Das Debütalbum der US-amerikanischen Band VISITANT vereint Death Metal mit experimentellen Klängen, doomartigen Passagen, klaren Gesangslinien und Growls, Melodien und Dissonanzen – die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Blackened Death Metal.
Eine Mischung aus melodischem Death Metal und kontrastreichen Stilen
Ein kurzes, klassisches Klavierintro in „Unworldly“ wird von aggressiven Klängen, Growls und einem starken Rhythmus abgelöst – purer, brutaler Melodic Death Metal. In der Songmitte sorgt ein dissonanter, wenig melodischer Abschnitt für einen Bruch, zudem wird das Tempo stark gedrosselt. Viele Tempowechsel – von doomigen Momenten bis zu fast lautlosen Passagen – bringen zwar interessante, aber auch schwächere Momente mit sich. Kein Auftakt, den man zwingend erwartet hätte.
Der folgende Song „Briars“ beginnt mit a cappella-Gesang, im harten Kontrast zu den Screams und der vollen Orchestrierung. Synkopierte Rhythmen, ein druckvoller Bass, stellenweise mehr Melodie und eine klare Gesangslinie, die den Hauptgesang doppelt. Kontraste und ein ungewöhnlicher Stil-Mix. Der Refrain folgt einer anderen musikalischen Linie als der Rest des Songs, deutlich langsamer und weniger kraftvoll. Das Stück endet in einem klagenden Moment voller Emotion – allerdings ohne wirkliche Verbindung zum Rest.
Gegründet wurde VISITANT 2022 von den beiden Hauptmitgliedern Taylor Tidwell und Chelsea Marrow, die bereits in anderen Bands gemeinsam spielten und eine neue Richtung einschlagen wollten. Zum Line-up gehören: Anthony Lusk-Simone am Schlagzeug (Abiotic, Lattermath, ex-Pathogenic), Kilian Duarte am Bass (Abiotic, Lattermath), Gitarrist Taylor Tidwell (Unaligned, Withered Throne) sowie Sängerin Chelsea Marrow (Voraath, The Monster Factory).
Stilistisch zu breit gefächert
Auch „Starless“ beginnt fast lautlos und steigert sich dann langsam zur eigentlichen Melodie. Fast doomig, wobei die Leadgitarre für einen Hauch Melodik sorgt. Sehr langsam, kompositorisch komplex, aber musikalisch nicht überzeugend. Der Titelsong „Rubidium“ wechselt zwischen aggressiven und langsamen, unentschlossenen Passagen. Zu viele Ideen und Stilrichtungen prallen hier aufeinander.
Die Produktion ist solide – nichts Herausragendes, aber ohne echte Mängel. Fremde Elemente sind gut integriert, besonders die Pianomomente beeindrucken. Allerdings liegt der Fokus stark auf den Vocals, was zwar die ohnehin starken Gesangsleistungen betont, aber dafür sorgt, dass manche gute Instrumentalpassagen nicht ausreichend zur Geltung kommen. Textlich geht es um die düstersten Seiten des Menschseins: Trauer, Verlust, Verrat, Rache, verpasste Zeit, Reue.
„Fodder“ startet direkt und verzichtet weitgehend auf Melodie, überzeugt jedoch mit einer starken Rhythmussektion. Die Band selbst sieht in diesem Stück die Essenz ihres Sounds und wählte es daher als erste Single – wohl zurecht, denn im Kontext des Albums ist es einer der stärkeren Songs.
Ein eklektisches Album, dem es an Zusammenhalt und melodischer Konstanz fehlt
Ähnlich aufgebaut ist „Envies Lament“ – dynamisch, stellenweise an Arch Enemy erinnernd, kompositorisch aber wenig überzeugend. Die klaren Gesangsparts fügen sich nicht wirklich in den Gesamtsound ein. Der Song fadet langsam aus. Das abschließende „Moon Bathe“ bindet orientalische Klänge ein, gewinnt nach einem langen Intro an Kraft, ehe die Leadgitarre dominiert. Letztlich entpuppt sich der Song jedoch eher als Outro.
Kompositorisch kein Höhepunkt – zu eklektisch, zu viele Genres und Einflüsse verhindern ein geschlossenes Gesamtbild. Meistens fehlt es sowohl an Aggressivität als auch an Melodik. Verantwortlich dafür sind vor allem abrupte Tempowechsel, die gute Ideen abbrechen, bevor sie sich entfalten können, sowie ein insgesamt inkonstanter musikalischer Ansatz. Einzelne Passagen mögen überzeugen, doch das Gesamtwerk wirkt unausgereift.
Fazit: Das Debütalbum Rubidium von VISITANT ist kein wirklich reifes Werk – stützt sich stark auf beeindruckende Vocals, doch das allein reicht nicht, um dauerhaft zu überzeugen.
Tracklist
01. Unworldly
02. Briars
03. Starless
04. Rubidium
05. Fodder
06. Envies Lament
07. Moon Bathe
Besetzung
Anthony Lusk-Simone – Drums
Kilian Duarte – Bass
Taylor Tidwell – Guitar
Chelsea Marrow – Vocals