HÄXÄR, die Schweizer Black-Metal-Band, veröffentlichen ihr drittes Album. Sie präsentieren sich als pure Kvlt-Anhänger, haben sogar auf ihrem Logo die Inschrift „trve Black Metal“ und versuchen mit sehr teuflischer Musik zu beeindrucken – verpassen aber irgendwie die Essenz des Ganzen.
Hohle Teufelsinszenierung statt echter Dunkelheit
Die teuflische Thematik des Albums wird klar mit dem cinematischen Dialog, der „Dämonenblut“ eröffnet. Die Musik ist dynamisch mit höllischen Schreien und Shrieks, Tremolo-gepickten Gitarren und einem sehr direkten Ansatz. Guter Rhythmus, nicht sehr melodisch, aber eine solide Instrumentierung, die die lärmende Schicht aus Riffs und aggressiven Akkorden legt. Die gesetzte Atmosphäre ist ebenfalls höllisch und dunkel. Mit Tempowechseln, die den guten, starken Start irgendwie verblassen lassen, eine Art Rock’n’Roll mit schwarzer Aura. Sehr schnell verliert der Song an Impact – Wutausbrüche machen nichts, außer etwas Kontrast auf eine schwache Schicht zu legen.
HÄXÄR ist eigentlich ein Ein-Mann-Projekt aus der Schweiz, in Mysterium gehüllt. Das einzige bekannte Mitglied, der Gründer der Band und für alles verantwortlich, ist V Noir. Aktiv in einem anderen Black-Metal-Projekt, Ernte, aber keine weiteren Details.
Produktionsmängel und fehlende Inspiration
Langsamer, aber immer noch durchdrungen von dämonischer Atmosphäre, kommt „Teufelskvlt“ mit gefolterten Schreien, minimalistischerer Orchestrierung, simplerer Komposition. Dominiert von Tremolo-gepickter Leadgitarre, ein Wechsel mit schnelleren Momenten, aber auch mit einem Hauch Melancholie. Aber der Sound bleibt dissonant und voller Drama. Mit Akzenten der Leadgitarre, die fehl am Platz scheinen, forciert und nicht melodisch – die höllischen Schreie sind am Ende die einzigen beeindruckenden Elemente im Song, aber mehr wegen der Produktion als wegen Authentizität. „Askahex“ beginnt mit einer langen Stille, die wie ein weiterer Fehler der Produktion scheint. Gefolgt von dissonanten und disharmonischen Gitarren. Jede Spur von Melodie ist verschwunden, eine pure Zurschaustellung von Wut und Hass. Aber, während der Song voranschreitet, gewinnt er mehr und mehr Melodie und Atmosphäre. Immer noch nicht vollständig beeindruckend.
Was sollte man erwarten, wenn nicht eine rohe Produktion? Die Gitarren sind nicht sehr klar, Drums sehr weit hinten gemischt, nicht zu viel Bass ist zu hören. In typischer Manier dominieren Vocals und Leadgitarre den Sound. Und die Vocals scheinen auch sehr durch die Produktion transformiert – abrasiv, guttural und irgendwie hinten im Mix. Nicht nur roh, sondern auch nicht sehr gut. Die Texte sind laut Band: „inspiriert von alten Geistern, kalten und kargen Landschaften sowie Geschichten der Vorväter und Götter und vermischen diese Inspirationen mit den Klängen nordischer Melodien.“
Zwischen Selbstinszenierung und musikalischer Schwäche
„Ein Schatten so kalt“ beginnt plötzlich und mit einer Klangwand – unerbittliche Drums setzen ein schnelles Tempo, während Vocals die kalte und unwirkliche Atmosphäre bewahren. Nicht einmal mit leicht melodischeren Akkorden – eine fade Instrumentierung, gleichförmig und repetitiv. Die einzige interessante Ergänzung zum Sound, an den wir uns bereits gewöhnt haben, sind einige Chor-artige Vocals, fast wie ein religiöser Gesang. Lead- oder Akustikgitarre ist das einzige Instrument, das im Mix klar ist, alles andere eine Hintergrund-Kakophonie. Wieder schlechte Produktion. „Bastardis“ präsentiert ein komplett anderes Gesicht der Band – melodisch, melancholisch und vorhersehbar. Dieser Sound entwickelt sich in den bereits bekannten höllischen Sound, behält aber die Leadgitarre in einem melodischen Ansatz. Nicht der beste Moment der Band.
Wieder ambiente Sounds, Synth-Akkorde eröffnen „Götterdämmerung„. Simpel, aber ohne die Majestät, die der Titel inspiriert. Ein kurzes Intermezzo, aber fehl am Platz im Gesamtbild. „Prozession der Wölfe“ öffnet mit einem Lied aus dem letzten Jahrhundert, leichte Musik, bald erobert von aggressiven Gitarren und Shrieks. Langsam am Anfang wird es schneller. Ein Chor, klingend, als wäre er von Mönchen beim Gebet in einer Kirche genommen worden. Sicherlich war die Absicht anders – auf dem Album haben wir die gegensätzlichen Aspekte des Glaubens – aber so klingt es. Eine Art falsche Inspiration für die finalen Songs des Albums.
Verfehlte Authentizität trotz „trve“-Attitüde
Voller dunkler Ambience, klar verwurzelt in den dunkelsten Traditionen des Black Metal, dämonisch, blasphemisch, aber mit melodischen Akzenten, die dem widersprechen – ein nicht sehr inspiriertes kompositorisches Album. Auch die „licht“-durchfluteten Passagen scheinen zu einer anderen Art Musik zu gehören. Die ganze „trve“-inspirierte Bildsprache, die die Band geschaffen hat, passt nicht sehr gut zur Musik. Mehr wie eine billige Kopie echter Bands, die Black Metal spielen.
Nach einem ziemlich geraden Start, nicht sehr speziell oder inspiriert, aber einem anständigen, gingen die Abschlusssongs des Albums in eine falsche und uninspirierte Richtung. Wollten beeindrucken und schockieren, scheiterten aber an beidem. Ein vergessenswertes Werk.
Fazit: „Teufelskult“ zeigt HÄXÄR nicht so authentisch, wie sie aussehen wollen, und musikalisch als uninspiriert und fade.
Tracklist
01. Dämonenblut
02. Teufelskvlt
03. Askahex
04. Ein Schatten so kalt
05. Bastardis
06. Götterdämmerung
07. Prozession der Wölfe
Besetzung
V Noir – Alles

