GRIMA – Nightside Tour 2025: GRIMA, ULTAR, NON EST DEUS 27.04.2025 – Viper Room, Wien
Ein Abend ganz im Zeichen des Black Metal: von melodischen Ansätzen über experimentelle Klangwelten bis hin zu eiskalter Atmosphäre.
GRIMA, ULTAR und NON EST DEUS boten im Wiener Viper Room ein Line-up, das auf dem Papier schon vielversprechend wirkte – und live ein wahres Fest für Fans dunkler Klänge wurde. Jede Band brachte dabei ihren ganz eigenen Stil auf die Bühne, was den Abend abwechslungsreich und spannend machte.
NON EST DEUS
Es ist kaum möglich, über NON EST DEUS zu schreiben, ohne das bekanntere Alter Ego der Band zu erwähnen: Kanonenfieber. Beide Projekte teilen sich Noise als Herz und Seele – sowohl am Mikrofon als auch als kreativen Kopf. Während Kanonenfieber für eine Mischung aus Black- und Death-Metal steht und sich thematisch Krieg und Entmenschlichung widmet, ist NON EST DEUS tief im Black Metal verwurzelt, manchmal mit einer deutlichen Nähe zum melodischen Black Metal. Inhaltlich dominiert Blasphemie und Antichristentum, oft mit einem subtilen Hauch von schwarzem Humor in den Texten.
Live wirkt die Musik sehr direkt und aggressiv, dabei weniger brachial und überwältigend als beim „Schwesterprojekt“. Stattdessen stehen melodische, fast hymnische Passagen neben wütenden Riffgewittern, getragen von Noise’ inhumanen Schreien, die sich wie ein weiteres Instrument über die Musik legen.
Auch optisch geht NON EST DEUS eigene Wege: Maskiert und in einer Art wüstenhafter Ausrüstung erinnern sie mehr an gestrandete Krieger aus einer fremden Welt als an die historisch geprägten Bühnenbilder von Kanonenfieber. Kleine (anti-)religiöse Rituale auf der Bühne unterstreichen die Atmosphäre zusätzlich und verleihen dem Auftritt eine besondere Note.
Musikalisch ist die Band perfekt eingespielt. Alle Mitglieder stammen ebenfalls aus dem Kanonenfieber-Umfeld und agieren unter der Regie von Noise – allesamt herausragende Musiker, die dem Publikum eine intensive und beeindruckende Show boten.
ULTAR
Eine ähnliche Situation wie zuvor: Auch bei ULTAR und GRIMA gibt es eine enge personelle Verbindung. Alle Mitglieder von GRIMA sind zugleich Teil von ULTAR – ein glücklicher Umstand, der es ermöglichte, beide Bands an einem Abend live erleben und direkte Vergleiche ziehen zu können.
ULTAR stammen aus Krasnojarsk, einer Stadt mitten in Sibirien. Stilistisch bewegen sie sich im Bereich des Post-Black-Metal, bleiben dabei jedoch näher am klassischen Black Metal als viele andere Vertreter des Genres. Ihre Musik ist dynamisch, kraftvoll und aggressiv, gelegentlich durchbrochen von kurzen, atmosphärischen oder experimentellen Passagen, die viel Abwechslung ins Set brachten.
Im Zentrum der Band stehen die Zwillingsbrüder Gleb Sysoev (Gesang) und Max Sysoev (Gitarre), beide talentierte und erfahrene Musiker, die sich zudem in Projekten wie Grima oder Second to Sun einen Namen gemacht haben. An der zweiten Gitarre agierte Denis Susarev (Quiet Lane, live auch bei Grima), am Bass Pavel Dil, und das Schlagzeug wurde von Vlad übernommen (bekannt von Morokh, Solarfall sowie Grima als Live-Mitglied).
Besonders beeindruckend auf der Bühne war neben der starken Bühnenpräsenz von Gleb vor allem seine stimmliche Vielfalt: Von heiseren Schreien bis hin zu variantenreichen Gesangstechniken zeigte er ein breites Repertoire. Die beiden Gitarristen ließen glitzernde, ineinander verflochtene Melodien entstehen, die das Songwriting von ULTAR eindrucksvoll zur Geltung brachten.
Das Set umfasste Songs aus allen bisherigen Alben – darunter die beliebtesten Stücke, die das Publikum im Viper Room sichtlich begeisterten. Heftiges Headbangen und lang anhaltender Applaus zeugten von der positiven Stimmung im Saal.
Ein kleiner Wermutstropfen war der Soundmix, bei dem der Bass stellenweise etwas zu dominant abgemischt war – was jedoch auch die beeindruckenden Fähigkeiten von Pavel Dil hervorhob. Insgesamt überzeugte die Band durch eine energiegeladene und mitreißende Performance.
GRIMA
Und schließlich betraten die absoluten Stars des Abends die Bühne: GRIMA. Die Band präsentierte auf dieser Tour ihr aktuelles Album Nightside, das am 28. Februar 2025 erschienen ist. Nach einer bereits beeindruckenden Diskografie – darunter Will of the Primordial und Frostbitten, die oft als ihre Höhepunkte genannt werden – knüpft Nightside nahtlos an ihre Stärken an. Stilistisch bleibt die Band ihrer Linie treu: kalte, dichte, düstere Klanglandschaften, die sowohl Kritiker als auch Fans überzeugten. Nun zeigte sich auch live die enorme Strahlkraft ihres neuen Materials.
GRIMA stammen, wie auch ULTAR, aus Krasnojarsk in Sibirien. Gegründet 2014 von den Zwillingsbrüdern Max und Gleb Sysoev – hier unter den Pseudonymen Morbius (Gitarre, Bass) und Vilhelm (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards) unterwegs –, erschufen sie ein Projekt, das Naturverbundenheit, Heidentum und die majestätische Kälte Sibiriens musikalisch verkörpert.
Im Unterschied zu ULTAR, wo Lovecrafts fantastische Welten die Texte prägen, widmen sich GRIMA ganz der Natur, archaischen Ritualen und der Verehrung ursprünglicher Kräfte.
Auch optisch wurde der Kontrast deutlich: Anstelle von Corpsepaint trugen die Mitglieder Eichenmasken – das Markenzeichen von GRIMA. Diese eindrucksvollen, von Vilhelm selbst entworfenen Masken, zusammen mit durchdachten Kostümen, verstärkten die unheimliche, frostige Atmosphäre auf der Bühne und ließen die Band wie Wesen aus einer anderen Welt erscheinen.
Musikalisch setzte GRIMA an diesem Abend auf eine massive Klangwand aus drei Gitarren – Vilhelm griff zusätzlich zur Gitarre, wodurch ein dichter, beinahe orchestraler Sound entstand. Einen Bass benötigten sie dabei nicht; die Gitarren schufen gemeinsam mit dem präzisen, kraftvollen Schlagzeugspiel von Vlad Yungman (den man bereits von ULTAR kannte) eine vollständige und packende Klangkulisse. Denis Susarev ergänzte das Line-up als dritter Gitarrist.
Hervorzuheben ist die außergewöhnliche Gesangsleistung von Vilhelm: Mit seiner eisigen, theatralischen Stimme führte er das Publikum tief in GRIMAs frostige Klangwelten. Besonders eindrucksvoll waren jene Momente, in denen er – die Gitarre eng an sich gedrückt – regungslos ins Publikum starrte und so eine fast greifbare Spannung erzeugte.
Das Set bestand aus Stücken des neuen Albums, die perfekt zur Live-Atmosphäre passten, ergänzt durch beliebte Songs älterer Werke. Das Publikum ließ sich ganz auf die dichte Stimmung ein: Während einige euphorisch headbangten, verfielen andere in nachdenkliche Stille, ganz versunken in die Musik. Auch der Sound war bei GRIMA hervorragend abgemischt, was kleinere Schwächen der vorherigen Auftritte vergessen ließ.
Man kann es nicht oft genug sagen: Hier stand alles im Zeichen der Atmosphäre. Die Mischung aus akustischen, fast zerbrechlichen Passagen und kraftvollen, harschen Ausbrüchen, komplexen Gitarrenarrangements und einer expressiven Bühnenperformance ergab ein in sich stimmiges Gesamterlebnis – ein großes Konzert einer großen Band.
Ein Konzertabend, der die Vielfalt moderner Black-Metal-Strömungen eindrucksvoll widerspiegelte. Jede Band brachte ihren eigenen Charakter ein und schuf so ein facettenreiches, packendes Gesamtbild. Großartige Musiker, ein leidenschaftliches Publikum und eine Atmosphäre, die von Moment zu Moment dichter und eindringlicher wurde.
Ein Muss für jeden Black-Metal-Fan – und ein Erlebnis, das in Erinnerung bleiben wird.