BA’AL – The Fine Line Between Heaven And Here

cover artwork BA'AL The Fine Line Between Heaven And Here

Band: BA’AL 🇬🇧
Titel: The Fine Line Between Heaven And Here
Label: Road to Masochist Records
VÖ: 18/07/25
Genre: Black/Sludge/Post-Metal

Bewertung:

4,5/5

Die englische Band BA’AL legt mit The Fine Line Between Heaven And Here ihr zweites Album vor – fünf Jahre nach dem hochgelobten Debüt. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Blackened Post Metal oder Black/Sludge/Post-Metal – eine schwer greifbare, zwischen den Genres pendelnde Musik, die sich jeder einfachen Kategorisierung entzieht.

Eine fesselnde Mischung aus Doom, Post-Metal und Blackgaze

Zart und atmosphärisch beginnt das Album mit „Mother’s Concrete Womb“, einem über zwölf Minuten langen Opener, der sich Zeit nimmt. Eine langsame, melodische Gitarrenpassage leitet das Stück ein, bis schrille Schreie und tiefe Growls das fragile Klangbild durchbrechen. Später bringt ein Part mit Klargesang weitere Kontraste. Langsame, wuchtige Riffs wechseln sich mit tremolierten Melodielinien ab – BA’AL zeigen schon hier, wie groß ihr Ausdrucksspektrum ist. Die Komposition ist extrem vielschichtig und präzise aufgebaut. Vor allem aber ist da diese Stimmung, diese dichte Atmosphäre, die sich durchzieht – sie ist das Herzstück dieser Musik.

Die Band aus Sheffield schöpft Inspiration aus der Vergangenheit ihrer Stadt – einst ein Zentrum der Industrie, heute eine Landschaft der Gegensätze. Themen wie Trauer, Depression und existenzielle Verzweiflung durchziehen das Album – musikalisch getragen von einer dichten Mischung aus Klanglandschaften, Dynamik und Emotionalität.

Auch „Waxwork Gorgon“ beginnt mit akustischen Gitarren, schwebenden Keyboards und einer Vielfalt an Klangfarben. Der Song bleibt unvorhersehbar, überrascht immer wieder. Das Tempo ist doomhaft, die Stimme pendelt zwischen Post-Metal-Verzweiflung und Blackgaze-Nähe. Klagende Vocals verleihen dem Stück einen traurigen, fast verzweifelten Charakter. Atmosphärisch dicht, komplex arrangiert, nicht unbedingt melodisch – aber intensiv und wirkungsvoll.

Vielschichtig, klangreich und emotional

Die Produktion ist exzellent – alle Klangschichten sind klar zu hören, die Dynamik ist spürbar. Je nach Moment übernehmen Gitarren, Gesang oder Ambient-Elemente die Führungsrolle. Das gesamte Album wirkt dadurch organisch und durchdacht. Ob kaum hörbare, fragile Passagen oder kalte, harsche Ausbrüche – alles wirkt authentisch und wohl platziert.

Floral Cairn“ bringt kreischende Vocals und zerfurchte Gitarrenriffs zurück, gefolgt von melodischen Solos. Blackgaze bleibt ein wichtiger Bezugspunkt. Gesprochene Textpassagen vertiefen die Atmosphäre. Das Schlagzeug ist druckvoll, dynamisch und verleiht dem Song Struktur. Es entstehen emotionale Höhepunkte – melancholische Melodien, intensive Klangwellen. Ein starkes Stück.

Well of Sorrows“ kehrt stärker ins Ambient zurück. Einflüsse von Deafheaven, Møl oder Alcest schimmern durch – was keineswegs negativ ist. Die Melodieführung der Gitarren ist eingängig, die Atmosphäre bleibt melancholisch und verträumt. Ein ruhigerer, sehr gut aufgebauter Track, getragen von intensiver Emotionalität.

Dramaturgisch klug aufgebaut und voller Tiefe

Gegründet wurde BA’AL 2016 in Sheffield von Bassist Richard Spencer (Bleating Apocalypse) und Gitarrist Nick Gosling. Kurz darauf kamen Joe Stamps (Hecate Enthroned, ex-Lacrota, ex-Sadistic Undertorture, ex-Child of Ash, ex-Ethereal) am Mikrofon, Drummer Luke Rutter (Bleating Apocalypse, ex-Night Rider) und Gitarrist Chris Mole (Nephelinite, ex-Northern Oak, ex-Child of Ash) hinzu. Letzterer verließ die Band nach den Aufnahmen zu diesem Album.

The Ocean That Fills A Wound“ beginnt außerhalb der Metal-Welt: ruhige Gitarren, Klargesang, fast fragil. Dann setzen Schreie und ein starkes Rhythmusfundament ein. Die Musik baut sich auf, wird dichter, kraftvoller, dramatischer. BA’AL verstehen es, Spannungsbögen aufzubauen und ihre Songs wie Wellen brechen zu lassen. Eindrucksvoll.

Mit „Legasov“ wird es experimenteller. Der Post-Metal-Anteil dominiert, Melancholie tritt in den Hintergrund, ebenso die Melodik. In der Mitte des Songs versucht sich eine zarte Melodie durchzusetzen – wird aber von einem Gewitter aus Noise und Riffgewalt hinweggefegt. Ein kalter, chaotischer Abschluss – aber ein starker.

Hypnotische Klangwelten und emotionale Tiefe

Beeindruckend ist vor allem das Gesangsrepertoire: vom geflüsterten Klagesang bis zu markerschütterndem Geschrei wird alles abgedeckt – und immer passend zur Stimmung. Auch die Gitarrenarbeit ist kreativ und vielschichtig. BA’AL gelingt das Kunststück, zarte Schönheit und rohe Aggression gegenüberzustellen – und beides glaubhaft zu machen.

Die Songs sind lang, im Doom- oder Sludge-Format. Das gibt Raum für Entwicklung – Themen können aufgebaut, gedreht und neu interpretiert werden. Alles wirkt durchdacht, meisterhaft umgesetzt. Rasende Black-Metal-Attacken, flirrende Riffs und melodische Einlagen verweben sich zu einer Reise durch emotionale Klanglandschaften. Jeder Song steht für sich – aber alle ergeben zusammen ein geschlossenes, hypnotisches Gesamtbild.

Fazit: Ein majestätisches Werk voller Tiefe, Wut und Schönheit. BA’AL zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie emotional und vielschichtig extreme Musik sein kann.

Tracklist

01. Mother’s Concrete Womb
02. Waxwork Gorgon
03. Floral Cairn
04. Well Of Sorrows
05. The Ocean That Fills A Wound
06. Legasov

Besetzung

Joe Stamps – Vocals
Richard Spencer – Bass
Nick Gosling – Guitar
Chris Mole – Guitar
Luke Rutter – Drums

Internet

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