SLASHING EUROPE TOUR: ABORTED, CRYPTA, THE ZENITH PASSAGE, ORGANECTOMY, 10.05.2025 – ((szene)), Wien
Ein weiterer besonderer Abend in der ((szene)) Wien – ein weiterer Death-Metal-Abend.
Mit ABORTED, CRYPTA, THE ZENITH PASSAGE und ORGANECTOMY versprach das Line-up nichts weniger als einen Abend voller technischer Perfektion, roher Kraft und purer Death-Metal-Ekstase. Präsentiert wurde das Konzert von Mind over Matter.
ORGANECTOMY
Aus den dunklen Tiefen Neuseelands kommt ein Slam-/Brutal-Death-Metal-Monster: ORGANECTOMY.
Ein direkter Einstieg in das, was uns an diesem Abend noch erwarten sollte. Mit tief gestimmten Riffs, erbarmungslosen Blastbeats und krankhaften Growls haben sie sich längst einen Namen in der extremen Metal-Szene gemacht. Frontmann und Sänger Tyler Jordan beeindruckte dabei besonders – mit einem Spektrum, das von Screams über kreischende Shrieks und tiefste Growls bis hin zu Pig Squeals reicht. Textlich bleibt es klassisch brutal: Gore, Krankheit und Qualen dominieren. Ein guter Vorgeschmack auf das weitere Programm des Abends.
ORGANECTOMY bringen eine mitreißende Energie auf die Bühne. Am ehesten lässt sich ihr Stil dem Slam-/Brutal-Death-Metal zuordnen, doch mischen sie viele Ansätze und Spielarten in einen tonnenschweren, dynamischen Sound.
An den Gitarren: Matthew Bolch und Daniel Ferguson, unterstützt von Levi Sheehan am Schlagzeug – allesamt versierte Musiker mit souveräner Bühnenpräsenz. Auffällig war der dominante Basssound – obwohl kein Bassist zu sehen war. Etwas seltsam, aber klanglich durchaus überzeugend.
Tyler Jordan erwies sich auch als Entertainer – mit viel Humor und Interaktion mit dem Publikum. Die Stimmung war entspannt, die Show kraftvoll. „New Zealand should hear us. Make more noise!“ – eine charmant-chaotische Ansage.
ORGANECTOMY überzeugten als Opener mit einer energiegeladenen Performance – ein infernalisches Massaker aus Groove und Zerstörung, das das Publikum zum Headbangen brachte.
THE ZENITH PASSAGE
Wer technisch ausgefeilten Death Metal liebt, kommt an THE ZENITH PASSAGE kaum vorbei. Die Amerikaner verbinden brutale Riffs mit progressiven Songstrukturen und entfesseln dabei ein wahres Feuerwerk aus komplexen Rhythmen und virtuoser Gitarrenarbeit.
Ihr aktuelles Album Datalysium hebt ihr Spielniveau deutlich an und zeigt, dass sie weit mehr sind als nur eine weitere Tech-Death-Band.
Und live? Ja, technisch sind sie beeindruckend – besonders der Bass sorgt für Furore. Auch die Gitarren liefern solide, dichte Riffs. Die Gitarrensolos sind hochkomplex, ineinander verwoben und technisch anspruchsvoll. Doch die Vocals wirken im Live-Kontext weniger vielseitig: konstant guttural, ohne große Variation. Zwar stark, aber nicht so organisch eingebettet wie auf dem Album.
THE ZENITH PASSAGE wurden 2012 in Los Angeles gegründet und haben bislang zwei Alben veröffentlicht. Live besteht die Band aus Brandon Giffin (Bass), Justin McKinney (Lead-Gitarre, Backing Vocals), Christopher Beattie (Rhythmusgitarre), Max Sepulveda (Schlagzeug) und Derek Rydquist (Gesang).
In „Holographic Principle II: Convergence“ erinnert ein instrumentales Zwischenspiel an die progressive Seite der Band, wie man sie von den Alben kennt. Schöne Akzente und technisch starke Solopassagen. Justin McKinney übernimmt dabei nicht nur die Lead-Gitarre, sondern auch Backing Vocals – egal ob klar oder growlend, beides beeindruckend.
Im Kern steht brutaler, technischer Death Metal. Songs wie „Divinertia“ rufen hörbare Begeisterung hervor – das Publikum kennt die Stücke und feiert mit. Auch „Deus Deceptor“ wurde gefeiert. Besonders gelungen: das Spiel mit dem Kontrast durch die gescreamten, echoartigen Backing Vocals des Gitarristen.
Insgesamt eine starke Show – wenn auch mit etwas weniger Publikumsnähe als bei den anderen Bands. Dennoch: technisch beeindruckend und definitiv ein wuchtiger Auftritt.
Setlist
01. The Axiom of Error
02. Algorithmic Salvation
03. Lexicontagion
04. Holographic Principle II: Convergence
05. Divinertia I
06. Divinertia II
07. Deus Deceptor
CRYPTA
Vier Frauen aus Brasilien bündeln ihre Kräfte und formieren eine Death-Metal-Band, die sich stark an den Old-School-Vertretern des Genres orientiert: CRYPTA.
Fernanda Lira (Gesang & Bass) und Luana Dametto (Drums), gemeinsam mit Tainá Bergamaschi (Gitarre), bringen eine intensive Mischung aus brutaler Energie und dunkler Atmosphäre auf die Bühnen dieser Welt. Für diese Tour komplettiert Helena Nagagata die Formation aus São Paulo als zweite Gitarristin.
Vor dem Konzert hatten wir zudem die Gelegenheit, ein Interview mit Fernanda zu führen, in dem sie über das Tourleben und die Band sprach.
Mit ihrem Debüt Echoes of the Soul sorgten CRYPTA 2021 für Aufsehen – ein Sound, der klassisch, aber unverkennbar eigenständig ist und ihnen zurecht einen festen Platz in der modernen Death-Metal-Szene sicherte. Shades of Sorrow(2023) zeigte die Weiterentwicklung und größere Reife der Band – und wurde weltweit positiv aufgenommen.
CRYPTA sind zweifellos eine sehr gute Liveband. Ihr Sound ist auf der Bühne noch druckvoller, aggressiver und dynamischer als auf Platte – voller Energie und mitreißender Momente.
Leadsängerin Fernanda ist eine wahre Bühnenpersönlichkeit: theatralisch, ausdrucksstark, mit beeindruckender stimmlicher Bandbreite – von kreischenden Shrieks bis zu tiefen Growls. Dazu ein komplexes Bassspiel, das den Songs live noch mehr Tiefe verleiht.
Das Set bestand aus Songs beider Alben – gut ausgewogen und überzeugend gespielt.
Tainá beeindruckte besonders mit ihren technisch versierten Solos, obwohl sie offiziell als Rhythmusgitarristin gelistet ist. Auch Helena zeigte sich als starke Ergänzung der Band – professionell, sicher, bestens integriert.
Einige der beliebtesten Songs sorgten für Begeisterung im Publikum – „Lord of Ruins“ etwa entfachte sofort Energie im Saal. Und „From the Ashes“, vielleicht ihr stärkster Song, wirkte live besonders intensiv – das Publikum war voll dabei. Besondere Erwähnung verdient Luana Dametto: Ihre Performance war durchweg stark, aber gerade auf diesem Song glänzte sie mit Präzision, Tempo und Ausdruck.
Eine insgesamt eindrucksvolle Show, eine starke Band – und ein Publikum, das CRYPTA dafür feierte.
Setlist
01. Death Arcana
02. The Other Side of Anger
03. Stronghold
04. The Outsider
05. Under the Black Wings
06. Possessed
07. Lord of Ruins
08. From the Ashes
ABORTED
Seit ihrer unheiligen Gründung 1995 gehören ABORTED zu den Wegbereitern des extremen Death Metal.
Mit gnadenloser Intensität, makelloser Technik und roher Emotion hat sich die multinationale Band rund um Frontmann Sven de Caluwé einen festen Platz im Genre erkämpft – und stetig weiterentwickelt.
An der Gitarre: Ian Jekelis und Daníel Máni Konráðsson. Am Schlagzeug der vielfach gefragte Studiomusiker Kévin Paradis, der auch live mit Präzision und Wucht überzeugt.
Mit starker Bühnenoptik – Leichen, Spieße, morbide Requisiten – ging es sofort in die Vollen. Und schon mit den ersten Takten war klar: Das wird heftig.
Sven de Caluwé dominiert die Bühne mit einer beeindruckenden Mischung aus Bühnenpräsenz, Showman-Qualitäten und stimmlicher Vielfalt: Growls, Screams, Pig Squeals – technisch alles auf höchstem Niveau.
Das Set basierte vor allem auf dem aktuellen Album Vault of Horrors, wurde aber auch durch Klassiker ergänzt, auf die viele Fans gewartet hatten.
Das Publikum ließ sich nicht lange bitten: Ein großer Moshpit formierte sich sofort. Sven trieb die Menge an – klatschte, sprang, animierte. Und das Publikum reagierte begeistert: Crowdsurfing, Headbanging, Horns in the air – pure Energie.
„Deep Red“ löste einen Sturm im Saal aus – ein Highlight des Sets, gefeiert von allen. Auch neue Songs wie „The Shape of Hate“ oder „Insect Politics“ wurden euphorisch aufgenommen.
Ein Großteil dieser Energie kam von der Bühne – und vor allem von Sven selbst. Kaum ein Frontmann lebt seine Musik derart intensiv. Er sprang, schrie, dirigierte die Menge – stets in einer dichten Nebelwand, durchzogen von blitzenden Lichtern.
Musikalisch war das Ganze einwandfrei: tight, aggressiv, präzise. Die Gitarren hielten das hohe Tempo, das Schlagzeug von Kévin Paradis war perfekt abgestimmt und trieb den Sound unerbittlich voran.
Auch der Sound insgesamt war exzellent – laut, klar, wuchtig. Und das Lichtdesign mit viel Rauch und schnellen Farbwechseln setzte das Geschehen perfekt in Szene.
Das Massaker nahm kein Ende – bis zu den letzten beiden Songs: „The Saw and the Carnage Done“ und „Hecatomb“. Zwei ältere Stücke, die den Auftritt zu einem wahren Höhepunkt führten. Band und Publikum vereint im Chaos. Was für ein Abschluss.
Setlist
01. Dreadbringer
02. Retrogore
03. Brotherhood of Sleep
04. The Origin of Disease
05. Infinite Terror
06. Deep Red
07. From a Tepid Whiff
08. Death Cult
09. The Shape of Hate
10. Insect Politics
11. Threading on Vermillion Deception
12. The Saw and the Carnage Done
13. Hecatomb