SUNDROWNED – Higanbana

cover artwork SUNDROWNED Higanbana

Band: SUNDROWNED 🇳🇴
Titel: Higanbana
Label: Selfrelease
VÖ: 26/09/25
Genre: Post Metal/Shoegaze

Bewertung:

3,5/5

Die norwegische Post-Metal/Post-Rock-Band SUNDROWNED setzt ihre emotionale Auseinandersetzung mit Leben und Tod auf ihrem neuen Album Higanbana fort. Sensibel gestaltete Musik, voller Atmosphäre und Nachhall.

Das Album verströmt eine melancholische und trostlose Stimmung

Der Auftakt erfolgt langsam und melodisch, ganz im typischen Post-Metal-Gewand. Barren entfaltet nicht nur Atmosphäre, sondern auch gequälte Vocals, ferne Gitarren, melodische Akkorde. Eine melancholische, depressive Grundstimmung, die fast ausschließlich von der Stimme getragen wird, während die Instrumente wie aus der Ferne hallend wirken. Ein Gefühl von Einsamkeit, das sich vom ersten Song an einstellt und das gesamte Werk durchzieht, eine trostlose Grundhaltung, die alle Stücke miteinander verbindet.

Und tatsächlich beschreibt sich die Band selbst so: „SUNDROWNED sind ein direkter Spiegel der rauen und zugleich wunderschönen Landschaft Westnorwegens.“, der Landschaft, aus der sie stammt. Konkret aus Haugesund, wo das Projekt ursprünglich als Solounterfangen von J.A. (Jone Amundsen Piscopo) begann. Auf dem Album wie auch live ist er nun mit G.L. Innocent, M.B. Jakobsen und L.M. Tjøsvoll unterwegs. Wer dabei welche Instrumente spielt, bleibt unerwähnt, ebenso weitere Details. Sicher ist nur: J.A. Piscopo und G.L. Innocent verantworten gemeinsam das Songwriting.

Eine Mischung aus melancholischen und dynamischen Klängen

Während manche Stücke diese melancholische Grundierung beibehalten, neigen andere zu einem aggressiveren Ansatz. Gitarren und Rhythmusgruppe rücken stärker in den Vordergrund, und der Gesang wechselt zwischen Schreien und Growls, die rohe Emotion transportieren. Einige Tracks sind härter, zugleich aber genauso emotional.

Ein neues vokales Konzept tritt in Ilex hervor, wo die Stimme rauer und direkter klingt. Die Instrumente drängen die Vocals ein Stück zurück, sodass ein insgesamt dynamischeres Klangbild entsteht. Damit geht eine fast positivere Ausstrahlung einher, beinahe gesprochen wirkende Vocals und eine sehr minimalistische Songstruktur erzeugen einen ungewohnten Kontrast.

Unweigerlich denkt man beim Hören an Genregrößen wie Cult of Luna, die man als Maßstab für diesen Stil heranziehen kann. Auch Vergleiche mit Alcest liegen nahe, doch während die französische Band stärker gitarrenbasiert arbeitet, dominieren bei SUNDROWNED die atmosphärischen Sounds und die kontrastierenden Vocals. Dazu wird auf Higanbana ausschließlich mit rauen, geschrienen, fast growlenden Stimmen gearbeitet.

Ein ausgewogenes und detailliertes Klangbild

Die Produktion folgt dem Genre-typischen Ansatz: ausgewogen, aber nicht übermäßig glattgebügelt. Der Klangraum ist weniger komplex als bei manch anderen Vertretern des Post-Rock, wirkt dennoch dicht und reichhaltig. Musikalisch bleibt es verhältnismäßig simpel, aber detailreich. Textlich widmet sich das Album der Frage, was es bedeutet, Mensch zu sein – gesehen durch die Linse der klassischen Alchemie: dem Kreislauf des Lebens, dem physischen Körper, und wie wir nach dem Tod in das Ökosystem zurückkehren, um neues Leben zu nähren. Ein Werk voller Staunen, Erkundung und Introspektion.

Fein gesetzte Gitarrenakkorde verstärken die Kontraste zwischen Vocals und Hintergrundflächen. In den späteren Stücken entwickelt sich das Album zu einem komplexeren, kompositorisch aufwendigeren Ansatz. Am Ende steht ein hoffnungsvoller Ton, Vögelgesang sorgt für eine versöhnliche Schlusspassage.

Ein kontinuierlicher Fluss aus Melodien und Atmosphären

Obwohl das Album wie ein einziger Fluss wirkt, in dem Melodielinien von Song zu Song gleiten und eine konzeptionelle Einheit schaffen, stechen dennoch einzelne Momente hervor – etwa The Seed oder Ilex. Weniger, weil sie grundsätzlich anders wären, vielmehr durch Akzente, schwerere Passagen, die sich von der sonst konstanten Atmosphäre abheben. Von Langeweile keine Spur: Auch wenn sich manche Klänge wiederholen, ist das kaum bewusst wahrnehmbar, sondern verstärkt eher das Gefühl eines durchgehenden Klangstroms.

Die Musik wirkt leicht, wie eine Reise. Und tatsächlich spiegelt die bereits genannte Inspiration durch die raue Heimat Norwegens klar wider, was sich auf Higanbana entfaltet. Momente absoluter Schönheit, immer wieder durchzogen von Spannungen und Crescendi, die aufsteigen und wieder vergehen. Akkorde umkreisen einander, wie eine musikalische Sphäre, die zu atmen scheint.

Post-Metal, mitunter an Shoegaze oder Alternative grenzend, ein Album, das stets der Melodie verpflichtet bleibt, aber hier und da neue Elemente aufgreift. Insgesamt eher post-rockig oder shoegazig als wirklich metallisch, mit nur vereinzelten härteren Momenten. Doch ein Werk, das zu gefallen weiß – für alle, die nach exzessivem Headbanging einen Moment der Ruhe suchen oder generell ein Faible für diese Klangwelten haben.

Fazit: SUNDROWNED präsentieren mit Higanbana ein hypnotisches Werk – atmosphärisch, emotional und von eindringlicher Schönheit.

Tracklist

01. Barren
02. The Seed
03. Primrose
04. Ilex
05. Wisteria
06. Higanbana
07. Jacob’s ladder

Besetzung

J.A. Piscopo 
G.L. Innocent 
M.B. Jakobsen 
L.M. Tjøsvoll

Internet

SUNDROWNED – Higanbana CD Review

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