5RAND veröffentlichen mit »Ordhalia« ihr Debüt und treten damit in einen überfüllten, demgegenüber spannenden Bereich der härteren Musik. Melodic-Death und Groove-Metal sind Genres, in denen viele Bands um Aufmerksamkeit kämpfen. Das Quartett macht von Beginn an klar, dass es nicht einfach nur eine weitere Formation sein will, die bekannte Muster nachspielt. Hinter Bassist Acey Guns, Sängerin Julia Elenoir, Gitarrist Pierluigi Carocci und Drummer Andrea De Carolis steckt hörbar ein gemeinsamer Anspruch, ihren Sound mit Präzision, Energie und einem deutlichen Gespür für Atmosphäre zu formen.
Düsterer Vorhang der unvermindert fällt
Der kurze Auftakt »Lullaby for the Broken« funktioniert wie ein düsterer Vorhang, der aufgeht und die Szenerie freigibt. Das Intro ist knapp, im Gegensatz hierzu wirkungsvoll. Der sich anschließende Song »Bloodlife« zeigt sofort die Stärken der Band. Julia Elenoir wechselt mühelos zwischen kraftvollen Growls und klaren, melodischen Linien, ohne dass es gekünstelt wirkt. Caroccis Riffs sitzen punktgenau, und die Rhythmusgruppe pumpt den Track nach vorn, ohne ihn zu überfrachten. Das Zusammenspiel ist auffällig sauber, was der Platte früh ein professionelles Fundament gibt.
»Ordhalia« schlägt in eine ähnliche Kerbe, dessen ungeachtet, mit stärkerem Fokus auf Groove. Viele Bands verlieren bei solchen Nummern das Gleichgewicht zwischen Härte und Eingängigkeit. 5RAND gelingen hier ein paar hübsche kleine Kniffe: leichte melodische Anhebungen kurz vor den Refrains, ein paar rhythmische Hakenschläge und vor allem ein abgöttisch kontrolliertes Schlagzeugspiel, das nie übersteuert. De Carolis macht das, was einem Song wie diesem guttut – er treibt an, aber lässt Luft. Mit »The Nihilist« schaltet das Album einen Gang höher. Der Track wirkt dichter und schwerer, approximativ klaustrophobisch. Die Gitarren bauen eine Wand, die nicht als reiner Lärm funktioniert, sondern immer wieder kleine Fenster für Atmosphäre öffnet. Elenoirs Performance ist hier besonders stark. Sie schreit nicht, um Schreien zu zeigen, sondern setzt ihre Stimme dynamisch ein. Man merkt, wie sehr die Band auf Spannungsbögen vertraut.
»Double Bind« zeigt dann eine andere Seite. Der Song ist direkter, fast schon hymnisch. Stellenweise fühlt er sich an wie eine gelungene Mischung aus klassischem Melo-Death und modernerer Groove-Spielart, ohne sich zu übertrieben an Genrevorbilder zu hängen. Der Refrain besitzt Wiedererkennungswert, hingegen ohne weichgespült zu sein. Die Band schafft es, ein Thema auszuspielen, das weder ausgelutscht noch zu verkopft klingt.
Mix betont die tiefere Frequenzarbeit
»Turbid« ist eines der härteren Stücke und lebt von seinem leicht verstörten Charakter. Die Gitarren klingen hier kantiger, beinahe unruhig, und der Mix betont die tiefere Frequenzarbeit. Das gibt dem Song ein eigenes Profil und sorgt demonstrativ, dass die Mitte des Albums nicht ins Gleichförmige abrutscht. Gegen Ende erfreut ein leidenschaftlich geschmackvoller Groove-Part, der nicht nach Radiotauglichkeit schielt, sondern mühelos druckvoll wirkt.
Mit »Ritual of Silence« kommt ein Stück, das seinen Namen ernst nimmt. Ruhig ist es nicht, indessen setzt die Band vermehrt auf Atmosphäre. Die Vocals schweben gelegentlich über den Gitarren, und es entsteht eine räumliche Tiefe, die der Platte guttut. Die Produktion zeigt an dieser Stelle, wie gut sie auf die Band zugeschnitten ist. Nichts verschwimmt, und trotzdem strahlt das Stück eine gewisse Unschärfe aus.
»Lethargy« sorgt danach dafür, dass das Album nicht in melancholischer Schwere hängen bleibt. Der Song ist flotter, klar strukturiert und liefert ein paar der stärksten melodischen Momente des ganzen Werks. Die Gitarrenlinien im Mittelteil sind liebevoll gestaltet und zeigen, dass 5RAND nicht bloß auf Wucht baut, sondern daneben feine melodische Ideen zu bieten hat.
Mit »Resurge in Death« nähert man sich dem Finale. Der Song wirkt wie eine Art Rückblick auf die Stärken der Band. Saubere Riffs, fester Groove, ein Gesang, der sowohl Biss als desgleichen Ausdruck hat. Alles greift ineinander und fügt sich logisch in den Verlauf der Platte.
Der Abschluss »Silent Line« beendet »Ordhalia« mit einem würdigen, leicht nachdenklichen Ton. Auch hier verzichten 5RAND auf Pathos und bleiben nah an ihrem Stil. Der Song rundet die Reise ab, ohne das Gefühl zu hinterlassen, dass etwas fehlt oder künstlich verlängert wurde.
Debüt, das sich sehen lassen kann
Insgesamt liefert die Band ein Debüt, das sich sehen lassen kann. Nicht alles ist revolutionär, allerdings vieles ist stimmig, kompetent und mit Herzblut umgesetzt. Der Mix aus Melodic-Death und Groove-Metal wirkt frisch genug, um neugierig zu machen, und die spielerische Qualität hebt die Platte klar über Durchschnittsniveau.
Mit »Ordhalia« gelingt 5RAND ein beeindruckendes Werk, das sowohl eingefleischte Metal-Fans als auch Neueinsteiger anspricht.
Tracklist
01. Lullaby for the Broken
02. Bloodlife
03. Ordhalia
04. The Nihilist
05. Double Bind
06. Turbid
07. Ritual of Silence
08. Lethargy
09. Resurge in Death
10. Silent Line
Besetzung
Acey Guns – Bass
Julia Elenoir – Vocals
Pierluigi Carocci – Guitar
Andrea De Carolis – Drums

