Die rumänische Black-Metal-Band VOKODLOK wurde im Jahr 2000 gegründet. Zwei der Gründungsmitglieder sind bis heute dabei: Gitarrist GhiauR (Burning Darkness) und Bassist Blestemat (ex-Grimegod, ex-EQM). Wie sie selbst erzählen, waren sie von unheiliger Musik inspiriert und wollten sich den dunklen Mächten anschließen, um Teil der Underground-Szene zu werden. Kurz darauf erschien ihr erstes Demo Unchain the Wolf. 2003 folgte das Album Mass Murder Genesis, das von intensiven Jahren voller Live-Auftritte begleitet wurde. Einige Besetzungswechsel folgten, doch 2008 legte die Band schließlich eine lange Pause ein.
Viele Jahre später, im Jahr 2020, veröffentlichten sie die EP Oracle’s Fury mit einer neuen Besetzung: Urmuz (Argus Megere, Blutrină, In Ruins, Mirthless, Nocturn, Ordinul Negru, ex-Syn Ze Șase Tri) übernahm Gitarre und Background-Vocals, während Pestarzt (Blutrină, Transmuter) als neuer Sänger einstieg. Mit diesem Line-up präsentieren sie nun ihr neues Full-Length-Album The Egregious Being. Als Gastmusiker an den Drums ist Nemgrá (Burning Darkness, ex-Chainsaw, ex-Circle of Chaos, ex-Katharos, ex-Morphetik, ex-Nazghor, ex-Helvegen, ex-Division Vansinne, ex-Divine Dominion) zu hören.
Stil entwickelt sich über das Album hinweg weiter
The Human, der Opener des Albums, beginnt mit einem langsamen symphonischen Intro, gefolgt von einer rauen Orchestrierung, die tief in der Ästhetik des Raw Black Metal verwurzelt ist. Kurz darauf nimmt der Song Fahrt auf und wechselt zu einem schweren, tremolierenden Riff. Die Vocals – eine Mischung aus kaltem Kreischen und rohen Growls – verstärken die düstere Atmosphäre. Immer wieder variiert das Stück zwischen treibenden Riffs, melodischen Gitarrensolos und unterschiedlichsten Klanglandschaften im Hintergrund.
Death Terror ist ein direkterer Black-Metal-Track, der weniger experimentell ausfällt. Hier stehen vor allem die Vocals und die markanten Gitarrenriffs im Mittelpunkt. Der Gesang wechselt zwischen aggressivem Black-Metal-Geschrei und abgründigen Growls, die fast schon an Death Metal erinnern.
Warzone zieht das Tempo weiter an. Der Song bleibt in seiner Intensität konsequent und wird von unerbittlichem Drumming in schnellem Takt sowie harschen, kehligen Vocals geprägt. Das Leadgitarrenspiel fügt erneut eine melodische Note hinzu, während die Riffs eine Mischung aus Thrash- und Death-Metal-Elementen vereinen.
Disdain setzt auf thrashige, sich wiederholende Riffs und einen Gesangsstil, der die Lyrics mit harscher, gutturaler Stimme herauspresst. Gitarren und Rhythmussektion errichten eine massive, düstere Soundwand, die den verzerrten Charakter des Tracks unterstreicht. Insgesamt eine der stärksten Erfahrungen auf dem Album.
Auch die folgenden Songs bewegen sich in einem ähnlichen Spektrum aus Aggression und rohen Klängen, durchsetzt mit langen, melodischen Gitarrensolos und komplexen Rhythmuswechseln – stets auf der Suche nach einer mystischen Atmosphäre. Denizen zeigt sich besonders rhythmisch, mit hämmernden Drums, einem treibenden Riff und raspelndem Gesang. Ein kraftvolles, aber sehr kurzes Stück.
Mit The Faces Within kehrt die Band wieder vollends in ihr Black-Metal-Territorium zurück. Ein atmosphärischer Mittelteil schafft es hier erstmals, eine wirklich bedrohliche Stimmung aufzubauen. Tremolo-Gitarren, einfallsreiche Riffs und eindringliche Vocals sorgen für ein infernalisches, gespenstisches Gefühl. Die Blast-Beats treiben den Song gnadenlos voran, bis er schließlich in einem frostigen, melancholischen Outro mündet – eine klug platzierte Wendung. Kompositorisch eines der Highlights des Albums.
The Monster schließt das Album auf angemessene Weise ab: kompromissloser Black Metal, aggressiv und atmosphärisch zugleich. Ein akustisches Gitarrenintermezzo senkt kurzzeitig das Tempo, nur um dann wieder gnadenlos anzuziehen. Das Album endet mit einem deutlich stärkeren Eindruck, als es begonnen hat.
Roh, ungeschliffen und bewusst kantig produziert
Wie erwartet, präsentiert sich die Produktion bewusst roh und dissonant. Die Gitarren klingen schneidend und rau, während die Vocals sich bedrohlich in den Vordergrund drängen. Leider sind die Drums kaum wahrnehmbar – sie verschwinden regelrecht im Gesamtmix. Auch der Bass bleibt, von wenigen Momenten abgesehen, fast völlig unhörbar. Vielleicht ist genau das die Intention der Band: eine rohe, ungehobelte Klangästhetik, die jeglichen Ballast über Bord wirft.
Inhaltlich bewegt sich das Album tief im thematischen Kern des Black Metal. Die Texte kreisen um die Abgründe des Verbrechens und zeichnen eine durchgängig finstere, anti-christliche Atmosphäre. Es tauchen wiederholt Bezüge zu urtümlichen Ängsten und Mythen auf – von transsilvanischen Legenden bis hin zu Todesmetaphorik. Die düstere Lyrik verstärkt das ohnehin schon bedrohliche Klangbild.
Ein ungeschliffenes Werk mit gelungenem Abschluss
Anfangs wirkt das Album stilistisch noch unausgegoren, da verschiedene Ansätze und Einflüsse aufeinandertreffen. Erst im späteren Verlauf verdichtet sich das Klangbild, und das Album endet wesentlich stimmiger, als es begonnen hat. Gesanglich dominieren aggressive Black-Metal-Schreie, die gelegentlich von tiefen, grollenden Death-Metal-Growls durchbrochen werden.
Die Songs vereinen moderne und klassische Elemente, wobei einige Riffs sogar thrashige Anleihen aufweisen. Mehrere Stücke sind episch in ihrer Länge, und akustische Gitarren setzen gegen Ende des Albums einige atmosphärische Akzente. Trotz dieser Facetten bleibt ein stilistisches Ungleichgewicht bestehen: Gerade wenn man denkt, die Band hätte sich auf eine bestimmte Richtung festgelegt, schlägt sie abrupt eine andere ein.
VOKODLOK beweisen Talent und Gespür für Songwriting, doch möglicherweise wollten sie zu viel auf einmal zeigen – eine typische Falle für unerfahrene Bands. Wer modernen und kompromisslosen Black Metal mit einer Prise Death- und Thrash-Einflüssen schätzt, sollte diesem Album eine Chance geben.
Fazit: Ein rohes, impulsives Album zwischen Black, Death und Thrash Metal, durchdrungen von Dunkelheit.
Tracklist
01. The Human
02. Death Terror
03. Warzone
04. Disdain
05. Bestiarium
06. jagh ‚lw vlpoQ
07. Denizen
08. The Faces Within
09. The Monster
Besetzung
GhiauR – guitars
Pestarzt – vocals
Urmuz – guitars, backing vocals
Blestemat – bass
Nemgrá – drums