Manchmal ist es schwierig, Underground-Bands vorzustellen – besonders dann, wenn sich die Musiker selbst konsequent im Dunkeln halten. Alles, was man aktuell über ROTGUT erfährt, ist ihr eigenes Statement:
„Die drei Bezeichneten FD, C19 und AX verbrachten Wochen in einer lichtlosen Betonhölle. Als sich die Chance zur Flucht bot, ergriffen sie sie — denn sie waren einem großen Ziel verpflichtet: eine Extreme-Metal-Band zu gründen, inspiriert von Crust Punk, Rock ’n’ Roll und klassischem Schund, um hemmungslos quer durch die USA und darüber hinaus zu shreddern. Diese Band ist ROTGUT.“
Ein weiteres Mysterium – aber da dieses vorerst ungelöst bleibt, konzentrieren wir uns auf die Musik: „24 oz CANTRIP“ ist das Debüt einer Black/Thrash-Band aus den USA.
Beeindruckendes Tempo, solide Riffs, komplexe Solos
Gleich mit dem Opener “Bonemelter” legen ROTGUT ordentlich vor: knackige Riffs, ein vielschichtiges, fast verschachteltes Solo und tief kehlige Growls. Die Vocals sind roh, shoutend, voller Wut – aber über allem steht die Energie: melodisch, treibend, auf den Punkt. Kurz, aber wirkungsvoll.
Offiziell stammt die Band aus Renton, Washington, ihre Selbstbeschreibung lautet „Black’n’Thrash’n’Roll aus Washington. Gegen ihren Willen von einer gesichtslosen Schattenorganisation zusammengestellt.” Vieles deutet darauf hin, dass es sich ursprünglich um ein Soloprojekt von FD handelt, das später durch C19 und AX ergänzt wurde. FD ist auch für Komposition und Texte verantwortlich.
Weiter geht’s mit “The Hunger”: die Drums rattern, das Tempo ist hoch. Verzweifelte, infernalische Shouts, starke Technik. Leadgitarre mit Tremolo-Picking, aber strukturell bleibt alles klar im Thrash verankert. Ein melancholischer Einschub bringt mehr Tiefe, ein Tempowechsel sorgt für Dynamik – ein sehr gut geschriebener Song.
Energie, Technik und gutes Songwriting
Die Produktion ist rund, ausgewogen, jeder Song hat Druck. Die Vocals stechen heraus – aggressiv, variabel, präsent – aber auch die Gitarrenarbeit überzeugt auf ganzer Linie. Der Sound erinnert in manchen Momenten an Vektor, auch wegen der leicht futuristisch-progressiven Note. Ein Hauch von Progressive Thrash schwingt mit.
“Return of the Dead Without Eyes” ist ein Hassbrocken – mit Gang-Shouts im Refrain, langen Gitarrenpassagen, intensiven Vocals. Klassischer Thrash und ein echtes Highlight.
“Under the Scarlet Cross” fährt das Tempo etwas runter, wird melodischer, bleibt aber in der Thrash-DNA verankert. Die Gang-Shouts setzen Akzente, das Solo ist technisch, atmosphärisch, fast episch. Zum Abschluss bringt “Blood and Cooper” noch mal alles an Verzweiflung und Energie mit, was geht: kreischende Vocals, tief grummelnde Backing-Growls, beeindruckendes Riffing, druckvolle Drums – ein weiterer starker Song.
Professionell und talentiert – trotz Underground-Status
Ein starkes Debüt von einer Band, die fast nichts über sich preisgibt. Fünf Songs, die Eindruck hinterlassen – mit klarer Handschrift, durchdachter Komposition und Spielfreude. Die Gitarren treiben, das Drumming ist präzise, die Vocals variieren von purer Wut bis zur düsteren Melancholie. Alles wirkt professionell, mit Talent umgesetzt und stark produziert.
Ein hörenswertes Debüt – und ROTGUT sind definitiv eine Band, die man im Auge behalten sollte. Nicht nur, um herauszufinden, wer dahintersteckt – sondern weil sie bereits für Ende des Jahres ihr erstes Full-Length-Album „32 oz Cantrip“ angekündigt haben. Und wenn das so stark wird wie diese EP, dann darf man sich jetzt schon freuen.
Fazit: Beeindruckendes Debüt – kurz, aber voller Highlights. Eine Underground-Band, die Potenzial und Klasse zeigt. ROTGUT sollte man auf dem Radar haben.
Tracklist
01. Bonemelter
02. The Hunger
03. Return of the Dead Without Eyes
04. Under the Scarlet Cross
05. Blood and Cooper
Besetzung
FD – alle Instrumente und Vocals
AX und C19 – Gang-Vocals