DEAD CHASM. Death Metal aus Italien. Nach einem Longplayer im Jahr 2023 meldet sich die Band nun mit der EP Spectral Tyranny zurück – einem kurzen, aber eindrucksvollen Manifest ihrer zerstörerischen Musik.
Aggressive Vocals, tiefgestimmte Gitarren und erbarmungsloses Drumming
„Beneath Decadent Shadows“ beginnt doomig, langsam und schwer. Doch schon bald setzt ein rasendes Schlagzeug ein und nimmt an Fahrt auf. Der Sound ist dicht und aggressiv, ein wuchtiger Lärmangriff. Die Growls von Lorenza sind tief und kraftvoll, ihre Technik absolut beeindruckend. Auch ein tremolo-gepicktes Gitarrensolo taucht kurz auf. Die Drums sind unerbittlich, pfeilschnell und drücken den Song mit Macht voran – eine massive Soundwand zum Abschluss.
DEAD CHASM spielen Death Metal in der Tradition von Immolation oder Incantation – düster, schwer, brutal. Besonders hervorzuheben sind die Vocals von Lorenza, die mit Tiefe, Wut und Präzision growlt und sich nahtlos in die Riege der beeindruckenden weiblichen Death-Metal-Stimmen einreiht.
Die Produktion ist rau, stellenweise fast matschig. Die Drums klingen mitunter, als würden sie übersteuern, was dem Old-School-Feeling zugutekommt, aber auf Kosten der Klarheit geht. Alles ist eng und dicht abgemischt – ein Stilmittel, das Atmosphäre erzeugt, aber einzelnen Elementen wie Vocals und Drums manchmal die Präsenz nimmt, die sie verdienen würden. Die Lyrics bewegen sich klassisch im Death-Metal-Kosmos: Tod, unbekannte Welten, fremde Dimensionen, kosmische Reisen.
Komplexe Strukturen, aggressive Riffs, intensives Drumming
Der Titeltrack „Spectral Tyranny“ bleibt der eingeschlagenen Richtung treu. Die Komposition ist komplexer, mit Tempowechseln, langsamen, doomartigen Riffs zu Beginn, bevor die Geschwindigkeit anzieht. Auch hier stehen die Gitarren im Vordergrund, während die gutturalen Growls etwas verhallt im Hintergrund liegen. Das Drumming ist technisch anspruchsvoll, aber erneut zu weit hinten im Mix. Dafür sind die Riffs tief gestimmt und massiv – ein durchschlagender Track.
Gegründet wurde die Band 2020 in Mailand: Gigi (u. a. Evilspell, Expired, Ira, Perfidious) am Bass, Dave (u. a. ex-Daemoniac, ex-Funest, ex-Fuoco Fatuo) am Schlagzeug und Lorenza (Stench of Profit, ex-Deus Irae) an Gitarre und Mikrofon. Ein Trio mit beachtlicher Erfahrung.
Der dritte und letzte Song „Spawn in Absurdity“ führt das Konzept konsequent fort. Wieder beginnt alles langsamer, mit mehr Atmosphäre – ein Hauch von Doom. Die Riffs sind noch tiefer gestimmt, das Drumming infernalisch, die Vocals verzerrt und düster. Ein weiteres tremolo-gepicktes Solo sorgt für melodische Akzente, bevor das Stück mit wütendem Tempo und makabren Vocals in ein abgründiges Finale mündet.
Die Band zeigt viel Potenzial für die Zukunft
Drei Songs – schwer, hier ein klares Highlight auszumachen. Vielleicht wirkt der Opener etwas strukturierter als die übrigen Titel, aber insgesamt sind alle Tracks auf gleichem, hohem Niveau. Das Gesamtbild ist stimmig und wirkt geschlossen. Dennoch bleibt das Gefühl: viel zu kurz. Spectral Tyranny ist hoffentlich nur ein Vorgeschmack auf das nächste volle Album.
Musikalisch bleibt die Band traditionell im Death Metal verwurzelt. Ihre eigene Einordnung als Doom/Death Metal ist auf dieser EP eher theoretischer Natur. Dennoch: DEAD CHASM beweisen erneut, dass sie zu den vielversprechenden Vertretern des Genres zählen.
Fazit: „Spectral Tyranny“ ist ein rohes, kompromissloses Statement – tief verwurzelt im klassischen Death Metal und doch mit genug Eigenständigkeit, um neugierig auf mehr zu machen.
Tracklist
01. Beneath Decadent Shadows
02. Spectral Tyranny
03. Spawn in Absurdity
Besetzung
Lorenza – Vocals, Guitars
Gigi – Bass
Dave – Drums