im Laufe der Jahrzehnte und jetzt lebst du mit deiner Familie auf der deutschen Seite.

Worauf soll ich stolz sein?

Ich kann stolz auf Dinge sein, die ich selbst erschaffen habe, sei es nun ein Haus gebaut, ein Bild gemalt…aber wenn ich zufällig irgendwo geboren wurde ist das für mich kein Grund, darauf stolz zu sein denn ich persönlich habe das nicht erschaffen.

Ich habe das Glück, in einem Land mit guter sozialer Absicherung geboren worden zu sein, in England fühle ich mich auch sehr wohl, in Amerika fühle ich mich teilweise auch sehr wohl (ich habe zu den USA ein sehr gespaltenes Verhältnis: einerseits fühle ich mich sehr wohl, andererseits bin ich auch froh, wenn ich wieder weg bin)…ich sehe mich eher als Weltbürger!

Aber wenn jemand, der noch nie über seinen Gartenzaun hinweg geschaut hat, etwas Fremdes vorbeilaufen sieht, hat er natürlich erst mal Angst davor! Und daraus entsteht halt die momentane Situation.

Es ist bestimmt nicht leicht für alle Beteiligten, diese logistische Meisterleistung auch bewältigen zu können, schon gar nicht in wenigen Tagen. Zündstoff gibt es unter den verschiedenen Flüchtlingen und Glaubensrichtungen auch genug und das da Fehler gemacht werden, ist auch logisch und klar.

Da kann und muss auch Kritik dran geübt werden aber bitte alles in einem Maß, was auch weiterhin für Frieden sorgt und nicht ein Land spaltet. Es geht ja auch längst nicht mehr um die Sache sondern hauptsächlich um das Ausleben des rechtspopulistischen Scheiß.

Rechte Tendenzen gab es schon immer in Deutschland doch wenn wirklich eine rechte Partei an die Macht käme, würde auch das Ausland ganz anders reagieren.

Inzwischen zerfleischen sich die Initiatoren der Pegida-Bewegungen gegenseitig und untereinander und zersplittern sich, einige Mode-Mitläufer haben neue „Feindbilder“ oder sogar Arbeit gefunden…

Teilweise finde ich viel erschreckender, was im um uns herum befindlichen Ausland passiert, wo Faschisten bei Wahlen mit 25% im Sack feiern. Ungarn ist da ein gutes Beispiel.

Ich denke, in Deutschland ist die politische Gefahr nicht so groß einzuschätzen.

Auch im Verhältnis zur restlichen Bevölkerung Deutschlands ist da nicht wirklich viel zu befürchten. Aber man muss gegen das bestehende Unheil etwas tun, und da hilft eindeutig nur der Dialog am besten. Sei es noch so arbeits- und zeitintensiv.

Da finde ich wieder sehr gut, was die Onkelz und auch Frei.Wild machen. Die wissen, dass in ihrem Publikum auch viele junge Menschen stehen, die sich politisch noch nicht einig sind.

Und ein Philipp Burger oder Stefan Weidner erreichen doch mehr von der Bühne aus, als zum Beispiel Wolfgang Niedecken, der ein großer Musiker ist und mit „Kristallnaach“ ein klares Statement gesetzt hat, was vom links agierenden Publikum auch zu recht gefeiert wird. Aber erreicht er rechtes Volk?

Ich kann nur wiederholen: Weder die Onkelz noch Frei.Wild sind rechts!

Aber sie wissen um ihr Publikum, was man sich auch nicht immer aussuchen kann und appellieren immer und immer wieder, das rechte Gewalt scheiße ist! DIE erreichen bedeutend mehr und es sollte doch in jedermanns Sinne sein, einen rechtsdenkenden zum Überlegen zu bewegen, als weiterhin den linken Flügel zu befeiern, oder?

So macht Dialog Sinn! Ich kann doch keinen rechten Aussteiger ausgrenzen, ich muss ihn ins Boot holen! Da sollte man sich doch drüber freuen, da kann man doch dran arbeiten.

Das ist der Weg, anstatt die Fronten verhärten zu lassen. Ich trinke zum Beispiel keinen Alkohol oder nehme Drogen. Wer hört mir zu wenn ich sage: „Alkohol und Drogen sind kein Weg oder Lösung!“?

Wenn Kevin Russell aber wie jetzt predigt, dass dieser Drogenscheiß echt kacke ist, dann überlegt der ein und andere Junkie doch, ob er das nicht besser bleiben lässt denn Kevin´s Karriere ist ja abschreckend genug! Und so funktioniert das auch mit dem rechten Flügel.

Bedeutet aber viel Arbeit, sichert aber auf lange Sicht den Frieden untereinander. Leute zum Umdenken bewegen ist wichtiger, als sie auszugrenzen! Wenn Farin Urlaub auch seinen Senf dazu gibt, ist das auch eine gute Sache, aber wen erreicht er mit seiner Message?

Ich mag keine politischen Extreme, ob links oder rechts.

Ich auch nicht…brennende Autos sind auch nicht meine Welt…

Aber die Antifa bedient sich faschistischer Methoden, das kann ich auch nicht gut heißen. Während meiner Arbeit mit Frei.Wild bekam ich auch Drohmails von der Antifa. Ich halte mich für einen antifaschistischen Menschen, nicht nur wg. meiner Herkunft! Doch bei FB haben es einige echt auf die Spitze getrieben, mich „faschistischen Schergen“ genannt…ich antwortete, ich sei auch jüdischen Blutes und bekam die schriftliche Quittung:

„Ihr Juden seid ja sowieso immer da, wo das Geld ist…“!

Was soll das jetzt?

Antifaschistischer Anti-Semitismus?

Die haben es wohl überhaupt nicht verstanden…

Die haben eindeutig gar nichts verstanden…

Genau, es geht nur um Randale! Es gab auch Mails, in denen mir und meiner Frau persönlich gedroht wurde (das landete letztendlich bei der Polizei, es wurde auch extrem ausfallend beleidigend) doch weil es feige weltweit über verschleierte Mailadressen und Server lief, war da leider kein rankommen.

Aber das ist schon extrem kriminell, wobei das garantiert auch nur irgendwelche 13 Jährige waren, es kam auch nie etwas dabei raus! Das ist aber nicht die Antifa, mit der ich zusammenarbeiten möchte! Da kommen dieselben Mechanismen ans Tageslicht, die ich eigentlich eher von der anderen Seite erwartet habe!

Bestimmt gibt es auf der Antifa-Seite auch Menschen, die ähnlich wie ich denken und sogar handeln aber der Begriff Antifa ist nicht geschützt. Jeder kann sich Antifa nennen und schon geht der Ärger los…

Ich bin als Antifaschist schon „Pro Antifa“, aber es gibt dort ´ne Menge Menschen, die mit ihrem Aktionismus weit übers Ziel hinausschießen. Provokation bringt letztendlich nur Gegengewalt und das ist nicht das Ziel denn die vielen Pegida-Mitläufer sind ja nicht alles Nazis. Es macht einfach keinen Sinn, da mit Leuchtraketen reinzuballern.

Stichwort „Lügenpresse“…

Ja, der rechte Kampfbegriff derzeit…

Aber auch Zeitungen aus dem linken Flügel bedienen sich Dinge, denen ich das in der Art nicht geglaubt hätte. Durch meine Arbeit mit Frei.Wild und dem Gitarristen der Böhsen Onkelz werde ich auch immer wieder gern in eine Ecke geschoben…da fällt mir nichts mehr zu ein. Das sind Schreiberlinge die auf die Konzerte Backstage kommen, sich durchfressen, durchsaufen und am nächsten Tag zu lesen ist, was für „Herrenmenschen“ hinter der Bühne mit den Künstlern abhängen.

Du kennst das: Große Tour, 10-16 Sattelzüge, die Roadies, Lichtleute, Rotes Kreuz, die langhaarigen Stagehands mit Stabtaschenlampen und Leatherman,…ich habe nicht einen „Herrenmenschen“ gesehen. Nicht mal im Publikum erblicken können und trotzdem schreiben mache Schmierfinken nicht das, was sie erlebten…

Eine große xxx Tageszeitung hat Fans Geld geboten, wenn sie mal kurz den Hitler-Gruß wirksam vor der Kamera tätigen. Zum Glück haben die Fans das der Security angezeigt und diese Zeitung ist dann achtkantig aus der Halle geflogen.

Es ist wirklich heute immer noch so und ich würde es kaum glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen erlebt hätte! Man unterhält sich mit den Leuten freundlich den Abend über und am nächsten Tag liest du in der Zeitung von der großen Nazi-Kante…

Auch mit der Musikpresse habe ich das schon erlebt, Leute die sich freundlich durchfressen und volllaufen lassen, CD´s umsonst bekommen um am nächsten Tag zu schreiben, das der Laden zu 95% aus Nazi-Jüngern bestand. Und die CD´s landen letztendlich noch verschweißt und ungehört im Second-Hand Shop, die Kritik las sich wie folgt:

„…langweiliger Hard Rock a la Axel Rudi Pell“…was mehr oder weniger heißt, das die Personen sich die Alben ja nicht mal mehr anhören. Was haben meine Solo-Alben musikalisch mit Axel Rudi Pell zu tun?

Und das hat man leider schon ganz oft…geh doch mal in zum Beispiel in Dortmund in den Plattenladen und du siehst die vielen Promo-Alben, teilweise auch noch verschweißt, usw…

Ich bin für jede Kritik offen, ob nun positiv oder der totale Verriss: Aber-das Album sollte schon wenigstens gehört werden. Und das passiert heute auch nicht immer…obwohl ich mindestens das erwarte! Sich 76 Minuten Zeit nehmen und dann was auch immer dazu sagen, bzw. schreiben! Dann kann ich auch damit leben, wenn meine Alben beim Händler oder bei ebay landen. Ich nehme mir viel Zeit, meine Musik aufzunehmen, usw…! Dann sollte es doch respektvoll sein, sich das wenigstens mal anzuhören anstatt irgendeinen Stuss als Review zu hinterlassen, der noch nicht mal stimmt, weil nach 5 Sekunden Spielzeit geskippt wird!

Leider passiert das aber immer seltener…

Noch geiler: Nach einem Konzert kam mal ein Typ zu mir: „Hey, ich bin der xxx vom xxx und habe dein Album in den Kritiken total verrissen. Mein Chefredakteur hat gesagt, ich soll sie verreißen aber ich fand das jetzt alles sehr geil und es tut mir auch leid…“

Was soll ich da machen, soll ich  ihm jetzt Absolution erteilen? Aber das hast du halt auch immer öfter…da hat man dann schon ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Presse…dann kommen noch die Kaufgeschichten für Kritiken dazu….

Na gut, bin ja auch kein kleiner Blödmann, in meinen knapp 2 ½ Dekaden langen musikalischen Karriere habe ich durch meine Tätigkeiten für Labels und Magazine ´ne Menge mitbekommen aber das es hier so, dermaßen ausartet…

Und es wird noch extremer…Magazine verkaufen sich immer schlechter, Budgets werden immer knapper, irgendwie muss ja die Kohle wieder reinkommen,…

Und die Magazine bestehen ja fast nur noch aus „Top Ten´s“, Listen (die 50 beliebtesten Songs von Helmut Kohl beim kacken, die beliebtesten Songs ohne Intro zum Skippen, die 100 besten Alben des ersten Quartals 1979, usw.) und Werbung!

Teilweise werden Interviews aufs wesentliche gekürzt, den Rest kann man dann online (im extra dazu gekauften Abo) nachlesen,…usw.!

Ferdy blättert dabei durch einige aktuelle Magazine…

Das wird ja auch schlimmer mit den Anzeigen…das Magazin hier macht derzeit wohl guten Umsatz für Kritiken…Auch Plätze auf beigelegten CD Samplern für dieses Magazin musst du buchen…

Also da habe ich wirklich gedacht, das die Magazine doch noch eher auf die Band entsprechend zugeht…

Haha, nee…

Dann gibt es mal ein paar Zeilen über alte Helden aus Leidenschaft weil von der Person garantiert kein Budget zu erwarten ist…Ha, und der hat garantiert auch nix extra gelöhnt, weil das Album mit miesen Punkten abgestraft wurde, obwohl rein musikalisch alles in bester Ordnung ist…und so zieht sich das wie roter Faden durch die Presse.

Beispiele ohne Ende, Respektlosigkeit dem Künstler gegenüber, der schon Welt verändernde Musik machte als der mir sehr unbekannte Schreiberling wohl noch gar nicht auf der Welt war…

Dazu kommt noch diese verlogene Doppelmoral einiger selbsternannten Musikpolizisten…

Ja…inkonsequent weil die betreffende Person doch auf die Bühne durfte, weil er halt irgendwie früher mal ´ne Nummer war…

Es folgten noch ein paar Gossips rund um die Musik, Musiker, Redakteure, Magazine, die nicht hierher gehören! 😉

Vielen Dank für die sehr ausführliche Reise durch die bunte Musikwelt und den Anhängen!

Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, fühle dich jederzeit wieder bei mir eingeladen. Das nächste Mal vielleicht besser vorbereitet… 😉

Solo-Discography:
1995 Just A Piano And A Handful Of Dreams
2000 Storyteller´s Rain
2006 …Till I Run Out Of Road
2009 Travelling Light
2011 A Bridge To Dobroland
2015 Orexigenic Songs For Overfed People

Rough Silk (Album)-Discography:
1991 Rough Silk
1993 Roots Of Hate
1994 Walls Of Never
1996 Circle Of Pain- Or: The Secret Lies Of Timekeeping
1997 Mephisto
1998 Beyond The Sundown
1999 Wheels Of Time
2001 Symphony Of Life
2003 End Of Insanity
2009 A New Beginning
2012 The Good, The Bad & The Undead

Internet:

Ferdy Doernberg Website

Ferdy Doernberg @ Facebook

Ferdy Doernberg @ MySpace

Lazer
Lazerhttps://www.metalunderground.at
It's not about Satan, it's about Pussy and Poop. In Grind we trust!

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