KRATORNAS – God of the Tribes

cover artwork KRATORNAS God of the Tribes

Band: KRATORNAS 🇵🇭
Titel: God of the Tribes
Label: Grathila Records
VÖ: 22/08/25
Genre: Black Metal/Grindcore

Bewertung:

1,5/5

Das philippinisch-kanadische Ein-Mann-Projekt KRATORNAS veröffentlicht sein viertes Album. Eine deutliche Abkehr von den bisherigen Arbeiten markiert mit God of the Tribes einen signifikanten Wandel im musikalischen Ansatz.

Eine Kakophonie aus dissonanten, disharmonischen Klängen bei ständig wechselndem Tempo

Sehr dissonant, disharmonisch, mit ungewöhnlichen Vocals, die fast wie ein fernes Hintergrundrauschen wirken. Cursed Sky Serpent kommt als Kakophonie aus Tönen daher, völlig unmelodisch, mit ständig wechselndem Tempo – mal mahlend und drückend, dann in jazzig-unstrukturierte Passagen und zeitgenössisch-bizarre Klangbilder abdriftend. Seltsam. Die Vocals bewegen sich irgendwo zwischen Flüstern und heiserem Schreien, begleitet von einer verstörten, kranken Leadgitarre, die zufällig wirkende Töne anschlägt – vage an Tremolo-Picking erinnernd. Diese unkoordinierte Welle aus Geräuschen zieht sich über exakt 15 Minuten.

Ursprünglich als volle Band gestartet, blieb nach kurzer Zeit nur noch ein Solo-Projekt übrig – meist läuft es umgekehrt. Nicht so bei Bruno Zamora, Gründungsmitglied und einziger Überlebender der Anfangstage, der das Projekt zu einer persönlichen Angelegenheit machte und darin seine eigene musikalische Vision umsetzt. Später zog er von den Philippinen nach Kanada und präsentiert nun einen noch persönlicheren Ansatz, eine radikale Verschiebung seiner musikalischen Herangehensweise.

Aggressive, chaotische Musik

Tribal-artige Klänge mischen sich mit infernalischen Vocals – offensichtlich mit dem Ziel, anders zu sein, Musik zu erschaffen, die schockieren soll. Nicht rhythmisch, nicht melodisch, im gleichen Geiste wie der Opener. Evil and Plunder wirkt aggressiver, mit irrsinnig schnellen Drums und gebrüllten Vocals. Es gibt kurze Breaks, Tempowechsel, Momente größerer Kohärenz – nur um sofort wieder im Meer hektischer Geräusche zu versinken. Auch hier tauchen kurze, jazzige Einwürfe auf, allerdings ist der Song sehr kurz.

Die Produktion ist roh, nah am Lo-Fi-Black-Metal. Viele Instrumente und Klänge formen das Klangbild, produktionstechnisch gut eingefangen, musikalisch jedoch schwer zugänglich. Die geflüsterten Vocals sind im Mix extrem weit hinten, kaum wahrnehmbar. Links und rechts im Stereobild treten deutliche Unterschiede auf – alles wirkt bewusst darauf ausgelegt, den Hörer zu irritieren und zu verstören.

Etwas kohärenter folgt Ravaged by Hurakaan, weiterhin mit unkoordinierten Schreien und disharmonischer Melodieführung, hektisch, aber etwas weniger extrem als zuvor. In der Mitte gibt es einen langsameren, ruhigeren Moment, dazu ein deutlich erkennbares Gitarrensolo – was dem Stück immerhin einen Hauch von Abwechslung verleiht. Ein Highlight ist es trotzdem nicht. Die Leadgitarre wirft weiterhin wahllos Töne in den Raum.

Eine verstörte Leadgitarre

Die Songs voneinander zu unterscheiden ist schwierig – es fehlen klare Melodielinien, die Gitarrenakkorde wiederholen sich permanent, und so verschmelzen die Stücke ineinander. Das ist zugleich das verbindende Element des Albums, der rote Faden – und leider auch das Einzige, was im Gedächtnis bleibt.

Das Finale Novena para Guerra ist erneut ein sehr langes Stück, das fast akustisch beginnt, ehe das dominierende Chaos zurückkehrt. Eine schöne Basslinie sorgt für einen etwas anderen Klang. Im Vergleich zum Rest ist dies der „songartigste“ Beitrag – ohne Melodik, aber mit einem Hauch von Struktur. Laut Bruno Zamora sollte der Song den Hörer das Gefühl geben, von Kannibalen gefressen zu werden. Kein Kommentar. Alles löst sich schließlich in einem langen Ton auf, bis endlich Stille einkehrt.

Schockeffekt statt Musikalität

Eine seltsame Hörerfahrung – und keine angenehme. Technisch zweifellos versiert, musikalisch jedoch nicht überzeugend. Bruno Zamora hat klar erkennbar fundierte musikalische Kenntnisse und beherrscht viele Instrumente sehr gut. Aber der bewusste Entschluss, um jeden Preis etwas völlig anderes, Schockierendes, Einzigartiges zu schaffen, führt zu diesem Ergebnis. Die ständig wiederholten, dissonanten Akkorde der Leadgitarre werden schnell ermüdend und lästig.

Zamora erklärt, das Album sei rein instinktiv entstanden, die Songs seien ihm „von selbst“ gekommen. Angesichts einer zweiten, als „explicit“ eingestuften Cover-Variante fällt es schwer zu glauben, dass Schock nicht Teil der Intention war. Er selbst schildert zudem: „Um unvorhersehbare Riffs zu erzeugen, habe ich mir eine billige Linkshänder-Gitarre gekauft, obwohl ich Rechtshänder bin, und mich gezwungen, völlig anders zu spielen. Die Riffs habe ich dann für eine normale Rechtshänder-Gitarre transkribiert, wodurch sie völlig unnatürlich, aber beabsichtigt klingen.“ Ob man das Musik nennen kann, bleibt offen.

Das Problem liegt nicht in der Produktion, sondern in der Komposition. Die gezielte Suche nach Überraschung und Schock in jedem Akkord und jedem Übergang entfernt sich weit von dem, was man gemeinhin als Musik bezeichnet. Selbst für jemanden, der in allen Metal-Genres Bedeutung und Schönheit finden kann, ist dies zu viel. Eine Geräuschsammlung, die man nur schwerlich Musik nennen kann – aber ja, schockierend ist sie.

Fazit: Ein anstrengendes, in keiner Weise erfreuliches Hörerlebnis – technisch stark, musikalisch kaum erträglich, reiner Schockeffekt ohne bleibenden Wert.

Tracklist

01. Cursed Sky Serpent
02. Evil and Plunder
03. Ravaged by Hurakaan
04. Novena para Guerra

Besetzung

Bruno Zamora – alle Instrumente, Vocals und Chants

Internet

KRATORNAS – God of the Tribes CD Review

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