AMORPHIS – Borderland

cover artwork AMORPHIS Borderland

Band: AMORPHIS 🇫🇮
Titel: Borderland
Label: Reigning Phoenix Music
VÖ: 26/09/25
Genre: Melodic death metal/Folk metal

Bewertung:

4,5/5

Fünfzehn Alben – was für eine Leistung. Und alle von durchgehend hoher Qualität. Kein Wunder, schließlich sprechen wir über AMORPHIS, die finnischen Veteranen und Legenden. Sie haben neue Genres geprägt, bislang unentdeckte musikalische Territorien erschlossen, ihr Beitrag zur Metalgeschichte ist unbestreitbar. Nun liegt mit „Borderland“ ein Werk vor, in dem die Band zum Kern ihres Schaffens vordringt und diesen eingehend erforscht.

Eine Mischung aus melodischen und schweren Elementen

Das Album eröffnet mit einem sofort erkennbaren Stil, getragen von Keyboardklängen und Gitarren. Die einzigartige Kombination aus Solo-Gitarre und Tasteninstrument in einer verflochtenen Melodielinie zeigt sich in „The Circle“. Sehr melodisch und beinahe melancholisch, mit klaren Vocals und einer filigranen Instrumentierung. Während die Lead-Gitarre mit langen und komplexen Solos dominiert, setzt ein kurzer Growl einen markanten Kontrast. Insgesamt ein starker Auftakt.

Wie erwartet, bringt „Bones“ anschließend die vollen Growls, Tomi Joutsens markant tiefe und raue Stimme, die das Klangbild von AMORPHIS prägt. Folk-Einflüsse in der Melodielinie, mit leicht orientalischer Note, verleihen der Komposition eine besondere Farbe. Härter als viele der übrigen Stücke, mit schweren, drückenden Riffs, die an das Frühwerk erinnern – ein kraftvoller Song. „Dancing Shadow“ ist langsamer, besticht aber mit prägnanteren Riffs und Drums. Die vom Keyboard getragene Melodie ist komplexer, ein Hinweis auf die progressive Seite der Band. Ein eingängiger Refrain, sowohl in cleanen als auch harschen Vocals, leichtfüßig und modern klingend, zeigt eine andere Facette des Bandsounds.

Eine einzigartige Kombination von Genres

AMORPHIS, eine legendäre Formation, die keiner Vorstellung bedarf, sind seit 35 Jahren unermüdlich unterwegs. Die Band besteht aus Gitarristen Esa Holopainen und Tomi Koivusaari, Sänger Tomi Joutsen, Keyboarder Santeri Kallio, Bassist Olli-Pekka Laine und Schlagzeuger Jan Rechberger. Gegründet 1990 in Helsinki, hat das finnische Sextett mutig neue musikalische Grenzen ausgelotet. Von den rohen Death-Metal-Wurzeln über melodische, progressive und folk-inspirierte Heavy-Rock-Phasen bis hin zum heutigen progressiven Metal – stets erweiterten sie die musikalischen und lyrischen Horizonte, ohne dabei ihre künstlerische Identität aufzugeben.

Episch, mit starkem Folk-Einschlag, präsentiert sich „Fog To Fog“. Starke Riffs, dominanter Gesang, ein Hauch von Melancholie und eine schwermütige Atmosphäre prägen das Stück. Dazu eindrucksvolle melodische Akzente, lange ineinander verschlungene Gitarrensolos, von Keyboards durchzogen, und eine wuchtige Rhythmussektion mit schnellen Drums und drückendem Bass. Ein Höhepunkt des Albums.

Neue Klangwelten, ohne den eigenen Stil zu verlieren

The Strange“ bewegt sich erneut zwischen Melodie und Aggression, dynamisch und mitreißend. Raffinierte Instrumentierung und zahlreiche Tempowechsel unterstreichen die Vielschichtigkeit der Komposition. „Tempest“ hingegen zählt zu den ruhigsten und introspektivsten Momenten des Albums. Akustische Gitarren und ferne Pianoklänge schaffen eine entrückte Atmosphäre, die von aggressiven Akzenten im progressiven Stil durchbrochen wird. Technisch brillante Solos von Gitarre und Keyboard, ein düsterer, verstörender Grundton – und doch ein wunderschöner Song.

Die Produktion ist exzellent – durchdacht, ausgewogen und mit viel Feingefühl umgesetzt. Verantwortlich dafür ist erstmals der renommierte dänische Produzent Jacob Hansen, der AMORPHIS frische kreative Impulse verleiht. „Borderland“ bewahrt den unverwechselbaren Sound, öffnet sich aber auch neuen Klangideen. Ein ausbalancierter, professioneller Sound, wie man ihn von gestandenen Musikern mit jahrzehntelanger Erfahrung erwarten darf.

Light And Shadow“ ist treibender, mit deutlich progressiven Elementen, einer sich steigernden Melodielinie, die in rohe Schreie und massive Instrumentierung mündet. Innovativ, mit neuen Klangfarben, und ein weiteres Beispiel für gelungenes Songwriting. „The Lantern“ hingegen bringt die melancholische Stimmung zurück, ein Stück mit vielen Kontrasten, dominiert von einer unheimlichen Atmosphäre und dramatischen Akzenten.

Beeindruckender und dominanter Gesang

Der Titelsong „Borderland“ ist weniger melodiebetont, besitzt aber genügend sensible Momente, um zu wirken. Erneut sind Folk-Elemente erkennbar. Tomi Joutsen vereint hier die emotionale Klarheit seines Clean-Gesangs mit seiner dämonischen Seite, den unverkennbaren Growls. Eindrucksvoll wie eh und je zeigt er sein enormes Ausdrucksspektrum – ein weiterer Höhepunkt.

Das Album schließt mit „Despair“. Von einer raumfüllenden Lead-Gitarre eröffnet, entwickelt sich ein technisches Feuerwerk, das ruhige und introspektive Momente ebenso zulässt wie dynamische und aggressive Ausbrüche. Zart und melancholisch, zugleich brutal und ungestüm – ein ständiger Wechsel der Stimmungen und Tempos, ein Karussell an Emotionen. Vielschichtig, melodisch und komplex – ein perfekter Abschluss.

Ein erinnerungswürdiges Werk

Ein sehr melodisches Album, insgesamt leichter als manche Vorgänger, doch reich an starken und markanten Momenten. Die technische Klasse zeigt sich in jeder Passage. Besonders Tomi Joutsen überzeugt erneut mit einer gesanglichen Leistung auf höchstem Niveau: die permanente Variation zwischen Stilen, emotional wie auch technisch fordernd. Doch auch die übrigen Bandmitglieder tragen mit ihrer Erfahrung und ihrem Können entscheidend zu diesem Werk bei – das spürt man in jedem Takt.

Borderland“ ist kein radikal experimentelles Werk, vielmehr eine Rückkehr zum Kern des AMORPHIS-Sounds. Die Band perfektioniert und erweitert ihr Markenzeichen, bleibt aber im vertrauten Terrain. Modern, frisch, progressiver als folkig, dennoch mit allen Einflüssen, die AMORPHIS ausmachen. Zugänglicher als der Vorgänger, durchdacht und mit souveräner Kontrolle umgesetzt – ein Album, das Reife und künstlerische Erfahrung widerspiegelt.

Musikalisch klassisch AMORPHIS: Delay-getränkte Gitarren, melodische Keyboards, das Spiel mit cleanem und growlendem Gesang. Hit folgt auf Hit, jedes Stück besitzt eine Besonderheit, die es heraushebt. Melancholie, Melodie, Raffinesse und Schwere – all das ist hier vereint. Ob es das beste AMORPHIS-Album ist, bleibt streitbar, doch zweifellos handelt es sich um eines ihrer markantesten Werke.

Fazit: Typisch AMORPHIS, doch mit neuen Klangwelten – „Borderland“ verdichtet das Wesen des Bandsounds zu einem sehr melodischen und dynamischen Werk.

Tracklist

01. The Circle
02. Bones
03. Dancing Shadow
04. Fog To Fog
05. The Strange
06. Tempest
07. Light And Shadow
08. The Lantern
09. Borderland
10. Despair

Besetzung

Esa Holopainen – Lead Guitar
Tomi Koivusaari – Rhythm Guitar
Santeri Kallio – Keyboards
Olli-Pekka Laine – Bass
Jan Rechberger – Drums
Tomi Joutsen – Vocals

Internet

AMORPHIS – Borderland CD Review

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