Wenn Grindcore und Death Metal auf radikale Präzision treffen, bleibt kein Stein auf dem anderen – und STILLBIRTH liefern mit ihrem neuesten Album »Existence Erased« genau dieses Erlebnis. Mit einer Line-up-Konstellation, die sich sehen lassen kann. Lukas Swiaczny am Gesang, Martin Gruppe am Schlagzeug, Lukas Kaminski am Bass sowie Leonard Thoma und Szymon Skiba an den Gitarren – haben sich die fünf Musiker zusammengetan, um ein Werk zu erschaffen, das in seiner Intensität seinesgleichen sucht.
Gnadenloser Soundwall
Bereits der Opener, »Existence Erased«, lässt keinen Zweifel daran, wohin die Reise geht: ein gnadenloser Soundwall aus rasenden Drums, tief gestimmten Gitarren und gutturalem Gesang, der sowohl Wut als desgleichen Verzweiflung kanalisiert. Die Produktion ist klar, ohne den rohen Charakter zu verlieren, was gerade im Grindcore-Bereich häufig eine Gratwanderung ist. Jeder Schlag von Gruppe am Schlagzeug sitzt punktgenau, während Kaminskis Bass den nötigen Druck liefert, der die wuchtigen Gitarrenriffs Thoma und Skibas noch effektiver macht.
»Trapped in Darkness« setzt das Niveau nahtlos fort. Das Stück überzeugt durch ein unbarmherziges Tempo, das von aggressiven Breakdowns unterbrochen wird, die den Hörer förmlich in den Song hineinziehen. Hier zeigt sich die Band von ihrer technisch versierten Seite, ohne dass die rohe Energie verloren geht. Besonders Swiacznys Vocals sind bemerkenswert variabel: Mal keifend, mal brüllend, stets mit einer Intensität, die den Schmerz und die Themen des Albums unterstreicht.
Ein Highlight ist »Throne of Bones«, das mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Death-Metal-Schwere und Surfgrind-Vibes überrascht. Die Gitarrenarbeit ist hier besonders kreativ; die Riffs wechseln zwischen klassischen Grindcore-Elementen und melodischen, fast surfartigen Läufen, die dem Song eine eigene Note verleihen. Diese Mischung aus Brutalität und stilistischer Experimentierfreude macht »Existence Erased« zu keinem konventionellen Genrewerk, sondern zu einem Statement, das die Grenzen zwischen Subgenres verwischt.
Klassische Death-Metal-Eruptionen
»Apex Predator« und »Baptized in Blood« bieten hingegen klassische Death-Metal-Eruptionen: schnelle, präzise Drums, donnernde Basslinien und Gitarren, die sich in dissonanten, messerscharfen Riffs entladen. Die Songs sind nicht nur schnell und hart, sondern daneben gut arrangiert – jeder Bruch, jeder Übergang wirkt bewusst gesetzt und unterstreicht die Thematik des Albums: die existenzielle Bedrohung, den Kampf ums Überleben und die Vergänglichkeit alles Lebendigen.
Mit »Cult of the Green« wird das Tempo etwas gedrosselt, die Band zeigt hier eine atmosphärische Seite, die durch düstere Gitarrenflächen und bedrohliche Rhythmuswechsel geprägt ist. Das Stück lässt Raum zum Durchatmen, bevor »Sacrificial Slaughter« und »The Survival Protocol« den Hörer erneut in den gnadenlosen Sog katapultieren. Gerade bei diesen Songs wird deutlich, wie tight das Zusammenspiel innerhalb der Band ist: Jeder Ton sitzt, jeder Break wirkt natürlich, niemals aufgezwungen.
Den Abschluss bildet »Kill to Rule«, das noch einmal alle Stärken von STILLBIRTH bündelt: technisches Können, stilistische Vielfalt und ein unbändiger, kompromissloser Ausdruck. Der Song wirkt wie ein Manifest der Band – brutal, dynamisch und gleichzeitig überraschend strukturiert. Wer bis hierhin durchhält, wird belohnt mit einem Gesamterlebnis, das sowohl die Genre-Puristen als auch Hörer, die experimentelle Nuancen schätzen, anspricht.
Produktionstechnisch ist »Existence Erased« ein Volltreffer. Die Instrumente sind sauber getrennt, die Vocals drängen sich nie zu sehr in den Vordergrund, sondern fügen sich perfekt in das Gesamtszenario ein. Die Mischung aus roher Energie und klarem Sounddesign macht das Album zu einem audiovisuellen Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt.
Weit mehr als reine Geschwindigkeit und Brutalität
Insgesamt zeigen STILLBIRTH mit »Existence Erased«, dass Grindcore und Death Metal weit mehr sein können als reine Geschwindigkeit und Brutalität. Die Band beweist technisches Können, Experimentierfreude und ein feines Gespür für Songwriting, das sowohl Härte als gleichermaßen Abwechslung bietet. Mit einer Bewertung von 4,5 von 5 Punkten wird klar: Dieses Album ist ein Muss für Fans harter, kompromissloser Musik, die gleichzeitig mit kreativen Überraschungen aufwartet.
»Existence Erased« ist mehr als ein Albumtitel – es ist ein Statement: brutal, direkt und unverkennbar. STILLBIRTH haben hier ein Werk geschaffen, das in seiner Radikalität packt, nachhallt und im Gedächtnis bleibt. Wer sich auf die extreme Seite der Metal-Welt begeben will, findet hier ein Paradebeispiel dafür, wie man Intensität, technische Finesse und atmosphärische Tiefe zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk verbindet.
Fazit: Mit ihrer neuesten Veröffentlichung »Existence Erased« setzen STILLBIRTH erneut ein kraftvolles Zeichen im Grindcore, Death Metal und Surfgrind-Genre.
Tracklist
01. Existence Erased
02. Trapped in Darkness
03. Throne of Bones
04. Apex Predator
05. Baptized in Blood
06. Cult of the Green
07. Sacrificial Slaughter
08. The Survival Protocol
09. Kill to Rule
Besetzung
Lukas Swiaczny – Vocals
Martin Gruppe – Drums
Lukas Kaminski – Bass
Leonard Thoma – Guitars
Szymon Skiba – Guitars

