„Atmospheric Death Metal“ – so beschreibt JADE ihre Musik. Eine ohnehin anspruchsvolle Mischung, die zwei scheinbar gegensätzliche Pole vereinen will: Atmosphäre und Aggression. Doch die Band verspricht, dass in ihrem Sound noch viel mehr steckt. Und sie hält Wort.
Die Band verbindet atmosphärische Klanglandschaften mit komplexen Melodien und beeindruckender Gitarrenarbeit.
Der Opener The Stars’ Shelter beginnt melodisch, mit flüsternden Vocals und gelegentlichen Ausbrüchen, die mehr Spannung als Härte erzeugen. Die Gitarren sind tief gestimmt, das rhythmische Fundament sitzt – ein atmosphärisches Intro, das den Klangraum des Albums öffnet. Light’s Blood zieht das Tempo deutlich an, ein dynamisches Stück mit düsterer, mystischer Stimmung. Die Gitarrenarbeit sticht hervor: intensive, eindrucksvolle Riffs und melodische, markante Solos. Ein früher Höhepunkt.
JADE entstand ursprünglich als internationales Projekt mit Mitgliedern aus Deutschland und Katalonien, ist heute jedoch vollständig in Spanien (Katalonien) beheimatet. Die treibende Kraft dahinter ist J. – Bass & Gesang (Foscor, Graveyard), an seiner Seite A. – Gitarre (Vidres a la Sang, Foscor, White Stones), C. – Gitarre & Synths (Todo Mal) sowie B. – Schlagzeug (Todo Mal).
Shores Of Otherness beginnt mit beschwörenden Vocals, fast rituell wirkend. Grollend, hallend, verstärken sie die komplexe Melodielinie. Die Kombination aus Aggression und Melodik, aus sorgfältig geschichteten Akkorden, bedrohlichem Drumming und wechselnden Gesangsstilen, wirkt zugleich intensiv und durchdacht. Auch kompositorisch ein starkes Stück – ein weiterer Höhepunkt.
Immer wieder blitzen progressive Elemente auf, vor allem aber überzeugt die technische Finesse der Band. Die komplexen Arrangements und ihre präzise Umsetzung beeindrucken nachhaltig. Man hört hier und da Anklänge an Bands wie Bölzer, Sulphur Aeon oder The Ruins Of Beverast – doch JADE sind weit mehr als die Summe solcher Einflüsse.
Die Instrumente stehen klar im Vordergrund, der Gesang fungiert als feine, gezielte Akzentuierung.
Der zweite Teil des Openers The Stars’ Shelter (II) kehrt zum ruhigeren Tempo zurück – ein reines Instrumentalstück, das die ursprüngliche Melodielinie aufgreift und ausbaut. Ein langes, melancholisches Gitarrensolo breitet sich aus, eingebettet in vielschichtige Sounds. Die Atmosphäre wirkt entrückt, fast hypnotisch, voller nachhallender Akkorde und subtiler Basslinien, die eine fast wehmütige Note hinzufügen.
Die Produktion ist exzellent: Der Sound ist perfekt ausbalanciert für diese Form des Death Metal. Die Vocals sind bewusst in den Hintergrund gemischt, was die instrumentale Kraft der Songs noch stärker betont. Der Gesang wirkt eher wie ein hallender Schatten – ein gezielter Akzent auf den vielschichtigen Klanglandschaften aus Gitarren, Bass und Drums. All das wirkt nicht zufällig, sondern ist ganz bewusst so gestaltet – und genau darin liegt die große Stärke des Albums.
Inhaltlich befasst sich das Album mit der Idee, dass uns das Universum in schwierigen Zeiten Zuflucht bieten kann: Die Sterne als Schutzraum, Träume als Omen, und sogar die Mayakosmologie als spiritueller Wegweiser für Heilung und Erkenntnis.
Ein dynamisches, aggressives Riff eröffnet 9th Episode, gefolgt von geisterhaften Vocals. Aus den anfänglichen Flüstern wird nun ein kehliges Growlen, das Tempo zieht an, die Drums hämmern erbarmungslos – eine Klangwand türmt sich auf. Der Song spielt mit Kontrasten und Tempowechseln, was die kompositorische Raffinesse noch deutlicher macht. Das Schlagzeug ist unerbittlich, die musikalische Bandbreite enorm – und dennoch bleibt das Stück strukturiert und zielgerichtet. Kein Chaos, sondern ein minutiös geformter Spannungsbogen, die sich zu einem dramatischen Höhepunkt steigert.
„Mysteries Of A Flowery Dream“ ist ein komplexes und beeindruckendes Werk, das Doom, progressive Elemente und atmosphärischen Black Metal miteinander verbindet.
Darkness In Movement nimmt etwas Tempo heraus, doch die kraftvollen Drums bleiben präsent. Auch die Riffs treten deutlicher in den Vordergrund. Nach dem Einstieg schlägt der Song eine Richtung ein, die stark an Doom Metal erinnert – wiederum durchzogen von progressiven Nuancen. Ein weiteres melancholisches Gitarrensolo durchzieht das Stück. Im Vergleich zu den stringenten Kompositionen zu Beginn des Albums wirkt dieser Track etwas experimenteller, aber keineswegs schwächer.
Der Schlusstitel A Flowery Dream knüpft an die Komplexität der vorangegangenen Songs an: vielschichtige Strukturen, durchdringende Atmosphäre. An manchen Stellen erinnert die Musik an atmosphärischen Black Metal. Stilistisch bleibt das Album seiner Linie treu – Kontraste zwischen Melodie und Aggression – doch gerade das Finale ist ein kompositorisches Ausrufezeichen. Die Melodielinien und Akkorde hallen noch lange im Kopf nach, wenn die Musik bereits verklungen ist.
Das Riffing ist intensiv und majestätisch. Klangtexturen schlängeln sich umeinander, ineinander verwoben. In Kombination mit monströsem Drumming und düsteren Gitarren entsteht ein Werk von großer Tiefe und Vielfalt.
“Mysteries Of A Flowery Dream“ ist ein extrem vielschichtiges Album. Die technische Versiertheit aller Beteiligten ist auf höchstem Niveau. Im Vergleich zum Debüt markiert dieses Werk eine deutliche Weiterentwicklung. Bandgründer J. beschreibt JADEs Musik als „eine Hommage an die zeitlose Sprache des düsteren Metals – von den Anfängen des Death/Doom bis hin zu atmosphärischem Black Metal – in einer intensiven, schweren und epischen Form, die Generationen überdauert, so wie es auch der grüne Stein tut.“ Ein komplexes Statement – aber ebenso komplex ist auch die Musik, und die Beschreibung trifft ins Schwarze.
Ein herausstechendes Element, das dem Album wie der Band ihre besondere Note verleiht, sind die heulenden Vocals – ein verzweifelter Schrei inmitten brachialer Klangwellen. Es ist ein Kontrastspiel, das nicht zersplittert, sondern kunstvoll zusammengefügt wird. So entsteht eine Musik, die zugleich wunderschön und zermalmend ist.
JADE ist mehr als eine Genre-Band. Ihre Musik sprengt Kategorisierungen – sie ist mehr. Viel mehr.
Fazit: JADE präsentieren mit Mysteries Of A Flowery Dream eine wahrhaft eindrucksvolle, atmosphärische Klangwelt – und zugleich düsteren, infernalischen Death Metal.
Tracklist
01. The Stars’ Shelter
02. Light’s Blood
03. Shores Of Otherness
04. The Stars’ Shelter (II)
05. 9th Episode
06. Darkness In Movement
07. A Flowery Dream
Besetzung
J. – Bass & Vocals
A. – Guitars
C. – Guitars & Synths
B. – Drums