Die neu gegründete Band BARREN PATH präsentiert mit „Grieving“ ihr Debütalbum. Kürzer als eine normale EP, zeigt dieses Werk eine rebellische Band, die offenbar mehr auf Schockeffekte als auf musikalische Substanz setzt.
Dissonant und aggressiv
Direkt und aggressiv, wie es sich für einen Grindcore-Track gehört, eröffnet „Whimpering Echo“ mit einer Welle aus purer Wut. Keine Melodie, keine Reue – nur ein gnadenloser Angriff aus rasenden Drums und einer kaum unterscheidbaren Masse aus Gitarren, Bass und was sonst noch vorhanden ist. Der Sound ist so dicht, dass kein Instrument wirklich heraussticht. Zwar ist Dynamik vorhanden, doch alles verschmilzt zu einer Kakophonie aus disharmonischen und dissonanten Klängen. Schreie und Growls sind die einzigen klaren Elemente im Stück.
Der Songfluss ist so schnell und gleichförmig, dass man kaum Unterschiede wahrnimmt – die Stücke ähneln sich stark. Nur vage Unterschiede lassen sich erkennen: „Isolation Wound“ enthält gesprochene Passagen, „Primordial Black“dagegen wartet mit einer tremolo-gespielten Leadgitarre auf und überzeugt – nicht nur deshalb, sondern insgesamt durch ihren Rhythmus und ihre aggressive Direktheit – als Höhepunkt des Albums.
BARREN PATH sind eine neue Grindcore-/Death-Metal-Band, hervorgegangen aus den Überresten von Gridlink. Die Band besteht aus Takafumi Matsubara (Gitarre) und Bryan Fajardo (Drums), beide ehemals Gridlink, ergänzt durch die alten Weggefährten Mauro Cordoba (Bass) und Rory Kobzina (Gitarre) sowie Sänger Mitchell Luna. Offiziell stammen sie aus Tokio, haben aber deutliche Verbindungen zur US-Szene – mit Mitgliedern aus Argentinien, Japan und den USA sind sie im Grunde eine internationale Band.
„No Geneva“ wirkt wie eine Wiederholung der vorherigen Songs, allerdings mit noch dissonanteren Gitarren. „The Insufferable Weight“ ist mit knapp zwei Minuten das längste Stück des Albums – und auch das dissonanteste. Die kreischenden Gitarren erreichen hier ein neues Level an Chaos. Es bleibt ein ununterbrochener Sturm aus Terror und Gewalt – genau das, was man auch in den folgenden Tracks geboten bekommt. „Relinquish“ führt das Konzept fort, wieder mit massiver Soundwand, aber ohne wirkliche Variation. „The Unreliable Narrator“ ist langsamer, spielt etwas mit Tempos, aber das Ganze bleibt auf 44 Sekunden beschränkt.
Ein chaotischer Sturm aus Geräuschen
Die Produktion ist roh – typisch für das Genre, aber nach konventionellen Maßstäben schlicht schlecht. Alle Instrumente sind extrem dicht gemischt, kaum voneinander zu unterscheiden. Die Drums sind zwar wahrnehmbar, aber weit entfernt von Klarheit. Es klingt insgesamt matschig, verrauscht, basslos – ohne klare Riffs, nur gelegentlich hört man die Leadgitarre heraus. Eine Wand aus Lärm und Vocals. Ja, das kann man eine schlechte Produktion nennen, denn es gibt zahlreiche Grindcore-Alben, die zeigen, dass Härte und Klarheit sich nicht ausschließen. Auch hier scheint das Ziel eher zu sein, zu schockieren, statt musikalisch zu überzeugen.
Mit „Celestial Bleeding“ kommt plötzlich ein atmosphärisches, fast filmisches Stück – kein Metal, kein Ausbruch, nur ein Monolog. Fehl am Platz, ohne musikalischen oder atmosphärischen Mehrwert. Doch damit ist es mit Atmosphäre auch schon vorbei – das Album kehrt zu den gewohnten Riffs und Schreien zurück. Gleichzeitig wirkt dieser Zwischenpart wie ein Zeichen dafür, dass die Band langsam an Energie verliert. Auch stimmlich gibt es keine neuen Facetten – dieselben tiefen Growls und gequälten Schreie setzen sich bis zum Ende fort.
„Horizonless“ ist etwas melodischer – nicht im klassischen Sinn, aber ein Gitarrenriff lässt zumindest den Hauch von Melodie erahnen. Der abschließende Song „In the End… The Gift is Death“ bringt solide Riffs und eine klarere Struktur, auch die Gitarrenarbeit ist hier kreativer. Doch im Wesentlichen bleibt alles beim Alten: derselbe Sound, dieselben Muster, dieselbe Energie von Anfang bis Ende. In zwölf Songs hätte man sich zumindest ein paar unterschiedliche Akkorde gewünscht.
Das Album leidet unter fehlender Vielfalt
Die Musik von BARREN PATH ist ein reiner Sturm aus Dynamik und Aggression – in dieser Hinsicht erfüllt sie genau, was man von Grindcore erwartet. Aber darüber hinaus gibt es wenig: keine echten Ideen, keine Variation, kaum Komposition. Alles klingt ähnlich – dieselben Akkorde, dieselben Schreie, dieselbe Raserei, manchmal sogar leicht aus dem Takt. Wer hier nach musikalischer Struktur oder Wiedererkennungswert sucht, sucht vergeblich.
Es ist Grindcore, es ist kurz, es ist pure Wut – vierzehn Minuten Sturm. Ein Album, das man kaum begreift, bevor es schon vorbei ist. Vielleicht ein Statement, vielleicht eine Provokation, aber sicher kein musikalisches Erlebnis. Die Intention zu schockieren ist klar, doch musikalisch bleibt nichts hängen. Ein vergessliches Experiment.
Fazit: BARREN PATH bieten mit „Grieving“ ein Werk voller Wut, aber ohne echte musikalische Tiefe – viel Lärm, wenig Substanz.
Tracklist
01. Whimpering Echo
02. Subversion Record
03. Primordial Black
04. No Geneva
05. Isolation Wound
06. The Insufferable Weight
07. Relinquish
08. The Unreliable Narrator
09. Celestial Bleeding
10. Lunar Tear
11. Horizonless
12. In the End… The Gift is Death
Besetzung
Takafumi Matsubara – Guitar
Bryan Fajardo – Drums
Mitchell Luna – Vocals
Rory Kobzina – Guitar
Mauro Cordoba – Bass

