BEHEMOTH – The Shit Ov God

cover artwork BEHEMOTH The Shit Ov God

Band: BEHEMOTH 🇵🇱
Titel: The Shit Ov God
Label: Nuclear Blast
VÖ: 09/05/25
Genre: Black/Death Metal

Bewertung:

4,5/5

Dass BEHEMOTH zu den besten Livebands im Extreme Metal gehören, steht für uns längst außer Frage. Aber sind sie auch musikalisch weiterhin ganz oben dabei? Mit dem neuen Album The Shit Ov God wollen sie genau das unter Beweis stellen. Fast die Hälfte des Materials wurde bereits im Vorfeld durch Singles und Videos veröffentlicht – allzu viele Überraschungen hält das Album also nicht mehr bereit. Doch sehen wir uns das Gesamtbild an.

Solide, aggressive Songs mit typischem Behemoth-Sound

Der Opener „The Shadow Elite“, den Wiener Fans bereits beim kürzlich stattgefundenen Konzert hören konnten, bietet ein simples, aber effektives Riff – eine typische BEHEMOTH-Komposition. Ein infernalisches Tempo und eine düstere, misanthropische Atmosphäre prägen das Stück. Wie so oft bei BEHEMOTH liegt der Fokus stark auf (blasphemischen) Texten – auch hier. Die Band sucht bewusst die Konfrontation, besonders wenn es um religiöse Themen geht.

Sowing Salt“ bringt peitschende Riffs, gequälte Vocals von Nergal und stellenweise fast geschriene Passagen. Mehr Schmerz als gewohnt, mit schönen Black-Metal-Anklängen in Form einer tremolierten Melodielinie, die ab der Mitte das Stück dominiert. Der Chorus wird von einem heiseren, beinahe dämonischen Gesang getragen. Kompositorisch kein Meilenstein, aber ein solider, sehr aggressiver Song.

Zur Geschichte der Band muss man nicht mehr viel sagen – wer sich in diesem Genre bewegt, kennt den Werdegang von Nergal & Co. Seit ihren Anfängen im Black Metal, später im Black/Death, hat sich BEHEMOTH kontinuierlich nach oben gearbeitet. Der eigentliche Durchbruch zur Weltkarriere kam jedoch nach Nergals überstandener Leukämie – eine Art musikalisches „Carpe Diem“ folgte. Seitdem wird alles in monumentalem Maßstab realisiert: Nummer-1-Alben, Headliner-Slots bei den größten Festivals, Tourneen mit perfektioniertem Sound und visuellem Overkill. BEHEMOTH sind heute globale Superstars.

Musikalisch solide, mit provokanten Texten und technisch starken Linien

Der Titelsong „The Shit Ov God“, der ebenfalls beim April-Konzert in Wien erstmals live gespielt wurde, war die erste Single des Albums. Auch er folgt der bereits bekannten Linie: Ein ruhiger, gesprochener Mittelteil schafft kurzzeitig Kontrast, gefolgt von einem melodischen, sehr sauber gespielten Solo. Die Texte, in denen die Buchstaben des christlichen Symbols IESUS JHS buchstabiert werden, sorgen wie erwartet für Diskussionen. Musikalisch ist an diesem Song nichts auszusetzen – auch wenn er nicht überragend ist. Dennoch: Nach ein paar Durchläufen bleibt er im Ohr hängen.

BEHEMOTH haben die Kunst perfektioniert, sich selbst zu vermarkten. Mit durchdachten Kampagnen erzeugen sie Spannung und das Gefühl, man müsse unbedingt eines der limitierten Merch-Artikel besitzen. Eine clevere Strategie – und ein cleveres Kollektiv. Unbestritten zählen sie heute zu den größten Namen im Extreme Metal. Adam „Nergal“ Darski – Gesang und Gitarre – ist Herz und Kopf der Band. Zbigniew „Inferno“ Promiński – Schlagzeug und Percussion – sowie Tomasz „Orion“ Wróblewski – Bass und Backing Vocals – sind ebenfalls exzellente Musiker. Patryk „Seth” Sztyber – Gitarre und Backing Vocals – ist zwar kein offizielles Mitglied, spielt aber seit über 20 Jahren sowohl live als auch auf den Studioalben mit. Ein eingespieltes Line-up, eine perfekt funktionierende Maschine.

Lvciferaeon“ hebt das Tempo deutlich an und kommt sehr inspiriert daher – mit Anklängen an das ältere Material von BEHEMOTH. Natürlich wieder mit blasphemischen Texten – Kontroversen gehören hier zum Konzept. Der Song selbst ist stark im Death Metal verwurzelt, auch das zweistimmige Gitarrensolo wirkt mehr death- als black-metal-typisch, ist aber technisch einwandfrei gespielt und macht ordentlich Eindruck. Ein weiteres Highlight des Albums.

Eine dominierende und vernichtende Soundwand. Das Album ist stärker riff-orientiert als frühere Werke.

Was die technische Qualität der Band und des Albums betrifft, so sind BEHEMOTH zweifellos Meister an ihren Instrumenten. Diese Fähigkeiten zeigen sich live sehr deutlich – und ebenso auf dem Album. In jedem einzelnen Song errichten sie eine Klangwand: dominierend, massiv, vernichtend.

To Drown The Svn In Wine“ hält die Aggression und den Spirit der vorangegangenen Tracks aufrecht – erneut ein sehr schneller Song. Starke und effektive Riffs, großartiges Drumming. Eine ungewöhnliche Passage mit geschrienem weiblichem Gesang – nicht typisch für BEHEMOTH – bringt das Stück zum Abschluss. Gerade weil solche Stimmen im BEHEMOTH-Kosmos bislang kaum zu hören waren, setzt dieser Moment einen eigenwilligen Akzent..

Wie Nergal in einem aktuellen Video erklärte, ist dieses Album stärker auf Riffs fokussiert als frühere Werke, bei denen die Stimme oft sehr früh einsetzte. Das bestätigt sich: Hier stehen die Instrumente im Vordergrund, Gesangspassagen treten zurück.

Nomen Barbarvm“ beginnt mit einem beschwörenden Text – das zu hörende Wort ist „Abracadabra“. Musikalisch ein sehr gelungener Song, schnell und rhythmisch, mit Orion und Inferno als treibende Kräfte. Das Solo ist eindrucksvoll.

Behemoths Album glänzt mit einer außergewöhnlichen Produktion

O Venvs, Come!“ erinnert vom Sound her mehr an die The Satanist-Ära von BEHEMOTH, mit einer inspirierten Lead-Gitarre und gequältem Gesang von Nergal. Vermutlich der langsamste Song des Albums, aber auch einer der melodischsten. Subjektiv gesprochen: ein Highlight, nicht zuletzt wegen der Nostalgie, die er weckt.

Die Produktion – wie zu erwarten von einer Band dieser Größenordnung – ist außergewöhnlich. Kein Ton ist falsch platziert oder in falscher Lautstärke. Jedes Instrument ist perfekt ausbalanciert, alle musikalischen Ideen klar umgesetzt. Drums und Bass setzen das richtige Tempo, die Lead-Gitarre liefert die Melodie, und Nergals Stimme ist wie gewohnt eindrucksvoll. Produziert wurde das Album von Jens Bogren in den Fascination Street Studios.

Avgvr (The Dread Vvltvre)“ bringt Black-Metal-Gitarren, erbarmungsloses Drumming und eine originelle Note durch einen hallenden weiblichen Schrei. Schnell, aggressiv – einer der musikalisch originellsten Songs seit Langem. Definitiv ein weiteres Highlight, ein echtes Opus.

Die Texte zielen eindeutig darauf ab, zu schockieren und Unbehagen auszulösen. Manche Passagen wirken dabei fast kindisch – als wolle man um jeden Preis provozieren. Wiederholungen wie das mantraartige Abracadabra oder auch bestimmte Refrains erinnern eher an plakative Effekthascherei als an durchdachte Blasphemie. Nergals Kampf mit der katholischen Kirche erreicht mit The Shit Ov God eine neue Ebene und bildet den inhaltlichen Kern, fast schon die einende Vision des Albums. Über den Titel sagt Nergal: „Wir haben diesen provokativen Titel bewusst gewählt und Subtilität zugunsten einer direkten, polarisierenden Aussage abgelehnt. Es ist ein trotziges Eintauchen in die Tiefe – mit dem Willen, selbst in der Gosse nach dem Absoluten zu suchen.

The Shit Ov God ist ein dichtes, aggressives Album, das den typischen Behemoth-Sound eindrucksvoll präsentiert

Manche Fans und Kritiker zeigten sich im Vorfeld skeptisch. Doch mit The Shit Ov God beweisen BEHEMOTH, dass sie aktuell in Topform sind. Ein sehr geschlossenes, in sich stimmiges Album, dicht und intensiv. Jeder Moment ist erfüllt von Klang. Zwar wirken manche Songs nicht besonders originell – viele Riffs hat man so oder ähnlich schon gehört, oder es ist schlicht der vertraute Sound, der diesen Eindruck erzeugt. Dennoch bietet das Album genug frische Ideen, um durchgehend zu fesseln. Trotz aller Studio-Präzision gelingt es dem Album, die rohe Live-Energie der Band bemerkenswert authentisch einzufangen.

Unbestritten ist dies das aggressivste BEHEMOTH-Album seit Langem – möglicherweise seit Demigod. Insgesamt wirkt The Shit Ov God zudem geschlossener und fokussierter als viele seiner Vorgänger – eine kohärente Vision mit durchgehender Wucht. Und vor allem: Es ist zu 100 % BEHEMOTH – eine Band, die sich treu bleibt.

Fazit: The Shit Ov God überrascht nicht, aber es ist ein starkes Album, das den aggressiven und blasphemischen Weg der Band konsequent weiterführt.

Tracklist

01. The Shadow Elite
02. Sowing Salt
03. The Shit Ov God
04. Lvciferaeon
05. To Drown The Svn In Wine
06. Nomen Barbarvm
07. O Venvs, Come!
08. Avgvr (The Dread Vvltvre)

Besetzung

Adam ‘Nergal’ Darski – Lead Vocals, Guitar
Zbigniew ‘Inferno’ Promiński – Drums, Percussion
Tomasz ‘Orion’ Wróblewski – Bass, Backing Vocals

+++

Patryk ‘Seth’ Sztyber – Guitar, Backing Vocals

Internet

BEHEMOTH – The Shit Ov God CD Review

Related Articles

- Advertisement -spot_img

Latest Articles