FEVERSEA – Man Under Erasure

cover artwork FEVERSEA Man Under Erasure

Band: FEVERSEA 🇳🇴
Titel: Man Under Erasure
Label: Dark Essence Records
VÖ: 23/05/25
Genre: Post-Metal

Bewertung:

4,5/5

Ein Post-Metal-Projekt aus Norwegen, das sich zwischen den Genres bewegt – oder besser gesagt: sich ihnen bewusst entzieht. Statt sich stilistisch einzuordnen, verfolgt FEVERSEA das Ziel, emotionale Narben zu hinterlassen. Kraftvoll, leidenschaftlich, grenzenüberschreitend – mit einer Musik, die Atmosphäre schafft und erschüttert.

„Man Under Erasure“ ist experimentell und zeigt, wie mühelos die Band verschiedenste Genres vereint.

Langsamer Beginn, elektronische Klänge – von Anfang an wird klar: Hier handelt es sich um ein experimentelles Album. Der Titeltrack „Man Under Erasure“ beginnt mit geflüsterten Vocals und einem Keyboard, das die Melodielinie übernimmt. Aus Sicht eines Metal-Magazins ist dies wohl der schwächste Moment der Platte – denn metal ist das hier (noch) nicht.

Murmur Within the Skull of God“ startet etwas dynamischer, nun dominieren die Gitarren. Der zunächst klare Gesang überzeugt, doch wenn Ada Lønne Emberland in Screams und Growls wechselt, entsteht ein faszinierender Kontrast. Ein energiegeladener Song mit guten Riffs und treibendem Schlagzeug – zwischen infernalischem Ausbruch und fast engelsgleicher Ruhe. Ein erstes Highlight.

Die Band wurde 2020 in Oslo gegründet und bezeichnet ihren Stil selbst als „blackened Post-Metal“. Ein Nischengenre – aber FEVERSEA sind ohnehin schwer zu kategorisieren. Was jedoch unbestritten bleibt, ist die Qualität ihrer Musik. Man Under Erasure ist ihr Debütalbum – und ein ausgesprochen starkes dazu.

New Creatures Replace Our Names“ bietet verzerrte Riffs und eine rohe Produktion. Die Lead-Gitarre steht im Vordergrund, während der Gesang erneut klar und verletzlich wirkt. Die Atmosphäre ist düster und fast schon abscheulich. Der Effekt ist stark. Ada singt mit großer Leidenschaft und beeindruckender stimmlicher Bandbreite. Die elektronischen Elemente und das dichte, repetitive Riffing erzeugen ein intensives Hörerlebnis. Ein weiterer gelungener, experimenteller Track.

Der immer beliebter werdende Post-Metal bringt viele neue Projekte hervor. Die Freiheit des Ausdrucks überzeugt viele Künstler – gerade weil man hier Schmerz, Zorn, Freude und Trauer in einem einzigen Song unterbringen kann. Und FEVERSEA zeigen, wie faszinierend dieses Spannungsfeld klingen kann.

FEVERSEAs Debüt lebt von Kontrasten – und einer stimmlich beeindruckenden Performance.

Decider“ beginnt langsam, fast akustisch. Sehr melodisch zu Beginn – doch das Experiment geht weiter. Plötzlich entfaltet sich eine fast black-metallische Passage mit tremolo-gepickten Gitarren und harschen Riffs. Und über allem: Ada Lønne Emberlands außergewöhnliche Stimme. Die extremen Kontraste wirken nicht gekünstelt, sondern organisch, die Musik überwältigt und umhüllt. Beeindruckend. Ein langer Song – aber jede Sekunde wert. Definitiv ein weiteres Highlight.

Sunkindling“ überzeugt mit gelungener Orchestrierung und erneutem Klargesang. Kein Grund zur Klage – denn die Growls kehren zurück und entfalten dabei ihre volle Wirkung. Zum Ende hin wird die Atmosphäre zunehmend wild und rau, musikalisch dominiert eine doomige Grundstimmung. Nicht ganz so beeindruckend wie der Vorgänger, aber dennoch ein starker Song.

Invocation“ bringt verzweifelte Schreie und eine beinahe undurchdringliche Klangwand. Die Gitarren zeigen sich hier von ihrer aggressivsten Seite. Roh, düster, wütend. FEVERSEA beeindrucken auch mit diesem Track – durch finstere Vocals, infernalische Riffs und eine geradezu bedrohliche Klanggewalt.

Die Bandmitglieder – größtenteils mit ihrem ersten musikalischen Auftritt – sind: Isak Lønne Emberland (Gitarre, Synthesizer), Ada Lønne Emberland (Gesang), Alexander Lange (Gitarre), Aleksander Johnsen Solberg (Bass) und Jeremie Malezieux (Schlagzeug). Letzterer bringt bereits Erfahrung aus anderen Projekten mit. Doch was alle vereint, ist die unverbrauchte Energie eines Debüts.

Zwischen Klargesang und Growls – eine stimmliche Achterbahnfahrt, getragen von starken Gitarren.

Until It Goes Away“ zieht das Tempo merklich an. Die Lead-Gitarre webt eine schöne Melodie, begleitet von verzweifelten Schreien. Das Schlagzeug ist gnadenlos und sticht in diesem Song besonders hervor. Doch wie so oft bei FEVERSEA gehört der Fokus den Vocals – leidend, schreiend, klagend, vom Klargesang bis zu tiefen Growls. Ada Lønne Emberland zeigt einmal mehr ihr ganzes Spektrum.

Die Produktion ist bewusst ungleich: Manche Passagen wirken roh und unbearbeitet, andere wiederum sehr poliert. Auch das ist Teil des Experiments. Die Vocals stehen im Zentrum, aber auch die Gitarren spielen eine tragende Rolle. Wie sich diese beiden Elemente gegenseitig durchdringen, zeugt von einer professionellen Herangehensweise. Die Texte kreisen um Menschheit, Existenz und Philosophie.

Das Album endet mit „Kindred Spirit“. Wuchtige Riffs und ein treibender Rhythmus eröffnen den Song. Ein dynamisches, energiegeladenes Stück. Doch wieder übernimmt die experimentelle Seite das Kommando – Keyboards dominieren und schlagen den Bogen zurück zum Auftakt des Albums. Zarte Vocals, akustische Begleitung. Und am Ende: verzweifelte Schreie, die den Song aufladen und einen starken Abschluss markieren. Eine der interessantesten Kompositionen der Platte – komplex, dynamisch, ein klares Highlight.

FEVERSEA schaffen eine klangliche Welt zwischen Aufruhr und Zerbrechlichkeit – und laden zur intensiven Reise.

Mit Man Under Erasure gelingt FEVERSEA ein starkes Debüt voller Eigenständigkeit. Die Soundlandschaften sind einzigartig, die Kontraste zwischen Zartheit und Härte meisterhaft eingesetzt, und die Atmosphäre stets dicht. Ada Lønne Emberland liefert eine stimmliche Leistung, die nicht nur technisch beeindruckt, sondern tief berührt. Die Band strahlt die Leidenschaft und Unmittelbarkeit eines Erstlingswerks aus – roh, ehrlich, kraftvoll.

Ein faszinierendes Album, nicht immer eingängig, dafür umso eindringlicher. Kontraste sind hier das Stichwort: Laut und leise, klar und verzerrt, sanft und zerstörerisch. Man Under Erasure ist kein Album für nebenbei – sondern für alle, die sich auf eine emotionale Reise mit offenem Ausgang einlassen wollen.

Fazit: Man Under Erasure vereint Klanggewalt und Zerbrechlichkeit – eine klangliche Grenzerfahrung mit Tiefgang.

Tracklist

01. Man Under Erasure
02. Murmur Within the Skull of God
03. New Creatures Replace Our Names
04. Decider
05. Sunkindling
06. Invocation
07. Until It Goes Away
08. Kindred Spirit

Besetzung

Isak Lønne Emberland – Guitars, Synthesizers
Ada Lønne Emberland – Vocals
Alexander Lange – Guitars
Aleksander Johnsen Solberg – Bass
Jeremie Malezieux – Drums

Internet

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