Die vierte Veröffentlichung im Rahmen eines zusammenhängenden Konzeptwerks stammt von der Nürnberger Black-Metal-Band GOATH, deren Sound spürbar von Death Metal beeinflusst ist. Inhaltlich bleibt man sich treu: Horror-orientiertes Konzept, satanische Thematik, groteske Bilder – und eine Musik, die das alles spürbar macht.
Eine finstere Atmosphäre zwischen Black- und Death-Metal
Wie aus einem Horrorfilm reißt einen das Album direkt hinein: „Wherever He Takes Me“ eröffnet das Werk mit Growls und gnadenlosen Drums. Die Atmosphäre ist düster, infernalisch, bedrohlich. Der Rhythmus sitzt, die Riffs bauen eine klare Melodielinie auf, Tempowechsel halten den Song lebendig – ein komplexer Auftakt mit Wirkung.
Musikalisch bewegt sich GOATH stärker auf der Black-Metal-Seite, aber die Death-Metal-Wurzeln sind unüberhörbar. Die Texte dienen als inhaltliches Bindeglied – und spinnen das Konzept weiter.
Der Titeltrack „Silencing the Prophets of Deceit“ startet scharf und mit hohem Tempo. Eine komplexe Komposition, in der das Schlagzeug zunächst dominiert, bevor sich die Gitarren – inklusive tremolierter Leads – ins Zentrum schieben. Im Mittelteil taucht ein thrashiges Riff auf, das mit seiner Wucht überrascht. Ein vielschichtiger Song, der sich durchsetzt: ein Highlight.
Auch „Beneath the Scum“ und „The Swarm“ führen den Weg fort – mit einigen doomigen Einschüben und thrashartigen Passagen. Trotz der stilistischen Vielfalt bleibt die konzeptionelle Linie erkennbar. Epische Momente tauchen auf, bevor mit „The Rivers Will Be Red“ wieder Tempo und Härte dominieren. Der Bass steht im Vordergrund, die Drums peitschen. Die Vocals: raspelnd, fast geisterhaft – perfekt für das Horror-Setting.
Gegründet wurde GOATH vor rund zehn Jahren in Nürnberg – als Nebenprojekt von Musikern der dort ansässigen Black-Metal-Band Total Hate, die bis heute parallel existiert. Von Anfang an bildeten Serrator (Drums – u.a. Kingbéast, Total Hate, For Every Evil) und Goathammer (Gitarre, Gesang – Total Hate, Escarnium – live, ex-Deathronation) das Rückgrat. Später kam Victor Elian (Bass – Escarnium, ex-Impetuous Rage) dazu – das heutige Line-up steht seitdem fest.
Hohes Tempo, starke Vocals und ein Mix aus Stilrichtungen
„Cult of Demise“ startet mit Hochgeschwindigkeit: Blastbeats, Screams und Shrieks in verschiedenen Tonlagen – stimmlich eindrucksvoll umgesetzt. Viele Tempowechsel, viel Dynamik – ein weiterer guter Song.
„Coitus Eden“ bringt fast schon Gothic-Anklänge, vor allem im Refrain. Wahrscheinlich der langsamste Song des Albums, aber atmosphärisch dicht. „Dogs of Heaven“ dreht das Tempo wieder auf, mit verzerrten Gitarren und harscher Klangwand – eine kalte, frostige Nummer mit dissonantem Unterbau.
Die Produktion ist leicht roh gehalten, aber nicht unausgereift – genug Schmutz, um den Black-Metal-Charakter zu unterstreichen, ohne die Klarheit zu verlieren. Besonders die Rhythmussektion bleibt gut hörbar. Gitarren und Vocals sind absichtlich unpoliert. Inhaltlich bleibt man im Spannungsfeld von Blasphemie, Satanismus, Misanthropie, Moral – aber auch direkter: Sexualität, Gewalt, Gore.
Der wohl „death-metalligste“ Song ist „Say It With A Knife“ – klarer strukturiert, solides Tempo, starke Riffs. Die Shrieks halten die atmosphärische Klammer. Ein Headbanger – und ein weiteres Highlight.
Ein Album mit starken Momenten, aber zu vielen Ideen auf einmal
„Bite The Hand“ ist dissonant, mit erneut starker Schlagzeugarbeit – stilistisch eher Death als Black Metal. Die vielen Tempowechsel wirken diesmal eher störend. Die Vocals geraten ins Wahnsinnige.
Der letzte Song „Schwefeltaufe“ setzt auf langsames Tempo, stellenweise fast doomige Riffs und orchestrale Passagen. Ein deutlich introspektiveres Ende im Kontrast zum aggressiven Beginn des Albums. Der Track ist lang – und enthält einen noch längeren gesprochenen, geflüsterten Abschnitt. Eine mutige Entscheidung: Die Band will Atmosphäre verdichten und scheint fest an die Kraft des gesprochenen Wortes zu glauben. Doch genau dieser Abschluss verwässert den Gesamteindruck. Die Substanz, die das Album zuvor aufgebaut hat, verliert sich im letzten Akt.
Gesanglich bewegt sich das Album auf hohem Niveau – technisch einwandfrei. Gitarren und Rhythmusfraktion sind präsent im Mix, wobei vor allem das Schlagzeug heraussticht. Aber insgesamt bleibt das Instrumentalspiel solide, ohne wirklich außergewöhnlich zu sein. Kompositorisch verfolgt man einen sehr gemischten Ansatz, viele Einflüsse, wenig klare Linie. Melodien sucht man weitgehend vergeblich – stattdessen dominieren verzerrte Klangflächen und starker Rhythmus. Die Atmosphäre ist beklemmend, verstörend – was durchaus gewollt ist. GOATH zeigen Potenzial, keine Frage – aber dieses Album bleibt in seiner Wirkung zu zerfahren.
Ein gutes Hörerlebnis – mit einigen starken Momenten. Doch IV: Silencing the Prophets of Deceit schafft es nicht, dauerhaft zu fesseln. Die Stilvielfalt wirkt eher beliebig als bereichernd, und besonders der zehnminütige Sprachpart am Ende zerstört die zuvor aufgebaute Atmosphäre. Ein gesprochener Abschnitt kann ein Konzeptalbum vertiefen – in diesem Fall wirkt er eher wie ein Fremdkörper.
Fazit: Ein dunkles, aggressives Black-Death-Album mit Konzept – aber stilistisch zu zerfahren, um wirklich im Ohr zu bleiben. Nur partiell überzeugend.
Tracklist
01. Wherever He Takes Me
02. Silencing The Prophets Of Deceit
03. Beneath The Scum
04. The Swarm
05. The Rivers Will Be Red
06. Cult Of Demise
07. Coitus Eden
08. Dogs Of Heaven
09. Say It With A Knife
10. Bite The Hand
11. Schwefeltaufe
Besetzung
Goathammer – Guitars, Vocals
Serrator – Drums
Victor Elian – Bass