VERTEBRA – The Same

cover artwork VERTEBRA The Same

Band: VERTEBRA 🇧🇷
Titel: The Same
Label: XTREEM MUSIC
VÖ: 29/07/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

3/5

Nach einer langen Pause kehren die Pioniere des brasilianischen Death Metal zurück: VERTEBRA, bekannt für melodischen, technischen und progressiven Death/Thrash, sind wieder da. Die Inspiration ist zurück, das Feuer brennt, die Band bereit, sich zurückzuholen, was ihr vor Jahrzehnten entglitten ist.

Komplexe Gitarrenriffs und ein treibender Rhythmus

Dissonant und aggressiv, geschrien, so beginnt das Album mit „Oblivion“. Sehr direkte, düstere, wütende Vocals, irgendwo zwischen Growls und gellendem Kreischen. Die Gitarren liefern gute Riffs und ein komplexes Solo, die Rhythmussektion zieht mit – eine prägnante Basslinie sorgt für Stabilität. Mittleres Tempo, aber komplexe Komposition, gespielt mit Attitüde und Kraft.

Eine Geschichte wie bei so vielen Pionieren: 1994 gegründet, ein starkes Demo ein Jahr später – und dann 30 Jahre lang nichts. Laut Band blieb man im tiefsten Underground aktiv, in der verborgenen Szene von Rio Grande do Sul, Porto Alegre, Brasilien. VERTEBRA erspielten sich dort Respekt durch ihre Liveauftritte und ihre Haltung. Dann – lange Funkstille. Jetzt sind sie zurück, mit ihrem lang erwarteten Debütalbum.

Ein klar schnelleres Tempo bringt „Behavior In The Eyes“, wirklich rasant. Wechselnde Melodien, beeindruckende Riffs und infernalische Vocals – böse, fast erstickend. Ein starker Song. „Humanity“ bleibt beim treibenden Rhythmus, melodischer an manchen Stellen, aber voller Wut. Der Track stammt ursprünglich vom Demo vor 30 Jahren, nun neu aufgenommen, mit modernem Sound. Ein seltsames Death-Gefühl liegt über dem Song: Die Vocals erinnern stark an Chuck Schuldiner, auch kompositorisch zeigen sich große Einflüsse der Genreväter. Ein Highlight – damals wie heute.

Solide, aggressive Musik mit deutlichem Death-Einschlag

Das Album bleibt zunächst stark: „Behind The World“ – direkt, wuchtig, mit starkem Riffing. „Overcoming The Void“ zeigt sich technischer und langsamer, mit Tempowechseln und musikalischer Tiefe – erneut ein klarer Death-Einfluss, ein weiterer Höhepunkt. „10,000 And One Nights“ kommt mit melancholischer, mehrschichtiger Gitarrenarbeit, einem kurzen Solo als Zwischenspiel.

Die Produktion hätte klarer sein können. Die Rhythmusgitarre bleibt zu oft undeutlich – dabei würde die Musik genau davon profitieren. Unterschiedliche Klangbilder deuten auf verschiedene Sessions oder wechselnde Ansätze hin. Leicht roh, die Vocals rau und kratzend – mit bösartiger, düsterer Wirkung. Die Rhythmussektion ist sehr gut eingefangen, klarer Bass, druckvolles Schlagzeug. Textlich geht es um das innere Feuer – und den Versuch, es gegen äußere Kräfte zu bewahren.

Die zweite Hälfte verliert sich in dissonanten, uninspirierten Ideen

The Same“, der Titeltrack, bringt verhallte Vocals, Dissonanz, kaum Melodie, bis auf eine Solo-Passage. Ein anderer Ansatz, andere Spieltechnik, insgesamt ein anderer Sound. Progressive Einflüsse blitzen in den Solos auf, stilistisch gemischt, aber nicht überzeugend. Danach „Architecture Of Perspective“ – eklektisch, kompositorisch schwach, nicht ihr bester Moment. Mit „95 Eyes“ wird klar: Die Energie der ersten Hälfte verpufft, nur noch Gitarrensolos können Akzente setzen. Die Vocals klingen noch rauer, noch trostloser.

Arildo LealGitarre/Gesang – ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied, der das VERTEBRA-Erbe bis heute getragen hat. Nach und nach kamen neue Musiker dazu: 2022 Cristiano Hulk am Schlagzeug, dann Tiago VargasBass/Gesang – und schließlich Fernando LuzardoGitarre – komplettierten das Quartett.

Fanatic And Picturesque“ bleibt langsam und blass, „Blessed Are The Forgetful“ beendet das Album – leider im selben Stil: langsam, kraftlos, ohne Biss. Ein letzter kurzer Energiemoment, dann ist Schluss.

Ein zweigeteiltes Werk – erst stark, dann nachlassend

Das Album hat starke Riffs, gute musikalische Ideen, ein paar wirklich einprägsame Passagen. Es war das Warten wert – nach all den Jahren liefern VERTEBRA ein qualitativ gutes Werk ab. Vielleicht nicht ideal produziert oder gemischt, aber mit allem, was Old School Death Metal ausmacht. Leidenschaftlich, ausdrucksstark, und mit dem Drang, ihre Ideen endlich hörbar zu machen. Unausgewogen – ja. Aber dennoch kraftvoll.

Schade nur, dass die zweite Hälfte deutlich schwächer ist: langsamer, uninspiriert, zu oft repetitiv. Doch die erste Hälfte überzeugt mit Technik, Intensität, Spielfreude. Gut, dass sie nicht aufgegeben haben – dieses Album bringt sie zurück ins Spiel.

Fazit: VERTEBRA beweisen mit intensivem Old School Death Metal, dass Comebacks lohnen können – auch wenn nicht alles gleich stark zündet.

Tracklist

01. Oblivion
02. Behavior In The Eyes
03. Humanity
04. Behind The World
05. Overcoming The Void
06. 10,000 And One Nights
07. The Same
08. Architecture Of Perspective
09. 95 Eyes
10. Fanatic And Picturesque
11. Blessed Are The Forgetful

Besetzung

Arildo Leal – Guitars/Vocals
Tiago Vargas – Bass/Vocals
Cristiano Hulk – Drums
Fernando Luzardo – Guitars

Internet

VERTEBRA – The Same CD Review

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