THE MEDEA PROJECT – Kharon

cover artwork THE MEDEA PROJECT Kharon

Band: THE MEDEA PROJECT 🇬🇧
Titel: Kharon
Label: Independent
VÖ: 20/06/25
Genre: Doom/Gothic/Sludge Metal

Bewertung:

3,5/5

Dark Primal Gothic Doom – so beschreibt THE MEDEA PROJECT selbst ihre Musik. Der Albumtitel „Kharon“ stammt aus einem Vers der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri. Schon diese Hinweise deuten auf eine mystische, düstere Klangreise hin.

Hypnotische, experimentelle Musik

Und tatsächlich beginnt das Album atmosphärisch mit „Absence, In Loss“: geisterhafte Vocals, ein langsamer, aber erdrückender Aufbau. Die Riffs sind tiefgestimmt, die Stimmung düster und trostlos. Nach einem Beginn mit cleanem Gesang folgen infernalische Growls. Die Stimme hallt verzweifelt, fast klagend durch den Raum – eine verstörende, unheilvolle Atmosphäre.

THE MEDEA PROJECT wurde 2003 von Brett Minnie ins Leben gerufen, blieb aber lange im Projektstatus, bis 2017 die erste EP erschien. Es folgten ein Full-Length-Album 2020 und zwei weitere EPs. Mit dem zweiten Langspieler nimmt das Projekt nun endgültig Gestalt an. In der Londoner Szene (und darüber hinaus) ist die Band für immersive, beinahe transzendente Live-Erfahrungen bekannt – und schafft es auch nur durch Klangwelten eine dichte Atmosphäre aufzubauen.

Das hypnotische, experimentelle Element zieht sich durchs ganze Album. Nach dem melancholisch-entrückten Auftakt führt einen „The Cave Song“ noch tiefer in ein desorientierendes Klangreich. Das Album bleibt atmosphärisch, perkussiv, und baut mit jeder Passage ein komplexes Soundgeflecht auf. Der Doom-Aspekt zeigt sich in quälend langsamen Riffs, schleichenden Melodien, die sich nach und nach in komplexere Formen entfalten. Mal minimalistisch mit nur Schlagzeug und Stimme, dann wieder sirrende Gitarren, dröhnende Riffs.

Melodische und blackmetallische Einflüsse

Auch Tempowechsel fehlen nicht: Chöre, gesprochene Passagen wie Beschwörungen, Schreie und Flüstern wechseln sich ab – von Trauer bis Verzweiflung, von rituell bis exorzistisch.

Die Produktion ist durchwachsen: teils klar und punktgenau, dann wieder roh und verwaschen. Doch dieser Wechsel dient der Atmosphäre – er spiegelt die musikalische Vielfalt wider. Klar strukturierte Momente stehen neben verzerrten, unheimlichen Abschnitten. Textlich ist das Werk eine Reise durch mythologische Höllenreiche – ein Blick in die Unterwelt, begleitet von all ihren dunklen Stimmen.

Purgatory Trapped“ bringt wieder mehr Melodie, wirkt wie ein frischer Wind nach der eher schleppenden Dichte zuvor. Trotz verzerrter Akkorde ist der Track dynamischer, die frostige Grundstimmung bleibt jedoch erhalten – jetzt mit melancholischem Unterton. Einer der stärkeren Momente des Albums.

Von diesen eingängigen Strukturen geht es in das rohe, von Black Metal beeinflusste „Upon Your Bones“ über: tremolierte Leads, klarer Rhythmus, klirrend und durchschlagend, aber etwas zugänglicher – ein kleines Aufatmen. Kompositorisch vielschichtig, musikalisch interessant, ein definitives Highlight.

Ein komplexes, experimentelles und atmosphärisches Album

Der Kern der Band besteht aus Brett Minnie (Gitarre, Gesang, Keyboards) und Pauline Silver (Drums, Gesang, Percussion). Beide sind auf allen bisherigen Veröffentlichungen zu hören. Weitere Musiker waren beteiligt, wurden jedoch entweder nicht genannt oder waren nicht regelmäßig Teil des Projekts. Minnie und Silver formen das kreative Zentrum und gestalten gemeinsam diese Klangwelt.

Der langsame, leblos tanzende Walzer von „Dance Of The Void“ ist klassischer Doom, während das obsessive Chaos von „The End“ einen schmerzhaften Kontrast bildet – bevor das abschließende „Reborn“ alles vereint. Jeder Track wirkt wie ein Bannspruch, zieht den Hörer in seine eigene, eigensinnige Welt.

THE MEDEA PROJECT erschaffen auf Kharon eine düstere, zerbrochene Mythologie unserer Zeit – irgendwo zwischen atmosphärischem Death Metal, abgründigem Doom und frühem Black Metal. Jeder Song ist komplex – strukturell wie musikalisch.

Trotz der vielen Stile und Einflüsse wirkt das Album als Ganzes geschlossen. Es ist dissonant, verstörend, aber zugleich eigenartig schön. Ein faszinierendes, experimentelles Werk, das seinen ganz eigenen Pfad geht.

Fazit: Eine Vielzahl dunkler Klanglandschaften und musikalischer Stile verschmilzt zu einem düsteren, experimentellen und zutiefst atmosphärischen Album.

Tracklist

01. Absence, In Loss
02. The Cave Song
03. Purgatory Trapped
04. Upon Your Bones (Stygian Surf)
05. Dance Of The Void
06. The End
07. Reborn

Besetzung

Brett Minnie – Guitars, Vocals, Keyboards
Pauline Silver – Drums, Vocals, Percussion

Internet

THE MEDEA PROJECT – Kharon CD Review

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