Die ukrainischen Meister des Atmospheric/Pagan Black Metal kehren nach drei Jahren mit einem weiteren Meisterwerk zurück: Shadow Play.
DRUDKH verweben seit jeher epische Melodien mit melancholischen Klanglandschaften und beweisen damit ihre außergewöhnliche Kreativität.
Bekannt für ihre Fähigkeit, epische, pagane Melodien mit dichten, bittersüßen Atmosphären zu verknüpfen, erschaffen DRUDKH eine einzigartige Mischung aus Melancholie, Sehnsucht und Schwermut.
DRUDKH sind nicht nur Teil der ukrainischen Black-Metal-Szene – sie führen sie unangefochten an. Bereits mit ihren frühen Alben hochverehrt, haben sie in etwas mehr als 20 Jahren zwölf Platten veröffentlicht. Shadow Play ist ihr dreizehntes Werk – eine beeindruckende Bilanz, zumal ein Großteil ihrer Diskografie weltweit hoch gelobt wurde.
Als Band, die für ihre Geheimniskrämerei bekannt ist, hat DRUDKH über all die Jahre konsequent ein zurückgezogenes Profil bewahrt. Sie geben keine Interviews, veröffentlichen die Texte vieler Alben nicht und unterhalten nicht einmal eine offizielle Website. Auf ihren (selten genutzten) Social-Media-Seiten zeigt sich jedoch, dass sie sich aktiv für humanitäre Hilfe in der Ukraine engagieren. Doch das Mysterium bleibt – und es soll auch so bleiben. Lassen wir einfach die Musik sprechen.
Atmosphärische und pagane Elemente entfalten eine tiefgreifende emotionale Wirkung.
DRUDKH erschaffen Klangwelten voller Atmosphäre und paganer Einflüsse, die eine tiefgehende emotionale Resonanz auslösen. Ihre Musik ist eine Reise der Selbstreflexion, durch die sie die Essenz ihrer Heimat einfangen und den Hörer in einen Zustand der Einkehr versetzen.
Mit Scattering the Ashes beginnt die hypnotische Reise durch DRUDKHs Klanguniversum. Sanfte, melancholische Gitarrenakkorde entfalten eine meditative Ruhe, die den Hörer umhüllt.
April katapultiert uns direkt in einen Sturm aus flirrenden Black-Metal-Gitarren und klagenden Schreien. Die schneidenden Riffs und heiseren Vocals stehen im Kontrast zur melancholisch-melodischen Linie, während repetitive Gitarrenläufe mit eindringlicher Wucht das Klangbild prägen. Subtile Tremolo-Passagen und simpel, aber kraftvoll eingesetztes Drumming sorgen für eine perfekt ausbalancierte Komposition. Trotz des hohen Tempos vermittelt der Song eine unerwartete Ruhe – als würde man durch das Chaos hindurch in einen Zustand kontemplativer Gelassenheit eintauchen.
Melancholische Atmosphäre, bedrückende Riffs und eisige Echos formen zutiefst ergreifende Melodien.
The Exile wie der Titel bereits andeutet, entführt uns dieser Song in ein Universum voller Trauer und Abschiedsstimmung. Ein obsessives Riff, begleitet von donnernden Blastbeats und schwebenden Ambientklängen, entwickelt sich über die gesamte Spielzeit hinweg. Hier sind wohl die stärksten paganen Einflüsse des Albums zu hören – und was für ein Song! Die Atmosphäre, die DRUDKH hier erschaffen, ist dicht, erdrückend und zutiefst melancholisch. Ein wahres Highlight.
Mit Fallen Blossom das Tempo zieht weiter an. Unaufhaltsame, peitschende Drums treiben den Song voran, begleitet von kalten, bedrückenden Riffs und tief aus der Dunkelheit geschrienen Versen. Die Atmosphäre ist durchgehend frostig und beklemmend. Hier wird aus der Klangwand ein gewaltiger Berg – erdrückend, unnachgiebig, überwältigend. Verstörende Echos hallen durch die Komposition, während sich der Song in das Bewusstsein des Hörers eingräbt.
The Eve ist eine kontemplative Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens. Wechselnde Tempos dominieren die Dynamik des Stücks. Widerhallende, sich wiederholende Melodien tauchen immer wieder auf, wie Wellen, die beständig gegen eine Felswand schlagen.
The Thirst erneut ein von tiefer Melancholie durchzogener Song. Tremolo-Gitarren begleiten eindrucksvolle, fast wehklagende Schreie. Eine äußerst facettenreiche und komplexe Komposition, die sich von roher Gewalt in ein minimalistisches, eindringliches Finale verwandelt. Gegen Ende bleibt nur eine schlichte, aber tief bewegende Gitarrenmelodie zurück, begleitet von einem unheimlichen Chor atmosphärischer Klänge. Schließlich führt uns ein zartes, melancholisches Pianothema zurück in die Stille. Was für ein Finale!
Ein hypnotisches und fesselndes Hörerlebnis
Wiederkehrende Riffs und komplexe musikalische Strukturen prägen die klangliche Identität des Albums. Die scheinbar simplen Gitarrenakkorde entfalten in Kombination mit den vielschichtigen Sounds eine faszinierende Tiefe. Der Kontrast zwischen der typischen Rohheit des Black Metal und den erhabenen Melodien verleiht Shadow Play eine obsessive, fast tranceartige Wirkung.
Die Produktion ist exzellent und fängt die Essenz des Atmospheric Black Metal perfekt ein. Die feingliedrig arrangierten Ambient-Passagen stehen in spannendem Gegensatz zur ungeschliffenen Rohheit der Gitarren und der harschen, unpolierten Vocals – ein meisterhaft ausbalanciertes Wechselspiel zwischen Schönheit und Brutalität.
Eine Reise durch Exil, Vergänglichkeit und die Suche nach den eigenen Wurzeln
Lyrisch entfaltet sich eine tiefgründige Erzählung über Exil, den ewigen Kreislauf von Leben und Tod sowie die unaufhörliche Sehnsucht nach den eigenen Wurzeln – sowohl individuell als auch kollektiv. Das Album ist eine Reise durch die Vielschichtigkeit menschlicher Emotionen, eine unermüdliche Suche nach Wahrheit und eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Selbst ohne die Texte zu verstehen, lässt sich die tief empfundene Traurigkeit in jeder Note spüren. Shadow Play ist ein zutiefst bewegendes Erlebnis.
DRUDKH erschaffen Musik, die bis in die tiefsten Winkel der Seele vordringt. Nach ihrem hochgelobten 2022er Album bestätigen sie mit Shadow Play ihre Rückkehr zu alter Stärke.
Fazit: Mit „Shadow Play“ beweisen DRUDKH erneut ihre Meisterschaft im Atmospheric Black Metal
Tracklist
01. Scattering the Ashes
02. April
03. The Exile
04. Fallen Blossom
05. The Eve
06. The Thirst
Besetzung
Alle Informationen zu Besetzung, Produktion, Mixing & Mastering wurden nicht veröffentlicht.
Cover-Art:
O. L.