Die kanadische Band DÉCRYPTAL, gegründet im Jahr 2020, präsentiert mit sichtlicher Begeisterung ihr Debütalbum. Nach dem Demo von 2023 erwartet uns hier eine infernale Death-Metal-Reise.
Atmosphärisch und bedrückend
Das Album beginnt atmosphärisch und bedrückend, mit vielen ambienten Geräuschen. La bête lumineuse setzt auf langsames Tempo, tiefgestimmte Gitarren und sehr tiefe Growls. Deutliche Black-Metal-Einflüsse sind hörbar – etwa durch das Tremolo-Picking der Lead-Gitarre oder die schrillen Schreie an einzelnen Stellen. Tempowechsel bringen einen rifflastigen, kraftvollen Part, die Rhythmussektion hämmert, die Vocals klingen höllisch und bedrohlich. Kompositorisch durchdacht und technisch sauber gespielt – ein starker Auftakt.
DÉCRYPTAL stammen aus Québec und bestehen aus gestandenen Musikern der Underground-Szene. Ihre Mitglieder treten unter ungewöhnlichen Pseudonymen auf: Apothicaire typhonien de l’entropie subsismique (Charles St-Pierre – u.a. Outre-Tombe, Saccage, Sulfure, ex-Atroce) am Bass und Gesang, Pentécorcheur des poutres célestes (Alexis Massicotte – u.a. Saccage, ex-Atroce, ex-Survival Instinct) am Schlagzeug, sowie Haruspice originel des cérémonies nécrobachiques (Léonard Mercader – auch bei Gorgerin) an Gitarre und Gesang. Neu hinzugekommen 2024 ist Iconoclaste (Nathaniel B. Coté – u.a. Anéantix, Gorgerin, Saccage), ebenfalls an der Gitarre.
Mal melodisch, mal dissonant und aggressiv
Ombre hantant les ombres ist kompositorisch klarer, mit treibendem Tempo, gnadenlosen Drums und einem repetitiven Riff, das eine interessante melodische Linie bildet. Ein verschachteltes, komplexes Solo rundet das Stück ab – temporeich, eindrucksvoll, ein echtes Highlight.
Horde d’invertébrés hingegen ist dissonanter, rhythmisch verschoben und deutlich aggressiver – hier dominiert die Wucht, nicht die Melodie. Ganz anders wieder Dendrites, das mit einem melodischen, fast wehmütigen Gitarrenintro beginnt, ehe dämonische Vocals die Stimmung in ein finsteres, höhlenartiges Klangbild verwandeln. Die Lead-Gitarren bringen durch ihre Ähnlichkeit eine gewisse Kontinuität in die Songs. Schreie und sägende Gitarren sorgen für ein rohes, schleifendes Klangbild, untermalt von wuchtigem Schlagzeugspiel.
Die Produktion bewegt sich zwischen Rohheit und Klarheit – Gitarren und Vocals behalten oft ihren schroffen Charakter, dennoch bleibt der Gesamtsound transparent genug für ein intensives Hörerlebnis. Die extrem tiefen Vocals gehen manchmal leicht im Mix unter. Die Texte – komplett auf Französisch – drehen sich um abstrakten Horror, Mythologie und Okkultismus.
Doom-lastige Passagen und dramatische Tempowechsel
Auch Flétrissement setzt den zerstörerischen Ansatz fort: dissonante Lead-Gitarren, keine Spur von Melodie – doch durch die gute Rhythmusarbeit wirkt der Song geschlossen und organisiert im Chaos. Atmosphärisch dicht, mit unheilvollen Backing Vocals. D’autres corps verlangsamt das Tempo deutlich, bleibt aber im Soundbild konsequent. Doom-artige Passagen und geisterhafte Growls wechseln sich mit schnellerem Riffing ab – eine dynamische Komposition, die zeigt, was DÉCRYPTAL musikalisch alles auf dem Kasten haben.
Zisurru, die erste Single, erinnert klanglich stark an den klassischen schwedischen Death Metal – langsamer, schleppender, aber mit einer spürbaren Bedrohlichkeit. Doom-Schattierungen und abrupte Tempowechsel ziehen sich durch, insgesamt jedoch eine starke Komposition und einer der besten Songs des Albums.
Dichte Klangwelt mit spannenden Songideen
Der abschließende Titeltrack Simulacre bringt nochmal die Energie des Openers zurück. Schnelles Riffing, unnachgiebige Drums, melodische Gitarrenlinien, durchbrochen von dissonanten Momenten und wechselnden Spielweisen – ein solides Finale.
DÉCRYPTAL erzeugen eine dichte Klangwelt aus verzerrten Sounds und bedrückender Atmosphäre. Eine Mischung aus finsteren Vocals, zersplitterten Riffs, zuckenden Drums und verbogenen Basslinien sorgt für eine chaotische, aber packende Death-Metal-Erfahrung. Für alle, die aggressive Musik mit Groove und einem Hauch Melodie suchen, ist dieses Debüt eine lohnende Entdeckung.
Downtuned-Gitarren, wuchtige Drums und gnadenlose Growls liefern eine klassische, bösartige Variante des Death Metal. Jeder krumme Riff setzt ein Zeichen, und das Schlagzeug bleibt abwechslungsreich. Ein höhlenartiger Sound mit überraschend durchdachtem Songwriting. Décryptal bedienen das Bedürfnis nach atmosphärischem Old-School-Death Metal auf eindrucksvolle Weise.
Fazit: Ein solides Debüt mit klaren Einflüssen aus dem schwedischen Old School Death Metal – roh, düster, technisch stark, mit vielen gelungenen Momenten.
Tracklist
01. La bête lumineuse
02. Ombre hantant les ombres
03. Horde d’invertébrés
04. Dendrites
05. Flétrissement
06. D’autres corps
07. Zisurru
08. Simulacre
Besetzung
Apothicaire typhonien de l’entropie subsismique – Bass, Vocals
Pentécorcheur des poutres célestes – Drums
Haruspice originel des cérémonies nécrobachiques – Vocals, Guitars
Iconoclaste – Guitars