HARVESTED, eine Death-Metal-Band aus Ottawa, Ontario, Kanada, verbindet Elemente von Slam, Brutal und Technical Death Metal. Ihre Musik zielt darauf ab, die Nostalgie der späten 90er und frühen 2000er mit einem modernen Anstrich neu zu entfachen – und genau das gelingt ihnen auf ihrem Debütalbum Dysthymia.
Aggressiver und technischer Sound
Reiner Death Metal im Old-School-Florida-Stil. „Harvested“, der Song, der auch dem Bandnamen seinen Ursprung gibt, ist ohne Zurückhaltung: aggressiv, technisch anspruchsvoll, dichter Sound. Growls wechseln mit Screams – beides wirkungsvoll und kraftvoll. Die Drums treiben unnachgiebig voran, das Tempo bleibt konstant, das Klangbild mahlend und massiv. Wechselnde Tempos bringen Dynamik, starke Riffs und ein durchdachtes Songwriting. Modern produziert, pointiert gespielt, technisch auf hohem Niveau.
„Repressed Neurosis“ führt den eingeschlagenen Weg konsequent fort: erbarmungslos und wuchtig. Der Einsatz zweier Gesangsregister verstärkt die Wirkung, verleiht der Musik zusätzliche Tiefe. Brutal und schnell, mit starker Rhythmussektion und tighten Riffs – ein aggressiver, brutaler Death-Metal-Track mit technischem Einschlag.
Nach ihrer EP 2022, die sich thematisch mit psychischen Erkrankungen auseinandersetzte, setzen HARVESTED diesen Weg auf dem Longplayer konsequent fort. Inspiriert von Horror und Thriller, drehen sich die Texte weiterhin um die dunklen Seiten des menschlichen Geistes. Dysthymia ist schwerer, aggressiver, musikalisch anspruchsvoller – ein nächster, logischer Schritt.
Dissonant, wütend, technisch
„Unending Madness“ bringt noch mehr Dissonanz ins Spiel, aggressiv und wild, mit durchdachter Rhythmik und einem präzise gespielten Solo. Keine melodischen Spielereien – stattdessen rohe Gewalt, gnadenlose Riffs und eine Rhythmussektion, die den Boden beben lässt. Beeindruckende Technik, starke Gesangsleistung, variabel und kraftvoll. Ein Highlight des Albums.
Mit „Synaptic Confusion“ wird die Komposition noch abwechslungsreicher, die Tempowechsel funktionieren gut und erzeugen ein dynamisches Gesamtbild. „Designed Dilemma“ hält das hohe Level, wird in der zweiten Hälfte jedoch etwas experimenteller, fast schon zu wechselhaft. „Gathered and Deluded“ schlägt mit wütenden Screams und verzweifelten Vocals eine brutale Schneise – knallhart, intensiv, kraftvoll.
Die Produktion ist klar, ausgewogen und klingt sehr modern. Die Vocals stechen besonders hervor – roh, präsent und mit starkem Ausdruck. Der Sound erinnert unweigerlich an Cannibal Corpse, Deicide oder Dying Fetus – Vergleiche, die sich sofort aufdrängen, auch wenn HARVESTED aus einem deutlich größeren Spektrum schöpfen. Die Mischung aus Old-School-Vibe und moderner Umsetzung zieht sich durch das gesamte Album. Die Riffs spielen dabei eine tragende Rolle, neben dem Gesang vielleicht das stärkste Element. Technisch äußerst präzise, jede Note sitzt. Dass HARVESTED das Album selbst produziert haben, hört man: Sie haben genau den Sound getroffen, den sie wollten.
Brutal, technisch, erbarmungslos
Trotz fehlendem Label agieren HARVESTED mit Stolz unabhängig – und schöpfen dabei kreative Freiheit voll aus. Die aktuelle Besetzung: Mitchi Dimitriadis (Gitarre), Adam Semler (Gesang), Vitto Oh (Gitarre), Eric Forget (Bass) und Jacob Collins (Drums).
„Voices of the Void“ überzeugt erneut mit starken Riffs, einem wuchtigen Lead und einem Songaufbau, der auf rohe Kraft statt Komplexität setzt. „Unanchored“ bleibt rhythmisch und schnell, voller Energie und Härte. „The Infestation“ beendet das Album in typischer Manier – radikal direkt, laut, gnadenlos.
Ein beeindruckendes Debüt: HARVESTED liefern einen dichten, ausgereiften Sound ab, halten das Niveau von Anfang bis Ende hoch. Die Produktion ist modern, die Wurzeln spürbar – für alle Old-School-Fans mit Sinn für technische Präzision ein echter Tipp.
Melodie steht hier nicht im Fokus – und das war auch nie die Absicht. Stattdessen setzen HARVESTED auf rohe Härte und massive Wucht. Mit Dysthymia positionieren sie sich als ernstzunehmende Kraft im Genre – ein starkes Statement innerhalb der kanadischen Death-Metal-Szene und darüber hinaus. Für ein Debütalbum ist das beeindruckend: brutal, eindringlich und nachhaltig in Erinnerung bleibend.
Fazit: HARVESTED liefern lupenreinen Death Metal mit technischer Raffinesse, wuchtigen Riffs, packenden Vocals und brachialer Energie.
Tracklist
01. Harvested
02. Repressed Neurosis
03. Unending Madness
04. Synaptic Confusion
05. Designed Dilemma
06. Gathered and Deluded
07. Voices of the Void
08. Unanchored
09. The Infestation
Besetzung
Adam Semler – Vocals
Mitchi Dimitriadis – Guitars
Vitto Oh – Guitars
Eric Forget – Bass
Jacob Collins – Drums