Mit neuem Album The Human Contradiction im Gepäck geht es für die Holländer Delain auf große Europatour als Support von Within Temptation. Vor dem ersten Auftritt Tour im Münchner Zenith schnappten wir uns Sängerin Charlotte Wessels um mit ihr über die familiäre Atmosphäre auf Tour, das neue Album und auch österreichische Beiträge zu sprechen.
Danke dass du dir noch vor der Show Zeit nimmst. Die Tour als Support von Within Temptation startet ja heute, was sind denn so die Erwartungen?
Meine Erwartungen basieren eigentlich auf den bisherigen Erfahrungen die wir auf der letzten Tour gemeinsam mit Within Temptation hatten. Die ist zwar jetzt schon länger her, das war 2007, aber war wirklich großartig, das Publikum, auch ihre Fans, haben auch super auf unsere Musik reagiert. Ob das jetzt daran liegt, dass die Bands auch historisch verbunden sind kann ich jetzt nicht sagen, aber ich weiß dass es damals sehr erfolgreich war. Wenn sich diese Erfahrungen bestätigen dann sind wir auf einem guten Weg.
Ist es eigentlich etwas Besonderes mit ihnen zu touren, wenn man bedenkt dass Martijn ja mal dort gespielt hat und Robert, obwohl er ja nicht mehr Live spielt, ja sein Bruder ist.
Ja ich würde schon sagen, es ist doch etwas intimer wenn diese familiäre Verbindung da ist, ganz klar.
Das neue Album ist ja am Freitag veröffentlicht worden, ist es da nicht etwas früh jetzt schon zu touren, einige Zuschauer werden die neuen Songs ja noch gar nicht kennen.
Naja, ich denke eher schon dass es perfekt ist. Wir gehen ja auf Tour um das neue Album zu promoten. Wir spielen ja sowieso eine Mischung aus alten und neuen Songs da es ja ein Auftritt als Support ist. Wenn wir jetzt Headliner wären würden wir sicher andere Songs spielen, aber wir mischen die Songs von den verschiedenen Alben.
Nach der Tour werden ja auch ein paar Festivals folgen, wie würdest du da allgemein die Festival- und Clubshows vergleichen?
Den größten Unterschied zwischen Festival und Clubshow würde ich einmal sehen, gerade wenn du eine Headliner-Show machst, dass die Leute dafür bezahlen, dass sie gerade dich sehen können. Bei den Festivals kaufen sie dann eher die Tickets wegen der Atmosphäre oder dem ganzen Erlebnis oder für spezielle Bands, zu denen du jetzt nicht unbedingt gehören musst. Clubshows sind manchmal auch ganz speziell, gerade wenn die Leute dann die Texte kennen und mitsingen. Das sind dann diese positiven Gefühle die auf Festivals oft nicht so da sind, wobei aber auf der anderen Seite natürlich auch neue Fans gefunden werden können was bei Clubshows eher weniger der Fall ist, da dich die Leute da schon kennen. Ich denke es ist einfach unterschiedlich, aber gleich wichtig.
Im Herbst geht es ja für euch nach Amerika und Kanada, auch mit euren ersten Headliner-Shows in Detroit und Las Vegas. Was erwartet ihr euch dort und wie würdest du allgemein den Unterschied zwischen Europa und den USA sehen?
Der größte Unterschied ist, dass die Hallen in Europa richtig gut sind, du wirst immer wissen dass es dort eine Umkleideräume gibt oder Toiletten und Duschen Backstage, also ganz einfache Dinge, während es sich in den USA manchmal mehr nach Camping anfühlt. Das Publikum, die Leute die zu den Konzerten kommen, kommen dafür aber auf, ich meine wir hatten da ja Erfahrungen von der letzten Tour dort, das war eine Support-Tour mit Kamelot, und dort wussten wir auch nicht ob die Leute uns überhaupt kennen oder überhaupt mögen, aber die haben dann richtig mitgesungen und sind uns richtig gefolgt, ja, das war schon eine Überraschung.
Wir haben ja schon kurz das neue Album The Human Contradiction erwähnt, bist du eigentlich mit der Reaktion der Fans bisher zufrieden?
Ja, ja sehr zufrieden. Ich habe viele positive Reviews gesehen, dann auch viele positive Reaktionen von Fans die das Album bereits gekauft, oder eben vorher downgeloaded haben. Aber die sind wirklich positiv und damit bin ich sehr zufrieden.
Was sind denn für dich die größten Unterschiede zwischen dem neuen Album und We Are The Others?
Ich denke dass The Human Contradiction den Weg geht, denn wir auf We Are The Others beschritten haben, es ist eine Fortsetzung von dem was wir dort gemacht haben. Wir haben aber auch wieder einige Elemente verwendet, die wir auf den ersten Alben hatten, aber zuletzt nicht mehr verwendet hatten wie zum Beispiel ein paar Growls oder auch wieder stärkere orchestrale Arrangements. Ich würde es als Mix von alten und neuen Elementen beschreiben, wobei ich mir nicht sicher bin ob wir das so sagen können da wir ja doch eher eine relativ junge Band sind. Was dann noch dazu kommt ist, dass einfach weniger Leute in den ganzen Produktions- und Entstehungsprozess involviert waren. Das ist jetzt zwar ein Punkt der beim Hinhören nicht direkt auffallen wird, jedoch für uns als Band ein schon signifikanter Unterschied ist.
Ihr habt ja für Stardust ein Video gedreht, wieso wurde genau dieser Song als erste Single gewählt?
Schon als wir die erste Demo des Songs aufgenommen haben haben wir uns gedacht, dass der Song ideal als Single funktionieren könne. Wir haben auch dieselbe Reaktion von Napalm, unserem Label, bekommen, hatten aber auch keinen Song nachher der besser gewesen wäre. Wir hatten zwar noch andere Kandidaten, können uns auch vorstellen, dass wir mit diesen Songs noch was machen, aber Stardust war der beste Song um The Human Contradiction zu repräsentieren.
Mit Marco Hietala von Nightwish habt ihr ja wieder einen altbekannten Gast auf dem Album vertreten. Wie kam es, dass er nach Lucidity und April Rain wieder dabei war?
Das kommt daher, dass er auf den ersten beiden Alben so stark vertreten war, dass wir uns jedes Mal wenn wir neue Songs schreiben auch männlichen Gesang vorstellen, wo wir uns dann auch automatisch seinen Gesang vorstellen, von dem wir uns dann nicht loslösen können und auch wollen. Wir haben ihn dann dieses Mal gefragt, da wir wieder ein paar Sachen für ihn hatten, ja und er war sehr froh über das Angebot und wir natürlich auch dass er es angenommen hat.
Was kannst du mir denn über die Texte des Albums so sagen?
Oh, sehr viel. Ich würde aber sagen es ist am einfachsten zu beschreiben in dem man sich auf den Titel The Human Contradiction fokussiert, ich meine es ist jetzt kein klassisches Konzeptalbum es gibt aber einen roten Faden durch das ganze Album und The Human Contradiction ist mehr oder weniger die Beschreibung des Konzeptes. Der Titel selbst stammt von einem meine Lieblings Science-Fiction Werk, eine Trilogie namens Lilith’s Brood. In diesem Werk ist der menschliche Gegensatz so definiert, dass wir, also die menschliche Spezies einerseits intelligent und andererseits hierarchisch ist. Gerade das hierarchische Ding ist dann das Problem, dass es den einen über den anderen platziert, egal ob menschlich oder nicht menschlich. Es führt auch zu diesen zufälligen Qualitäten, wo der eine oder andere auf dieser sozial gebildeten Leite höher positioniert. Es geht also speziell wieder um das Anderssein, ein Konzept das wir ja auch schon auf We Are The Others hatten. Es gibt einige Songs auf dem Album, mit dem Konzept, aus verschiedenen Blickwinkel die Andersartigkeit innerhalb der menschlichen Spezies zu zeigen. In Army Of Dolls zum Beispiel geht es um Objektivität bezüglich der Regeln die du befolgen musst oder welche Normen du einhalten musst damit du als schön oder überhaupt normal bezeichnet wirst. Oder Your Body Is A Battleground kann verstanden werden als ein Song über die Medizinindustrie, von der Industrie die Geld macht indem sie den Leuten sagt, dass ihre Körper nicht gut genug sind. Ich meine es gibt sowieso ethnische Fragen wenn es um die Industrie geht. Ja es geht im Grunde einfach um das Anderssein in der menschlichen Spezies.
Es ist ja das erste reguläre Album mit Napalm Records, wie kam es denn dazu dass ihr sie als euer neues Label ausgewählt habt?
Als wir die Zusammenarbeit mit dem Label, das We Are The Others veröffentlicht hat, beendet haben, haben wir, und das war positiv für uns, einige Angebote von verschiedenen Labels, wir haben auch mit mehreren gesprochen und hatten bei Napalm das beste Gefühl. Sie haben das beste Umfeld für unsere neuen Alben geboten, sie haben auch Interessen in uns als Band gezeigt, und nicht was wir nicht sein konnten wenn wir dies und das ändern. Wir waren ja bei Warner und die sind einfach kein Metal-Label, dort hatten wir wirklich zu kämpfen um unseren Standpunkt zu verwirklichen und zu tun was wir wollten, sie hatten da viele Ideen. Ja und bei Napalm ist es jetzt so, dass sie interessiert sind an dem was wir machen wollen. Das war einmal der Hauptgrund, aber auch jetzt, sie arbeiten so gut und so motiviert, man merkt dass ihnen der Erfolgt auch so wichtig ist wie uns.
Wenn du nun auf all die Jahre zurückblickst, ihr habt einige Alben veröffentlicht, hattet einige Lineup-Änderungen. Glaubst du es hätte etwas anders laufen sollen in der Geschichte von Delain?
Nein, ich denke alles passiert wenn es passiert und auch aus dem Grund warum es passieren soll. Wir hatten so viele gute Momente mit allen und ich würde jetzt keinen Moment vergessen wollen.
Was denkst du über soziale Netzwerke wie Youtube, Myspace, Facebook?
Ja sie haben die Musiklandschaft verändert. Es ist relativ lustig, denn als wir als Delain unseren ersten Plattenvertrag unterschrieben haben, haben die Leute noch eher an das klassische System geglaubt. Beim ersten Album haben wir auch Interviews auf MTV oder TMF, also im holländischen Fernsehen wo Musikvideos gespielt wurden, gegeben, diese Sender gibt es jetzt nicht mehr, okay MTV schon aber da geht es ja nicht mehr um die Musik. Wir hatten keine Stabilität da sich ja alles immer ändert. Ich denke diese Medien bieten viele Möglichkeiten an, viele Leute denken halt dass es ein Problem ist, da sie ja das klassische System herausfordern. Ich kann jetzt auch nicht sagen was die Lösung wäre, und wie die Musiker wirklich das Geld bekommen, dass sie bekommen sollen. Ich glaube aber auch, dass die Rückkehr zu dem wie es einmal war nicht mehr sinnvoll ist, da das System einfach überholt sind. Wir nutzen die neuen Medien zu unserem Vorteil. Ein großer Vorteil ist, dass du deine Musik mit geringem Aufwand in die ganze Welt transportieren kannst. Das macht es auch möglich für uns in den USA zu spielen, ich meine wir waren vorher nie da, ich habe gerade ein paar Skype-Interviews gemacht. Dadurch kann ich auch nicht sagen, ob uns die Leute kennen, aber sie hätten die Möglichkeit durch solche Medien. Einige Leute würden wahrscheinlich nostalgisch werden, wenn sie über die alten Zeiten reden, aber ich war in einfach zu kurz in diesem System um da nostalgisch zu werden.
Wie gut kennst du dich eigentlich in der österreichischen Metalszene aus? Du hast ja einen Song mit Serenity aufgenommen, aber kennst du da sonst noch etwas?
Oh nein, über die österreichische Szene kenne ich jetzt nicht so viel, Serenity jetzt einmal ausgenommen, da sie ja Freunde von uns sind. Georg ist ja auch auf unserem neuen Album zu hören, du wirst dir zwar schwer tun, dass du ihn erkennst, aber er ist in den Chören in The Tragedy Of The Commons zu hören, denn als wir wieder im selben Studio mit denselben Leuten aufgenommen haben, mit Oliver Phillips, hat einfach ein wenig männlicher Gesang gefehlt, und da haben wir ihn gefragt und er hat einen super Job gemacht. Was jetzt aber sonst die Musikszene betrifft kann ich wenig sagen, ich versuche zwar immer wieder neue Musik zu hören, aber um ehrlich zu sein schaue ich dann gar nicht wo die Band herkommen. Es kann also schon sein, dass ich viele österreichische Bands kenne, nur nicht weiß dass sie Österreicher sind.
Ja dann wären wir auch schon am Ende angekommen, die letzten Worte überlasse ich aber noch dir.
Danke an alle fürs lesen und für das Interesse. Ich hoffe ihr mögt das neue Album und wir sehen uns auf Tour.