Wer von einer seit 28 Jahren aktiven Band, die sich trotz des anfänglichen Lückenfüllerstatus für Judas Priest – Fans wie keine andere in der jüngeren Musikgeschichte weltweit zu einem Unikum im Heavy Metal entwickelt hat noch Innovation erwartet, der hat Metal an sich nicht verstanden.
DOMINATION, das mittlerweile fünfzehnte Album von PRIMAL FEAR muß gar nichts! Außer den gewohnt hochklassigen Standard halten natürlich.
Auch das von manch einem zum „Umbruch“ hochstilisierte „Besetzungschaos“ ist objektiv weitaus weniger stürmisch als der frische Wind, der durch die netto zwei Umbesetzungen im Bandgefüge aufkommt.
Vor allem Thalìa Bellazecca an der Gitarre scheint ein absoluter Glücksgriff zu sein, denn zusammen mit dem seit 2008 in der Band aktiven Magnus Karlsson gibt es hier überwiegend
die beste Gitarrenarbeit der Band überhaupt!
Auch so wird DOMINATION seinem Namen größtenteils gerecht. The Hunter ist melodisch, hart, perfekt arrangiert und tönt mächtig aus den Boxen. Überhaupt ist die Produktion fett, glasklar und trotzdem nicht zu „matschig“, wie es bei diversen Kollegen (hüstel, Grave Digger, hüstel) gang und gäbe ist.
Doch gehen wir die folgenden Lieder mal kurz durch:
Destroyer ist ein bandtypische Midtempowalze, deren vier Sekunden lange Gitarrenüberleitung zum überragenden Refrain einen schon vorher die Schuhe auszieht,
das Hochtempogeschoß Far Away ist nicht nur der „Helloween – Song“ des Albums sondern wäre selbst für Helloween eine meisterhafte Komposition.
Danach riecht es mit I Am Your Primal Fear nicht nur nach einer Bandhymne, der einprägsame aber nicht zu simpel geschriebene Song wird für den Rest des Bestehens der Formation die Hymne schlechthin sein.
Alle für einen
könnte das Credo des Albums sein, denn in jeder Note gibt jeder alles und nur wenn es nötig erscheint, stellt sich einer über den anderen.
So wie in Tears Of Fire, welches mit einem herausragenden Solo aufwartet oder in The Dead Don`t Die, in dem Ralf Scheepers sich voll entfaltet. Ansonsten präsentiert sich die Band jedoch als starkes Bollwerk.
Viel zu selten gab es auf den letzten Alben auch mutige Experimente, Heroes And Gods mit einem dich freundlich aber sicher überrollenden Panzer in den Strophen als auch im Refrain beinah nachtretenden Pomp vereint beide Gegensätze perfekt und das Instrumentalstück Hallucinations macht trotz seiner Kürze süchtig, weil es einfach meisterhaft ist.
Doch im Endspurt gibt es einen leichten Bruch.
Ab Eden, immerhin schon das achte Stück, sinkt die Begeisterung anfänglich.
Qualitativ befinden wir uns weit weg vom Durchschnitt, aber der wirklich großartige, leicht progressive und atmosphärische Song wirkt deplatziert, derweil mit Scream
– 2 wohlgemerkt, ein ähnliches Stück in der Rohfassung selbigen Namens gab es als Bonus auf 16.6! –
infolge ein Riff- und Melodienfeuerwerk par excellence abgefeuert wird. Auch das bereits erwähnte, von Scheepers getragene The Dead Don`t Die und vor allem die Überschallrakete March Boy March können noch überzeugen.
Das beste Album der Band
ist DOMINATION nicht, aber zu zwei Drittel wirklich überragend. Mit Crossfire gibt es einen (immer noch sehr guten!!!) Lückenfüller und mit Eden ein wirklich saustarkes Lied, welches sich allerdings nicht so recht in das Korsett des Albums reinzwingen läßt.
Um zwei Titel gestrafft hätte die neue PRIMAL FEAR sogar an meinem Bandalben – Altar gerüttelt, so bleibt es nüchtern betrachtet ein Werk welches sämtliche Phasen der Band streift, ohne diese zu sehr zu kopieren.
Wohlgemerkt ist es ein Werk, das nicht nur gewohnt beispielhaft dargebotenen Power Metal bietet, sondern das nach meinem Gusto beste Werk der Band seit zwanzig Jahren ist.
Tracklist
01. The Hunter
02. Destroyer
03. Far Away
04. I Am The Primal Fear
05. Tears Of Fire
06. Heroes And Gods
07. Hallucinations
08. Eden
09. Scream
10. The Dead Don’t Die
11. Crossfire
12. March Boy March
13. A Tune I Won’t Forget
Besetzung
Ralf Scheepers- Gesang
Magnus Karlsson – Gitarren
Thalìa Bellazecca – Gitarren
Mat Sinner – Bassgitarre
André Hilgers – Schlagzeug