Kalifornien, 2022, eine junge Band gab nach drei Jahren des Bestehens ihr Debüt mittels einer selbstbetitelten EP und verzaubert nicht nur eingeschworene Gatekeeper, sondern auch die Mainstreamfachpresse. Und dies vollkommen zurecht.
Ein paar Monate später folgte mit Gates Of Twilight ein vorbildliches Debüt, welches neben den großartigen Gitarren und professionellerem Songwriting auch einen in Nuancen verbesserten, ohnehin sensationellen Gesang präsentierte.
Und für wahr, die Stimme von Leo Unnermark hat eine frappierende Ähnlichkeit mit dem jungen Geoff Tate. Allerdings auch (haßt mich ruhig dafür) extreme Joacim Cans – Vibes.
Wer damals etwas verpaßt hatte, dem sei gesagt, daß es hier um WINGS OF STEEL geht.
Da die Band mit WINDS OF TIME nun just ihren zweiten Rundling auf den Markt geworfen hat, wird es Zeit , das aktuelle Werk einer der besten jungen Heavy Metal Bands heutzutage einmal genauer zu betrachten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen US – Newcomern macht die Band einiges anders.
So hört man, wie in Saints And Sinners oder Flight Of The Eagle durchaus europäische Einflüsse wie Judas Priest, Iron Maiden und Saxon heraus, das Hauptaugenmerk der Amis liegt jedoch auf den heimatlichen Bands wie beispielsweise alten Queensryche und Crimson Glory.
Doch statt sich irgendwelcher Vorbilder voll hinzugeben, bindet man lediglich prägnante Elemente der Lieblingsbands mit in die Liedgestaltung ein. Der Opener und Titeltrack ist hierbei ein schönes Beispiel.
Wobei man sich schon fragen kann, ob es Mut oder Größenwahn ist, einen fast elfminütigen Song von dieser Qualität an den Beginn eines Albums zu setzen.
Denn WINDS OF TIME hat ein großes „Problem“!
Und das ist eben erwähnter Song. Beginnend mit Judas Priest – artigem Riffing schwingt er gelegentlich auf Riot V um, macht dort im Refrain kurz rast, dann ballert man bei der Abfahrt als Bridge offensichtlich einen aus der Metal Church – Kanone, aber mit Megadeath – Munition, täuscht im Mittelteil Slayer an, biegt dann aber Richtung ganz früher Queensryche ab, nur um dann mittels nicht nur einem unglaublichen Gitarrensolo in die Zielgerade zu kommen.
Und hinter der steht, so größenwahnsinnig bin jetzt mal, steht der Metalolymp.
Denn Winds Of Time ist nicht nur einer der besten Genrebeiträge aller Zeiten, er erspart mir in Zukunft auch wenigstens zwanzig Minuten meiner Lebenszeit, wenn mich mal wieder jemand fragt, was diesen US Metal ausmacht.
Ganz klar ist es die perfekte Mischung aus Aggression und Melodie, welches man bislang anhand von ungefähr zehn Bands ohne viel Geschwafeln vorspielen konnte, von nun an reicht ein Song. Danke dafür!
Nach diesem Traumstart kann man das Niveau jedoch nicht halten.
Jedenfalls nicht ganz. Infolge kann man dieses überirdische Niveau nur nochmals annähernd mit dem zwischen Einflüssen aus Crimson Glory, Judas Priest und ganz alten Helloween geschmiedeten To Die In Holy War erreichen. Allerdings macht man nichts verkehrt, sondern im Gegenteil, trotzdem alles richtig.
Saints And Sinners ist nach der überlangen Odyssee eingangs ein geschickt platziertes Pendant zum Meisterwerk, während das balladeske Crying nicht nur eine Verschnaufspause bietet.
Es läßt Erinnerungen an die Glanztaten einiger US Metal Bands wach werden.
Weiterere Höhepunkte sind das zu Beginn seichte We Rise, welches neben Fifth Angel auch von Dokken beeinflußt zu seien scheint und der mit mittelschweren Fates Warning – Referenzen aufwartende, im Stile eines siebziger Jahre Judas Priest – Epos geschriebene Abschluß.
Hier gibt es nur ein Fazit!
Insgesamt sehe ich hier nicht nur eines der besten Alben im Heavy Metal in diesem Jahr.
WINDS OF TIME hat das Zeug dazu, ein Klassiker zu werden. Und nein, nicht nur im US Metal Bereich, ich meine im traditionellen Heavy Metal.
Das wäre übrigens für einige Ewiggestrige, welche ihren alten Helden nachtrauern und täglich rumjanken, daß angeblich nichts nachkäme, sowohl der richtige Zeitpunkt als auch die richtige Band, entweder in Zukunft zu schauen oder allein im Keller zu heulen!
Denn (nicht nur) in dieser geerdeten Band steckt unglaubliches musikalisches und kommerzielles Potenzial. WINGS OF STEEL, vorausgesetzt die Band bleibt weiterhin dran und hält das Niveau, gehört nicht nur die Zukunft. Die sind es!
Nachtrag: Das Label legt übrigens alle Veröffentlichungen der Band neu auf. Insofern lohnt sich nach dem Check dieser Platte eine Sammelbestellung.
Tracklist
01. Winds Of Time
02. Saints And Sinners
03. Crying
04. Burning Sands
05. To Die In Holy War
06. Lights Go Out
07. We Rise
08. Flight Of The Eagle
Besetzung
Leo Unnermark – Gesang
Parker Halub – Gitarren, Baß
Damien Rainaud – Schlagzeug

