Die indischen Thrasher CARNAGE INC. präsentieren mit „Carnage Inc.“ eine kurze EP, die den Namen der Band trägt. Trotz der Kürze ist es ein essentielles Werk für die Band, denn hier bündeln sie die Essenz ihrer Musik: klarer, authentischer Thrash Metal, wie er in den 80ern war.
Nostalgischer Midtempo-Thrash Metal
Eine düstere Atmosphäre prägt das Intro „Summoning“ – symphonische Instrumente und elektronische Klänge in einem disharmonischen Opener, ein durchaus seltsamer Beginn für ein Thrash Metal-Album. „Epik“ hingegen liefert Old School Thrash Metal: guter Rhythmus, solide Riffs, gangshouted Refrains – alle Zutaten sind da. Der Song lehnt sich stark an NWOBHM an, bewegt sich an der Grenze zwischen Heavy Metal und Thrash. Ein Sound, der fest in den Wurzeln des Extreme Metal verankert ist. Dazu ein langes, melodisches Solo. Das Ganze im Midtempo gehalten, mit einer nostalgischen Note, eine Rückkehr zu den frühen Tagen des Thrash. Macht Spaß, ein echter Headbanger. Gleichzeitig komplexer komponiert als viele alte Klassiker: permanente Tempowechsel, eine Abfolge von Riffs, Solos, melodischen Passagen, die sich ständig wiederholen – hier steckt Bewegung drin.
CARNAGE INC., eine Thrash-Metal-Band aus Mumbai, Indien, ist bekannt für ihren Sound, der aggressive Heavy-Musik mit dem klassischen Bay-Area-Thrash verbindet. Gegründet 2011, besteht die Band aus Varun Panchal (Rhythmusgitarre, Gesang), Nikhil Muralidas (Bass) und Malhar Bhanushali (Drums). Als Gastmusiker ist Yash Pujari für die Leadgitarren-Parts auf der EP dabei.
High-Energy-Songs
Das hohe Tempo setzt sich in „Shadowstrike“ fort: wieder dominieren Riffs und Gitarren das Geschehen. Direkter, aggressiver, konfrontativer Gesang – ein Spaßmacher, voller Energie und Leidenschaft. Songwriting-technisch einfacher als der Vorgänger, aber mit schärferen Riffs und treibenden Drums.
„Giganaut“ beginnt langsamer, nimmt aber bald Fahrt auf. Wieder einfache, aber gute Riffs, dazu ein komplexerer Aufbau. Hohe Vocals, erneut gangshouted Parts. Ein Tempowechsel bringt ein schnelles Zwischenspiel, solide Melodie, gute Dynamik in der Komposition. Aggressiv, rebellisch, im schnellen Part voller Energie und Wut. Ein furioses Solo, danach übernimmt die Leadgitarre die Rolle der Rhythmusriffs. Die Vocals schreien sich unermüdlich durch den Song, voller Energie – ein Höhepunkt dieser kurzen EP.
Die Produktion ist gelungen, nicht überpoliert – auch hier bleibt die Band nahe an den Wurzeln, am ursprünglichen Sound. Gitarren klingen bewusst altmodisch, die Drums wirken im Mix etwas unsauber. Der Gesang steht klar im Vordergrund und transportiert Energie und Wut. Am wichtigsten aber: die Gitarren, Rhythmus wie Lead, die dem Gesamtbild den größten Beitrag leisten. Genau so muss es sein. Das Artwork wiederum erinnert an brutale Comics – auch das ein typischer Rückgriff auf alte Zeiten.
Der letzte Song „Deathmark“ lehnt sich stärker an Heavy Metal an: melodische und geschriene Vocals wechseln sich ab. Mehrere Wechsel in Melodieführung und Tempo machen den Song spannend. Geschrien, herausgespien, mit derselben hohen Gesangstechnik – ein Stück, das an viele großartige Bands der 80er erinnert. Keine Kopie, sondern eine gelungene Rückbesinnung. Wieder stärker Heavy Metal als Thrash, aber überzeugend. Technisch, schnell, leidenschaftlich, intensiv.
Kraftvolle Gitarren, schnelle Rhythmen
Das Ganze ruft zweifellos Nostalgie hervor – Erinnerungen an die Anfänge, an den ursprünglichen Sound. Und es zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Fast naiv in seiner Herangehensweise, aber ehrliche, gute Musik. Mitreißende Momente, insgesamt ein unterhaltsames Erlebnis.
Das gleichnamige Album „Carnage Inc.“ mag ein kurzes, ungeschliffenes Werk sein – doch gerade darin repräsentiert es jene rebellische Haltung, mit der Metal einst geschaffen wurde. Keine Feinheiten, keine Details, sondern Rhythmus, kraftvolle Gitarren wie damals, gespielt schnell, voller Leidenschaft und Wut. Die Wirkung: es weckt Erinnerungen.
Mit heutigen Maßstäben ist solche Musik schwer zu beurteilen. Außer, dass man nostalgisch wird. Vor allem, wenn sie so eindeutig als Hommage an die alten Bands und deren Sound gedacht ist. Objektiv betrachtet ist „Carnage Inc.“ ein hörenswertes Erlebnis. Musikalisch bringt es nichts Neues, aber als Stimmung und Atmosphäre überzeugt es – man spürt die Wut, die die Musiker antreibt, und genau das ist das Wesen des Thrash Metal. In diesem Sinne: ein gutes Werk.
Fazit: Mit Carnage Inc. liefern CARNAGE INC. ein nostalgisches, energiegeladenes Thrash-Erlebnis – roh, rebellisch und voller Spielfreude.
Tracklist
1. Summoning (intro)
2. Epik
3. Shadowstrike
4. Giganaut
5. Deathmark
Besetzung
Varun Panchal – Rhythm Guitars, Vocals
Nikhil Muralidas – Bass
Malhar Bhanushali – Drums
Yash Pujari – Lead Guitar