„Trve Sudetian Black Metal from Szklarska Poręba“ – so beschreiben BRZASK selbst ihre Musik. Aus dem Herzen des Riesengebirges stammend, bringt das polnische Projekt eine aggressive Mischung aus Melodie, Mystik und Black Metal auf die Bühne. BRZASK sind ein weiteres Beispiel für die beeindruckende Dichte hochklassiger Extreme-Metal-Acts aus Polen.
Klangliche Aggression trifft auf unheimliche Passagen und gequälte Vocals.
Das kurze „Intro“ erfüllt genau seinen Zweck: Es versetzt uns in die passende Stimmung für das, was kommt. Der erste eigentliche Song „Frozen Horizon“ beginnt äußerst aggressiv – verzerrte Riffs und growlende Vocals formen eine melodische, fast schon lyrische Linie. Der Sound ist dynamisch und erbarmungslos, mit Tempowechseln, wechselnden Gesangsstilen und dissonanten Riffs. Vor allem das unaufhaltsame Drumming sticht hervor – die Doublebass-Passagen rasen förmlich dahin. Kompositorisch sticht der Song zwar nicht stark hervor, aber wie erwartet steht hier eher die Atmosphäre im Vordergrund. Einfache, repetitive, raue Riffs dominieren das Klangbild. Trotzdem: ein Highlight des Albums.
Die Produktion ist roh, fast schon lo-fi – die Vocals, obwohl inhaltlich im Mittelpunkt stehend, sind leicht in den Hintergrund gemischt. Dafür lässt sich jeder Akkord und jede Note der Gitarre glasklar heraushören, was den Rest des Klangbilds fast überlagert. Eine offensichtlich bewusste Entscheidung, denn das Mastering übernahm kein Geringerer als Dan Swanö in den Unisound Studios – ein Garant für Qualität. Der Mix aus wilden Gitarren, zurückhaltenden Vocals, markanten Drums und einem kaum wahrnehmbaren Bass ist dennoch ungewöhnlich.
Sobald sich Rhythmus und Atmosphäre etabliert haben, folgt der Titeltrack „Der Wanderer im Riesengebirge“ – und mit ihm die ungebrochene klangliche Aggression. Hier wird der Wechsel zwischen langsamen, unheimlichen Passagen und dynamisch-abrasiven Ausbrüchen noch deutlicher. Ein komplexerer Song, dessen Zentrum weiterhin von gequälten Vocals gehalten wird. Die melodische Linie ist eindringlich, die repetitiven Riffs effektiv. Es wirkt, als klage eine verlorene Seele in gespenstischem, heulendem Ton. Ein Lied voller Dissonanzen.
Die Auseinandersetzung mit den Legenden des Karkonosze – vertont mit aggressiven Vocals und harschen Akkorden.
Nach dem Demo „Brzask“, das gemischte Kritiken erntete, wurde der Band viel Potenzial zugesprochen – und das ist auch nach wie vor spürbar. Doch mit „Der Wanderer im Riesengebirge“ erreichen BRZASK dieses Niveau noch nicht ganz. Noch nicht.
„Ravens of Łomnica“ setzt die Reise durch die Legenden des Karkonosze fort – mit noch aggressiveren Vocals und harten Akkorden. Melodisch ist der Song eher zurückhaltend. Ein tremoliertes Gitarrensolo wirkt zugleich unheilvoll und primitiv. Eine Wand aus Gitarren und Schreien bildet das Herzstück des Songs. Die vergleichsweise lange Spielzeit enthält nur wenige, kurze Ruhephasen, die in starkem Kontrast zu den folgenden Ausbrüchen stehen. Der dissonante Sound wird durch klassische Black-Metal-Tremolos ergänzt – das Resultat ist eine kalte, mystische Atmosphäre.
Die Band, über die bislang nicht viel bekannt ist, wurde 2020 in Szklarska Poręba (Niederschlesien) rund um Andrzej Jagielski (J.) gegründet. Er zeichnet verantwortlich für Komposition, Texte und fast alle kreativen Prozesse. Ergänzt wird die Besetzung von F. (Gitarre), Dante (Gitarre) und Pepesza (Schlagzeug). Jagielski übernimmt zudem auch das Mixing sämtlicher Veröffentlichungen.
Das Album bietet eine Mischung aus verzerrten Gitarren, gequälten Growls und komplexen Gitarrensolos.
„The Herbalist“ beginnt mit kalten, akustischen Gitarren, bevor erneut der gewohnte Sturm aus Klanggewalt losbricht. Die gleichen gequälten, raspelnden Growls, die dominanten Riffs – doch diesmal trägt die Leadgitarre eine melodische Linie, die sich durch das gesamte Stück zieht. Die Komposition ist verschachtelt und unkonventionell, atmosphärisch trostlos, durchsetzt von Blastbeats und getragen von der hypnotischen Leadgitarre, die den Song auf einem Höhepunkt enden lässt.
In den Texten – die laut Aussage der Band den wichtigsten Bestandteil ihrer Musik darstellen – geht es um die Legenden aus dem Karkonosze-Gebirge und dessen düstere Mythen. Die Inspiration stammt vorrangig aus dem sudetischen Volksglauben, weshalb der Rübezahl-Kult und die Erzählungen aus den Bergen ein untrennbarer Bestandteil von BRZASK sind.
Ein drückender Rhythmus eröffnet „Spring of the Sacred Elbe“. Folkloristische Instrumente setzen interessante, wenn auch seltene Kontraste. Was dominiert, ist eine Klangwand – und zwar eine apokalyptische. Das treibende Schlagzeug verleiht dem Song zusätzliche Wucht. Besonders deutlich wird hier der Gegensatz zwischen den Vocals und den rhythmischen Gitarren, also dem charakteristischen, brummenden Sound, der teils sogar in Dissonanz zueinander steht.
„A Tale of Sand and Fire“ ist das Opus des Albums. Ein leicht melancholischer Beginn, dem bald widersprüchliche Elemente und dissonante Instrumente folgen, die nicht wirklich miteinander harmonieren – das Ergebnis ist ein eher kakophonischer Song. Unterschiedliche Teile werden durch komplexe Gitarrenarbeit zusammengehalten, bevor das Stück abrupt und unerwartet endet.
Ein ordentliches Debüt – doch für die Zukunft muss noch nachgeschärft werden.
BRZASK waren – und sind – eine vielversprechende Band. Doch dieses Album zeigt noch nicht die Reife, die man sich von ihnen erhofft hatte. Vielleicht liegt es an der fehlenden Melodie, oder daran, dass sie nur sehr selten wirklich durchscheint. Auch die Produktion hilft nicht weiter: Rohheit und Aggressivität sind zwar vorhanden, aber es fehlen eingängige Momente, die hängen bleiben. Die durchweg langen Songs – alle um die sieben Minuten – drehen sich musikalisch um ähnliche Elemente. Was bleibt, ist das Gefühl eines ausgedehnten Gitarrenmonologs und einer aggressiven, atmosphärischen Klangwelt.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass es sich um ein Debüt handelt – und dafür ist es durchaus solide. Die hohen Erwartungen sollte man in die kommenden Werke setzen. Wenn es der Band gelingt, ihre Elemente kohärenter zusammenzuführen, kann viel daraus entstehen. Im Moment jedoch herrscht noch das Chaos.
Fazit: Ein Debütalbum, das BRZASK als vielversprechende Band zeigt – mit Luft nach oben.
Tracklist
01. Intro
02. Frozen Horizon
03. Der Wanderer im Riesengebirge
04. Ravens of Łomnica
05. The Herbalist
06. Spring of the Sacred Elbe
07. A Tale of Sand and Fire
Besetzung
J. – Vocals/bass
F. – Guitar
Dante – Guitar
Pepesza – Drums