FLYING CIRCUS – The Eternal Moment

FLYING CIRCUS - The Eternal Moment - album cover

Band: FLYING CIRCUS 🇩🇪
Titel: The Eternal Moment
Label: Fastball Music
VÖ: 07/11/25
Genre: Progressive Rock

Bewertung:

2,5/5

Mit »The Eternal Moment« melden sich FLYING CIRCUS zurück – eine Band, die seit Jahrzehnten in der deutschen Prog-Szene einen festen Platz hat, ohne je so passend über deren Grenzen hinauszuschießen. Ihr neues Werk, das irgendwo zwischen Konzeptalbum, Zeitreise und musikalischer Selbstreflexion angesiedelt ist, versucht, die Quintessenz des klassischen Progressiverock in ein modernes Klanggewand zu kleiden. Doch wo früher Inspiration und Spielfreude dominierten, wirkt das Resultat diesmal eher wie ein Rückblick auf alte Zeiten – solide gespielt, im Kontrast hierzu selten wirklich fesselnd.

Verspielte Rhythmuswechsel, pathetische Gesangslinien

Bereits das eröffnende Stück »A Talk With The Dead« schlägt die typische FLYING CIRCUS Richtung ein: verspielte Rhythmuswechsel, pathetische Gesangslinien von Michael Dorp und ein durchdachtes Zusammenspiel zwischen Gitarre, Keyboard und Violine. Michael Rick an der Gitarre glänzt mit sauberem Ton und Gefühl für Dynamik, während Rüdiger Blömer mit seinen Keyboards und Streicher-Arrangements den Songs cineastische Tiefe verleiht. Der Sound ist klar, beinahe klinisch – technisch einwandfrei, aber emotional erstaunlich distanziert.

»Greek« zeigt, dass die Band auch nach Jahrzehnten noch experimentierfreudig ist: Ein Song, der rhythmisch vertrackt beginnt, sich in einem folkig angehauchten Refrain öffnet und schließlich in einem kurzen Instrumentalpart endet, der an Gentle Giant erinnert. Hier gelingt FLYING CIRCUS, was sie am besten können – komplexe Musik mit melodischem Gespür zu verbinden. Leider bleiben solche Momente rar.

Mit »A Sweet Thing Called Desire« und »And You Run« bemüht sich das Quintett um eine Balance zwischen Eingängigkeit und Anspruch. Beide Songs sind handwerklich überzeugend, doch die emotionalen Hooks fehlen. Dorps Gesang ist markant, manchmal dagegen zu theatralisch, wodurch die Texte an Glaubwürdigkeit verlieren. Besonders in den ruhigeren Passagen wünscht man sich mehr Zurückhaltung – weniger Drama, mehr Gefühl.

Zeitweilig übertriebene, stilistische Vielfalt

»Pilikua Akahai« (ein hawaiianischer Ausdruck für „Sanftmut“) bringt eine willkommene Abwechslung ins Programm. Akustische Gitarren, zarte Keyboardflächen und eine warme, approximativ pastorale Stimmung erinnern an frühe Genesis. Jedoch übertreiben FLYING CIRCUS es hier ein wenig mit der stilistischen Vielfalt: Zwischen Prog, Folk und AOR scheint der Song nicht recht zu wissen, was er sein will.

In »What Remains« und »And You Rest« versucht die Band, das große Thema des Albums – Vergänglichkeit und Erinnerung – zu vertiefen. Beide Tracks leben von Blömers feinen Violinmelodien und einem rhythmischen Fundament, das Dietmar Berteld (Bass) und Ande Roderigo (Schlagzeug) präzise legen. Technisch gibt es nichts zu bemängeln, andererseits fließen die Stücke ohne große Überraschungen dahin. Der Anspruch, „zeitlose Momente“ musikalisch einzufangen, gerät dabei zur reinen Behauptung.

Gegen Ende wagt sich die Band mit »Movie Moments« an fast orchestrale Strukturen. Die Produktion (in Eigenregie entstanden) ist transparent, die Instrumente sind gut voneinander getrennt, und tatsächlich fehlt es an organischer Wärme. Man spürt den Willen zum großen Konzept, im Kontrast hierzu das Fehlen eines zündenden Funkens, der alles zusammenhält. Das abschließende »The Time Machine« fasst das Albumthema schlüssig zusammen – eine Art musikalisches Resümee über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Song zeigt, was möglich wäre, wenn FLYING CIRCUS ihre technischen Fähigkeiten stärker in den Dienst einer klareren Emotion stellen würden.

Der Bonustrack »The Dancing Stone« ist allfällig eine nette Dreingabe für Komplettisten – instrumental ausgearbeitet, im Gegensatz hierzu ohne nachhaltige Wirkung. Man spürt die Routine, nichtsdestoweniger kaum noch das Risiko. Vielleicht ist das das größte Problem dieses Albums: »The Eternal Moment« wirkt wie das Werk einer Band, die zu sehr auf ihre eigene Historie vertraut und zu wenig auf den Moment selbst.

Technisch versiertes, in sich stimmiges, indessen emotional distanziertes Album

FLYING CIRCUS präsentieren mit »The Eternal Moment« ein technisch versiertes, in sich stimmiges, indessen emotional distanziertes Album. Die Band bleibt sich treu, was Fans ihrer filigranen Arrangements und klassischen Prog-Anleihen freuen dürfte. Doch wer Innovation, Spannung oder echte Gänsehautmomente sucht, wird hier bloß vereinzelt fündig. Zwischen Routine und Anspruch verliert sich die Magie, die frühere Werke der Band auszeichnete. Solide gemacht, ja – trotzdem der ewige Moment will sich diesmal nicht einstellen.

Fazit: »The Eternal Moment« von FLYING CIRCUS bietet einige interessante Ansätze, bleibt hingegen insgesamt hinter den Erwartungen zurück.

Tracklist

01. A Talk With The Dead
02. Greek
03. A Sweet Thing Called Desire
04. And You Run
05. Pilikua Akahai
06. What Remains
07. And You Rest
08. Movie Moments
09. The Time Machine
Bonus Track:
10. The Dancing Stone

 

Besetzung

Michael Dorp – Vocals
Michael Rick – Guitar
Dietmar Berteld – Bass
Ande Roderigo – Drums
Rüdiger Blömer – Keyboards, Violine

 

Internet

FLYING CIRCUS – The Eternal Moment CD Review

Robert
Roberthttps://www.metalunderground.at
Soldat unter dem Motto morituri te salutant sich als Chefredakteur bemühender Metalverrückter. Passion und Leidenschaft wurden fusioniert in der Verwirklichung dieses Magazins.

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