Mit »Extinction« legen MY DOMINION ein Album vor, das fest im Melodic-Death-Metal verankert ist und zugleich den Anspruch hat, mehr zu sein als bloße Genre-Pflichterfüllung. Die Band bewegt sich auf vertrautem Terrain, versucht aber immer wieder, kleine Akzente zu setzen und dem Material eine eigene Handschrift zu geben. Herausgekommen ist eine Platte, die handwerklich solide arbeitet, emotional düster bleibt und dennoch nicht frei von Schwächen ist.
Wuchtige Riffs und treibende Drums
Der Opener und Titeltrack »Extinction« macht direkt klar, wohin die Reise geht. Wuchtige Riffs, treibende Drums und eine dichte Atmosphäre bestimmen den Einstieg. Martin Rätzkes Gesang bewegt sich zwischen rauer Aggression und kontrollierter Härte, ohne in monotones Gebrüll abzurutschen. Schon hier zeigt sich die Stärke der Band im Zusammenspiel: Gitarren und Rhythmussektion greifen sauber ineinander, der Song wirkt geschlossen und zielgerichtet. Ein echtes Ausrufezeichen ist er allein noch nicht.
Mit »Riot!« wird das Tempo angezogen. Der Track setzt auf direkte Ansprache, kurze Hooks und eine spürbare Punk-Attitüde im Unterton. Die Wechsel zwischen melodischen Gitarrenläufen und härteren Passagen funktionieren gut, auch wenn der Song in seiner Struktur vorhersehbar bleibt. Ähnlich verhält es sich bei »Bastards«, dass sich thematisch wie musikalisch in einer Welt aus Wut und Frustration bewegt. Hier punktet vor allem die Gitarrenarbeit von Rätzke und Stefan Etscheid, die sich ergänzen, ohne sich gegenseitig zu überlagern.
»Digging The Grave« bringt erstmals annähernd mehr Tiefe ins Album. Das Midtempo-Arrangement gibt Raum für Atmosphäre, der Bass von Nico Dittelbach tritt deutlicher hervor und verleiht dem Song Gewicht. Die Melodieführung ist klarer, approximativ hymnisch, ohne kitschig zu wirken. Ein ähnlicher Ansatz findet sich bei »Desolation«, das durch seine melancholische Grundstimmung auffällt. Hier zeigt sich, dass MY DOMINION durchaus in der Lage sind, Emotionen jenseits von reiner Aggression zu transportieren.
Mit »Destroy The Old World Order« kehrt die Band zur kompromisslosen Seite zurück. Der Song lebt von seiner Direktheit und der klaren Botschaft, wirkt im Kontrast hierzu stellenweise halbwegs überladen. Die Ideen sind da, werden allerdings nicht anhaltend konsequent ausgespielt. »Absence Of Light« hingegen überzeugt durch Dynamik. Wechsel zwischen ruhigen, fast nachdenklichen Momenten und explosiven Ausbrüchen sorgen für Spannung, desgleichen wenn der Song mehr Mut zur Reduktion hätte vertragen können.
Funktionale Songs
Der wohl brutalste Moment des Albums findet sich in »Killing Spree: Rampage«. Hier regiert das Tempo, Jan Tackens Schlagzeugarbeit ist präzise und gnadenlos. Der Track erfüllt seine Funktion als reiner Aggressionsausbruch, bleibt im Gegensatz hierzu eher ein funktionales Stück als ein Song, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt. »It Follows« nimmt anschließend etwas Druck raus und setzt stärker auf Groove. Die Gitarrenmelodien sind eingängig, der Refrain bleibt hängen, ohne sich aufzudrängen.
Den Abschluss bildet »Butchered«, ein Song, der noch einmal alle Elemente des Albums bündelt. Härte, Melodie und eine düstere Grundstimmung treffen aufeinander, gewiss fehlt dem Finale der letzte große Moment. Statt eines klaren Schlusspunkts bleibt ein Gefühl von „gut gemacht, demgegenüber nicht ausgeschöpft“.
Produktionstechnisch bewegt sich »Extinction« auf einem ordentlichen Niveau. Der Sound ist klar, druckvoll und genretypisch, ohne steril zu wirken. Kleine Ecken und Kanten bleiben erhalten, was dem Album zugutekommt. Die Songs sind sauber aufgenommen, die Balance zwischen Instrumenten stimmt größtenteils.
Mut zum Risiko fehlt
Unterm Strich ist »Extinction« ein solides Melodic-Death-Metal-Album, das seine Stärken im Zusammenspiel und in einzelnen atmosphärischen Momenten hat. MY DOMINION zeigen, dass sie ihr Handwerk verstehen und wissen, wie man Songs schreibt, die funktionieren. Was fehlt, ist der Mut zum Risiko und der eine Song, der wirklich herausragt. Für Fans des Genres ist die Platte freilich hörenswert und liefert genau das, was sie verspricht, nicht mehr, indessen nicht weniger.
Fazit: Fans des Genres werden mit »Extinction« von MY DOMINION eine ordentliche Platte finden, die jedoch keine bahnbrechenden Neuerungen liefert
Tracklist
01. Extinction
02. Riot!
03. Bastards
04. Digging The Grave
05. Desolation
06. Destroy The Old World Order
07. Absence Of Light
08. Killing Spree: Rampage
09. It Follows
10. Butchered
Besetzung
Martin Rätzke – Vocals, Guitar
Stefan Etscheid – Guitar, Vocals
Nico Dittelbach - Bass
Jan Tacken – Drums

