HERUVIM – Mercator

cover artwork HERUVIM Mercator

Band: HERUVIM 🇺🇦
Titel: Mercator
Label: Redefining Darkness Records
VÖ: 12/09/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

3/5

Ukrainische Death-Metal-Band HERUVIM präsentieren mit Mercator ihr Debütalbum. Death Metal mit zahlreichen atmosphärischen und doomlastigen Momenten – ein Werk, das viele Stile und Elemente miteinander vermischt.

Gitarrengetriebener Sound

Ein melodischer, von Gitarren dominierter Einstieg eröffnet das Album. „Mysterium Tremendum“, der Opener, zeigt deutliche Old-School-Einflüsse, wirkt zudem recht technisch, mit sehr fernen, tiefen Growls. Klar ist: Die Gitarren geben bei HERUVIM den Ton an – zumindest auf diesem Werk. In der Mitte jedoch folgt eine beinahe lautlose Passage, die den gelungenen Auftakt abrupt unterbricht: zu lang, ohne nennenswerte Entwicklung. Beim Wiedereinstieg verlangsamt sich der Rhythmus stark, doomartig, und die Atmosphäre kippt. Eine wenig inspirierte Wendung – insgesamt ein Wechselspiel aus Tempo und Stimmung, bei dem fragwürdige Momente den Fluss stören.

HERUVIM bezeichnen sich selbst als Old School Death Metal aus Odesa, Ukraine. Gegründet 2019, erschienen bislang zwei EPs. Die Gründungsmitglieder sind Hot Rod (Lostpray, Silent Grace, ex-Beyond the Circle) am Bass, Kick Flis (Cancer Void, ex-Re-Vengeance) an der Gitarre und Nefarious (Kingpin) an Gesang und Gitarre. Seit dem letzten Jahr komplettiert Andrii Sarandi am Schlagzeug das Line-up.

Technisch versiert und konzeptionell interessant

Nulla Res“ beginnt sehr dynamisch, verfällt dann aber in langsame, melodische Parts mit hallenden Vocals und ambienten Gitarren. Zwar kehrt der gute Rhythmus zurück, doch die kraftvollen Passagen werden viel zu früh gekappt und durch akustische oder atmosphärisch-leere Abschnitte ersetzt. „Gnosis“ folgt demselben Muster: starke Riffs und interessante Ansätze, die in schleppende und stilistisch völlig andere Parts münden.

Während des Schreibens von Mercator befand sich die Hälfte der Band im Ausland, die andere in Odesa. Aufnahmen waren schwierig wegen geschlossener Studios und der allgegenwärtigen Kriegsgefahr. Bombardierungen, Splitter, Einberufung – permanente Risiken. Dennoch wurde das Album fertiggestellt. Sicherheit war ständig bedroht, aber die Hoffnung blieb.

Arammu“ eröffnet mit komplexen, verschlungenen Akkorden – sehr technisch und mit interessanter Note. Hier sind die langsamen, atmosphärischen Passagen besser eingebunden, auch vokal unterstützt, was den Gesamteindruck stimmiger macht. „VIII“ wirkt dagegen wie ein Zwischenspiel aus einem Sci-Fi-Film: cineastisch, gesprochen, aber musikalisch eher fragwürdig.

Musik als Ausdruck von Wut

Trotz aller Widrigkeiten überzeugt die Produktion: klar und ausgewogen. Dass die Gitarren dominieren, ist eine gute Entscheidung – sie verleihen dem Sound eine hypnotische, eigenwillige Aura. Die weit nach hinten gemischten Vocals sind hörbar ein künstlerischer Entschluss, kein Produktionsfehler. Auch andere Schwächen sind eher Ergebnis kompositorischer als technischer Entscheidungen.

HERUVIM nutzen Mercator, inspiriert von David Lynch, um Wut und Schrecken über unterdrückende Machtstrukturen auszudrücken. Das Album spiegelt Schmerz, Verlust und Wiedergeburt wider – ein Bekenntnis zur Menschlichkeit trotz permanenter Bedrohung.

Der Titeltrack „Mercator“ besticht zunächst mit interessanten Riffs und solider Melodieführung, eingebettet in aggressiven Rhythmus. Doch das Ganze löst sich bald in bloßen Bassläufen und sphärische Synths auf. Nach dem energischen Auftakt ein ernüchternder Bruch. Das spätere Wiederaufgreifen der Musik wirkt verwässert und doomlastig – ohne Substanz.

Gute Ansätze, aber überfrachtet mit Experimenten

Das abschließende „Lacrimae Rerum“ zeigt noch einmal die Stärken der Band: eine markante Leadgitarre, melodische Riffs und ein atmosphärischer Rahmen. Hier sind die Tempiwechsel besser integriert, die Komposition technischer und geschlossener. Ein gelungener Song, der sich als Höhepunkt des Albums herausstellt.

Wenn HERUVIM Death Metal spielen, sind sie stark. Doch sobald sie sich in ausufernden, atmosphärischen oder doomartigen Experimenten verlieren, bricht die Wirkung zusammen. Treffender wäre die Bezeichnung Atmospheric Death/Doom Metal. Frustrierend ist es, großartige Riffs angedeutet zu hören, die sofort wieder verschwinden, oder inspirierte Ansätze, die in leere Ambient-Parts zerfallen. Die übergroße Lust am Experimentieren verhindert ein in sich geschlossen starkes Album.

Fazit: HERUVIMs Debüt Mercator überzeugt mit vielen interessanten Momenten und zeigt eine Band mit deutlichem Potenzial für die Zukunft.

Tracklist

01. Mysterium Tremendum
02. Nulla Res
03. Gnosis
04. Arammu
05. VIII
06. Mercator
07. Lacrimae Rerum

Besetzung

Hot Rod – Bass
Kick Flis – Guitar
Nefarious – Vocals, Guitar
Andrii Sarandi – Drums

Internet

HERUVIM – Mercator CD Review

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