Mit »Lost & Damned« liefern BLOODY MOON ein Album ab, das den Hörer direkt in die düsteren Gefilde des Melodic Death Metal entführt. Die finnische Band, bestehend aus Veeti Sukari an Gesang und Gitarre, Nisse Nurminen am Bass und Toivo Aitakari am Schlagzeug, zeigt auf ihrem neuesten Werk eine Mischung aus roher Aggression, melodischer Finesse und erzählerischer Tiefe.
Treibende Riffs treffen auf einen druckvollen Schlagzeugbeat
Schon der Opener »Deadly Rendezvous« macht klar, wohin die Reise geht: treibende Riffs treffen auf einen druckvollen Schlagzeugbeat, während Sukaris rauer Gesang die Spannung hält. Die Produktion wirkt dabei überraschend klar, ohne die rohe Energie zu glätten, die den Melodic Death Metal seit jeher auszeichnet. Die Gitarrenarbeit ist präzise, die Basslinien geben dem Klanggerüst die nötige Tiefe, und das Schlagzeug treibt die Songs mit unermüdlicher Intensität voran.
»Rage Metal« schlägt gleich in eine noch aggressivere Kerbe. Hier zeigt die Band, dass sie trotz melodischer Elemente außerdem die rohe Wucht des Genres beherrscht. Die Geschwindigkeit und die markanten Breaks machen diesen Track zu einem echten Headbanger-Moment, während »My Payoff« mit einem einigermaßen eingängigeren Refrain für Abwechslung sorgt. Es ist ein Song, der die Balance zwischen Brutalität und Melodie sucht – und größtenteils erfolgreich findet.
Ein besonderes Augenmerk verdient »Blood Red Tears«. Der Track setzt auf melancholische Melodien und annähernd epische Passagen, die eine düstere, beinahe cineastische Stimmung erzeugen. Sukaris Stimme transportiert anliegend eine Mischung aus Schmerz und Entschlossenheit, die den Hörer emotional abholt. Es sind Momente wie diese, die »Lost & Damned« über ein bloßes Aggro-Album hinausheben und zeigen, dass BLOODY MOON mehr zu bieten haben als pure Energie.
Komplexe Riffs und Soli überzeugen
Mit »I’ll Torn ‚em Apart« und »Lucky Bastard« folgt eine Phase, die wieder stärker auf Geschwindigkeit und Aggression setzt. Besonders »I’ll Torn ‚em Apart« wirkt wie ein musikalisches Statement: keine Kompromisse, volle Wucht, präzise umgesetzt. Die Rhythmussektion zeigt hier ihr Können, während die Gitarrenarbeit mit komplexen Riffs und Soli überzeugt. »Lucky Bastard« dagegen bietet einige melodische Einlagen, die den Song trotz aggressivem Grundtenor angenehm hörbar machen. Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit »End of the Road«, einem Track, der thematisch und musikalisch die Vergänglichkeit und die Schattenseiten des Lebens aufgreift.
Die düstere Stimmung wird von einem variablen Tempo unterstützt: mal treibend, mal fast schon getragen. »Murder Hotel Chicago« hingegen überrascht mit einem leicht erzählerischen Ansatz. Die Lyrics erzählen von Gewalt und Verfall, während die Musik die Szenen in einem gnadenlosen Klangteppich untermalt.
»Madman’s Boogie Woogie« ist vermutlich der experimentellste Song des Albums. Der Titel täuscht ein wenig über die düstere Grundstimmung hinweg, denn hinter der leicht verspielt klingenden Einleitung verbirgt sich ein aggressiver, teils chaotischer Track, der die Vielseitigkeit der Band zeigt. Der Abschluss »Lost & Damned« fasst die Stimmung des Albums zusammen: verlorene Seelen, dunkle Emotionen, unverfälschte Härte – alles in einem melodischen, präzisen ausgearbeiteten Rahmen. Produktionstechnisch bewegt sich das Album auf einem soliden Niveau. Die Mischung aus Klarheit und roher Aggression gelingt gut, desgleichen wenn manche Passagen annähernd druckvoller hätten sein können. Insgesamt bleibt der Sound authentisch, ohne den Hörer zu überfordern.
Bemerkenswerte Präsenz
Das Line-up von BLOODY MOON trägt entscheidend zum Gesamteindruck bei. Veeti Sukari als Frontmann und Gitarrist zeigt sowohl vokal als daneben instrumental eine bemerkenswerte Präsenz. Nisse Nurminen am Bass sorgt für die nötige Tiefe, während Toivo Aitakari am Schlagzeug mit präzisen, treibenden Beats das Fundament legt. Die drei Musiker harmonieren auf dem Album überzeugend, jeder Song wirkt durchdacht und gut strukturiert.
Die Tracklist ist abwechslungsreich gestaltet. Von treibenden Aggrosongs über melancholische Melodien bis hin zu experimentellen Elementen findet sich für Fans des Genres alles, was das Herz begehrt. Trotzdem wirkt das Album stellenweise etwas vorhersehbar – insbesondere für Hörer, die die Standards des Melodic Death Metal gut kennen.
Mit kleinen Schwächen in der Originalität
Abschließend lässt sich sagen, dass »Lost & Damned« ein solides Werk ist, das sowohl für Fans des Genres als auch für Neueinsteiger hörenswert bleibt. BLOODY MOON zeigen, dass sie die Mechanismen des Melodic Death Metal gut beherrschen, setzen im Kontrast hierzu eigene Akzente, die das Album individuell machen. Mit einer Bewertung von 3,5 von 5 Punkten bewegt sich das Album im oberen Mittelfeld: hörenswert, kraftvoll, aber mit kleinen Schwächen in der Originalität.
Insgesamt ist »Lost & Damned« ein Album, das sowohl in den dunklen Nächten des Melodic-Death-Metal als desgleichen auf der Bühne seine Wirkung entfalten dürfte. BLOODY MOON beweisen, dass sie in ihrem Genre zu Hause sind, ohne auf Experimente völlig zu verzichten. Für Fans von melodischer Härte und atmosphärischer Tiefe ist das Album definitiv einen genaueren Blick wert.
Fazit: »Lost & Damned« das Album von BLOODY MOON ist ein solides, atmosphärisch dichtes Album mit kraftvollen Riffs, düsteren Themen und einer überzeugenden Produktion.
Tracklist
01. Deadly Rendezvous
02. Rage Metal
03. My Payoff
04. Blood Red Tears
05. I’ll Torn ‚em Apart
06. Lucky Bastard
07. End of the Road
08. Murder Hotel Chicago
09. Madman’s Boogie Woogie
10. Lost & Damned
Besetzung
Veeti Sukari – Vocals & Guitars
Nisse Nurminen – Bass
Toivo Aitakari – Drums

