Blackened Death Metal aus Rom, Italien. Mit Catechesis präsentieren PATRISTIC ein Konzeptalbum über die Ära der Kirchenväter – eine düstere Zeit zwischen dem Zerfall des Römischen Reiches und dem Aufstieg der christlichen Philosophie in einer Welt, die noch stark von heidnischer Kultur geprägt ist.
Atmosphärische, aggressive Musik mit theatralischem Gesang und dem Wechsel zwischen Akustik und Krach.
Ein sehr atmosphärischer Einstieg ins Album. Akustisch, ambient. Dann Growls, Gitarren – und das musikalische Inferno beginnt. A Vinculis Soluta I liefert erbarmungslose Drums, dramatischen, theatralischen Gesang, tiefe Growls, rau und beinahe dämonisch. Infernalisches Schlagzeug und Tremolo-Picking. Nicht sehr melodisch, eher dissonant mit vielen Tempowechseln. Aggressive Musik. Die Vocals klingen oft wie beschwörende Rezitationen.
Die Melodieführung ist ständig im Wandel, teilweise etwas zu sprunghaft zwischen fast akustischen Passagen und roher Soundwand. Aber das dramatische Moment ist stets spürbar, ebenso der große Fokus auf Atmosphäre – mal erdrückend und makaber, mal dunkel und mystisch. Der Kontrast zwischen den Ansätzen ist beinahe zu groß.
Technisch sind sie ebenfalls beeindruckend. Die Vielfalt der Gesangstechniken ist bemerkenswert. Der zweite Teil des Intros, A Vinculis Soluta II, ist melodischer, mit vielen gesprochenen Passagen. Der Titel bedeutet „Ungebunden“ und deutet auf die inhaltliche Richtung: Themen aus der patristischen Philosophie, frühchristliche und heidnische Konzepte – alles in ein schwarzes Klanggewand gehüllt.
PATRISTIC ist ein Nebenprojekt von Enrico Schettino (Hideous Divinity), gegründet 2022. Kurz darauf erschien eine erste EP, nun folgt mit neuem Sänger das erste Full-Length.
Komplexe, dramatische Kompositionen
Nach dem kryptischen Einstieg mit dem zweiteiligen Song folgt nun ein vierteiliges Stück: Catechesis I beginnt mit Streichern – Violinen und Celli – im Horrorfilm-Stil, dann herrscht Stille, bevor plötzlicher Lärm ausbricht. Ein Klangmassiv aus dem Nichts, mächtig und bedrohlich. Sobald die Hauptmelodie einsetzt, liegt alles unter einem rasanten Tempo mit hämmerndem Schlagzeug. Geschriener und rauer Gesang. Kompositorisch sehr komplex – fast schon Technical Death Metal.
In diesem Teil des Albums wird es melodischer und auch kohärenter. Catechesis II ist ein Highlight – alle vorher angedeuteten Ideen verdichten sich hier zu einem packenden Gesamtbild. Kompositorisch und musikalisch enorm vielschichtig. Als würde das zuvor chaotische Klangbild nun zur eigentlichen Musik finden. Das dramatische Element bleibt, aber es wirkt nun zielgerichteter.
Die Band besteht aus Enrico Schettino (Hideous Divinity, ex-Hour of Penance) – Gitarre, dem Projektgründer, Sathrath (u.a. Chronic Hate, Mass Carnage, Nocturnal Depression-live) – Schlagzeug, und der Neuzugang Lorenzo Sassi (Frostmoon Eclipse, Liber Null) – Gesang. Alle drei sind erfahrene Musiker in verschiedenen Death-Metal-nahen Stilrichtungen. Ein starkes Line-up.
Beeindruckende Produktion und komplexer, avantgardistischer Sound
Catechesis III vertieft die bereits etablierten Klanglandschaften weiter. Auch hier wieder zahlreiche Tempowechsel, technische und aggressive Death-Metal-Passagen. Der Abschlusssong Catechesis IV ist langsamer, mit geschlossenem Klangbild. Gesanglich dominiert, introspektiv und tiefgründig – ein gelungener Abschluss.
Die Produktion ist stark und fängt die Komplexität des Albums sehr gut ein. Sie hält auch die Balance zwischen den stilistischen Extremen, die den Sound von PATRISTIC ausmachen. Die Eigenbeschreibung der Band als „avantgardistischer blackened Death Metal“ trifft es ziemlich genau.
Das Album ist eine Sammlung von Kontrasten und Tempowechseln. Es braucht einige Songs, um in Form zu kommen und eine klare Linie zu finden. Aber die zweite Hälfte ist musikalisch deutlich definierter. Die Geschwindigkeit nimmt zum Schluss zwar etwas ab, doch gleichzeitig gewinnen die Kompositionen an Tiefe.
Ein interessanter Ansatz – gelegentlich wirkt es zu hastig, vor allem zu Beginn – aber es gibt viele faszinierende und starke Momente. Die vierteilige Songreihe Catechesis ist ein beeindruckendes Werk, sehr komplex in Aufbau und Umsetzung. Sie verdient mehrere Durchläufe, um die Tiefe ganz zu erfassen.
Fazit: Anspruchsvoll, brutal und atmosphärisch – Catechesis ist ein avantgardistisches Werk, das sich Schicht für Schicht entfaltet.
Tracklist
01. A Vinculis Soluta I
02. A Vinculis Soluta II
03. Catechesis I
04. Catechesis II
05. Catechesis III
06. Catechesis IV
Besetzung
Enrico Schettino – Guitars
Sathrath – Drums
Lorenzo Sassi – Vocals