Technischer Thrash Metal aus Griechenland: BENEFACTOR DECEASE präsentieren mit Abnormal Attachments ihr zweites Full-Length-Album. Zehn Jahre nach dem Debüt und ganze fünf Jahre in Arbeit, kann dieses Werk nun endlich das Licht der Welt erblicken.
Aggressiver, schneller Thrash Metal
Mit „Sadistic Satisfactions“ beginnt das Album ungewöhnlich atmosphärisch und langsam: zarte Akustikgitarrenakkorde und eine filigrane Melodielinie, dazu vereinzelt ein paar Riffs – bis das Stück abrupt endet. Ein interessanter Auftakt für ein Thrash-Album. „Archibishops of Death“ bringt dann sofort Tempo und Aggression. Technisch anspruchsvolle, rasend schnelle Riffs, dazu direkte, geschriene Vocals. In der Mitte taucht eine perkussive Passage auf, die stilistisch etwas deplatziert wirkt. Ein kurzes, schnelles, sehr melodisches Gitarrensolo setzt einen Kontrast, bevor die rohe Härte zurückkehrt.
BENEFACTOR DECEASE blicken auf eine komplizierte Bandgeschichte zurück: gegründet, aufgelöst, wiedervereint, dazu immer wieder Albumveröffentlichungen verschoben – eine Mischung aus Pech und den Realitäten des Lebens.
„Imprisonment Atrocities“ beginnt cineastisch mit gesprochenen Passagen, die Vocals fast ins Kreischen gehend. Der Rhythmus ist gut gewählt, die Komposition einfach, aber solide umgesetzt. Ein jazziger Gitarrenabschnitt unterbricht den Fluss, bevor die Aggression wiederkehrt – ein Effekt, der das Tempo eher ausbremst. Insgesamt aber ein guter Headbanger, voller Energie, Wut und technischer Können.
Thrash-Metal-Momente voller Energie und Spielfreude
Auch fremde Elemente fließen in den Sound ein, wie in „Eroticised Felonies“ – atmosphärische, fast ambientartige Gitarren, eine klassische Komposition. Für sich genommen interessant, im Albumkontext jedoch störend für den Gesamtfluss.
Das Line-up der Athener besteht aus Panagiotis „Cut’Throat“ Toufexidis (böse Vocals), den Gitarristen Zissis „Coroner“ und Kostas „Sarcastic“, Bassist Dimitris „Deathlike Silencer“ und Drummer Joni „Moas“, der hier auch Blastbeats beisteuert.
Mit „Acid Stalker“ kehrt das schnelle Tempo zurück: vielschichtige Gitarrenriffs, geschriene Vocals, infernalisches Tempo, großartiges Riffing – ein starkes Thrash-Metal-Highlight. „Technophobic Syndrome“ beginnt mit elektronisch verzerrten, robotischen Vocals, gefolgt von rasendem Tempo und blitzschnellen Solos. Kompositorisch nicht ganz stimmig, aber durch Energie und Geschwindigkeit beeindruckend.
Energie, Wut und technisches Können
Der Titelsong „Abnormal Attachments“ startet klassisch thrashig, doch dissonante Solos und ineinander verwobene Gitarren verleihen dem Stück schnell eine andere Ausrichtung. Solide Riffs wechseln sich mit Passagen ab, die fast in den technischen Death Metal hineinreichen. Viele Rhythmuswechsel und stilistische Brüche ergeben am Ende ein eher zerfahrenes Gesamtbild.
Die Produktion ist klar und ausgewogen, was angesichts der Vielzahl an Ideen beachtlich ist. Die Vocals sind etwas nach hinten gemischt, beeinträchtigen das Hörerlebnis aber nicht. Textlich dreht sich vieles um psychologische, sozialkritische und persönliche Themen – thrashtypisch umgesetzt.
„Urban Decay“ überzeugt mit guten Riffs, stabilem Rhythmus, giftigen Vocals und scharfen Gitarren – eine interessante, fokussierte Komposition mit melodischem Leadpart. „Gospel of the Antichrist“ bringt eine markante Basslinie und beginnt thrashig, driftet dann aber in experimentellere Klangwelten ab. Technisch komplex, aber nicht immer melodisch.
„Violent Reprisal“ ist aggressiv und extrem schnell. Der Abschluss „African Leishmaniasis“ ist riffbetont, strukturell fast progressiv oder gar jazzig, behält jedoch Tempo und Melodik bei – ein gelungener Schlusspunkt.
Solider Thrash-Metal-Output
BENEFACTOR DECEASE besitzen zweifellos enormes technisches Können, verlieren sich jedoch immer wieder in aus dem Kontext fallenden, langsamen Passagen. Einerseits verständlich, um nach Höchstgeschwindigkeit durchatmen zu können, andererseits wirken diese Brüche oft wie Fremdkörper. Kompositorisch will die Band hörbar ihr komplettes Können präsentieren – was gelegentlich zulasten der Kohärenz geht.
Dennoch finden sich auf dem Album zahlreiche starke Riffs und technisch wie energetisch beeindruckende Momente. Die Abwechslung aus treibenden Songs und experimentellen Einsprengseln mag nicht jeden überzeugen, bietet Thrash-Fans aber definitiv genug Stoff zum Abgehen.
Fazit: BENEFACTOR DECEASE liefern mit Abnormal Attachments einen energiegeladenen, aggressiven Thrash-Metal-Trip voller technischer Könnens.
Tracklist
01. Sadistic Satisfactions
02. Archibishops of Death
03. Imprisonment Atrocities
04. Eroticised Felonies
05. Acid Stalker
06. Technophobic Syndrome
07. Abnormal Attachments
08. Urban Decay
09. Gospel of the Antichrist
10. Violent Reprisal
11. African Leishmaniasis
Besetzung
Panagiotis “Cut’Throat” Toufexidis – Vocals
Zissis “Coroner” – Guitars
Kostas “Sarcastic” – Guitars
Dimitris “Deathlike Silencer” – Bass
Joni “Moas” – Drums