Deals Death – Erik Jacobson

Spätestens seit dem großen Erfolg des Youtube-Videos Death Metal Vocal Exercises sind die Schweden von Deals Death nicht mehr nur Insidern ein Begriff. Vor ihrem Auftritt im Backstage in München machten wir es uns mit Gitarristen und Bandgründer Erik Jacobson im Tourbus gemütlich um mit ihm über die Bandgeschichte, Disney und Youtube zu sprechen.

CE: Ihr seid ja gerade mitten in der Europa-Tour mit Amaranthe, wie läufts bisher?

EJ: Ja es läuft gut, wir waren haben jetzt in Deutschland schon zwei Shows gespielt, waren in Spanien, Italien, Tschechien, Österreich, Schweiz jetzt wieder in Deutschland. Dann werden noch Prag, Budapest und so weiter kommen, ja es ist eine großartige Tour, jeder ist zufrieden damit.

CE: Für alle die euch noch nicht kennen, kannst du mir ein wenig über die Geschichte der Band und die Band selbst erzählen.

EJ: Klar, also ich habe die Band 2008 am Musik-College „Boomtown“ in Schweden gegründet, dort war ich in derselben Klasse wie Joakim Broden und Pär Sundström von Sabaton. Wir haben dann dort unser eigenes Metal-Projekt gestartet, leider fällt mir der Name gerade nicht ein. Wir hatten dann ein paar Songs, klar Sabaton ist Sabaton aber in der Schule war ich dafür zuständig, es war also mein Projekt. Wir haben halt gejammt und irgendwann wurde halt Sabaton größer und größer und sie gingen ihren Weg und ich ging dann halt meinen. Ich wollte einfach größere Musik mit hartem Gesang und Growls und das waren einfach verschiedene Pfade die wir da betraten. Ich hab dann in unserer Gegend nach guten Growlern gesucht und habe Olle gefunden. Ja, dann haben wir geprobt und das Examen an der Schule gemacht, das war eine Live-Show mit dem Symphonieorchester von Dalarna, die Gegend dort heißt Dalarna, vor 500 Leuten und das Orchester hat die Backing-Tracks gespielt. Ja das war der Start der Band. Ich bin dann nach Göteborg umgezogen, Olle blieb in der Band und ich hab neue Mitglieder gefunden, Janne und Sebastian unseren Schlagzeuger und zweiten Gitarristen. Das zum Start der Band. Bekannt wurde Deals Death dann mit dem Fortified-Video, denn kurz vor der Veröffentlichung des Videos haben wir ein anderes Video online gestellt in dem Olle ein paar Gesangsübungen macht und dieses Video ging dann die Runde und hat es sogar ins japanische Fernsehen und in US-Comedyshows geschafft. Da ist ein Typ namens Ray William Johnson der das Video dann in seine Show übernommen hat und die Band verlinkt hat und so weiter und ja kurz davor haben wir Fortified veröffentlicht. Ja und die Zugriffe auf Fortified stiegen dadurch auch stark. Kurz danach haben wir dann bei Spinefarm unterschrieben. Mir wurde gesagt nicht wegen Ray William Johnson sondern weil Fortified einfach ein guter Song ist und Elite-Album war auch super. Ja wir haben bei denen unterschrieben und sind nun seit März 2012 auf dem Markt. Falls jetzt jemand wegen den Videos neugierig wurde dann kann er sie natürlich gerne auf Youtube anschauen.

CE: Du hast ja schon erwähnt, dass ihr mit einem Orchester zusammengearbeitet habt. Ist Death Metal mit einem Orchester nicht etwas schräg?

EJ: Naja, ich hoffe so denn dadurch wissen wir auch, dass wir etwas machen was nicht so viele Leute machen und das ist cool. Ich meine ich mag diese Art Arch Enemy Riffs, also schnelle aber doch relativ um nicht zu sagen leichten Riffs, ich meine wenn man Arch Enemy hört kann man als Gitarrist doch einige Riffs einfach nur mit hören nachspielen, und ich mag die Einfachheit von Gitarre nur mit Bass und Schlagzeug, aber ich mag dann auch das epische eines großen Sounds wie Filmmusik. Wenn du zum Beispiel die Musik für eine große Weltkriegsschlacht schreiben willst, dann brauchst du das große, epische, verstörende. Da sind so viele Gefühle die du erzeugen kannst wenn du diese vielen Instrumente und Inputs hast. Daher mag ich diese großen Orchester-Arrangements.

CE: Du hast schon jetzt Arch Enemy als Einfluss erwähnt, gibt es da noch andere Bands für dich die du als Einfluss bezeichnen würdest.

EJ: Ich habe die Frage schon so oft gestellt bekommen aber ich kann sie immer noch nicht beantworten. Da ist so viel Input von überall, ich meine ich kann jetzt die üblichen Bands wie Dimmu Borgir, Children Of Bodom, Arch Enemy, blablaba erwähnen aber das ist jetzt nicht woher ich meinen Input nehme, das sind jetzt eher die Bands wegen denen ich Gitarre spiele. Aber wenn ich von Bands inspiriert werde oder wenn ich Dinge klauen will und sie in Deals Death einfließen lasse dann höre ich keinen Metal, da höre ich eher Filmmusik, da bekomme ich mehr Input. Gestern zum Beispiel bin ich mit Olaf von Amaranthe unten im Bus gesessen um Disney-Hits zu hören und Wasser zu trinken und wir sind nur dagesessen, wow, hast du das gehört, ja großartig. Ich meine gute Musik ist gute Musik, es muss nicht unbedingt Metal sein. Ich habe viele Einflüsse. Disney fucking rules.

CE: Bist du dir mit dem Wasser sicher?

EJ: Ja klar, es war wirklich Wasser.

CE: Point Zero Solution ist ja euer letztes Album. Wenn du jetzt darauf zurückblickst, würdest du am Album etwas ändern?

EJ: Klar, ich bin Musiker, ich bin nie zufrieden. Ich meine an dem Tag an dem wir ein Album veröffentlichen bin ich zufrieden mit dem Album und alles ist super. Aber wenn du dann nicht gewillt bist immer wieder den nächsten Schritt zu gehen, dann bist du im falschen Geschäft. Du musst dich immer verbessern und auch manchmal neue Wege beschreiten. Point Zero Solution ist ein super Album, ich denke unser Bestes, ich bin auch stolz darauf, aber man muss immer denken, das nächste Album wird besser. Ich würde jetzt nichts am Album ändern, aber ich kann jetzt auch sagen dass ich weiß, was ich nicht mehr machen würde beim neuen Album.

CE: Zwischen Elite und Point Zero Solution ist ja nicht viel Zeit vergangen. Arbeitet ihr so schnell oder was war da der Grund?

EJ: Das ist ganz einfach, Elite war schon geschrieben, wir mussten es nur noch an Spinefarm schicken. Es gab also einfach keinen Songwritingprozess vor der Veröffentlichung. Als wir Elite aufgenommen haben, im Herbst 2011 glaub ich, haben wir schon an den Songs für Point Zero Solution gearbeitet. Elite wurde dann im März 2012 veröffentlicht und ich hatte schon 2 oder 3 Songs für Point Zero Solution geschrieben. Daher ist es so schnell gegangen und wir haben es auch sehr viel früher aufgenommen als wir veröffentlicht haben. Viele Bands nehmen ja oft erst kurz vor der Veröffentlichung auf. Jetzt wo Point Zero Solution im September letzten Jahre veröffentlicht wurde habe ich nun auch mit dem Songwriting für das nächste Album angefangen, ich denke 2015 wird ein neues Album kommen.

CE: Ihr habt ja bei Spinefarm unterschrieben, wieso habt ihr genau sie als euer Label ausgewählt?

EJ: Wir haben einfach so viel Gutes über sie gehört, wir haben sie auch auf mehreren Parties getroffen. Aber bei der ganzen Geschichte mit Labels ist es einfach so, dass viele einfach nur auf das Geld schauen. Die signen Bands wie Schafe, ich meine jetzt probieren wir die Band, läuft nicht, fuck you, dann eben die nächste, vielleicht bekommen wir da mehr, oh funktioniert nicht, fuck you. Bei Spinefarm hatte ich das Gefühl nie, die schauen auch am Vertrag vorbei, sind freundlich, antworten auf Mails auch Sonntag Nachts. Ja, Amaranthe waren ja auch bei Spinefarm vor uns, da habe ich sehr oft mit Olaf gesprochen ob es denn ein gutes Label ist. Ich hatte dann auch noch Kontakt zu Spinefarm über Children Of Bodom, ich habe da mit Alexander Kuoppala gesprochen,  ich bin auch heute immer noch mit ihm Kontakt, er hat erst gestern gefragt wie es uns auf Tour so geht, ich denke also wir sind Freunde. Ich habe ihn auch viel zu Spinefarm gefragt und ja sie wollten mit uns arbeiten und ich finde es passt. Du bekommst natürlich nichts umsonst, du musst dir den Arsch abarbeiten, viel Geld und Zeit investieren, aber das ist eh in jedem Geschäft so. Ich bin aber sehr zufrieden mit der Situation.

CE: Ihr habt ja auch mit Leuten wie Peter Tägtgren oder Jonas Kjällgren zusammengearbeitet, wie ist es denn dazu gekommen?

EJ: Olle und ich haben in Falun gelebt, Olle lebt heute noch immer dort, bei mir waren es nur zwei Jahre, da waren Peter Tägtgren und Jonas Kjällgren auch dort, es ist nur eine kleine Stadt und jeder Musiker kennt einfach jeden Musiker, eben weil es eine kleine Stadt ist. Der Kontakt ist da über Sabaton entstanden, ich habe Pär gesagt, ich brauche den besten in der Welt um mein Album zu mixen und aufzunehmen. Er hat dann nur gesagt, klar, das ist Peter Tägtgren. Ich hab dann seine Nummer bekommen und ihm eben gesagt, wir nehmen ein Album auf kannst du es machen und er sagte ja. Für Point Zero Solution haben wir dann Jonas Kjällgren gefragt, er war ja früher Gitarrist bei Scar Symmetry,  und er hatte gute Ideen wie wir uns weiterentwickeln konnten. Er war dann auch Co-Producer und war auch für Mix und Mastering zuständig. Er ist mehr oder weniger das Gehirn hinter unserem Sound. Wie schon gesagt, ich mag einfach mit Leuten zusammenarbeiten die einfach großartig sind in dem was sie machen. Klar Geld ist auch ein Punkt, aber es ist eben nur Geld, das sind Zahlen, wichtig ist was dabei herauskommt. Ich will da einfach das Beste auch für die Band.

CE: Eine der bekanntesten Geschichten von Deals Death hast du ja schon erwähnt, das Youtube Video von Olle wo er Gesangsübungen zu einem Klavier macht. War das eigentlich nur ein Scherz oder macht er das öfter?

EJ: Er war ja beim aufwärmen und er hat einfach probiert, ob er mit Growling Töne treffen kann. Ja er konnte, er folgt ja auch Gitarrenriffs auf der Bühne. Wir haben uns dann nur gedacht, dass es ein cooles Video für unsere Freunde wird, Olle hat dann sein Ding durchgezogen und es war dann einfach der Wahnsinn.

CE: Was würdest du generell über Medien wie Youtube, Myspace oder Facebook denken?

EJ: Sehr wichtig, für alle Bands. Du musst einfach immer an der Spitze sein und durch die sozialen Netzwerke kann das jede Band, da bekommt man leicht seine 5 Minuten Berühmtheit. Da ja die Konkurrenz auch immer mehr steigt ist es auch wichtig. (Bassist Kammo Olayvar gesellt sich nun zu uns). Ich würde sagen es ist sehr wichtig, dass man einen guten Kontakt zu seinen sozialen Netzwerken hält. Ich meine die Fans, die Leute die unsere Alben kaufen können sich da einfach einloggen und den Kontakt zur Band suchen. Es führt zu einem viel persönlicheren Zugang zur Band als wenn man nur in Magazinen darüber liest. Soziale Netzwerke sind also sehr wichtig. Es gibt da ein schwedisches Sprichtwort, ich tu mir jetzt schwer es zu übersetzen.

KO: Wortwörtlich würde ich sagen, was nicht gesehen werden kann existiert gar nicht. So ungefähr.

EJ: Ja genau, wenn dich keiner kennt dann existierst du gar nicht. Wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand ist da der es hört, fällt er dann noch immer? So ungefähr.

CE: Und wenn ihr dann an die illegalen Downloads denkt wäre das dann aber eine andere Geschichte.

EJ: Klar, illegales downloaden ist ja auch illegal. Ich denke es gibt auch andere Wege um die Musik fast gratis zu bekommen und die Band trotzdem zu unterstützen. Ich meine wenn du dir einen Song einer Band kaufst die du wirklich magst, dann kostet das 2 Dollar. Das wollen die Leute aber nicht ausgeben und laden es sich lieber irgendwo gratis herunter. Dann wiederum geben die Leute sehr wohl 5 Dollar für einen Becher Kaffee aus, das trinkst du und wirfst es weg. 2 Dollar für etwas, wofür 4 oder 5 Personen jahrelang geübt haben um ein Instrument zu spielen, viel Geld ausgegeben haben und viel Energie reingesteckt haben um den Song online zu bekommen. Leute wollen dafür kein Geld ausgeben, für etwas das ein Leben lang hält, nicht wie ein Becher Kaffee.

CE: Wo seht ihr Deals Death in 10 Jahren?

EJ: In 10 Jahren? In 10 Jahren bin ich 40. So lange denke ich noch nicht in die Zukunft. Ich meine wir sind jetzt hier, tun was uns Spaß macht, aber in 10 Jahren hab ich keine Ahnung. Vielleicht bin ich tot oder ich steige aus dem Bus aus und ein Auto kracht in mich rein und ich bin gelähmt. Keine Ahnung. Aber für die Band würde ich sagen, wir werden ein neues Album aufnehmen, noch härter arbeiten und dann wird das schon den richtigen Weg gehen auch so lang jeder noch in der Band sein kann. Ich meine wir kommen jetzt in ein Alter wo man auch an das Familien-Ding denken muss, so mit Haus, Frau und Kindern. Es denkt zwar jetzt noch keiner daran, aber ich will damit nur sagen, dass wir älter werden. Wir müssen die Band auch so lukrativ wie möglich halten, denn wenn die Band kein Geld bringt und keinen Spaß macht, wieso sollte man es dann machen. Aber jetzt ist es gerade großartig.

KO: Ich denke jeder in der Band hat die selbe Mentalität. Es ist nicht so als würden wir uns gewisse Ziele setzen. Es ist mehr dass wir Spaß haben wollen und den Moment leben. Klar, man versucht die Band so weit zu pushen, wie es überhaupt möglich ist, es will aber auch keiner in eine bestimmte Richtung.

EJ: Wir haben kein Ziel wie zum Beispiel verkaufen wir 50000 Alben. Was wenn wir es dann wirklich schaffen? Dann haben wir 50000 Alben verkauft.

KO: Ein Ziel kann einfach sein, wir tun was wir das letzte Mal gemacht haben, nur besser. Das ist eines der kleineren Ziele die wir haben.

EJ: Ich hatte mal einen Traum als kleines Kind: eine Nightliner-Tour durch Europa zu machen. Jetzt sind wir hier aber ganz zufrieden bin ich nicht, da ich noch viel mehr Sachen machen will.

CE: Dann wären wir schon am Ende, die letzten Worte überlasse ich euch.

EJ: Österreich, zeigt uns das eure Metalszene wirklich am Leben ist.

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