Das kroatische Death/Doom-Quartett DECREPIT ALTAR, erst vor Kurzem gegründet, präsentiert mit „Egregious Defilement“ ein kurzes Debüt-EP, das dennoch ausreicht, um einen klaren Eindruck der Band zu vermitteln – und um Gefallen an ihrem Stil zu finden. „Cavernous Death Doom from Zagreb“ nennen sie sich selbst, eine knappe, aber treffende Beschreibung.
Atmosphärischer Einstieg, schleppender Doom/Death mit Variationen
„The Festering Depths“ eröffnet das Album mit einer sehr langen, ruhigen Passage, rein atmosphärisch, fast zu ausgedehnt, bevor die Musik einsetzt – ein ungewöhnlicher Einstieg, aber im Doom-Metal durchaus geläufig. Und genau das bekommt man geboten: extrem langsamen, drückenden Doom, präziser: Doom/Death. Tiefes Growling, kombiniert mit verzweifelten Schreien, die weniger wie Gesang wirken und eher wie gequälte Ausbrüche. Doch sie passen hervorragend zur Musik. Zur Mitte des Stücks zieht das Tempo leicht an, auch die Gitarren zeigen mehr Variation, was der Komposition spürbar Dynamik verleiht. Hoffnungslos, schleppend, in Zeitlupe brennend – und dennoch beeindruckend.
Der Sound ist typisch für das Genre, aber bei DECREPIT ALTAR funktioniert er sehr gut: bedrückend, massiv, mit einem Hauch Melodie und viel Atmosphäre. Auch die Rhythmussektion liefert eine solide Grundlage, und in „Beckoning of the Moss Ridden Tombs“ wird das Tempo etwas gesteigert. Kurze, energiereiche Riffserien setzen Akzente, während der Grundton weiterhin sehr langsam und tief gestimmt bleibt. Der Bass bringt dabei immer wieder feine Details ein, die dem Sound zusätzliche Bewegung geben.
Düsterer, bewusst roher Klang mit solider Produktion
DECREPIT ALTAR stammen, wie erwähnt, aus Zagreb und wurden 2024 gegründet – bemerkenswert ist, wie geschlossen ihr Klang bereits wirkt. Die Musiker verfügen jedoch über Erfahrung: Matej Kiš (Metuzalem, ex-Ka’rah) an Drums und Lead-Gitarre, der zweite Gitarrist Matej Pećar (Metuzalem, ex-Aite, ex-Circle of Pestilence, ex-Pogavranjen, ex-Throm), dazu Denis Balaban (Metuzalem, Svirep, ex-Narednik Lobanja i Vod Smrti, ex-Pogavranjen, ex-Usud) ebenfalls an der Gitarre und Vitan Bukvić (Ka’rah) an Bass und Gesang.
Die Produktion ist gut; ein leicht „matschiger“ Klang ist hier gewollt und unterstützt die düstere Stimmung. Gitarren und Vocals stehen im Vordergrund, doch auch der Bass bleibt präsent, und die Drums setzen gezielte Akzente. Die Mischung ist ausgewogen und transportiert die doomlastige Schwere des Materials sehr überzeugend.
„Fields of Flayed Skin“ folgt diesem Muster: langsam, kriechend, mit massiven Gitarrenakzenten, die das Klangbild ausfüllen. Die Drums laufen teils in einem anderen Puls als der Gesamtfluss und erzeugen durch kurze, punktierte Eingriffe eine komplexere Struktur. Der Song ist insgesamt vielschichtiger, mit verschiedenen Ebenen, die ineinandergreifen. Und wie zu Beginn endet das Werk mit einer langen Phase der Stille.
Kurzes, düsteres Doom/Death-Werk mit starkem Fundament
Ein gutes Doom/Death-Werk. Trotz seiner Kürze schafft „Egregious Defilement“ eine dichte, finstere und unheimliche Atmosphäre. Verzweifelte Stimmung, schleppendes Tempo, wenige, aber wirkungsvolle Kontraste – und ein insgesamt stark heruntergestimmter, schwerer Klang, der trotz geringer Geschwindigkeit wuchtig bleibt.
Der Stil ist typisch für das Genre, mit deutlicher Dominanz des Doom-Anteils; die Death-Metal-Elemente beschränken sich größtenteils auf den vokalen Ausdruck. DECREPIT ALTAR erfinden mit diesem Debüt nichts neu, aber sie stellen sich überzeugend vor. Der Fokus auf traditionelle Formeln ohne Experimente kann ein guter Ausgangspunkt sein – und ein vielversprechender. Eine Band, die im Genre sicher noch auf sich aufmerksam machen wird.
Fazit: Ein stimmungsstarkes, schweres Debüt von DECREPIT ALTAR – „Egregious Defilement“ zeigt eine junge Band, die im Doom/Death sofort souverän wirkt.
Tracklist
01. The Festering Depths
02. Beckoning of the Moss Ridden Tombs
03. Fields of Flayed Skin
Besetzung
Matej Kiš – Drums, Guitars (lead)
Matej Pećar – Guitars
Denis Balaban – Guitars
Vitan Bukvić – Vocals, Bass

