Das Full-Length-Debüt der australischen Band HEBEPHRENIQUE, offiziell als Blackened Death Metal gelistet, zeigt auf Decathexis deutlich mehr als nur dieses Genre. Experimentell, avantgardistisch, melodisch oder atmosphärisch – die Band offenbart eine Vielzahl musikalischer Facetten.
Dissonante Akkorde, energetisches Schlagzeug und geschriene Vocals
Atmosphärische Klänge, Saiteninstrumentierung wie in einem Orchester, das sich auf ein Konzert vorbereitet. Dann vereinzelte Geräusche und hallende, gesprochene Worte. Stasis, ein Introsong, der für ein Intro allerdings zu lang ist – ein reines Ambient-Stück.
Die eigentliche Musik beginnt mit Visions of Magdalene: dissonant, mit sehr aktiven Drums und Leadgitarre. Die Vocals geschrien, rau, aber mit einigen starken Riffs. In der Mitte kehren Passagen aus dem Opener zurück – atmosphärische Sounds, fragile Drums, Flüstern und Schreie. Mehr in Richtung Mathcore oder Noise als Blackened Metal. Noch immer langsam, wenn die Musik zurückkehrt, aber wieder mit schönen, filigranen Leadgitarren.
Die Band aus Brisbane, Queensland, Australien, wurde 2021 als Soloprojekt von Jack Greenhill (ex-Catacomb, ex-Winterfallen) gegründet. Ein Jahr später stieß Kris Wolf (Graveir, ex-Corvus, ex-Moon, ex-Vyrion, ex-Defamer) als Sänger dazu. Leo Graae (Impetuous Ritual, Vyrion), kein offizielles Mitglied, übernahm die Drumparts für das Album.
Dynamisch, dramatisch
Deutlich dynamischer zeigt sich I, Adverse, behält jedoch die bisher aufgebaute Atmosphäre bei, entwickelt sich aber klanglich sehr überzeugend. Gequälte, sehr dramatische Vocals, gepaart mit einem guten Gespür für Melodie; die Songstruktur wirkt nun deutlich kohärenter. Melancholisch und traurig, dann wütend und aggressiv, mit Tempowechseln. Kompositorisch schlüssig, mit einprägsamen Momenten – insgesamt ein starker, fesselnder Song und ein klares Highlight.
Das langsame Tempo und die akustische Atmosphäre mit noch stärkerer Dramatik in Ascent to Derilation – ein langsames Gitarrensolo – wirken wie ein Interlude, bevor mit Argumentum Ad Baculum die Aggressivität zurückkehrt. Erneut ein kohärenter Song mit Rhythmus und starken musikalischen Momenten: sehr dissonante Riffs, aggressive Leadgitarrenakzente, mehrschichtige Gitarren, überzeugende Vocals und eine langsame, düstere Atmosphäre. Ein weiterer Höhepunkt.
Klarer Sound, atmosphärische Passagen und durchdachte Gitarrenarbeit
Die Produktion ist gelungen, alles fügt sich gut zusammen. Etwas präsentere Vocals hätten noch mehr Wirkung entfalten können, doch der Gesamtsound ist sehr klar und fängt die atmosphärischen Momente perfekt ein. Starke Gitarrenparts, sowohl in Form von Riffs als auch von Solos, das Schlagzeug unterstreicht die Aggressivität oder hält den Rhythmus – ein unverzichtbarer Bestandteil des Sounds.
To Inflict or Nurture zeigt sich wieder aggressiver – ein klanglicher Achterbahnritt, der Ambient-Passagen mit kraftvollen, aggressiven Momenten in einer musikalisch stimmigen Vision abwechselt. Sehr schnelles Drumming, eine starke Basslinie und infernale Vocals. Insgesamt ein Song mit vielen Gitarrenstilen und solidem Klang.
Im Titelstück Decathexis kehrt die Dissonanz zurück, mit rhythmischen, groovenden Riffs und einer verstörenden Leadgitarrenlinie. Tempowechsel und melodische wie melancholische Passagen runden den Song ab. Ein stimmiges Schlussstück, das das Album gut zusammenfasst.
Experimentell und atmosphärisch
Oft tritt die Musik zurück, um langen Ambient-Passagen Platz zu machen, die nicht immer überzeugen. Musikalisch ein polarisierender Ansatz – eher Post-Black Metal als Blackened Death Metal –, experimentell und atmosphärisch. Viele Fremdgeräusche, zahlreiche dissonante Momente, aber dennoch ein fesselndes Hörerlebnis. Die gesetzten Hooks funktionieren hervorragend. Sehr theatralische Vocals und technisch beeindruckende Gitarrenarbeit.
HEBEPHRENIQUE besitzen ein starkes Gespür für Dramatik, und jeder Moment ist sorgfältig konstruiert, um ihre musikalische Vision zu unterstreichen. Eine interessante, zunehmend überzeugende und konsistente Hörerfahrung, die mit jedem Durchlauf wächst – wie ein düsterer Schleier, der sich Schicht für Schicht lüftet. Am Ende steht ein intensives, fesselndes und stimmungsvolles Werk: ein starkes, visionäres Debüt, das nachhaltig beeindruckt.
Fazit: Musik, die sich nur langsam erschließt und mit jedem Hören mehr Facetten offenbart – ein beeindruckendes Debüt von HEBEPHRENIQUE.
Tracklist
01. Stasis
02. Visions of Magdalene
03. I, Adverse
04. Ascent to Derilation
05. Argumentum Ad Baculum
06. To Inflict or Nurture
07. Decathexis
Besetzung
Jack Greenhill – Guitars, Bass, Keyboards
Kris Wolf – Vocals