CREATVRE – Toujours Humain

cover artwork CREATVRE Toujours Humain

Band: CREATVRE 🇫🇷
Titel: Toujours Humain
Label: I, Voidhanger Records
VÖ: 01/08/25
Genre: Avant-garde/Progressive Black Metal

Bewertung:

2,5/5

Das fünfte Album des Projekts, das zweite unter dem Namen CREATVRE – die ersten drei wurden noch als CREATURE veröffentlicht. Ungewöhnlich, experimentell, komplex – damit hat sich die Band ihren Ruf erarbeitet, und genau dieser Sound wird auch auf Toujours Humain wieder versprochen.

Elektronik, Effekte und Metal – ein experimentelles Klangbild

Elektronische Klänge, ein Chor, dann eine Gitarre, raue Vocals – das avantgardistische Sounddesign von Syntropie heißt die Hörer:innen willkommen. Ein sehr sanfter Einstieg, der nur langsam metallische Elemente einstreut. Insgesamt dominieren programmierte Effekte und Synthesizer, ein schwacher Auftakt.

Das Soloprojekt von Raphaël Fournier (Slaves of Imperium), Multiinstrumentalist, Songwriter, Produzent – alles auf diesem Album stammt aus seiner Hand. Ursprünglich aus der Bretagne, mittlerweile in Paris ansässig, konnte er mit Éloge de L’Ombre (2021) erste Erfolge erzielen.

Hope Inc. beginnt ebenfalls experimentell, entwickelt aber etwas mehr Dynamik. Interessante Soundlayer, Gitarren tauchen auf, die rauen Vocals werden durch Shrieks und Shouts ergänzt. Ein Song voller Kontraste – von entrückten Melodien bis zu aggressiven Passagen, verschachtelt, progressiv, aber nicht ganz überzeugend.

Das Schema zieht sich durch das ganze Album. Synthesizer bleiben das zentrale Element, während metallische Elemente nur punktuell auftauchen. Das langsamere Plus Humain übertreibt es mit den Effekten, Chant Des Limbes bringt infernalische Growls in einem schleppenden, kaum noch metallischen Song. Symphonische Arrangements (oder eher: synthetisierte) treffen auf Ambient-Elemente – ein eklektischer Stilmix.

Ein Sammelsurium an Klängen, Effekten und Ideen

Die Produktion ist nicht schlecht – alles klingt klar, abgesehen von bewusst verrauschten Passagen – aber sie wirkt überladen und unausgewogen. Vielleicht sogar überproduziert, da jeder Sound durch Effektschleifen gezogen wurde. Keine typische Metal-Produktion, eher wie bei Soundtrack- oder Ambient-Arbeiten. Der Begriff „Avantgarde“ ist hier deutlich überstrapaziert.

R+ X versucht, an Tempo zu gewinnen, bleibt aber fern vom Metal. Trompeten, tremolierte Gitarren und symphonische Synthflächen – und tatsächlich: kurz blitzt mal ein Riff auf. Die Collage wirkt uninspiriert, dissonant, unmelodisch – eine Kakophonie. 810-M4SS startet verheißungsvoller mit einem echten Riff. Der Sound wird schwerer, wirkt industrial-metallisch, die Growls sind wuchtig, leidenschaftlich, episch. Bisher der stärkste Moment auf dem Album.

Die Lyrics erzählen von einer entmenschlichten Welt, in der Technologie und Konsumdenken die Menschlichkeit verdrängt haben. Eine privilegierte Elite herrscht über ein unterdrücktes Volk. Hoffnung wird zur Kontrollmaßnahme, Gewalt und Korruption regieren.

Nach dem kurzen Höhepunkt kehrt das Album zur elektronischen Klangwelt zurück. Toujours En Bas bietet Dramatik mit Sprachsamples, einen wirklich progressiven Abschnitt und einen epischen, emotionalen Chor, allerdings wieder überladen mit Effekten – kein überzeugender Song.

Überambitioniert, detailverliebt und ohne klare Linie

Diffamation bringt einige Gitarren und Tremolo-Elemente, dazu Flüstern, Sprache, Effekte, Synths, Chöre – Musik, die sich in ihren Details verliert. Shaïna soll das große Finale sein, dramatische Vocals, akustische Gitarren, Piano, Saxofon – alles, was Raphaëls Arsenal hergibt, wird aufgefahren. Und ja: dieses Stück funktioniert besser als vieles zuvor – ein solider Abschluss.

Manche Passagen klingen amateurhaft. Es ist ohne Zweifel ein experimentelles Werk – aber mehr Elektronik mit Growls als Metal. Synth-Musik mit gelegentlichen schweren Momenten. Ohne klare Linie, ein Konglomerat musikalischer Ideen, selten melodisch. Black Metal? Kaum, abgesehen von gelegentlichen Gitarrenläufen.

Verschnörkelte Synth-Melodien, vielschichtige Orchestrierungen, komplexe Arrangements – das alles bringt das Album in Nähe zum Progressive-Bereich. Es gibt interessante Ideen, doch sie verschwinden in überladener Umsetzung. Konzeptionell ist das Werk einheitlich, inhaltlich durchdacht – musikalisch wirkt es aber zerfasert. Die Details dominieren das Ganze – ein Werk voller Kontraste, das an seiner Ambition scheitert.

Fazit: Wenig Metal, viel Konzept: ein synthetisch-experimentelles Werk, das trotz Ideenvielfalt kaum überzeugt.

Tracklist

01. Syntropie
02. Hope Inc.
03. Plus Humain
04. Chant Des Limbes
05. R+ X
06. 810-M4SS
07. Toujours En Bas
08. Diffamation
09. Shaïna

Besetzung

Raphaël Fournier  – Voice, Guitars, Bass, Synths, Drums, Trombones, Trumpet, Saxophone 

Internet

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