CHRIST AGONY – Anthems

cover artwork CHRIST AGONY Anthems

Band: CHRIST AGONY 🇵🇱
Titel: Anthems
Label: Deformeathing Production
VÖ: 26/09/25
Genre: Melodic Black Metal

Bewertung:

4/5

Nach neun Jahren des Wartens meldet sich CHRIST AGONY mit ihrem neuen Album Anthems zurück. Ein Werk, das die Band nicht als nostalgischen Rückblick versteht, sondern als konsequente Weiterentwicklung und nächsten Evolutionsschritt. Von der Band selbst als Meilenstein ihrer Karriere präsentiert.

Rauer, reduzierter Black Metal

Sehr langsam und fast schon leise beginnend, ein klarer Hinweis auf eine eher ambientale, atmosphärische Ausrichtung. Doch schon bald widersprechen CHRIST AGONY diesem Eindruck: „Empire Of Twilight“ bringt Bewegung ins Spiel. Trostlos, infernalisch, mit wütend-rauen Growls, getragen von schnellen Gitarrenrhythmen. Nicht übermäßig melodisch, aber mit einer Leadgitarre, die feine Akzente setzt. Ein rauer Black-Metal-Auftakt, kraftvoll und intensiv.

Die Band wirkt inzwischen eher wie ein Soloprojekt von Cezar. Ihre großen Tage hatten CHRIST AGONY in den 90ern, als sie sich einen beachtlichen Namen machten. Die Album-Trilogie, die von vielen als Höhepunkt ihrer frühen Karriere betrachtet wird – Unholyunion (1993), Daemoonseth Act II (1994) und Moonlight (1996) – gilt heute als Klassiker. Es folgten wechselhafte Veröffentlichungen, mit gemischten Reaktionen seitens Fans und Kritiker. Danach eine Phase der Inaktivität, bis nun die Rückkehr gelang.

Minimalistischer Black Metal mit einzigartiger Atmosphäre

Der nächste Song „Throne Of Eternal Silence“ beginnt erneut mit sehr leisem Volumen, tatsächlich begleitet von einem Didgeridoo, das eine besondere, kraftvolle Atmosphäre erzeugt. Ein direkter Black-Metal-Ansatz, aber nicht übermäßig aggressiv, mit langsamem Tempo und über weite Strecken sehr minimalistischer Klanggestaltung. Repetitive Gitarrenakkorde, Drums nur so präsent, dass sie den Rhythmus halten. Ein ferner Chor fügt eine okkulte, ritualhafte Dimension hinzu. Trotz der Schlichtheit durchaus überzeugend.

Seit der Gründung 1990 ist Cezary „Cezar“ Augustynowicz das einzige konstante Mitglied. Er übernimmt Gesang, Gitarre, Bass und Chor. Der aktuelle Bassist Cymer stieß erst nach den Aufnahmen zum Album hinzu. Auf Anthems sind zudem Dariusz „Daray“ Brzozowski und August an den Drums beteiligt, jeweils bei verschiedenen Songs. Einen besonderen Akzent setzt als Gast am Didgeridoo Mateusz „V“ Kujawa.

Das folgende Kapitel „Sanctuary Of Death“ gewinnt deutlich an Geschwindigkeit, ist auch stärker komponiert und komplexer aufgebaut. Aggressiver und zugleich atmosphärischer, mit einem Hauch Melancholie. Mehr Melodik, zusätzliche Elemente füllen den Sound auf. Tempowechsel bringen energiegeladene Passagen, dämonische Vocals, Schreie und Growls. Akustische Gitarren beschließen den Song – insgesamt ein klarer Höhepunkt.

Atmosphärisch und rhythmisch

Die Produktion bleibt rau und direkt. CHRIST AGONY brauchen im Kern nicht mehr als Gitarre und Vocals – mit gelegentlichen Drums, die das Wesentliche unterstreichen. Das genügt, um ihre musikalische und atmosphärische Wirkung zu entfalten. Alles Weitere wird auf Distanz gehalten: Drums kaum wahrnehmbar, Bass ohne klare Präsenz, die Akzentinstrumente nur punktuell eingesetzt – aber wenn, dann als feiner Farbtupfer. Black Metal in reduzierter Form.

Rites Of The Black Sun“ führt den bereits eingeschlagenen Weg fort: einfache Gitarrenakkorde, Gesang im Zentrum, eine düstere, atmosphärische Ausrichtung. Minimal instrumentiert, ferne Drums, doch die Gitarren tragen die Musik, während die Vocals eine höllische, unheilvolle Stimmung setzen. „Dark Waters“ hingegen zeigt sich rhythmischer und druckvoller. Zu Beginn nicht ganz typisch Black Metal, doch die dämonischen Vocals verbinden die Elemente wieder zu einem stimmigen Ganzen. Klang und Melodie wirken hier klarer, komplexer. Fein gesetzte Details verleihen dem Song Tiefe, die Instrumentierung wird verschachtelter, der Sound dichter. Die minimalistische Herangehensweise wird hinter sich gelassen, stattdessen entfaltet sich ein vielschichtiges Klangbild. Beklemmend, zugleich eingängig und melodisch – ein weiteres Highlight.

Das abschließende „Nocturnal Dominion“ bringt schließlich atmosphärischen, melodischen Black Metal ins Spiel. Langsamer, mit vielen ambientalen Elementen, einem vollen Sound, bei dem die Gitarren tiefer gestimmt sind und klare Riffs setzen. Repetitive Akkorde und rhythmische Strukturen wechseln mit melancholischen, schmerzvollen Passagen, die von massiven Riffs kontrastiert werden. Ganz anders, als der Song beginnt, entfaltet er sich zu einer neuen Kraft und Komplexität, die das Album eindrucksvoll beschließt – aggressiv wie melodisch zugleich.

Beeindruckende Rückkehr

Anthems, das neunte Studioalbum von CHRIST AGONY, reiht sich mühelos neben die gefeierte Trilogie der 90er Jahre ein. Es greift die charakteristischen dunklen Elemente der Band auf: markante Vocals, schwere Gitarrenriffs und Momente von Ekstase und Schönheit inmitten höllischer Klanglandschaften.

Eingängige Songs, härter als vieles, was die Band in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Nach so langer Pause finden CHRIST AGONY zu sich selbst zurück. Anthems ist tatsächlich ein Meilensteinalbum, wie sie es versprochen haben. Eine durchdachte Musik mit vielen Facetten, erschaffen im Wesentlichen nur aus Gitarren und Vocals. Kompositorisch anspruchsvoll: so viele Emotionen und Stimmungen auszudrücken, während die Musik äußerlich schlicht wirkt, ist bemerkenswert. Musik, die auf überflüssige Ausschmückungen verzichtet und gerade dadurch stark wirkt.

Fazit: CHRIST AGONY haben mit Anthems ihre musikalische Stärke wiederentdeckt, die sie einst zu einem bedeutenden Namen gemacht hat.

Tracklist

01. Empire Of Twilight
02. Throne Of Eternal Silence
03. Sanctuary Of Death
04. Rites Of The Black Sun
05. Dark Waters
06. Nocturnal Dominion

Besetzung

Cezary „Cezar“ Augustynowicz – Vocals, Guitars, Bass, Choir

Dariusz „Daray” Brzozowski – Drums (3,6)
August – Drums (1,5)
Mateusz „V“ Kujawa – Didgeridoo

Internet

CHRIST AGONY – Anthems CD Review

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