AFFLICTION VECTOR – Contra Hominem

cover artwork AFFLICTION VECTOR Contra Hominem

Band: AFFLICTION VECTOR 🇮🇹
Titel: Contra Hominem
Label: Iron Bonehead
VÖ: 06/06/25
Genre: Black/Death Metal

Bewertung:

4,5/5

Das Debütalbum der italienischen Black-/Death-Metal-Band AFFLICTION VECTOR aus Triest. Contra Hominem folgt auf die beeindruckende EP Death Comes Supreme – fünf Jahre später erscheint nun das erste Album, mit spürbarer Wucht und düsterer Klarheit.

Ein einzigartiger, authentischer Sound mit experimentellen Zwischentönen.

Ein leicht verzerrtes Pianomotiv empfängt den Hörer in der Eröffnung Contra Hominem. Der erste Song „Antiuomo“ schlägt dann sofort in eine andere Richtung: verzweifelte Schreie, infernalisches Schlagzeug – das ist der Kern dieses Tracks. Die Atmosphäre ist misanthropisch und finster, die Orchestrierung apokalyptisch, das Drumming erbarmungslos. Eine fast lautlose Passage schließt den Song atmosphärisch ab – der Kreis schließt sich. Ein starker Auftakt, ein klares Highlight.

Hinter der Band steht Ans (Antonio Strain), aktiv in verschiedenen lokalen Projekten, der AFFLICTION VECTOR 2018 gründete. Gitarre, Bass und Gesang stammen von ihm, später stieß Stefano S. am Schlagzeug dazu – mit seinem kompromisslosen Stil brachte er eine neue Dimension in den Sound der Band.

Lethal“ beginnt etwas gemäßigter, bleibt aber spannungsgeladen und düster. Die Nähe zum Black Metal ist unüberhörbar – doch es klingt nicht wie ein weiteres Genreprodukt. AFFLICTION VECTOR klingen frischer, authentischer, einzigartiger als viele andere Vertreter. Gekreischt, geschrien, geröchelt – dazu tremolierende Gitarren und ein Schlagzeug, das gnadenlos peitscht. Am Ende zerfasert der Song in ein kreischendes Gitarrensignal – eisig und roh.

Mit „Cavern’s Murmur“ folgt ein experimenteller Zwischenakt: durchtränkt von Reverb, geisterhaft, wie aus der Tiefe einer anderen Welt. Ein atmosphärisches Intermezzo – Übergang und Bruch zugleich.

Ephemeral Lifeless“ nimmt den Faden wieder auf. Die Vocals: erneut eindrucksvoll – kalt, finster, voller Abgrund. Auch die Gitarrenarbeit bleibt aggressiv, doch inmitten des Chaos schält sich eine unheimliche Melodie hervor, langsam, schleichend – und verleiht dem Song eine zusätzliche Tiefe. Ein weiterer Höhepunkt.

Die Produktion fängt die Atmosphäre ein – roh, aber durchdacht.

Die Produktion ist typisch für Black Metal – leicht rau, ungeschliffen – aber zugleich extrem präzise, wenn es um den atmosphärischen Gehalt geht. Genau das macht den Reiz aus: Die Kontraste zwischen Lärm, Leere und Melodie werden spürbar gemacht. In dieser Hinsicht ist der Sound hervorragend abgestimmt – roh, aber durchdacht, und dem Konzept vollkommen dienlich.

Abyss Rises“ greift die fragile Melodielinie auf, bleibt aber ebenfalls ein atmosphärisches Zwischenspiel. Dann folgt „Nero Gorgo“ – und reißt sofort alles nieder. Eine Wand aus Klang, verstörende Atmosphäre, panische, verzweifelte Schreie. Die Hölle ist präsent – und diese Idee wird musikalisch konsequent umgesetzt. Eine beeindruckende Komposition, aggressiv und technisch stark gespielt. In der Mitte verlangsamt sich der Song, lässt der Lead-Gitarre Raum, bevor er sich wieder aufbaut – verstörend, dicht, kraftvoll bis zum Schluss.

Textlich führt uns die Band durch eine Reise in die Hölle. Gewaltige, beängstigende Bilder dieser Reise werden in den Lyrics skizziert – und musikalisch konsequent verstärkt. Dunkelheit, Wahnsinn, apokalyptische Visionen – all das, was man erwarten darf, ist hier präsent.

Animalis Irae“ ist ein weiterer Angriff: Blastbeats, Tremolo-Riffs, die Vocals als wildes, expressives Sprachrohr. Gekreischt, geschrien, gegrowlt – eine vokale Eskalation. „To Lucifer“ beschließt die Reise auf einem Höhepunkt. Satanische Texte und Klangwelten erreichen hier ihre volle Entfaltung. Rasende Drums, messerscharfe Riffs – alles kulminiert in einer dichten Klangbarriere, die die Essenz des Songs einfängt. Und dennoch: Mitten im Chaos ist eine klare Melodielinie zu hören. Ein weiteres Highlight.

Frische Ideen, kompositorische Klasse, technische Präzision.

Das Schlagzeugspiel verdient besondere Erwähnung – energiegeladen, präzise, ideenreich. Ebenso die variablen, ausdrucksstarken Vocals. Doch was dieses Album wirklich außergewöhnlich macht, ist die Kompositionskraft. Die Fähigkeit, einen musikalischen Trip durch Klangräume, Höllenbilder und Emotionen zu gestalten. Viele Momente wirken geradezu filmisch – aber sie sind perfekt in das Gesamtbild integriert.

Abgesehen von Intros und Outros bietet Contra Hominem kaum melodische Passagen – und doch wird es nie eintönig. Das Album überrascht mit frischen Ideen und individuellen Momenten, ist technisch beeindruckend und in seiner Wirkung fesselnd. Eine echte Entdeckung für alle, die AFFLICTION VECTOR bislang nicht kannten.

Es ist eine seltene Qualität, eine so dichte, zugleich abwechslungsreiche und atmosphärisch klare Musik zu erschaffen. Die Höllenbilder, die Dunkelheit, der Wahnsinn – all das ist hier nicht nur Behauptung, sondern wird fühlbar gemacht. Ein infernalischer, satanischer Trip – und dabei musikalisch auf hohem Niveau.

Fazit: Ein höllisch gutes Album. Contra Hominem ist eine Reise in die Unterwelt – und AFFLICTION VECTOR haben sie kompromisslos in Klang verwandelt.

Tracklist

01. Antiuomo
02. Lethal
03. Cavern’s Murmur
04. Ephemeral Lifeless
05. Abyss Rises
06. Nero Gorgo
07. Animalis Irae
08. To Lucifer

Besetzung

Ans – Vocals, Guitars, Bass
Stefano S. – Drums

Internet

AFFLICTION VECTOR – Contra Hominem CD Review

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