DER WEG EINER FREIHEIT – 24.09.2025, ((szene)) Wien

DER WEG EINER FREIHEIT, HERETOIR, WELTENBRANDT 

24.09.2025, ((szene)) Wien

Der-Weg-Einer-Freiheit---Tour-2025

Ein Abend voller Emotionen – ein Versprechen von Atmosphäre und Intensität

Von depressivem Black Metal über Post-Rock und melodisch-moderne Klänge bis hin zu intensivem Black Metal: dieses Paket versprach einen bewegenden Abend. Und tatsächlich – draußen Regen, drinnen die passende Flucht: ein Metal-Konzert.

WELTENBRANDT

Die Szene füllte sich ordentlich, kein Ausverkauf, aber deutlich spürbar, dass viele gekommen waren, um sich treiben zu lassen. Vor Beginn noch ein irritierender Moment: aus den Boxen dudelten Pop- und Disco-Hits der 80er. Wer dafür verantwortlich war und warum, blieb ein Rätsel – aber sobald WELTENBRANDT die Bühne betraten, war das vergessen.

WELTENBRANDT 01

Die Band legte stark los: laut, energiegeladen, eine Wand aus Sound, die sofort klar machte, dass hier ein düsterer, melancholischer Unterton mitschwingen würde. Die Vocals – verzweifelt, schneidend, mit viel Hall versehen – trugen von Anfang an. Dazu ein wuchtiger Bass, der fast schon zu sehr in den Vordergrund drängte, und eine Leadgitarre, die mit einfachen, repetitiven, aber effektiven Linien den melodischen Rahmen setzte.

WELTENBRANDT 02WELTENBRANDT stammen aus Vöcklabruck, Oberösterreich, haben bereits zwei Alben veröffentlicht und sich in der Szene einen Namen gemacht. Ihr Stil ist irgendwo zwischen depressivem Black Metal und Post-Metal, immer wieder durchzogen von anderen Einflüssen. Live präsentierten sie sich technisch souverän und bestens eingespielt – eine dichte, atmosphärische Show.

Der Frontmann wirkte eher zurückhaltend, die ganze Band konzentrierte sich klar auf die Musik. Gerade dadurch kam die Dynamik zwischen ruhigeren Passagen und aggressiveren Ausbrüchen noch deutlicher zur Geltung.

Allerdings: Mit der Zeit litt der Gesamteindruck. Der Sound wurde zunehmend lauter und gleichzeitig unsauberer, stellenweise geradezu verzerrt. Der Bass drückte zu sehr, die Balance ging verloren. Trotz eines starken Drummers verlor die Band nach einem überzeugenden Beginn spürbar an Kraft. Gegen Ende wirkte der Klang breiig, fast schon wie von schlechter Tontechnik zerrissen.

Ein solider Auftritt mit viel Potenzial, aber auch mit Abstrichen in der Umsetzung. WELTENBRANDT haben die Substanz, müssen live aber konstanter abliefern.

HERETOIR

In eine Wolke aus Nebel gehüllt betraten HERETOIR die Bühne. Das Klangbild: von Beginn an unausgeglichen, dumpf, irgendwie entrückt. Und doch – das Set bestand überwiegend aus Songs des frisch erschienenen Albums, Solastalgia, also eigentlich Material mit Gewicht.

HERETOIR 01

Kurioserweise aber wirkte es live genau umgekehrt: Während viele Bands auf der Bühne härter klingen als auf Platte, klangen HERETOIR eher zerbrechlich, beinahe akustisch. Minimalistisch instrumentiert, die Drums solide, aber der Fokus lag klar auf den Vocals. Diese changierten zwischen Screams und metalcore-ähnlichen Ansätzen, angereichert mit etwas Hall – leidend, gequält, voller Pathos.

HERETOIR 02Optisch verstärkte dichter Nebel die Dramatik, musikalisch aber blieb vieles blass. Die Publikumsreaktionen fielen entsprechend verhalten aus – zu wenig Metal, zu viel Atmosphäre, die live nicht zündete. Headbanging gab es zwar, aber es wirkte stellenweise unpassend zum fragilen Sound.

Gelegentliche Solos sorgten für kurze Highlights, doch insgesamt fühlte sich vieles wie eine reduzierte, vereinfachte Version der Albumstücke an. Der Sänger gab sich leidenschaftlich, das rettete einiges, doch der Gesamtsound war zu dünn, zu poppig, fast festival-tauglich für Indie-Bühnen. Erst der letzte Song brachte mit stärkeren Black-Metal-Anklängen etwas Druck – zu spät, um das Ruder komplett herumzureißen.

Eine emotionale Performance, aber live nicht überzeugend. Nach WELTENBRANDT war das ein Rückschritt.

Setlist

01. The Ashen Falls
02. Season of Grief
03. Twilight of the Machines
04. Solastalgia
05. Golden Dust

DER WEG EINER FREIHEIT

Dann der Wendepunkt: Das Intro – “The Host of Seraphim” von Dead Can Dance. Ein intensiver Auftakt, der die Stimmung im Saal unmittelbar veränderte. Noch bevor die Band einen eigenen Ton gespielt hatte, war klar: Jetzt beginnt ein anderes Kapitel.

DWEF 04

Und so kam es. Schon mit den ersten Akkorden von “Marter” zeigte sich, dass DER WEG EINER FREIHEIT in einer ganz anderen Liga spielen. Der Sound war plötzlich klar, druckvoll, ausgewogen. Keine übersteuerten Bässe, kein Chaos – nur ein perfekt abgestimmtes Klangbild.

DWEF 03Die Songs vom aktuellen Album Innern entfalteten live eine noch größere Wucht als auf Platte. Komplexe Strukturen, brutale Heaviness und zugleich eine unglaubliche Präzision – die Band präsentierte sich von der ersten Sekunde an als kompakte Einheit. “Xibalba” knüpfte nahtlos an: dynamisch, energiegeladen, anspruchsvoll – und absolut souverän dargeboten.

Sänger und Gitarrist Nikita Kamprad überzeugte mit variabler, kontrollierter Stimme. Auf der Bühne wirkte er konzentriert, fast introvertiert, ließ die Musik sprechen. Das Publikum ging voll mit: Headbangen, Jubel, spürbare Begeisterung.

Auch in den atmosphärischen, post-black-metal-lastigen Passagen blieb die Band live unglaublich schwer und dicht. Keine Spur von Zerbrechlichkeit – selbst ruhige Momente wirkten voller Energie. Besonders “Vergängnis” und “Eos” entfalteten live eine Intensität, die die Studioversionen noch übertraf: episch, emotional, gleichzeitig unnachgiebig.

DWEF 05Kurze Interludes wie “Finisterre II” oder “III” sorgten für Atempausen, doch das Publikum verlangte spürbar nach noch mehr Härte – und bekam sie. Mit “Monument”, “Ruhe” oder “Aufbruch” folgten weitere Höhepunkte, die alles abdeckten: Aggression, Melancholie, Dramatik. Selbst das eher sanfte “Forlorn” wirkte live wie ein massiver Abschluss.

DER WEG EINER FREIHEIT bewiesen eindrucksvoll, dass sie zu den stärksten Live-Bands des Genres gehören. Sie haben den Abend nicht nur gerettet, sondern in ein triumphales Erlebnis verwandelt.

Ein Abend voller Kontraste: WELTENBRANDT mit einem starken Auftakt, der im Soundchaos etwas verpuffte. HERETOIR emotional, aber live enttäuschend. Und schließlich DER WEG EINER FREIHEIT, die alles überstrahlten und zeigten, was moderne Black-Metal-Intensität bedeutet.

Ein Konzert, das sich nach hinten steigerte – und am Ende ganz klar von einer Band getragen wurde: DER WEG EINER FREIHEIT in absoluter Höchstform.

DWEF 06

Setlist

01. Marter
02. Xibalba
03. Immortal
04. Einkehr
05. Vergängnis
06. Eos
07. Finisterre II
08. Monument
09. Ruhe
10. Aufbruch
11. Finisterre III
12. Forlorn

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