Interview mit HMS Keelhaul

Kürzlich ist von den finnischen Metalrockern HMS Keelhaul deren Debüt Anchord bei uns in der Redaktion eingetroffen. Da wir es bemerkenswert fanden, dass eine ungesignte Truppe ein so starkes Debüt vorlegt, haben wir uns entschlossen, der Sache per kurzem Interview etwas nachzugehen.

Keelhaul Bandpicure
Photocredit: Jani Kakko

Peter Pichler: Hallo, ihr Mannen an Bord der HMS Keelhaul! Ich habe vor kurzem Euer selbstveröffentlichtes Debüt in die Finger bekommen und es war, in gewissem Sinne, eine wirkliche Überraschung. Es ist selten, dass das Debüt einer Band ohne Labelunterstüzung in puncto Qualität von Songwriting so auftrumpfen kann. Es ist beachtenswerter Metal/Rock, eher oldschool, aber auch mit einer guten und zeitgemäßen Produktion. Wenn man darüber nachdenkt, wieviel Bands mit Labelsupport gehypet werden, ist das erstaunlich…könnt Ihr mir ein kurzes Update geben, wer Ihr seid und was ihr so im Schilde führt?

Maake: Hi Peter! Zuallererst freut es uns sehr, dass Dir das Album gefällt! Wir sind sehr stolz drauf, und es brauchte viel Arbeit, auch „Ups“ und „Downs, um es zu realisieren. Als Band betrachten wir uns als „Heavy Metal Schiff“, das sozusagen aus dem nördlichen Hafen von Haukipudas, Finnland, in See sticht. An Bord ist  die Band  als Mannschaft, die aus Tomi als Sänger, Maake an der Leadgitarre) Poncco an der zweiten Axt, Faabio am Bass und Kimmo als Drummer besteht. Gestartet sind wir 2013 und wir wussten von Anfang an, dass wir die Leute mit eigener Musik erreichen wollen. Einige von Maakes Kompositionen hatten ein nautisches Thema, daher haben wir uns entschlossen, der Band auch als Konzept ein solches Bild zu verpassen.

PP: Lasst uns ein bisschen über das Album selbst reden. Ich mochte es von Beginn weg, weil es im Gegensatz zu anderen Beispielen wirklich gute Songs, strukturiert durch Melodien, Harmonien und Hooklines bietet. Im Kern ist es nicht die wirklich neueste Idee, nautische Themen zu wählen, aber bei Euch fügt sich das in ein harmonisches Gesamtkonzept. Könntet Ihr unseren LeserInnen ein bisschen mehr über die CD verraten, ist sie „nur“ eine Sammlung von Songs, oder war da auch ein ganzes Konzept dahinter? Was war Euer Zugang?

Maake: Bis wir unser Debüt in den Händen halten konnten, dauerte es über ein Jahr. Einiges vom Material ist vor Jahren geschrieben worden, wie die Songs Crashlanded und Lighthouse of Life. Während der Produktion hat Maake auch neues Material wie Be Gone oder Fall to the Floor geschrieben.  Alle Songs mit Ausnahme von Arch Enemies, an dem auch Poncco mitschrieb, sind Maakes Kreationen.

Manche der Songs enthalten, bei den Lyrics, Anteile von Faabio; sie wurden inspiriert von den Erfahrungen Maakes und Fabio, die hart als Dachdecker arbeiteten und dabei vom glorifizierten Rock-Star-Leben träumten. Und das tun wir noch immer! Wir haben viel Material geschrieben und das nächste Album ist in Planung. Da wird auch etwas von Tomi’s Material dabei sein. Maake und Tomi waren im Sommer am Strand, mit Gitarre und Wein, und haben Songs geschrieben. Das war wirklich toll!

Keelhaul Bandpicure
Photocredit: Jani Kakko

Wir denken, das Anchord eine gute Kombination variabler Songs ist, die dennoch verbunden klungen. Als wir unsere EP Catch You When You Fall (In Love) 2015 veröffentlichten, wollten wir dann fürs Album neue Songs nutzen und nur Missing Piece kam auch aufs Album. Anchord wurde in Maakes eigenem Home-Studio aufgenommen, so hatten wir die Zeit und Möglichkeit, alles wirklich so zu machen, wie wir es wollten. Wir versuchen auch, die Grenzen des Metal/Rock-Genres etwas zu sprengen; wir haben aggressive Tracks wie Arch Enemies und Be Gone, aber auch melodische Arrangements. Die Themen der Songs sind Beziehungen und Süchte, und die ZuhörerInnen können sich recht leicht damit identifizieren. Jeder Song kommt aus meinen, oder Faabios eigenen Erfahrungen. Man könnte wirklich beinahe bereits ein Buch über uns schreiben, obwohl wir erst drei Jahre zusammen als HMS Keelhaul unterwegs sind! Aber wir kannten uns alle bereits zuvor!

PP: Ich würde Euch gerne in einem anderen mehr „technischen“ und musikalischen Punkt auf den Zahn erfüllen. Ich mochte Tomis Stimme auf dem Album . Er hat nicht nur eine gute Metal/Rock-Röhre, sondern an manchen Stelle eine eigene „Farbe“ in der Stimme; das unterscheidet Euch ein bisschen von anderen Truppen; man kann Euch erkennen. Ist bei Tomis Gesang ein Vorbild anvisiert worden oder versuchte er einfach, sein Ding durchzuziehen?

Tomi: Vielen Dank! In der Aufnahmephase, wollte ich wirklich „in die Songs kommen“, um sie zu fühlen, wirklich ein Teil von ihnen zu werden und so ihre Emotionen zu transportieren. Manchmal klappte das nicht gleich, dann haben wir gestoppt und an einem anderen Tag fortgesetzt. Das ist der große Vorteil eines eigenen Home-Studios. Natürlich beeinflussen Idole meinen Ausdruck als Sänger, aber ich möchte so originell wie möglich klingen, daher singe ich genauso wie es Teil von HMS Keelhaul wurde. Auf Anchord kann man viele Gesangsstile hören, von Klargesang über Growls sowie „Screams“ hin zu weichen, emotionalen Passagen. Als Idole würde ich DIO und Sebastian Bach bezeichnen.

Keelhaul Bandpicure
Photocredit: Jani Kakko

PP: Dann kommen wir bereits zur letzten Frage…Was wird mit Euch in der nahen und ferneren Zukunft geschehen? Und vor allen, was zur Hölle hat es mit Eurem Bandnamen „HMS Keelhaul“ auf sich?

Maake: Wir planen eine UK-Tour und werden versuchen mehr in Finnland zu spielen, um unsere Fanbase zu erweitern; wir hoffen auch auf einigen der Sommerfestivals präsent zu sein. Unser Traum ist es, auf dem Wacken Festival zu spielen! Wir kriegen ständig neue Kontakte und versuchen, uns selbst zu positionieren, hoffentlich können wir bald auch in Europa touren!

Zu unserem Namen: Wir haben uns als „Schiff“ benannt, um so zu symbolisieren, dass wir als „Schiff“ den Leuten da draußen durch unsere Musik Hoffnung bringen wollen – wie es ein heimkehrendes Schiff in früheren Zeiten tat. „HMS“ bedeute nicht „Her/His Majesty’s Ship“, sondern sowas wie „Heavy Metal Ship“. „Keelhauling“, englisch für „Kielholen“, ist eine Bezeichnung für eine schwere Bestraftung, die früher auf Schiffen praktiziert wurden. Der Delinquent wurde an einem Seil über Bord geworfen, und längsschiffs, also von Bug bis zum Heck, unter diesem durchgezogen. Das haben nicht viele überlebt. Die HMS Keelhaul ist also unser Schiff, das Euch Schätze von ihren Reisen und Abenteuern mitbringt!

Fotocredits: Photocredit: Jani Kakko

dr.peda
dr.pedahttps://www.metalunderground.at
Heavy Metal am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

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