Die schwedischen Meister des Stoner-/Sludge-/Doom Metal präsentieren ein neues Album. Oder doch nicht ganz. Diese LP ist in Wahrheit ihre Debüt-EP von 2015, erweitert um zwei neue Songs und damit in ein vollwertiges Album verwandelt.
DOMKRAFTs selbstbetiteltes Album zeigt das Wachstum und die künstlerische Entwicklung der Band.
Ein sehr grooviger Auftakt, ein transzendentes Gefühl bei “Concrete Waves”. Ein klar hörbarer Bass, dazu ein verspieltes Gitarrenriff. Technisch, voller Rhythmus. Geisterhafte Vocals, cleane Vocals. Eine hallende Atmosphäre. Eher die Stoner-Seite der Band. Langsames, aber punktiertes Tempo. Und alles entwickelt sich zu einem komplexen, psychedelischen Sound, mit verschlungenen Gitarrenlinien – manchmal klingt es wie eine Jamsession, tatsächlich ist es aber eine sehr durchdachte Komposition. Ein langer Song mit repetitiven Akkorden, insgesamt jedoch ein kraftvoller Auftakt des Albums. Ein Highlight.
Mit der Veröffentlichung ihrer selbstbetitelten EP Domkraft im Jahr 2015 machte das schwedische Trio erstmals international auf sich aufmerksam. Seitdem haben sie ihren Sound und ihre Kompositionen konsequent weiterentwickelt. Ihre markanten, wuchtigen Doom-Hymnen sind dabei ihr Markenzeichen geblieben. Zum Jubiläum haben sich DOMKRAFT entschlossen, ihre viel beachtete Debüt-EP neu aufzulegen – diesmal als vollwertiges Album. Zwei bisher unveröffentlichte Songs ergänzen das Originalmaterial und verdeutlichen einmal mehr die Entwicklung und Reife der Band.
“Horses Horses” schlägt mehr in die klassische Doom-Richtung. Auch hier gibt es cleane, aber gequälte, gutturale, fast geschriene Vocals. Langsame Riffs. Dissonante, verzerrte Gitarren. Wieder eine komplexe Komposition, diesmal mit introspektiver Atmosphäre. Sehr ambientales Ende.
Fokus auf verzerrten Gitarren und psychedelischen Klanglandschaften
Obwohl DOMKRAFT über die Jahre ihrer musikalischen Linie treu geblieben sind, zeigt das nordische Trio eine beeindruckende Fähigkeit zur kontinuierlichen Verfeinerung ihres Sounds. Ihre gereiften Kompositionen und das geschärfte Songwriting lassen sich mit jeder Veröffentlichung klarer erkennen. Die aktuelle LP erlaubt einen direkten Vergleich zum Ursprung – man hört deutlich, wie sich ihr Klangbild in den letzten zehn Jahren verändert hat.
“Invaders” beginnt mit einer verzerrten Gitarrenwand. Sehr schöner Abschnitt mit ineinander greifenden Gitarren- und Bassläufen. Ein langer, aber stark strukturierter instrumentaler Song, dessen Melodielinie sich in einem Crescendo entfaltet. Schöne, obsessive Akkordfolgen. Ein musikalisches Highlight. Am Ende eine zerschmetternde Sludge-Atmosphäre.
Die Vocals kehren mit “Treeman” zurück – infernalische Schreie. Auch musikalisch entwickelt sich die Melodielinie weiter und wird komplexer. Verzerrte Passagen fehlen ebenfalls nicht. Fuzz-Gitarren, viel Verzerrung, viele Effekte. Wieder ein sehr langsamer Song. Damit endet der originale EP-Teil.
Das Trio besteht seit Beginn in unveränderter Besetzung – ein Umstand, der den Vergleich zwischen dem alten Material und den neuen Songs umso spannender macht. Denn es sind nach wie vor dieselben Musiker am Werk: Martin Wegeland am Bass und Gesang, Anders Dahlgren am Schlagzeug und Martin Widholm an der Gitarre.
Der erste der zwei neuen Tracks, “Spiral Noises”, startet mit hallender Leadgitarre. Die Vocals klingen distanziert, klagend. Downtuned-Gitarrenriffs. Deutlich mehr Druck als der erste Song. Klarer Bass, aber auch hier ist die psychedelische Seite spürbar. Melodische Leadgitarre. Langsam löst sich alles in Stille auf.
Reifere Kompositionen, erdrückende Atmosphäre
Die Produktion ist hervorragend, sie bringt die Atmosphäre und die durchdachten, dabei oft simplen Songs bestens zur Geltung. Der ausgewogene Bass hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Auch die Gitarrenschichten sind sehr differenziert – vom Downtuning bis zu hohen Solo-Linien. Kleine Unterschiede zwischen den alten EP-Tracks und den neuen Songs sind durchaus hörbar.
“The Bane” zeigt, wie sehr sich die Band in Richtung Doom Metal entwickelt hat. Langsam, erdrückend. Echo-Vocals, Gitarren mit Reverb, eine unheimliche Stimmung. Traurige, introvertierte Atmosphäre. Wuchtige Riffs. Die Komposition ist klarer, minimalistischer – aber immer noch im Crescendo-Stil gehalten. Dominierend sind hier die dröhnenden, tiefgestimmten Gitarren, denen eine helle, melodische Sololinie entgegengesetzt wird. Melancholisch und kraftvoll – ein weiteres Highlight.
Die Songs sind lang, ganz in der Tradition des Doom. Die Melodien entfalten sich langsam und verlangen vom Hörer Geduld, um das Crescendo zu erkennen. DOMKRAFTs Handschrift ist es, Songs zu schreiben, die sich entwickeln – von repetitiven, langsamen Akkorden zu verschlungenen, komplexen, hypnotischen Strukturen.
Sie erschaffen Atmosphäre. Ganz genau die, die sie beabsichtigen. Schwer, erdrückend. In dieser Hinsicht ein beeindruckendes Album. Eine Mischung aus Doom Metal und Sludge-Stoner, getragen von einer obsessiven Melodieführung. Eigentlich trifft es psychedelischer Stoner sogar besser. Fuzz-getriebene Musik. Psychedelischer Riff-Doom, den DOMKRAFT schon von Anfang an kultivierten.
Fazit: DOMKRAFT feiern ihr Debüt neu – mit zwei Extra-Songs und einer Soundentwicklung, die sich hören lassen kann.
Tracklist
01. Concrete Waves
02. Horses Horses
03. Invaders
04. Treeman
05. Spiral Noises
06. The Bane
Besetzung
Martin Wegeland – Bass, Vocals
Anders Dahlgren – Drums
Martin Widholm – Guitars