FINNR’S CANE – Finnr’s Cane

cover artwork FINNR’S CANE Finnr’s Cane

Band: FINNR’S CANE 🇨🇦
Titel: Finnr’s Cane
Label: Nordvis Produktion
VÖ: 29/08/25
Genre: Atmospheric Black Metal/Ambient

Bewertung:

4/5

Eine Musik, die von vielen als „eigenartig“ beschrieben wird, zugleich aber immer wieder mit Namen wie Agalloch oder Fen verglichen wird – genug, um Interesse zu wecken und die Neugier zu schüren.

Atmosphärische und melodische Songs

Schon das eröffnende „Wayward Souls“ ist stark von Atmosphäre getragen, zugleich voller Melodie. Eine raue, typisch black-metallische Gitarre zieht sich durch, begleitet von feinen Melodielinien aus Keyboard oder Leadgitarre. Dazu kommen Clean-Gesang, gesprochene Passagen und sogar gequälte Schreie – melancholisch, kontrastreich, mit packenden Riffs, die ein interessantes Gesamtbild ergeben. Ein sehr verheißungsvoller Anfang.

Finnr’s Cane ist das mittlerweile vierte Album der Kanadier, deren frühere Werke durchweg positiv aufgenommen wurden und Vergleiche mit Ulver, Wolves in the Throne Room, Katatonia oder Alcest hervorriefen. Es handelt sich um ein reines Studioprojekt, geboren aus der Freude am Musizieren, inspiriert von den langen kanadischen Wintern und von der Natur. Auffällig: FINNR’S CANE verzichten bewusst auf den Einsatz eines Basses – ein ungewöhnlicher Ansatz, der entscheidend zu ihrem einzigartigen Klang beiträgt.

Twilight Glow“ startet direkter, instrumental klarer im Black Metal verankert, jedoch mit melodischem Clean-Gesang, der einen starken Kontrast bildet. Wenn Piano- und Keyboard-Melodien auf harsche Gitarren treffen, entsteht ein verstörender Moment: Schönheit und Lärm prallen aufeinander.

Ein einzigartiger Klang

Awaken The Sleeping Forest“ zeigt deutliche Wolves-in-the-Throne-Room-Einflüsse – naheliegend, da beide Bands aus Kanada stammen und sich thematisch in den endlosen Wäldern wiederfinden. Aggressivere Passagen mit klaren Riffs und druckvollem Schlagzeug wechseln mit den bekannten zarten Akzenten aus Piano, akustischer Gitarre und symphonischen Elementen. Wie schon in den vorigen Songs ist es das Spannungsfeld zwischen rauen Gitarrenflächen und leichten, fast fragilen Momenten, das den Reiz ausmacht.

Gegründet 2008 von The Bard (As Autumn Calls, Fractal Generator, ex-Wolven Ancestry) an Gitarre und Gesang sowie The Peasant am Schlagzeug, diente das Projekt von Beginn an als atmosphärisches Ventil für The Bards Ideen. Auf früheren Alben war The Slave am Cello und Keyboard beteiligt – auch auf dieser Platte sind beide Instrumente hörbar, doch ist unklar, ob sie weiterhin offizielles Mitglied ist.

The Northwind“ setzt mit gellenden Schreien ein, ehe gesprochene Verse übernehmen. Diese beiden Ansätze verweben sich über den gesamten Song und erzeugen eine dramatische Wirkung. Folk-Instrumente und fremdartige Klänge fügen eine zusätzliche Ebene hinzu. „The Everwinter Grey“ lebt von einer zerbrechlichen Melodielinie im Hintergrund, die von aggressivem Gesang und gequälten Schreien überlagert wird – eine bedrückende, intensive Atmosphäre.

Gitarren schaffen Spannung, Melodien bringen Erlösung

Die Produktion ist bewusst roh gehalten, vor allem die Gitarren klingen ungeschliffen, während der Rest klar und ausgewogen bleibt. So entsteht eine permanente Spannung, ein ständiger Gegensatz, der durch die melodischen Passagen aufgelöst wird. Textlich geht es um Übergänge: das langsame Sterben des Herbstes, die Stille des Schnees und das Dazwischen zwischen Natur und Zivilisation.

The Everwinter Grey“ hebt sich durch den dominanten Keyboard-Einsatz und introspektive Clean-Vocals leicht von den übrigen Stücken ab. Doch im zweiten Teil türmt sich die Musik zu einer wuchtigen Klangwand auf: Riffs übernehmen die Führung, während die Stimme in dämonische Schreie umschlägt.

The Spell Of The Change Of Seasons“ ist eher rezitativ als gesungen, führt den Hörer aber tief in eine musikalische Reise. Der Abschluss „Harvest“ beginnt mit einer traurigen Melodie, die von der Leadgitarre weitergetragen wird. Eine unheimliche Stimmung entsteht, während ein Chor Licht in die Kälte bringt – kalte Riffs legen sich darüber und formen ein melancholisches, aber überzeugendes Ende.

Komplexe, naturverbundene Musik

Die Stücke verwandeln sich ständig, Schicht um Schicht entstehen neue Ebenen, die sich zu betörenden und zugleich beklemmenden Melodien verweben. Komplex, inspiriert, voller Emotion. FINNR’S CANE haben ihre kompositorische Reife erreicht – intensiver, dichter, stärker mit der Natur verbunden als zuvor.

Die Band hat den Status des „vielversprechenden Projekts“ hinter sich gelassen. Finnr’s Cane ist ein Album von Eigenständigkeit und Tiefe, das die Grenzen von atmosphärischem Black Metal erweitert, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Es ist ein Werk, das wächst, sich entfaltet und den Hörer auf eine epische Reise mitnimmt.

Fazit: Ein episches, naturverbundenes Werk – FINNR’S CANE erschaffen mit Finnr’s Cane ein atmosphärisches Album voller Seele und Tiefe.

Tracklist

01. Wayward Souls
02. Twilight Glow
03. Awaken The Sleeping Forest
04. In Shadows
05. The Northwind
06. The Everwinter Grey
07. The Spell Of The Change Of Seasons
08. Harvest

Besetzung

The Bard- Vocals, Guitars
The Peasant – Drums

Internet

FINNR’S CANE – Finnr’s Cane CD Review

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