Die dänische Blackened Death Metal-Band LOTAN legt mit Yetzer Hara ihr zweites Album vor – ein wütendes, aggressives Werk mit Einflüssen aus verschiedenen Genres und einer klaren Vision: kompromisslose Härte mit konzeptionellem Tiefgang.
Gebrüllte Growls und komplexe Gitarrenarrangements
Kriegsgeräusche eröffnen das Album, gefolgt von melodischen Akkorden, die sofort eine dichte Atmosphäre schaffen. „Minenwerfer“ bietet melodische Gitarren, begleitet von gebrüllten Growls und einem rohen, gutturalen Gesang. Die Riffs sind solide, die Gitarrenarbeit komplex und gut arrangiert. Die Leadgitarre bringt den typischen Blackened-Ton ins Spiel, während das Schlagzeug unermüdlich treibt – ein überzeugender Auftakt.
„Scorched Tyranny“ zieht das Tempo an. Die Riffs behalten ihre Wucht, der Song wirkt düster, unterdrückend, fast höllisch – insgesamt stärker im Black-Metal verankert, aber mit dominierendem Death-Metal-Anteil. Repetitive Akkorde prägen die Struktur, ein atmosphärischer Zwischenteil unterbricht den Rhythmus kurzzeitig, bevor der Track wieder Fahrt aufnimmt.
LOTAN wurde 2020 gegründet und besteht aus erfahrenen Musikern, darunter aktuelle und ehemalige Mitglieder von Vanir und Ethereal Kingdoms. Martin Rubini übernimmt den Gesang, Andy Dragsberg spielt Gitarre, Jon Elmquist sitzt am Schlagzeug. Phillip Kaaber wechselt flexibel zwischen Bass und Gitarre und ist wie die anderen von Anfang an dabei. Als letztes Mitglied stieß Lasse Heiberg als zweiter Gitarrist hinzu und hinterlässt ebenfalls Spuren auf dem Album.
Mehr Dynamik hätte dem Album gutgetan
„Omnicide Manifest“ bleibt klanglich in der gleichen Spur: gute Komposition, melodische Elemente, gepaart mit aggressivem Ton. Das Tempo ist etwas langsamer, aber gut strukturiert. Auch hier übernimmt die Leadgitarre die melodische Führung und steigert sich in einen komplexen, technischen Solo-Part, bevor der Song in der zweiten Hälfte deutlich an Tempo gewinnt. „Crown of Rope“ hält das höhere Tempo, punktet mit starker Rhythmussektion und packenden Riffs. Tremolo-Picking bringt wieder den Black-Metal-Einschlag ins Spiel. Rhythmuswechsel und Temposchübe sorgen für Dynamik – zumindest phasenweise.
Offiziell als Melodic Black Metal gelabelt, bezeichnen LOTAN ihren Stil selbst präziser als Blackened Death Metal. Der Vergleich mit Behemoth, Hate, Mgła oder Anaal Nathrakh liegt nahe, wobei klar ist, dass LOTAN diesen Größen noch nicht auf Augenhöhe begegnen. Der Einfluss ist spürbar, die Distanz aber ebenfalls.
Konzeptionell basiert das Album auf einem biblischen Motiv: dem Fall des Menschen, der inneren Zerrissenheit und der Gewalt zwischen Brüdern – Cain und Abel als Symbol für moralischen Zerfall und zerstörerische Impulse. Die Produktion ist klar und technisch solide, aber etwas flach. An manchen Stellen fehlen akzentuierte Details, die dem Sound mehr Tiefe und Struktur geben würden.
Repetitive Strukturen und ausdruckslose Vocals
„Incantation of Hatred“ beginnt akustisch und melodisch, kehrt aber rasch zum bekannten Klangbild zurück. Ein langsamer Song, dem es an Richtung fehlt. Auch „Heksenat“ folgt demselben Prinzip, bietet jedoch in einem kurzen, schnellen Part starke Riffs – ein kurzer Moment mit Charakter.
„Violent End“ bringt spürbar mehr Energie und musikalische Ideen – nicht revolutionär anders, aber variabler, mit treibendem Tempo, donnernden Drums und schnellen, melodischen Riffs. Einer der stärksten Tracks des Albums. „Righteous Fury“ beginnt vielversprechend, verliert aber seine Ansätze im vertrauten Klangschema.
Trotz einzelner guter Ideen hinterlässt das Album einen insgesamt gleichförmigen Eindruck. Der Sound ist repetitiv, die Energie reicht nicht aus, um nachhaltig zu beeindrucken. Das größte Manko liegt im Gesang: dieselbe stimmliche Herangehensweise, kaum Variation – es wirkt, als würde der Sänger denselben Track immer wieder aufs Neue interpretieren. Auch kompositorisch ähneln sich die Songs stark, Unterschiede sind nur schwer auszumachen.
Gute Momente gehen in einem Meer aus nahezu identischen Gesangsstrukturen und ähnlicher Instrumentierung unter. Mehr Eigenständigkeit würde dem Album gut tun – das Potenzial ist spürbar vorhanden. Doch bloße Wut, durchdachte Texte und technische Präzision reichen nicht aus, um ein rundes Werk zu formen.
Fazit: Technisch solide, aber ohne zündende Ideen – LOTANs Yetzer Hara rotiert im Gleichklang und lässt die eigene Identität vermissen.
Tracklist
01. Minenwerfer
02. Scorched Tyranny
03. Omnicide Manifest
04. Crown of Rope
05. Incantation of Hatred
06. Heksenat
07. Violent End
08. Righteous Fury
Besetzung
Martin Rubini – Vocals
Lasse Heiberg – Guitar
Andy Dragsberg – Guitar
Phillip Kaaber – Bass
Jon Elmquist – Drums