HECATONCHEIR – Nightmare Utopia

cover artwork HECATONCHEIR Nightmare Utopia

Band: HECATONCHEIR 🇸🇰
Titel: Nightmare Utopia
Label: Violence In The Veins
VÖ: 16/12/25
Genre: Black/Death/Sludge Metal

Bewertung:

4/5

Mehr als ein Jahr nach der digitalen Veröffentlichung erhält „Nightmare Utopia“ nun auch eine physische Version auf Vinyl – vor allem als Anerkennung der Qualitäten, die das Debütalbum von HECATONCHEIR auszeichnen. Ein sehr eigenständiger Stil, eine komplexe Genre-Verschränkung und eine musikdelische Tiefe, die Zeit braucht, um sich vollständig zu entfalten.

Dichte Klangräume zwischen Black Metal, Sludge und Death

Ein dichter Sound mit vollständiger Instrumentierung eröffnet das Album. „Dreamless“ präsentiert düstere Vocals und einen rohen Black-Metal-Grundton, der sich zunehmend in sludgeartige Gefilde mit klarerer Struktur und melodischer Ausrichtung bewegt. Diese unterschiedlichen Klangwelten – ergänzt durch deathmetallische Elemente – wechseln sich im gesamten Stück ab. Atmosphärische Passagen sind dabei organisch eingebunden und sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Härte und Weite.

Unheimliche, dunkle Atmosphären prägen den Einstieg in „Nightmare Utopia (I: The Falsebound Kingdom)“, das als kurzes Interludium fungiert, bevor „Nightmare Utopia (II: Him In The Gulf)“ die Thematik fortsetzt. Die beklemmende Stimmung bleibt erhalten: langsames Tempo, eine Verbindung aus Sludge und Doom, stark heruntergestimmte Gitarren und tiefe Growls bestimmen den Charakter. Die Musik verzichtet auf klassische Melodik, entfaltet aber durch ihr drückendes, disharmonisches Midtempo eine faszinierende Eigenständigkeit – bedrückend, schwer, aber durchgehend fesselnd.

HECATONCHEIR stammen aus der Slowakei, „Nightmare Utopia“ ist ihr Debütalbum, erschienen im Februar 2024. Im Jahr seit der Veröffentlichung hat das Album sowohl bei Hörern als auch bei Kritikern Aufmerksamkeit und Anerkennung gewonnen. Auch wenn der Sound nicht durchgehend klassisch blackmetallisch ist, entspricht die Haltung der Band diesem Geist, inklusive einer bewusst gepflegten Aura des Ungewissen. Bekannt sind die Beteiligten dennoch: Matej Takáč an Gitarre und Gesang, Andrej Lencsés an Bass und Gesang sowie Alexander Turček am Schlagzeug. Als Trio erzeugen sie einen massiven, raumfüllenden Klang, der mit vergleichsweise einfachen Akkorden eine enorme Wirkung erzielt.

Mit „Sefirot Of Understanding“ setzt sich der eindringliche Hörfluss fort. Ein langsames, introspektives Grundgefühl trifft auf melodische Linien, die sich mit aggressiveren Passagen abwechseln. Tief gestimmte Gitarren, tiefe Growls und gezielt eingesetzte schnelle Riffs formen ein klug komponiertes Stück, in dem unterschiedliche Tempos ineinandergreifen. Ambientartige Momente und kurze Eruptionen von Wut ergänzen sich zu einem stimmigen Gesamtbild. In vielerlei Hinsicht ist dies der repräsentativste Track des Albums – eine gelungene Synthese aller Einflüsse und Stile. Starkes Songwriting, klarer Höhepunkt.

Unkonventionelle Produktion und kontrollierte klangliche Rohheit

Die Produktion ist ebenso ungewöhnlich wie die Musik selbst. Sie bewahrt die Eigenheiten und Abgründe der Kompositionen, ohne den Sound zu glätten oder zu entschärfen. In diesem Sinne eine sehr gelungene Umsetzung. Rohe Texturen treffen auf klar ausgearbeitete atmosphärische Ebenen. Stark verzerrte Gitarren und Basslinien fungieren als konstantes Fundament, das immer wieder von überraschenden Ambientpassagen durchbrochen wird, in denen sich der Klang vollständig verändert.

Mit „The Crowning Horror“ schlägt die Band ein aggressiveres Kapitel auf. Schnellere Rhythmen, härtere Riffs und ein unnachgiebiges Schlagzeug prägen das Stück. Trotz Dissonanz bleibt eine klare melodische Linie erkennbar, ohne in übertriebene Raserei oder unangenehme Härte abzugleiten. Nach der massiven Klangwand folgt ein nahezu stiller Abschnitt mit ausgeprägtem Doom-Einschlag – extrem langsam, extrem schwer. Der Kontrast ist drastisch, aber wirkungsvoll und macht den Song zu einem weiteren markanten Moment des Albums.

Der düstere, schleppende Charakter setzt sich in „Madness Of The Stars“ fort. Der Bass spielt hier eine tragende Rolle und eröffnet erneut ein eigenständiges, spannendes Klangbild. Die Rhythmussektion agiert druckvoll und präzise, während gequälte, verzweifelte Vocals die Atmosphäre weiter verdichten. Wie bereits zuvor führen atmosphärische Übergänge zu einem fließenden Wechsel zwischen langsamen und schnelleren Passagen, zwischen Melodik und Dissonanz. Nahtlos mündet der Track in das abschließende „The Watcher, The Witness“.

Das Finale setzt auf Minimalismus: hallende Bass- und Gitarrenspuren, entfernte, verhallte Stimmen und eine surreale Grundstimmung. In tiefer Lage verweben die Gitarren eine fremdartige Melodie, die das düstere Gefühl weiter verstärkt. Die Vocals wirken wie ein Echo der Instrumente – entrückt, beinahe abstrakt. Alles bewegt sich in einem schleppenden Tempo, mit wenigen, lange nachhallenden Tönen, die den Hörer langsam entlassen.

Stilistische Offenheit und nachhaltige atmosphärische Wirkung

Die Musik von HECATONCHEIR überzeugt durch ihren eigenständigen Charakter und die Fähigkeit, komplexe Ideen zusammenzuhalten, ohne sich in Beliebigkeit zu verlieren. Atmosphärisch dicht, verstörend und stellenweise morbide, bietet das Album kaum Lichtblicke, bleibt dabei jedoch durchgehend packend und interessant.

Eine eindeutige Genre-Zuordnung fällt schwer. Besonders die Sludge-Elemente hinterlassen nachhaltig Eindruck – ihre Schwere und erdrückende Präsenz wirken lange nach. „Nightmare Utopia“ überzeugt sowohl durch einzelne starke Momente als auch als geschlossenes Gesamtwerk. Eine klare Empfehlung für Hörer, die genreübergreifende, experimentell angelegte Klanglandschaften schätzen.

Fazit: HECATONCHEIRs „Nightmare Utopia“ ist ein eindringliches Debüt, das durch Atmosphäre, Konsequenz und starke kompositorische Momente überzeugt.

Tracklist

01. Dreamless
02. Nightmare Utopia (I: The Falsebound Kingdom)
03. Nightmare Utopia (II: Him In The Gulf)
04. Sefirot Of Understanding
05. The Crowning Horror
06. Madness Of The Stars
07. The Watcher, The Witness

Besetzung

Matej Takáč – Guitars, Vocals
Andrej Lencsés – Bass, Vocals
Alexander Turček – Drums

Internet

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